Lustige Jammergestalten
oder
Wenn die Tragödie zur Farce wird
Es ist mutig und originell, was das Karlsruher Schauspiel zeigt: Krieg und Leid als Comédie humaine, wenig Mitgefühl und viel Spott, letztendlich Pessimismus statt Pazifismus, warum auch nicht, in einer Welt, in der der Krieg wieder allgegenwärtig ist, in der Bürgerkriegsflüchtlinge von allen Seiten instrumentalisiert werden, um aus ihnen politisches Kapital zu schlagen, in der sogar der Humanismus zynisch geworden ist und es noch keinen Monat her ist, daß sogenannte Flüchtlingsaktivisten versuchten, künstlich eine humanitäre Katastrophe im griechischen Idomeni herbeizuführen, einen Grenzdurchbruch inszenierten und mitschuldig wurden am Ertrinken von Flüchtlingen in einem Grenzfluß und das für Medienaufmerksamkeit und aus Rechthaberei. In Euripides Troerinnen gibt es deshalb kaum Mitgefühl, jeder muß alleine mit seinem Unglück fertig werden, andere schauen zu und wollen es noch zu ihrem Vorteil ausnutzen oder diskutieren und rechtfertigen ihre Haltung. Das Unsägliche wird immer wieder von Galgenhumor und die Tragödie von einer Farce überdeckt, am Ende bleiben Groll und Ohnmacht. Viel Applaus gab es zu recht für sehr gute Schauspieler und flotte und solide 85 Minuten, die einige Fragen aufwerfen und bei der manche "Thema verfehlt" denken werden.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
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Sonntag, 10. April 2016
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