Der Ludwigshafener Philosoph Ernst Bloch hat in einem zur Redewendung gewordenen Buchtitel die Hoffnung zu einem Prinzip erklärt, das als Grundsatz dem Handeln zugrunde gelegt werden soll. Für das Badische Staatstheater war die fehlende positive Perspektive das große Thema des Jahres und 2021 scheint doppelt Anlaß zur Hoffnung zu geben: aktuell scheint es, als ob in sensationell kurzer Zeit mehrere wirksame Impfstoffe gegen Covid-19 hergestellt wurden und der unterbrochene Spielbetrieb irgendwann nächstes Jahr bzw. zur nächsten Spielzeit (fast) zur Normalität zurückkehren könnte. Und die Landespolitik mag in mancher Hinsicht orientierungs- und ahnungslos agiert haben, doch sie hat sich richtig entschieden; es wird den dringend erforderlichen personellen Wechsel durch den Abgang von Intendant Peter Spuhler geben. Es wird virusbedingt ein verlorenes Jahr sein, eine verlorene Spielzeit, für Künstler, Mitarbeiter und Zuschauer. Doch das Badische Staatstheater hat viele treue Fans und Freunde und die Sehnsucht nach gutem Theater, Oper und Ballett ist groß. Bis zu 85.000 Seitenaufrufe/Monat verzeichnete dieser Blog in diesem Jahr und buchstäblich hunderte E-Mails und Nachrichten erreichten den Verfasser dieser Zeilen - mehr als geordnet zu kommentieren und beantworten waren, manch einer fand sich hier nicht wieder oder blieb echolos, es ging in diesem seltsamen Jahr leider nicht anders. In diesem Sinne herzlichen Dank an alle, die mich kontaktierten, Kommentare schrieben, Hinweise und Informationen lieferten und denen das Badische Staatstheater am Herzen liegt. Wenn das Badische Staatstheater wieder seine Türen öffnet, warten Gianni Schicchi (in der Regie von Anja Kühnhold und Armin Kolarczyk in der Titelrolle) sowie Opernarien und -duette von Giuseppe Verdi, Toni Erdmann (anscheinend mit Timo Tank in der Titelrolle), und der Feuervogel als Ballett. Der Autor dieses Blogs kann nicht umhin, hoffnungsfroh nach vorne zu schauen und bereits Vorfreude auf diese Vorstellungen und auf die kommende Spielzeit zu empfinden.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
Donnerstag, 24. Dezember 2020
Dienstag, 1. Dezember 2020
Die Rückkehr der Zukunft
Offizieller Neubeginn zum Spielzeitende
Seit 2. November ist der Spielbetrieb epidemiebedingt unterbrochen, die Politik hat kürzlich auf 3 Monate erhöht, bis zum 31.01.2021 wird es keine Vorstellungen geben. Und auch der Rest des Winters steht unter viralem Vorbehalt. Mit dem angekündigten Impfstoff scheint zumindest ab der kommenden Spielzeit 2021/22 eine Rückkehr zur Normalität möglich. Das Badische Staatstheater erhält darüber hinaus eine zweite Gelegenheit, den Blick nach vorne zu wenden: Der Verwaltungsrat hat beschlossen, den Vertrag mit Generalintendant Peter Spuhler aufzulösen, und zwar zum Ende der Spielzeit.
Samstag, 28. November 2020
Erosion statt Konsolidierung
Am Montag, 30. November 2020 tagt der Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters und wird die angekündigte Trennung von Intendant Peter Spuhler beschließen. Ob es sogar zu einer sofortigen Freistellung kommt oder erst zum Spielzeitende der Abschied vollzogen wird, scheint noch in der Diskussion. OB Mentrup hat sich nun ausführlich gegenüber dem VAN Magazin (das bereits im Juli vorbildlich berichtete - mehr hier) im Interview geäußert und noch mal seine Sicht der Situation dargestellt. Mentrup bestätigt, daß es in den vergangenen Monaten nicht zu einer Konsolidierung, sondern zu einer fortschreitenden Erosion am Staatstheater gekommen ist. Das ganze Interview findet sich hier: https://van.atavist.com/interview-mentrup
Donnerstag, 19. November 2020
Abrücken aus politischem Kalkül?
Beim SWR kommentiert Marie-Dominique Wetzel kritisch den langen Weg bis zur politischen Einsicht von Ministerin und Oberbürgermeister in die Realität und der Vertragsauflösung mit Peter Spuhler:
Mittwoch, 18. November 2020
Patriarchendämmerung (30)
Vorzeitige Vertragsauflösung mit Generalintendant Peter Spuhler
Kunstministerin Theresia Bauer und OB Frank Mentrup empfehlen dem Verwaltungsrat, den Vertrag mit Generalintendant Peter Spuhler im gegenseitigen Einvernehmen aufzulösen. Der Intendant soll bereits Zustimmung signalisiert haben. Zum Beginn der Spielzeit 2021/2022 gibt es also den von vielen erhofften Neustart.
Mittwoch, 4. November 2020
Patriarchendämmerung (29)
"Hängepartie muß beendet werden"
Oberbürgermeister Mentrup hat in der Angelegenheit um das Fehlverhalten von Intendant Peter Spuhler nicht nur eine schlechte Figur gemacht, sein Verhalten wurden von vielen als arrogant, von oben herab und unverschämt wahrgenommen - eher ein Anti-Sozialdemokrat, nicht wirklich wie ein SPD-Vertreter. Im Vorfeld der bevorstehenden Oberbürgermeisterwahl im Dezember 2020 hat er dadurch Boden verloren, denn niemand, dem das Badische Staatstheater und seine Mitarbeiter am Herzen liegen, kann guten Gewissens seine Stimme für ihn abgeben. Man kann eine Wahl zweifellos auch ohne Theatermitarbeiter, Theaterfreunde, deren Angehörige und Freunde gewinnen, allerdings scheint es um Mentrups Leumund schlechter zu stehen, als vor der letzten Wahl. Eine offene Flanke, in die auch andere OB-Kandidaten stoßen und sich gegen Mentrup und die weitere Herunterspuhlerung des Badischen Staatstheaters positionieren. "Nach den vielen Gesprächen, die ich geführt habe, bin ich zu der
Überzeugung gelangt, daß eine Lösung mit einer oder einem neuen
Generalintendanten her muß", erklärt OB-Kandidatin Petra Lorenz, "die
jetzige Situation auch nach der Sommerpause ist untragbar". OB-Kandidat Sven Weigt positioniert sich ebenfalls für einen Neustart: "Nach den intensiven Gesprächen, die ich geführt habe und die mich eine
große Verbundenheit aller Beteiligten mit dem Badischen Staatstheater
spüren ließen, kann ich mir nicht vorstellen, wie eine vertrauensvolle
Zusammenarbeit mit der jetzigen Generalintendanz in der Zukunft möglich
sein soll." Wenn das Triumvirat aus Ministerin Bauer, OB Mentrup und Intendant Spuhler als rückständige Hoheiten eine Entscheidung gegen einen Neustart dem Theater aufzwingen wollen und damit das Wohl einzelner über das vieler stellt, wäre das eine demokratische Farce, die spalten statt versöhnen will.
Montag, 2. November 2020
1. Sonderkonzert, 01.11.2020
Es gibt Bühnenerlebnisse, die unvergeßlich sind. Das gestrige 1. Sonderkonzert wird bei manchen Besuchern in solch dauerhafter Erinnerung bleiben. Alle fünf Klavierkonzerte Ludwig van Beethovens in einem Konzert!?! Was für eine wagemutige Ausdauervirtuosenleistung des Pianisten Gerhard Oppitz und was für eine wunderbare Konzertidee (dafür bereits ein herzliches Bravo! und Danke! an Solist und Dirigent). Am Vorabend verschärfter Corona-Maßnahmen wurde den Besuchern (die den Mund-/Nasenschutz auch während des Konzerts tragen mußten) mit 2 Pausen über 4,5 Stunden ein kultureller Zehrvorrat für die kommenden Wochen mitgegeben, der als außergewöhnliches Konzerterlebnis länger nachwirken sollte.
Dienstag, 27. Oktober 2020
Patriarchendämmerung (28)
"Karlsruher Zustände kein Einzelfall: Intendant Peter Spuhlers Zeit in Heidelberg"
oder
Ein "neodfeudaler Machthaber" als Wiederholungstäter?
Der SWR berichtete letzte Woche (mehr hier), was bereits bekannt war (mehr hier): Intendant Spuhler scheint Wiederholungstäter, "Wutanfälle" und Schikane gab es bereits in Heidelberg.
2. Symphoniekonzert, 26.10.2020
Das 2. Symphoniekonzert der Pandemie-Spielzeit begann unruhig und erregt, wurde dann gelassen erhaben und klang zärtlich aus.
Sonntag, 18. Oktober 2020
Lehár - Die lustige Witwe, 17.10.2020
Krisen brauchen Komödien
Die erste Premiere im Musiktheater seit Februar konnte gestern stattfinden. In Baden-Württenberg wird ab Montag die Corona-Alarmstufe erhöht, das Robert-Koch-Institut meldete den dritten Tag in Folge ein neues Allzeithoch an Corona-Neuinfektionen und deutlich steigende Reproduktionszahlen. Wie im März, als die Politik das öffentliche Leben bei geringeren Zahlen zum Erliegen brachte, drohen neue harte Maßnahmen. Was bietet sich quasi am Vorabend einer stark aufflammenden Pandemie besser an, als sich zu amüsieren? Wer weiß, ob die Theater nicht bald wieder schließen müssen? Wer gestern Die Lustige Witwe in Karlsruhe erlebte, wird wohl besser temperiert und gelassener in die nächsten Tage gehen, die Freude, endlich mal wieder zu singen, zu spielen und zu musizieren war deutlich bemerkbar und übertrug sich aufs Publikum, das dann auch deshalb lange applaudierte, um Künstlern, Musikern und sich selber Zuversicht zuzuklatschen.
Patriarchendämmerung (27)
Führungskrise durch Politikversagen
Langsam aber deutlich rücken die künstlerisch Verantwortlichen von einem Verbleib des Intendanten ab. Die Karlsruher Ballettdirektorin Bridget Breiner hat sich im Interview mit den BNN (und zwar hier) auch zur Krise um Intendant Peter Spuhler geäußert und relativiert dabei auch die Aussage von OB Mentrup, daß sich die Spartenleiter angeblich nicht gegen eine Zusammenarbeit mit dem Intendanten ausgesprochen hätten: "Daß man nicht gegen
etwas ist, bedeutet nicht automatisch, daß man dafür ist. ... Aber was von den
Theaterträgern bei der Vollversammlung der Belegschaft über die Aussagen
der Spartenleiter verkündet wurde, hat mich schon überrascht. Denn es
war – zumindest was mein Gespräch betrifft – großzügig interpretiert. Die
Frage, ob ich persönlich mit Peter Spuhler arbeiten kann, könnte ich
zwar bejahen. Aber das ist gar nicht die Frage, um die es hier geht.
Sicher: Wir sind die nächste Ebene, und wenn wir Dinge übernehmen
sollen, müssen wir dazu bereit sein. Letztlich aber geht es um das Haus
mit allen seinen Mitarbeitern. Und da ist mein persönliches Gefühl, daß
wir mit der Situation etwas allein gelassen werden."
Sonntag, 11. Oktober 2020
Virusbedingte Programmänderungen
Das Badische Staatstheater muß nun einräumen, was seit dem Sommer erwartet wurde: manche Programmpunkte der Spielzeit können nicht wie geplant auf die Bühne kommen. Zu großes Orchester, zu viel Chor, zu viel Nähe - es wird eine Spielzeit der kleinen Ansätze. Folgende erste Änderungen sind nun bekannt:
Donnerstag, 8. Oktober 2020
Der späte Strauss, 08.10.2020
Die Stimmung zur Intendanz
Die Karlsruher Oper hat als Sparte am stärksten gelitten unter der Herunterspuhlerung durch den Intendanten. Daß die Händel Festspiele ihren Status halten konnten, erklären manche mit deren internationalen Reputation, in deren Licht der Intendant sich sonnen konnte. Doch ansonsten dominiert eine ambitionslose und magere Hausmannskost. Insbesondere Richard Strauss kommt seit Jahren zu kurz, die Pflege seines Werkes findet in Mannheim statt (mehr hier), wo es zuletzt im Januar die zehntägigen Richard Strauss Tage gab. Karlsruhe hingegen scheint bis auf die Händel Festspiele inzwischen abgehängt. Doch auch hier ist mit dem neuen GMD Georg Fritzsch ein Hoffnungsschimmer am Horizont, auch wenn das Covid-19 Virus im 1. Symphoniekonzert Strauss' Alpensymphonie verhinderte und die geplante Opernpremiere der schweigsamen Strauss sinnvollerweise auf einen Zeitpunkt verschoben werden könnte, an dem das ganze Orchester Strauss zelebrieren kann. Man muß Fritzsch dankbar sein, daß er als kleines Lebenszeichen der Strauss-Pflege in Karlsruhe ein kurzes 75minütiges Programm unter dem Titel Der späte Strauss ins Programm genommen hat. Ein Konzert einerseits als Hoffnungsschimmer für eine Wiederbelebung der Karlsruher Oper nach dem Abgang des Intendanten. Ein Konzert andererseits, das in Betracht der Vorfälle um Intendant Spuhler zur Stimmung paßt.
Mittwoch, 7. Oktober 2020
Neuer Operndirektor gesucht
Bei den Stellenanzeigen des Deutschen Bühnenvereins finden sich auch Offerten des Badischen Staatstheaters (und zwar aktuell hier). Dort wird ab der Spielzeit 2021/22 ("früherer Einstieg erwünscht") ein neuer Operndirektor gesucht. Nicole Braunger wird also das Badische Staatstheater verlassen. Intendant Spuhler benötigt den vierten Operndirektor innerhalb eines Jahrzehnts, die Ursache kann man nach dem Abgang aller Operndramaturgen unschwer identifizieren. Braunger scheint kein Vertrauen in die eingeleiteten Maßnahmen zur Eindämmung von Intendant Spuhler zu haben.
Man sucht auch eine Assistenz des Generalintendanten in
Elternzeitvertretung, eine kuriose Anforderungen scheint in Hinblick auf
den Intendanten formuliert: "Besondere Sensibilität im Umgang mit dem künstlerischen Personal und deren Belangen."
Sonntag, 4. Oktober 2020
Die neuen Todsünden, 03.10.2020
Vieles paßt nicht zusammen und will nicht funktionieren bei der ersten großen Produktion der Spielzeit. Die sieben "Kurzdramen" zum altertümlich und sogar reaktionär anmutendem Thema Todsünde, die gestern im Karlsruher Schauspiel Premiere hatten, sind heterogen und leiden unter fehlender Qualität und Haltungsschäden vieler Texte, die teilweise peinlich plakative Geschichten erzählen. Die Geschichten rangieren zwischen Etikettenschwindel (es geht gar nicht um Sünde) und moralischem Pfaffentum (denn erneut sieht man vorgekautes und vorgegaukeltee Relotius-Theater: man konstruiert sich eine plumpe schwarz-weiße Handlung, um künstlich den Zeigefinger heben zu können und sich als selbsternannte Moralwächter aufzuspielen). Das fast vierstündige spartenübergreifende Potpourri mit Schauspielern, Sängern und Tänzern erwies sich als Pseudo-Spektakel, das fast eine Totalpleite geworden wäre, wenn nicht nach der Pause Timo Tank durch große Schauspielkunst aufgetrumpft hätte.
Donnerstag, 1. Oktober 2020
Despentes - Apokalypse Baby, 30.09.2020
Affektierte Leere
Romane sind keine Theaterstücke. Um erzählte Geschichten auf die Bühne zu bringen, braucht man einen Autor, der Epik in Dramatik überführen kann - und das scheitert regelmäßig. Im März, kurz bevor die Corona-Maßnahmen zur Schließung der Theater führten, versuchte sich das Karlsruher Schauspiel mit mäßigem Erfolg am Susan-Effekt (mehr hier). Neun Monate später scheint man weder weiter noch überzeugender. Die Inszenierung von Apokalypse Baby wirkt unbeholfen und überfordert.
Mittwoch, 30. September 2020
Patriarchendämmerung (26)
Vorgerstern hat die BNN ein Interview mit Georg Fritzsch gebracht (online nach Registrierung aktuell hier), indem der neue GMD den schlechten Ruf von Intendant Peter Spuhler bestätigt. Angesprochen auf die durch dessen Führungsstil ausgelöste Krise berichtet Fritzsch: "Die Diskussion an sich überrascht mich nicht, denn unter Theaterleuten
ist die Situation in Karlsruhe schon länger bekannt." Tja, nur der Verwaltungsrat zeigte sich überrascht von der Eskalation und will von nichts gewußt haben.
Zweifel an einer Zukunft mit Peter Spuhler, der irgendwie an seinem Posten kleben will, äußert der GMD indirekt: "Daher kann ich nur hoffen, daß die nun in Gang gesetzten Entwicklungen
wirklich zukunftsorientiert ablaufen und es ermöglichen, daß wir uns
wieder auf das Wesentliche konzentrieren können, nämlich Kunst zu
machen." "Wirklich zukunftsorientiert" ist weder das Generalintendantenmodell noch eine Leugnung der Realität: nur noch wenige Politiker halten an Spuhler fest, doch mehrheitlich ist ihm das Vertrauen entzogen.
Fritzsch selber konnte übrigens für seinen Verantwortungsbereich offenkundig eine Einflußnahme durch den Intendanten verhindern: "In den
Vertragsverhandlungen habe ich immer offen und ehrlich klargemacht, daß
Handlungsfreiheit für mich eine Grundvoraussetzung ist. Insofern habe
ich selbst kein Problem. Aber die Situation im gesamten Haus macht mir
Sorgen."
Dienstag, 29. September 2020
1. Symphoniekonzert, 28.09.2020
Kultur ist Glücksversprechen
Nach 204 Tagen ohne Theaterbesuch endete für den Verfasser dieses Blogs gestern die längste staatstheaterfreie Periode seit über drei Jahrzehnten und die Vorfreude auf das Orchester, den neuen GMD und Beethoven hatte sich gebirgig aufgetürmt. Das Glücksversprechen wurde eingelöst. Georg Fritzsch ist aktuell der Hoffnungsträger am Badischen Staatstheater, er steht für das, was Intendant Spuhler dem Publikum und den Mitarbeitern des Badischen Staatstheaters verweigert: einen unbelasteten Neuanfang. Fritzsch ist nicht wie andere Spartenleiter in den letzten Jahren gezwungen, wegzuschauen, zu ignorieren oder zu relativieren oder lieber zu gehen, als den Windmühlenkampf gegen ahnungslose Politiker und selbstherrliches Führungspersonal aufzunehmen. Fritzsch kann sagen, was ist, er muß sich nicht in die Schweigespirale einfügen. Er wird auch daran gemessen werden.
Dienstag, 22. September 2020
Patriarchendämmerung (25)
Saisonstart im Stimmungstief (3)
Der SWR bleibt dran an der Intendantenkrise, das Auftreten von Intendant Peter Spuhler zum Saisonauftakt beim Theatertag wird deshalb auch deutlich kritisiert: "Wenn jemand im Saal gewesen wäre, der nichts wüßte von der heftigen Kritik seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an seinem Führungsstil, von dem Vertrauensverlust und der tiefen Krise, in die Peter Spuhler das Theater gestürzt hat, man hätte nach dieser kurzen Ansprache den Eindruck haben können, diese Krise hätte nichts mit ihm zu tun. Persönliche Betroffenheit und Verantwortungsübernahme sieht anders aus."
Der ganze Beitrag findet sich hier: https://www.swr.de/swr2/buehne/auftakt-der-spielzeit-am-badischen-staatstheater-corona-und-andere-krisen-100.html
Samstag, 19. September 2020
Patriarchendämmerung (24)
"Deckel drauf und weiter so?" fragt der SWR (und zwar hier). "Der Personalrat hat mir von großer Skepsis unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern berichtet“, sagt Marie-Dominique Wetzel. Man habe die Befürchtung, daß man von Seiten der Theaterleitung, aber auch von Seiten der Politik auf Zeit spiele."
Montag, 14. September 2020
Vorschau auf die Spielzeit 2020/21 des Badischen Staatstheaters
Nach den Skandalen um Intendant Spuhler ist der Kollateralschaden groß und aus Überdruß am Intendanten wird manchem die Freude auf die kommende Saison fehlen. Peter Spuhler ist als Intendant untragbar und eine Belastung für das Badische Staatstheater geworden. Die Sommerpause brachte ihm hoffentlich etwas Frischluft und Einsicht in seine Situation, die es angesichts der Proteste von allen Seiten gegen seine Intendanz aus demokratischem Anstand gebietet, den Weg frei zu machen für einen Neustart.
Was kann man von der bevorstehenden Spielzeit erwarten? Andere Theater haben frühzeitig erkannt, daß das Covid19-Virus nicht einfach verschwinden wird und ein Impfstoff frühestens 2021 zur Verfügung steht und einen entsprechenden Spielplan entwickelt. Die Pandemie wird voraussichtlich auch den Großteil der kommenden Spielzeit beeinträchtigen, wie sehen also die Pläne des Badischen Staatstheaters aus? Wenige Tage vor Saisonbeginn tappt man auch als Abonnent teilweise noch im Dunkeln, doch es zeichnen sich Konturen ab. Der Intendant hat es anscheinend auch hier verpaßt, rechtzeitig die Realität anzuerkennen.
Freitag, 4. September 2020
Patriarchendämmerung (23)
Der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup hat bei den Enthüllungen über die Intendanz von Peter Spuhler eine schlechte Figur gemacht und auch weiterhin scheint er Probleme damit zu haben, Ursachen und Symptome auseinander zu halten. Im Sommerinterview des SWR (mehr hier) bezeichnet Mentrup die Krise zwar als "eine der zwei schwierigsten Herausforderungen" in seiner zurückliegenden Amtszeit, allerdings sieht er weiterhin die Vorfälle als minderschwer und nicht ausreichend, um den Intendanten freizustellen oder zu beurlauben. Das dürfte viele überraschen, bedeutet es doch im auf die Allgemeinheit übertragenen Sinne, daß seines Erachtens jahrelange, wiederholte und schwere Fälle der Schikane und damit deren Abkömmlinge wie Drangsalierung und Diskriminierungen, Mobbing, Rassismus und Repressalien, auch dann vorkommen dürfen, wenn sie nicht auf Augenhöhe begangen werden und aus der Position eines Vorgesetzten keine besondere Schwere haben. Weiterhin geht Mentrup auf Konfrontation mit Mitarbeitern und Kritikern, die er anscheinend als Nestbeschmutzer sieht.
Mittwoch, 2. September 2020
Patriarchendämmerung (22)
Dienstag, 1. September 2020
Bayreuth Baroque
In Bayreuth gibt es nicht nur Wagners Festspielhaus. Das wunderschöne Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth ist prädestiniert für ein Barockfestival. Vom 3. bis zum 13. September findet nun zum ersten Mal Bayreuth Baroque (mehr hier: https://www.bayreuthbaroque.de/) statt. In den kommenden Jahren soll es jährlich stattfinden, künstlerischer Leiter ist Max E. Cencic. Der frühere Karlsruher Dramaturg Dr. Boris Kehrmann (mehr hier) ist auch dabei und betreut die Operninszenierung von Porporas Carlo Il Calvo, bei der unter anderem auch Franco Fagioli, Max E. Cencic, Julia Lezhneva, Dirigent George Petrou mit seinem Armonia Atenea mitwirken. Die aktuelle Viruskrise hat auch hier ihre Auswirkungen, doch es gibt Videostreams und Radio-Übertragungen.
Mittwoch, 26. August 2020
Patriarchendämmerung (21)
Wie man es auch wendet, die Ursache für die toxische Arbeitsatmosphäre und die Schieflage des Badischen Staatstheaters liegt in der Person des Generalintendanten. Wenn die Politik konstruktiv die Mißstände aufarbeiten wollte, sollte man das Verhalten des Intendanten und seine Methode des Mikromanagements (arbeits-)psychologisch durchleuchten und die Ursachen dafür analysieren. Die Symptome seiner Methode sind verheerend. Mikromanagement ist einerseits bekanntermaßen ein Motivationszerstörer und Arbeitsmoralvernichter, ein Ausbremser von Talent und Potential und Ursache von innerer oder tatsächlicher Kündigung, Depressionen und eines erhöhten Krankenstand, anderseits hat es Spuhlers Methode des Mißtrauens, des an allem beteiligt zu sein, alles zu überwachen und alles zu entscheiden, nicht verhindert, daß es offensichtlich übergriffiges Verhalten seines direkten Untergebenem im Kinder-/Jugendtheater gab, das durch ein Instagram-Konto (https://www.instagram.com/bustedupstaatstheater/) aufgedeckt wurde.
Dienstag, 25. August 2020
Patriarchendämmerung (20)
Montag, 10. August 2020
Patriarchendämmerung (19)
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Intendant Peter Spuhler wegen des Verdachts auf Untreue, unschöne Enthüllungen und Skandale in diverser Hinsicht stellen seine Intendanz lautstark in Frage, doch nicht nur in Karlsruhe ist der Intendant inzwischen eine Belastung, auch in Gremien und Verbänden kann man die Skandale um die Karlsruher Intendanz nicht ignorieren. Der Landesverband Baden-Württenberg beim Deutschen Bühnenverein hat anstelle von Peter Spuhler den Intendanten des Theaters Ulm Kay Metzger als Stellvertreter der Intendanten in den Vorstand des Landesverbands gewählt.
Donnerstag, 30. Juli 2020
Patriarchendämmerung (18)
oder
"So foul a sky clears not without a storm"
Wer Theaterkrisen mit Theaterweisheiten analysieren wollte, kann sich stets bei Shakespeare umsehen. Es ist etwas faul am Badischen Staatstheater und ein Sturm hat die Sicht aufgeklärt. Doch nun? War der Sturm ausreichend oder ziehen sich die trüb-fauligen Verhältnisse erneut zu? Die Sommerpause im August verschleppt die Krise nach den Enthüllung über Intendant Spuhler und den Mißständen am Badischen Staatstheater in den Herbst. Nun legt das Berliner VAN Magazin nach (und zwar ausführlich und lesenswert hier) und deckt neue Einzelheiten auf: "Gegen ein Mitglied des Ensembles wurde wegen einer mutmaßlichen Vergewaltigung, die im Januar 2019 am Rande einer Premierenfeier begangen worden sein soll, von der Staatsanwaltschaft Karlsruhe Anklage erhoben. Nach einer Anzeige des ehemaligen Verwaltungsdirektors Michael Obermeier läuft gegen Generalintendant Peter Spuhler ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue."
Montag, 27. Juli 2020
Patriarchendämmerung (17)
Freitag, 24. Juli 2020
Patriarchendämmerung (16)
Es ist einsam geworden um Intendant Peter Spuhler und gerade nun würde man ihm Freunde wünschen, die ihn unterstützen und ihm raten, loszulassen und Abstand zu gewinnen. Nur noch wenige Politiker halten an ihm fest und bereuen inzwischen wohl, daß sie nicht rechtzeitig den Absprung gewagt haben. Hätte Spuhler persönliche Konsequenzen gezogen, wäre vieles in dieser Deutlichkeit gar nicht erst geschrieben und gesagt worden. Doch nun ist die Liste der Vorwürfe, Stellungnahmen und Erklärungen gegen ihn lang. Aktuelle und frühere Mitarbeiter (hier), der Personalrat des Badischen Staatstheater (hier) sowie sie Orchestervorstände der Badischen Staatskapelle und die Chorvorstände des Badischen Staatsopernchors (hier), die Zuschauervereinigung Freunde des Badischen Staatstheater (hier), der scheidende Generalmusikdirektor Justin Brown (hier) oder die Kulturschaffenden Karlsruhes, der freien Szene und der Kunstinstitutionen, die mit Peter Weibel vom ZKM an der Spitze prominent vertreten sind (hier) - sie alle verneinen oder bezweifeln stark, daß der Intendant noch tragbar ist. "Wie soll aber die Zukunft eines Theaters ausschauen, wenn die meisten Kolleginnen und Kollegen mit dem Intendanten nicht mehr arbeiten wollen?"
Donnerstag, 23. Juli 2020
Patriarchendämmerung (15)
Die Kulturschaffenden Karlsruhes, der freien Szene und der Kunstinstitutionen unterstützen die Mitarbeiter des Badischen Staatstheater in einem Offenen Brief und schließen sich der Kritik Justin Browns in den BNN (mehr hier) an. Die Erklärung hat es in sich, u.a heißt es: "Der Intendant und die Politik verhindern eine bessere Zukunft für das Staatstheater. Wie soll aber die Zukunft eines Theaters ausschauen, wenn die meisten Kolleginnen und Kollegen mit dem Intendanten nicht mehr arbeiten wollen? Offensichtlich will nur die Politik, die ja selbst nicht im Theater arbeitet, mit dem Intendanten weiterarbeiten. Der Beschluß des Verwaltungsrates will ja, daß alles beim Alten bleibt, beim schlechten Alten."
Mittwoch, 22. Juli 2020
Patriarchendämmerung (14)
Karlsruhes Oberbürgermeister Mentrup (SPD) wird nach seinem Auftritt vor den Mitarbeitern des Badischen Staatstheater am vergangenen Freitag (mehr hier) im Theaterumfeld so schnell keine Freunde mehr finden, sein Krisenmanagement wird parteiübergreifend und auch von der eigenen Partei heftig kritisiert. Justin Brown fand deutliche Worte (hier). Dennoch sollte man darauf achten, was Mentrup zu sagen hat. Der OB hat Spuhler eine Frist bis November gesetzt. Auch Politiker der Stadt nahmen Stellung:
Dienstag, 21. Juli 2020
Patriarchendämmerung (13)
Montag, 20. Juli 2020
Herzlichen Dank!
Vielen Dank für Ihre zahlreichen Nachrichten, allerdings habe ich in den vergangen Tagen so viele E-Mails und Mitteilungen bekommen, daß ich für die Aufarbeitung und Beantwortung bis in die nächste Woche benötige. Bitte haben Sie ein wenig Geduld.
Bitte haben Sie auch dafür Verständnis, daß ich nicht alle Kommentare veröffentliche. Gerade wenn sie sehr polemisch sind, gewagte Vergleiche beinhalten und nicht der Intendant, sondern die Privatperson gemeint sein könnten, bewerte ich die Mitteilung als persönliche Nachricht an mich. Ich kann mir gut vorstellen, wie groß der Groll gegen den Intendanten ist, gerade Angehörige die verzweifelte Mitarbeiter erlebt haben, suchen ein Ventil für aufgestauten Schmerz. Allerdings will ich bei allem Verständnis die Stimmung in diesem Blog nicht eskalieren lassen und den Ton gesittet halten.
Es scheint bei manchen Browsern ein technisches Problem zu geben, manche Kommentare kommen nicht bei mir an. Wie mir berichtet wurde, schickt man den Kommentar zwar ab, das Kommentarfeld ist plötzlich leer, aber es passiert dann nichts. Das liegt außerhalb der technischen Konfigurationsmöglichkeiten und ist meistens nur vorübergehend. Bitte zwischenspeichern Sie Ihre Nachricht, bevor Sie sie losschicken, sonst ist sie ggf. irreparabel verschwunden.
Druckkörper Theater
Samstag, 18. Juli 2020
Patriarchendämmerung (12)
Abreißen und neu bauen?
Freitag, 17. Juli 2020
Patriarchendämmerung (11)
Manch einer mag sich wünschen, daß Schillers Weisheiten bei Kulturpolitikern bekannter sein sollten. Als Intendant scheint Peter Spuhler inzwischen untragbar, doch hat er einen Vertrag bis 2026 und verdient bis dahin, wenn man den Gerüchten glauben kann, ca 1,3 Mio €, auf die er wahrscheinlich nicht freiwillig verzichten wollte. Wer sollte ihn denn auch sonst noch engagieren, nach dem, was nun im Juli alles ans Licht kam. Die Reputation ist dahin, eine Chance hätte darin bestehen können, wenn der Intendant auf den Posten verzichtet und sich von sich aus zurückgezogen hätte, er bspw. mittels eines Sabbaticals mit berufspsychologischer Fortbildung daran gearbeitet hätte, sich besser in den Griff zu bekommen, um dann geläutert und mit Demut eine neue Herausforderung zu suchen. Diesen schwereren Weg wollte der Intendant offensichtlich nicht gehen. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt's sich's ziemlich ungeniert. Die Fähigkeit, sich schämen zu können, ist rezessiv, man macht einfach weiter und zieht keine Konsequenzen. Und auch in Karlsruhe kann man dies nun beobachten. Niemand will den Intendanten noch auf diesem Posten, Mitarbeiter- und Zuschauerorganisation haben ihm das Vertrauen entzogen und sich gegen ihn ausgesprochen. Wer wollte nun noch an seinem Posten kleben, wer würde nicht den Eindruck haben, mit seinem Verbleiben mache man sich lächerlich? Die Kulturpolitiker des Verwaltungsrats haben es nicht geschafft, den Intendanten als peinliche Gestalt zu verhindern, den Schaden haben die Mitarbeiter und die Zuschauer, die sich mehrheitlich einen unbelasteten Neustart gewünscht haben dürften. Es heißt zwar Politik verderbe den Charakter, es gilt aber auch umgekehrt manche Charaktere verderben die Politik. Ministerin Bauer, OB Mentrup und der Verwaltungsrat haben heute und in den Jahren zuvor einiges dazu beigetragen, die Politik in Verruf zu bringen. Nun haben sie entschieden, daß Peter Spuhler weiterhin als Generalintendant bis 2026 viel Geld verdienen darf. Der Verwaltungsrat will aber "mit einem großen Maßnahmenangebot die Krise wieder in den Griff bekommen", berichtet die BNN (und zwar hier).
Patriarchendämmerung (10)
Dienstag, 14. Juli 2020
Patriarchendämmerung (9)
Die Orchestervorstände der Badischen Staatskapelle sowie die Chorvorstände des Badischen Staatsopernchors haben in einer Stellungnahme die Vorwürfe gegen Intendant Spuhler untermauert, verteidigen den Personalrat und üben namentlich Kritik an einigen Mitgliedern des Verwaltungsrats:
Patriarchendämmerung (8)
Das eigene Haus steht bereits gegen ihn, die Enthüllungsskandale sind mehr als nachteilig für seinen Ruf, nun ziehen die Freunde des Badischen Staatstheaters (mehr hier) als größter Unterstützerverein in einer Stellungnahme für den Verwaltungsrat "eine ernüchternde Bilanz aus neun Jahren Intendanz", sprechen "von einer wachsenden Enttäuschung mit der Intendanz Peter Spuhlers. Viele, die eigentlich an einer Mitgliedschaft interessiert wären, äußern ... ihren Unmut und geben offen zu, daß sie unter der derzeitigen Intendanz das Staatstheater nicht fördern möchten" und kommen zu dem Schluß: "Insofern hofft die Gesellschaft der Freunde auf einen Neuanfang, der auch nach außen hin von einem deutlichen Zeichen begleitet werden muß."
Sonntag, 12. Juli 2020
Patriarchendämmerung (7)
Wer meint, daß man Politiker beim Wort zu nehmen habe, den dürfte die Aussage von OB Mentrup interessieren. Der SWR berichtet (und zwar hier), daß Kunstministerin Bauer und der Karlsruher OB am 10. Juli mit dem Personalrat des Badischen Staatstheaters zusammentrafen. Mentrup soll danach laut SWR klar gestellt haben, "daß sich seine Einschätzung der Lage in letzter Zeit verändert habe. Die Vorwürfe gegen den Führungsstil des Generalintendanten Peter Spuhler hätten, seiner Meinung nach, eine neue Qualität erreicht. .... Auf die Frage, ob Peter Spuhler noch ihr Vertrauen habe, wollte die Ministerin übrigens nicht eingehen.".
Patriarchendämmerung (6)
Ein Intendant formt ein Theater, Peter Spuhler hat es verkrüppelt. Ein Skandal jagt den anderen, wann ist ein Generalintendant schon mal so krachend bruchgelandet? Die Intendanz ist überschattet von fragwürdigem Fehlverhalten, die scheidenden Operndramaturgen prangerten zusätzlich die bekannten künstlerischen Defizite durch den Intendanten an, es scheint Gemauschel bei der Besetzung mindestens eines zentralen Postens gegeben haben, alles jahrelang gedeckt durch fragwürdiges Verhalten von Kulturpolitikern, die nun von nichts wußten und nun ständig in Erklärungsnot behaupten, die Vorfälle und intendantischen Pleiten ernst zu nehmen und untersuchen zu wollen, und als Tiefpunkt verantwortet der Intendant einen leitenden Mitarbeiter des Jungen Staatstheaters, der offensichtlich seinen Posten dazu mißbrauchte, um teils minderjährigen jungen Männern plumpe sexuelle Avancen zu machen. Auch hier könnten noch böse Überraschungen ans Licht kommen: hätte der Intendant von dem Verhalten des direkten Untergebenen wissen müssen, hätte er schon früher reagieren können oder hat er seine Kontrollpflicht vernachlässigt? Das Junge Staatstheater ist beschädigt, das Badische Staatstheater ist beschädigt - Ursache ist der Intendant. Unabhängig davon, welche Enthüllungen noch bevor stehen - der Ruf ist erst mal dahin, überregional berichtete die Presse von den Fehlverhalten und der Bitte um Verzeihung des Intendanten, der quasi eine ganze Belegschaft, immer mehr Politiker und viele Zuschauer gegen sich hat. Es gibt kein akzeptables Argument für den Verbleib von Peter Spuhler auf dem Posten des Generalintendanten und dieser könnte dem Badischen Staatstheater, seinen Mitarbeitern und Besuchern eine große Last nehmen, wenn er von sich aus ein Einsehen hat und den Anstand und die Größe zeigt, noch vor der Verwaltungsratssitzung auf seinen Posten zu verzichten und den Weg für einen Neustart freizumachen, unbelastet, basierend auf Teamgeist - ohne ihn. Wenn er sich durchmogeln und hinter dem Rücken der Ministerin verstecken will, um irgendwie die Kurve zu kriegen, werden weitere Eskalationen folgen und evtl. zu einer Schlammschlacht werden. Denn was nun das Badische Staatstheater in die Krise geführt hat, kommt nicht überraschend.
Freitag, 10. Juli 2020
Und noch ein Skandal
Es kommt gerade einiges im Strudel nach oben. Die BNN berichten (hier): "Gegen den leitenden Mitarbeiter einer Untersparte des Badischen Staatstheaters gibt es Vorwürfe wegen Machtmißbrauchs und sexueller Belästigung. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob ermittelt werden muß. Mitarbeiter und Minderjährige berichten von sexueller Belästigung am Badischen Staatstheater". Die beschuldigte Person wehrt sich: "versuchte Nötigung, üble Nachrede und Verleumdung." Nichts Genaues weiß man nicht, ob es sich um einen zwischenmenschlichen Konflikt handelt oder ob jemand zuvor Beschwerde gegen die Person beim Intendanten eingereicht hatte, ist aktuell nicht bekannt. Ein "leitender Mitarbeiter einer Untersparte" wird zwar wahrscheinlich vom Intendanten eingestellt worden sein, aber das ist im Konflikt um Intendant Spuhlers Verhalten nicht von Bedeutung, solange man kein Fehlverhalten belegen kann. Die Justiz geht ihren Weg, spekulieren sollte man in diesem Fall nicht.
Donnerstag, 9. Juli 2020
Patriarchendämmerung (5)
Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Journalisten, die ihren eigenen Enthüllungsskandal über Intendant Peter Spuhler veröffentlichen wollen, treffen in Karlsruhe auf eine Fundgrube von intendantischem Fehlverhalten, der Personalrat soll 65 gesammelte Zeugenaussagen zu diversen Vorfällen haben. BNN-Redaktuer Andreas Jüttner, der alles ans Licht brachte, kann sich noch einige Zeit mit den besonders schweren Fehlverhalten beschäftigen und berichten. Der technische Direktor Ivica Fulir ist ein guter Kandidat für einen Folgeskandal: er bekam anscheinend seinen Job vom Intendanten ohne Ausschreibung zugeschustert, bessere Kandidaten wurden gar nicht erst gesucht oder konnten sich nicht bewerben. Was sagt dazu die zuständige Anti-Diskriminierungs-/ bzw. Gleichstellungsbeauftragte? Wurde hier gemauschelt?
Und stimmt es, daß der Intendant Frauen diskriminierte, weil sie durch die Wechseljahre bedingt angeblich schlechter leisten könnten und deshalb weniger verdienen? Die Gehaltskürzung ist belegbar, die frauenfeindliche Begründung auch? Bekamen auch Männer weniger Geld, wurden also beide Geschlechter gleichberechtigt gekürzt oder willkürlich? Das wäre ein Skandal, der unabhängig von allen anderen einen Shit-Storm rechtfertigt. Also liebe Journalisten, Sie suchen einen berichtenswerten Skandal? Rund um Intendant Spuhler finden Sie ihn! Und es gibt noch mehr, Boris Kehrmann hat sich erneut zu Wort gemeldet:
Mittwoch, 8. Juli 2020
Patriarchendämmerung (4)
Elf lange Tage schwieg Peter Spuhler, am 27.06. veröffentlichten die BNN die ersten Vorwürfe, weitere Bestätigungen folgten bis zum 04.07., am 06.07. gingen Ministerin Bauer und OB Mentrup noch auf Gegenkurs, sprachen von einer Kampagne gegen den Intendanten und wollten die Anschuldigen erst "überprüfen und bewerten". Es schien, als ob die Situation eskalieren könnte, doch nun lenkte der Intendant ein und bekannte sich schuldig. Im Rahmen einer nicht öffentlichen Personalversammlung soll er sich betroffen von sich selbst gezeigt und die Belegschaft um Verzeihung gebeten haben. Weiterhin kündigte er Veränderungen an. Mit der Bitte um Verzeihung ist die erste Etappe der Patriarchendämmerung erreicht, Spuhler hat also das Symptom (sein inakzeptables Verhalten) eingestanden, nun geht es um die Aufarbeitung, denn Peter Spuhler ist dominanter Teil des Problems, doch wie kann er dann überhaupt Teil der Lösung sein?
Patriarchendämmerung (3)
Was in Karlsruhe passiert ist, erinnert aus der Ferne ein wenig an die Enthüllungen bei Harvey Weinstein. Viele wußten es, als es ans Licht kam, brachen die Dämme und viele weitere meldeten sich. Die Politik hat nun minimal reagiert: Der Führungsstil von Generalintendant Peter Spuhler wird offiziell Thema in der Verwaltungsratssitzung am 17.07.2020. Die Politik hält sich merklich zurück bei der Verurteilung des Tatbestands (offiziell: "unlauteres Verhalten"), man will die Vorwürfe "überprüfen und bewerten", man traut Presse, Personalrat und Schikane-Opfern also anscheinend nicht und will Spuhler nicht vorverurteilen. Das ist vorläufig legitim, doch wer zweifelt wirklich bei der Vielzahl der Vorwürfe? „Sie glauben nicht, wie viele weinende Menschen ich in den vergangenen Jahren trösten mußte”, zitieren die BNN (hier) einen Gesprächspartner.
Um die Konsequenzen drücken sich die Politiker noch, doch wenn sich die Anschuldigungen bestätigen, muß gehandelt werden. Es muß allen politisch Verantwortlichen klar sein, daß es nicht genügt, kosmetische Alibi-Maßnahmen zu treffen, die die Intelligenz der beobachtenden Mitarbeiter, Journalisten und Theaterbesucher beleidigen und die dem Ruf des Badischen Staatstheaters und der politischen Kultur schaden. Im Gegenzug sollte man am Badischen Staatstheater darüber nachdenken, die Vorwürfe gegen den Intendanten zusammenzufassen, im Zweifelsfall verstärkt öffentlich zu machen und das Unerträgliche der Situation ggf. weiter zur Eskalation zu bringen! Ein vorübergehender Waffenstillstand hilft nicht bei der Aufarbeitung, sondern nur dem Unter-den-Tisch-kehren!
Sonntag, 5. Juli 2020
Patriarchendämmerung (2)
Die Karten liegen auf dem Tisch. Die Mißstände und Verfehlungen des Generalintendanten können nicht bestritten oder geleugnet werden - es sind zu viele und zu heftige. Der patriarchalische Führungsstil Peter Spuhlers ist nicht weiter tolerierbar und es ist nun wohl allen klar, daß dieser Stil auch nicht mehr ertragen wird. Die in der Presse genannten Schlagworte in Verbindung mit Intendant Spuhlers nicht wertschätzendem Verhalten sprechen für sich:
- "toxisches Arbeitsklima"
- "Klima der Angst"
- "extremer Kontrollzwang"
- "beständiges Mißtrauen"
- "systematisch zermürbt"
- "äußerst rüder Tonfall"
- "cholerische Anfälle"
- "unerträgliche Arbeitsverhältnisse"
- "gezielte Attacken gegen Einzelpersonen"
- "Burn-Outs"
Samstag, 4. Juli 2020
Patriarchendämmerung (1)
Das patriarchische Führungsverhalten von Generalintendant Spuhler zieht weitere Kreise. Der Personalrat des Badischen Staatstheater hat am Freitag einen offenen Brief versandt, in dem „Kontrollzwang, beständiges Mißtrauen und cholerische Ausfälle“ als „Schlagworte eines toxischen Arbeitsklimas“ benannt werden, wie Andreas Jüttner in den BNN berichtet, dankenswerterweise im Internet nachlesbar, und zwar hier:
https://bnn.de/nachrichten/kultur/staatstheater-karlsruhe-streit-um-spuhler-zieht-politische-kreise
und hier: https://bnn.de/lokales/karlsruhe/immer-mehr-staatstheater-mitarbeiter-erheben-schwere-vorwuerfe-gegen-spuhler.
Die Vorwürfe werden dabei erhärtet, es gibt "Berichte von rund 20 Personen", die "ein alarmierendes Bild von verheerenden Zuständen am Haus" zeichnen. "Unter der von extremem Kontrollzwang geprägten Leitung sei weder künstlerisches Arbeiten noch Einbringen der eigenen Kreativität möglich. Statt dessen werde man systematisch zermürbt, indem man, oft in äußerst rüdem Tonfall, auf die Rolle als ausführende Kraft zur Erfüllung von Spuhlers Vorgaben reduziert werde. Zahlreiche Angestellte bestätigen die Vorwürfe."
Und auch Oberbürgermeister Mentrup hat sich zu Wort gemeldet
Freitag, 3. Juli 2020
SWR2 berichtet über die Probleme mit Intendant Spuhler
Auch SWR2 berichtete nun über das Problem mit Intendant Spuhler, mehr dazu hier:
https://www.swr.de/swr2/buehne/badisches-staatstheater-karlsruhe-schwere-vorwuerfe-gegen-generalintendant-peter-spuhler-100.html
Donnerstag, 2. Juli 2020
Immer noch planlos!
Jetzt liegt es vor: das Serviceheft zur Spielzeit 2020/21 und es hat sich schon angedeutet: Intendant Spuhler schafft das Unkunststück, keine Antworten zu liefern! Andere Theater haben ihre Corona-Spielzeit für September bis Dezember veröffentlicht, in Karlsruhe bietet der Intendant dem Publikum die Katze im Sack. Zu mehr als dem folgenden, etwas peinlich überfordert anmutenden Satz hat es nicht gereicht: "Der Spielplan 2020/21 steht unter dem Vorbehalt von Änderungen aufgrund der aktuellen Herausforderungen. Wir Theaterleute sind Meister der Improvisation. Wenn es uns nicht möglich sein sollte, das vorliegende Programm wie geplant umzusetzen, verfügen wir über viele Ideen, wie wir Sie, unser geschätztes Publikum, mit Kunst beglücken können. Wenn wir eine Vorstellung nicht so zeigen können wie angekündigt, finden wir eine Lösung."
Echt jetzt? Zwei Monate Verspätung bei der Veröffentlichung des Servicehefts und dann nur dieser Satz? Auf Treu und Glauben, aber ohne Rechte - das Publikum darf auf die Großzügigkeit der Obrigkeit hoffen. Wow! Weniger ist nicht möglich.
Dienstag, 30. Juni 2020
Noch immer planlos?
Es gibt viele Gründe, sich über die Intendanz von Peter Spuhler aufzuregen. Nun hat für Abonnenten der Kartenvorverkauf für September und Oktober begonnen, der öffentliche Verkauf beginnt ebenfalls in den nächsten Tagen. Nur wieso? Es wird im Herbst keinen normalen Spielbetrieb geben können. Andere Häuser sind weiter und haben gar nicht erst damit angefangen, Tickets zu verkaufen, die dann in Gutscheine umgewandelt werden müssen.
Samstag, 27. Juni 2020
Mumpitztheater (17): Von Haltungsschäden und Verhaltensdefiziten (2)
"Staatstheater Karlsruhe: Schwere Vorwürfe von scheidenden Mitarbeitern"
Besser spät als nie! Es war seit Jahren überfällig, nun konnte die Karlsruher Presse nicht weiter wegsehen. Endlich sind die Badischen Neusten Nachrichten über ihren Schatten gesprungen und berichten über die Probleme mit der autoritären Intendanz von Peter Spuhler. Der Artikel ist nicht nur in der Printausgabe, sondern aktuell hier auf der Internetpräsenz der BNN zu lesen. Frühere Mitarbeiter sprechen mit Blick auf die Intendanz von Peter Spuhler von einem „Klima der Angst“ und von Kontrollzwang. Der scheidende Dramaturg Dr. Boris Kehrmann wird von der BNN wie folgt zitiert: „Ich verlasse Karlsruhe mit Trauer und Wehmut. Das Ensemble, das Orchester, die Technikabteilung und alle Kollegen sind großartig. Aber ich mußte einsehen, daß ich hier nicht sinnvoll arbeiten kann.“ Man kann unter Intendant Spuhler also nicht sinnvoll arbeiten - eine Erkenntnis, die nicht neu ist, aber nun endlich mal auch außerhalb dieses Blogs ausgesprochen und verbreitet wird.
Sonntag, 21. Juni 2020
Auf der Suche nach Kompetenz (3)
Die Personalprobleme und Postenwechsel sind ein Running Gag in der Sittenkomödie über die Intendanz von Peter Spuhler. Eine löbliche Ausnahme bei den Personalentscheidungen ist zweifellos Dr. Boris Kehrmann, der sich schnell als hochkompetenter Dramaturg erwies. Doch wie man nun überrascht aus der hochkochenden Gerüchteküche hört, wird Kehrmann im Zwist mit Intendant Spuhler kurzfristig zum Saisonende das Badische Staatstheater verlassen. Es wäre ein weiterer herber Verlust für die Karlsruher Oper.
Donnerstag, 28. Mai 2020
Mumpitztheater (16): Auf der Zielgeraden in Richtung Abstellgleis
Nicht nur Intendant Peter Spuhler fristet sein wohl viel zu großzügig vergütetes Gnadenbrot am Badischen Staatstheater. Die Operndirektorin bleibt nun also doch, man erwartete den vierten Operndirektor im zehnten Jahr der düsteren Intendanz, doch es fand sich wohl kein Nachfolger, der sich bereit erklärte, kurzfristig die heruntergespuhlerte Karlsruher Oper zu übernehmen. Der Intendant scheint keine andere Wahl gehabt zu haben, als sich mit der Operndirektorin zu einigen, Nicole Braunger bleibt im Amt und kann nun hoffentlich ihre Chance ergreifen, der Karlsruher Oper wieder mehr Leben einzuhauchen. Doch nicht nur Nicholas Brownlee ist weg, auch Rodrigo Porras Garulo gehört nicht mehr zum Ensemble. Man kann den jungen Sängern mit Zukunftsperspektive anscheinend nichts bieten, die Stars kommen in die Jahre und keine Verjüngung ist in Sicht, der Oper fehlen neue Hauptrollensänger und das Programm dazu. Doch das scheint nicht die einzige Auffälligkeit:
Vorschau (2) auf die Spielzeit 2020/2021
Niemand kann aktuell sagen, ob und wie die kommende Spielzeit stattfinden wird, dennoch muß das Badische Staatstheater einige Fragen verbindlich beantworten, um nicht das Publikum zu verscheuchen. Zu den organisatorischen Problemstellungen erfährt man aktuell noch nichts. Das Serviceheft mit allen Informationen rund um Abonnements, Preise und spezielle Kartenrückgabe- und erleichterte Umtauschmöglichkeiten wird erst Ende Juni vorliegen. Abonnenten haben deshalb bis zum 11.07.2020 Zeit, ihre Abos für die kommende Saison zu kündigen.
Zuerst ein Blick auf die geplanten Programmpunkte:
Vorschau (1): Symphoniekonzerte 2020/2021
16 Jahre war Georg Fritzsch als GMD in Kiel erfolgreich, die Badische Staatskapelle hat ihn mit überragend deutlicher Zustimmung gewählt und der Generalintendant konnte oder wollte anscheinend nicht erneut gegen das Orchester einen Kandidaten verhindern (Frank Beermann hätte sonst 2019 den Posten übernommen). Sympathiepunkte gewann Karlsruhes neuer GMD, als er in der Pressekonferenz zum Amtsantritt ausdrücklich auf Gegenkurs zu Generalintendant Peter Spuhler ging und ihm eine Absage an "DDR"-Romantik, ideologisches Gesinnungs- und Erziehungstheater und die damit verbundenen diskriminierenden Ab- und Ausgrenzungen erteilte: „Für mich persönlich, hinter der Mauer geborenen und aufgewachsen, ist die Annäherung an Karlsruhe zudem ein Ankommen in der Stadt, in der die Hüter unserer Verfassung, die Sachwalter von menschlicher Würde und persönlicher Freiheit, der Freiheit des Wortes wie von jedweder, auch künstlerischer, Äußerung ihren Sitz haben“, so Fritzsch.
Geplant sind für die Spielzeit 2020/21 die üblichen 8 Symphonie- und 5 aufgewertete Sonderkonzerte. Ob die Wirklichkeit das Wunschprogramm zuläßt, bleibt abzuwarten. Sollte sich die Virus-Epidemie in Wohlgefallen auflösen, gibt es einiges auf das man sich Freuen kann. Und auch Justin Browns Abschied wird nachgeholt: Im 5. Symphoniekonzert wird Brown mit Mozarts 24. Klavierkonzert als Pianist auftreten und Beethovens Eroica dirigieren.
Mittwoch, 20. Mai 2020
Mumpitztheater (15): Von Haltungsschäden und Verhaltensdefiziten
Hier die Mitteilung zur Pressekonferenz, wer teilnehmen will, kann sich über kommunikation@staatstheater.karlsruhe.de anmelden. Wieso streamt das Badische Staatstheater solche Termine nicht? Manch einer könnte vermuten, daß der realsatirisch selbstdarstellerische und zeigefingerhebende Charakter der Intendanz auf dem Bildschirm bitteramüsant sein könnte.
Freitag, 15. Mai 2020
Virusgerechte Veranstaltungspläne
Wie könnte ein Corona-gerechter Spielbetrieb aussehen? Die Politik hat Wichtigeres zu tun, als sich um die Theater zu kümmern, die Theater wiederum scheinen sich selber nur langsam zuzutrauen, einen Plan auszutüfteln. In München geht jetzt der Intendant des Volkstheaters Christian Stückl voran (mehr dazu aktuell hier auf der Seiten der Süddeutschen) und stellt ein Konzept vor. Er will im Sommer mit fünf Stücken die Saison eröffnen, alle sollen "Corona-tauglich" sein. Jede zweite Sitzreihe bleibt leer, in den übrigen Reihen wird jeder 4. Platz besetzt (also eine Auslastung von 12,5%). Die Bühne des Schauspiels wird ebenfalls bestuhlt, die Schauspieler agieren zwischen zwei Zuschauertribünen.
Bei Symphoniekonzerten und Opernaufführungen gibt es weitere Faktoren bei eng sitzenden Musikern zu bedenken, aber auch da gibt es erste Ergebnisse.
Donnerstag, 14. Mai 2020
Warten auf Verbindlichkeit
Freitag, 8. Mai 2020
Nicholas Brownlee verläßt die Karlsruher Oper
Dienstag, 5. Mai 2020
Das Badische Staatstheater beendet die Spielzeit
Das zuständige Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württenberg hat Klarheit geschaffen: Der reguläre Vorstellungsbetrieb für diese Spielzeit ist wie erwartet abgesagt. Nun ist die Intendanz gefordert, um unter den gegebenen Umständen Proben und Saisonvorbereitung zu ermöglichen und Formate zu entwickeln, die mit den Anforderungen des Infektionsschutzes in Einklang stehen und vom Publikum akzeptiert werden. Es bleibt abzuwarten, wie die Spielzeit 2020/21 ab September ablaufen kann.
Freitag, 1. Mai 2020
Infektionsschutz hat Priorität
Dienstag, 28. April 2020
Wöchentliches Lavieren
Donnerstag, 23. April 2020
Saisonende Unter den Linden
Die BBC berichtet über Tolomeo und J.J. Orliński
Jakub Józef Orliński: Countertenor in Karlsruhe - Countertenor Jakub Józef Orliński is one of the most acclaimed young singers in the world today. We follow him as he prepares to take on the title role in Handel’s opera Tolomeo
Der Beitrag findet sich hier: https://www.bbc.co.uk/programmes/w3cszvb1
Freitag, 17. April 2020
Realitätsverlust im Elfenbeinturm
Donnerstag, 16. April 2020
Frühzeitiges Spielzeitende
Manch aufmerksamer Theaterbesucher sieht ja die Intendanz von Peter Spuhler als quälend langsame Theaterabwirtschaftung. Dem heruntergespuhlerten Theater kommt das Covid-19 Virus nun zuvor, die Politik untersagt Großveranstaltungen bis Ende August, das Badische Staatstheater sollte nun schnell die Spielzeit offiziell beenden und so bitter das insbesondere für die vielen Angestellten und Mitarbeiter auch ist, die Aussichten für den Beginn der Spielzeit 2020/2021 sind nicht besser. Es gibt noch skeptischere Stimmen, ein Professor der Leopoldina sieht die Öffnung der Theater erst 2022!
Samstag, 4. April 2020
Das Theater in Zeiten des Virus
Zur Zeit hört man, daß in manchen Ländern täglich hunderte Corona-Tote zu beklagen sind. Manch einer mag die eigene Ansteckung mit Corona nicht fürchten und das Einfrieren des alltäglichen Leben kann nur zeitlich begrenzt geschehen. Doch auch wenn das gewohnte Leben mit Einschränkungen wieder beginnt, sind südeuropäische Todesraten keine akzeptable Kollateralschäden, die hinzunehmen sind, bis die Herden-Immunisierung erfolgt ist. Solange das Virus nicht unter Kontrolle ist und bleibt, solange kein Impfstoff verfügbar ist, wird man folglich Infektionsketten vermeiden müssen. Großveranstaltungen sind damit noch nicht möglich, Kinos, Konzerte und Kulturveranstaltungen -selbst wenn nur niedrige Altersgruppen erwartet werden- haben zu hohe Ansteckungsgefahren und fördern die weitere bzw. erneute Verbreitung und damit das Risiko hoher Infektionszahlen sowie den damit verbundenen Kollaps des Gesundheitssystems. Wer glaubt, daß man die Theater bald wieder guten Gewissens öffnen kann und demnächst alles überstanden ist? Selbst wenn nach Ostern die Kontaktsperren gelockert werden, sollten die Theater geschlossen bleiben, alles andere wäre leichtfertig und letztendlich unverantwortlich.
Montag, 23. März 2020
Digitale Spielpläne in der Virenpause
Mittwoch, 11. März 2020
Corona-Pause am Badischen Staatstheater
Manche Vorstellungen könnten ersatzlos entfallen, bspw. das 6. Symphoniekonzert am 05./06.04., für Premieren müssen neue Termine angesetzt werden. Hoffentlich wird sich dann der Vorhang am 19.04. zu Bridget Breiners Maria Stuart wieder heben und mit einer ausverkauften Ballettpremiere die Corona-Pause beendet.
Sonntag, 8. März 2020
Høeg - Der Susan-Effekt, 07.03.2020
Der Susan-Effekt ist als Roman ein Action-Thriller und Polit-Krimi. Korrupte Politiker und gierige Eliten verraten ihre Mitbürger und die Demokratie angesichts von Fehlentwicklungen und Konflikten und die dadurch drohenden nicht mehr kontrollierbaren Zustände, doch sie haben die Rechnung ohne Susan Svendsen gemacht, die für sich definiert: "Persönliche Freiheit kann gar nicht teuer genug erkauft werden". Wer Verschwörungstheorien mag und dem Politiker-Establishment kritisch gegenübersteht, der findet in Peter Høegs Roman eine spannend geschriebene, aber auch etwas zu banal aufgelöste Geschichte für den mißtrauischen Bürger und gerade in heutigen Zeiten, in denen die Meinungsfreiheit unter Druck gerät (mehr dazu hier) und die Bundesrepublik autoritärer wird (das Magazin Foreign Policy wies erst kürzlich darauf hin (und zwar hier), daß Heiko Mass' Netzwerkdurchsetzungsgesetz gerne von autoritären und diktatorischen Regimen kopiert wird), wird kritisches Bewußtsein benötigt gegen eine bevormundende, predigende und heuchelnde Politikerkaste, die ihre Machtansprüche hinter der moralischen Bewertung politischer, ökonomischer und ökologischer Belange versteckt. Das Karlsruher Schauspiel hat diesen 2014 erschienen Roman des dänischen Bestseller-Autors nun zu einem Theaterstück umgearbeitet, das erzählerisch, dramaturgisch und schauspielerisch dem Roman kaum etwas abgewinnen kann.
Dienstag, 3. März 2020
5. Symphoniekonzert, 02.03.2020
Montag, 17. Februar 2020
Händel - Tolomeo, 16.02.2020
Samstag, 15. Februar 2020
Händel - Tolomeo, 14.02.2020
Die 43. Händel-Festspiele eröffneten gestern mit der Premiere von Händels 25. Oper Tolomeo, einer Oper mit vielen eindrucksvollen Arien und wenig Handlung, der Regisseur Benjamin Lazar dadurch zu entsprechen versucht, indem er Einsamkeit, Verlassenheit und Erschöpfung als Grunderlebnisse dieses Werks identifiziert und inszeniert. Die beiden Hauptfiguren "gleichen zwei Geistern, die sich im Tod treffen und die Welt gemeinsam verlassen wollen", erläutert das Programmheft. Auf der Bühne passiert fast nichts, das kann ermüden, das gibt aber auch Musik und Gesang Platz, um sich zu entfalten und die fünf Sänger nutzten die Chance und zelebrierten Händels Tolomeo als Stimmungsoper.
Dienstag, 11. Februar 2020
4. Symphoniekonzert, 10.02.2020
Sonntag, 9. Februar 2020
Kleist - Penthesilea, 09.02.2020
Penthesilea ist kein Stück für Pazifisten. Es geht um den trojanischen Krieg, Kleist wählte den Mythos, um die Fallhöhe zu maximieren. Mythologische Krieger und Helden werden in ein neues Spannungsverhältnis zueinander gesetzt, die beiden Hauptfiguren kommen zu Fall, und zwar durch ihre Begierde füreinander. Das Ungeheuerliche eines mörderischen Gewaltexzesses im rauschhaften Affekt macht Penthesilea zu einem der außerordentlichsten Theaterstücke deutscher Sprache. Schade nur, daß das Karlsruher Schauspiel nichts damit anzufangen weiß. Das Ungeheuerliche ist der Regie nicht geheuer, wo Tragik sein sollte, bleibt harmloser Beziehungsstreß, statt einem eskalierenden Ende, gibt es lauwarmen Weichspühlgang. Von Heinrich von Kleist bleibt nicht viel übrig, die Regisseurin streicht sieben von neun Figuren und läßt ihre Inszenierung ins Leere laufen. Aber es gibt auch zwei positive Aspekte: die stark gekürzte Penthesilea benötigt nur 65 Minuten und mit Claudia Hübschmann und Jannek Petri hat man die richtige Besetzung gewählt.
Dienstag, 4. Februar 2020
Vorschau: Händel-Festspiele 2021
Als Wiederaufnahme gibt es Tolomeo am 26.02./28.02. und 02.03.2021. in gleicher Besetzung wie 2020.
Montag, 3. Februar 2020
Wagner - Tristan und Isolde, 02.02.2020
Der Abschied von Justin Brown als Generalmusikdirektor rückt näher, gestern gab es Browns letztes Wagnerdirigat bei einem seiner Paradestücke. Die letzte von fünf Aufführungen von Tristan und Isolde (mehr zur Premiere hier) war noch mal ein Beweis der Kompetenz des Briten und eine außergewöhnlich gelungene Aufführung aller Beteiligten.
Sonntag, 26. Januar 2020
Puccini - Turandot, 25.01.2020
Wie kann man eine imposante Oper wie Turandot so lustlos und uninspiriert szenisch verhunzen? Ein Erfolgsgeheimnis der Kunstform Oper besteht darin, alle anderen Künste integrieren zu können. Dies gelang beispielhaft gut vor sechs Jahren im 1. Akt von Dr. Atomic; es mißlingt nun bei Turandot. Anläßlich des an diesem Wochenende zusammen mit dem ZKM ausgerichteten Symposiums zu Opern- und Medienkunst, suchte die Karlsruher Oper nach einer Inszenierung, die exemplarisch Medienkunst integriert. Doch ach!, es fand sich nichts Gutes, in Italien kaufte man dann letztendlich eine defizitäre Produktion ein, die zuvor in Palermo und Bologna zu sehen war (auf youtube kann man sich hier einen komplettem Mitschnitt der nun in Karlsruhe zu sehenden Inszenierung ansehen), und deren Unzulänglichkeiten unfreiwillig komisch wirken: man sieht im Hintergrund einen kitschig-bunten Film voller Belanglosigkeiten vor dem Sänger und Chor mittels reduzierter und amateurhaft simpel wirkender Personenführung quasi semikonzertant-statisch Alibi-Bewegungen durchführen. Die Regie heuchelt Bedeutsamkeit, um Bedeutung vorzutäuschen, zeigt aber nur aufgeblähte Belanglosigkeiten - die Form bleibt leer! Nichts gelingt überzeugend, weder Liebesgeschichte noch Groteske, weder Märchen noch Drama, statt Exotik sieht man medialen Kitsch. Gerettet wurde die gestrige Premiere durch die auftrumpfenden Chorsänger und Orchestermusiker sowie durch gute Sängerleistungen.
Montag, 13. Januar 2020
Wilde/Jelinek - Bunbury, 12.01.2020
oder
Travestie-Show statt Komödie
Seit über einem Jahrzehnt gab es im Badischen Staatstheater keine rasante Komödie mehr, seit der Intendanzübernahme 2011 gab es kaum noch etwas zu lachen. Und das Warten geht leider weiter. Oscar Wildes geistreiche Dandy-Komödie The Importance of being Earnest (im Deutschen oft Ernst sein ist alles oder Bunbury betitelt) legt die Latte (noch) zu hoch für das in den letzten Jahren so verkrampft und verklemmt wirkende Karlsruher Schauspiel. Immerhin, Schauspieldirektorin Anna Bergmann traut sich endlich und ist bemüht, sie setzte jedoch auf das falsche Inszenierungsteam. Subtiler britischer Humor wird in dieser Regie zu grobmotorischem deutschen Klamauk, der kaum Wortwitz kennt, nichts von Dialogen und Timing versteht und sich nur durch Übertreibung, Verkleidung und Hampelei zu helfen weiß. Die Regisseurin übersetzt den nichtsnutzigen und ostentativ oberflächlichen Dandy ins Travestie-Milieu und setzt auf affektiertes Getue und künstlich übergroße Posen. Der Komödienwert ist gering, gut vorbereitete Pointen gibt es wenig (tatsächlich gab es kaum kollektives Gelächter im Premierenpublikum, Feuerwerk und Rasanz suchte man vergebens, es wurde überwiegend wohlwollend geschmunzelt), doch ein Schauwert ist vorhanden, vor allem dann, wenn man keine zu großen Ansprüche stellt und sich am etwas biederen deutschen Symbolik-Humor nicht stört. Und so waren es dann auch die Tanz- und Gesangsszenen und die hochmotivierten Schauspieler -vor allem ein grandios komisch agierender Leander Senghas-, die die letztendlich mittelmäßig komische Inszenierung retteten.
Sonntag, 12. Januar 2020
Rokokotheater Schwetzingen: Schürmann - Die getreue Alceste, 11.01.2020
Der Winter in Schwetzingen -das Barock-Festival der Heidelberger Oper im Rokokotheater des benachbarten Schwetzingen- widmet sich nach vielen Ausgrabungen italienischer Opern nun der stiefmütterlich behandelten deutsch gesungenen Barockoper. Der Komponist Georg Caspar Schürmann (*1672/73 †1751) war Nachfolger von Reinhard Keiser an der Hamburger Gänsemarktoper (dem ersten öffentlichen Opernhaus Deutschlands) und Vorgänger von Carl Heinrich Graun in Braunschweig, wo diese Alceste 1719 uraufgeführt wurde. 2016 gab es eine halbszenische Aufführung inkl. CD-Aufnahme (CPO) in Hamburg, in Schwetzingen hat man sich dieses Werks nun bravourös im Rokokotheater angenommen. Die getreue Alceste verzaubert musikalisch und sängerisch und ist eine der schönsten Produktionen, die der Winter in Schwetzingen bisher zu bieten hatte.
Sonntag, 5. Januar 2020
Breiner - Ruß (Ballett), 04.01.2020
2013 gewann Bridget Breiner für ihre Choreographie zu Ruß. Eine Geschichte von Aschenputtel am Ballett im Revier Gelsenkirchen zum ersten mal den Theaterpreis "Faust", 2015 wiederholte sie diesen Erfolg mit Charlotte Salomon: Der Tod und die Malerin. Nun kann man Ruß auch in Karlsruhe sehen, die gestrige Adaptionspremiere fand im Kleinen Haus statt und erwies sich als Glücksfall, denn man ist nahe dran an dieser intimen und ironischen Märchenerzählung, die die Geschichte hinter der Geschichte ohne märchenhafte Elemente erzählt, und zwar aus der Sicht von Aschenputtels Stiefschwester. Bereits vor der Premiere waren fast alle Tickets für die Vorstellungen bis zum Ende der Spielzeit verkauft, wer dabei sein will, sollte sich bald Karten sichern oder muß auf die Wiederaufnahme 2020/21 warten.