Montag, 27. Februar 2023

Händel - Ottone, 26.02.2023

Der gekürzte Ottone kam auch beim sonntäglichen Matinee-Publikum gut an. Die Inszenierung ist nicht aufdringlich, eine Hintergrundskunst, die Gesang und Musik den Vortritt läßt und die Affekte nicht szenisch überkommentiert oder übertreibt. Diese Zurückhaltung mag nicht jedem gefallen, aber das Inszenierungsteam liefert weder Anlaß zur irgendwelcher Form der Aufregung noch zur Langeweile. Und so genießt man eine solide in Szene gesetzte Oper, bei der man vielleicht noch gerne etwas mehr gehört hätte. 

Samstag, 18. Februar 2023

Händel - Ottone, 17.02.2023

Erfolgreicher Start in die 45. Händel Festspiele
Ottone gehörte zu Lebzeiten zu Händels erfolgreichsten Opern. Uraufgeführt vor 300 Jahren am 12.01.1723, erlebte er im folgenden Jahrzehnt vier Wiederaufnahmen und über 30 Vorstellungen in London, bei denen mehrfach das englische Königshaus zu Gast war, weiterhin Aufführungen in anderen Städten und 1734 spielte sogar die in der englischen Hauptstadt mit Händel konkurrierende Opera of the Nobility den Ottone mit Starkastrat Farinelli als Adelberto. Und auch in Karlsruhe ist Ottone nach den 25. Händel Festspielen 2002 bereits zum zweiten Mal im Programm:. Die gestrige Premiere war ein Erfolg: großartig musiziert, erstklassig gesungen und kurzweilig inszeniert. 

Donnerstag, 9. Februar 2023

Vorschau: Händel Festspiele 2024

Gute Wahl!
Nur noch fünf Opern Händels fehlen bei den Karlsruher Händel Festspielen: Floridante (UA 1721), Siroe (1728), Sosarme (1732), Atalanta (1736) und Faramondo (1738).  Man kann es also gerade noch schaffen, alle überlieferten Opern bis zum runden Geburtstag bei den 50. Händel Festspielen 2028 gespielt zu haben. Bei den Händel Festspielen 2024 wird Intendant Ulrich Peters persönlich Regie führen, für die Ausstattung kehrt Christian Floeren zurück nach Karlsruhe, Attilio Cremonesi dirigiert, und zwar Siroe, Re di Persia. Premiere: 16.02.2024.
Bei den diesjährigen Festspielen kann man bereits einen Vorgeschmack bekommen, Attilio Cremonesi dirigiert am 18.02.23 das Händel Gala-Konzert, in dem es Ausschnitte aus Siroe zu hören gibt.

Sonntag, 5. Februar 2023

Bizet - Carmen, 04.02.2023

Multiple Funkenlosigkeit
Die neue Karlsruher Carmen ist keine Inszenierung für Einsteiger oder Neulinge. Das im spanischen Andalusien spielende Eifersuchtsdrama zwischen der Zigeunerin Carmen und dem Basken Don José wird einigen Perspektivwechseln und Eingriffen unterzogen: es gibt kein spanisches Flair, weder Sonne noch Hitze, sondern nur Nacht. Die Handlung wurde umgedeutet, die Regie stellt Don José so sehr in den Mittelpunkt, daß die beiden weiblichen Rollen nicht nur Nebenfiguren werden, sondern in gewisser Weise verschmelzen, denn dramaturgisch orientiert man sich weniger am Libretto und dafür an der literarischen Vorlage, die nur Carmen kennt, aber nicht Micaëla, was zu mancher Ungereimtheit führt. Dazu hat man die Rezitative gestrichen und bringt von einem Schauspieler gelesene Erläuterungen zu Josés Gedanken als Tonkonserve zwischen einzelnen Szenen und teilweise während der Musik zu Gehör. Vieles ist diskutabel und wirkt ziemlich weit hergeholt, aber man kann der Inszenierung zugute halten, daß sie konsequent und intelligent erdacht ist. Manche Stimmungsbilder lassen erahnen, daß diese Carmen einiges an Potenzial hätte haben können. Doch knapp vorbei ist auch daneben. Die neue Carmen ist zu sehr Kopfgeburt, die die Musik nicht fühlt, die die Leidenschaft nicht kennt, die kein Feuer spürt, und nicht nur die Inszenierung leidet, auch aus dem Orchestergraben tönt es seltsam farblos und wäre da nicht die bemerkenswert schöne Tenorstimme von Jenish Ysmanov als Don José, würde gar nichts in dieser Produktion Funken schlagen. Selten erlebt man eine so sterile Carmen, bei der das Publikum lange fremdelt.