Donnerstag, 30. Juli 2020

Patriarchendämmerung (18)

Enthüllungsskandale noch und nöcher (4)
oder

"So foul a sky clears not without a storm"   
Wer Theaterkrisen mit Theaterweisheiten analysieren wollte, kann sich stets bei Shakespeare umsehen. Es ist etwas faul am Badischen Staatstheater und ein Sturm hat die Sicht aufgeklärt. Doch nun? War der Sturm ausreichend oder ziehen sich die trüb-fauligen Verhältnisse erneut zu? Die Sommerpause im August verschleppt die Krise nach den Enthüllung über Intendant Spuhler und den Mißständen am Badischen Staatstheater in den Herbst. Nun legt das Berliner VAN Magazin nach (und zwar ausführlich und lesenswert hier) und deckt neue Einzelheiten auf: "Gegen ein Mitglied des Ensembles wurde wegen einer mutmaßlichen Vergewaltigung, die im Januar 2019 am Rande einer Premierenfeier begangen worden sein soll, von der Staatsanwaltschaft Karlsruhe Anklage erhoben. Nach einer Anzeige des ehemaligen Verwaltungsdirektors Michael Obermeier läuft gegen Generalintendant Peter Spuhler ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue."

Montag, 27. Juli 2020

Patriarchendämmerung (17)

Nun haben sich auch ehemalige Mitarbeiter von Peter Spuhler aus seiner Zeit als Heidelberger Intendant (2005-2011) zu Wort gemeldet und fordern Spuhlers Rücktritt in Karlsruhe, weil ihm die für die Leitung eines Theaters erforderlichen Führungsqualitäten fehlen, wie die Rhein-Neckar Zeitung (hier) berichtet.

Freitag, 24. Juli 2020

Patriarchendämmerung (16)

Kosmetikwunder im Bunker?
Es ist einsam geworden um Intendant Peter Spuhler und gerade nun würde man ihm Freunde wünschen, die ihn unterstützen und ihm raten, loszulassen und Abstand zu gewinnen. Nur noch wenige Politiker halten an ihm fest und bereuen inzwischen wohl, daß sie nicht rechtzeitig den Absprung gewagt haben. Hätte Spuhler persönliche Konsequenzen gezogen, wäre vieles in dieser Deutlichkeit gar nicht erst geschrieben und gesagt worden. Doch nun ist die Liste der Vorwürfe, Stellungnahmen und Erklärungen gegen ihn lang. Aktuelle und frühere Mitarbeiter (hier), der Personalrat des Badischen Staatstheater (hier) sowie sie Orchestervorstände der Badischen Staatskapelle und die Chorvorstände des Badischen Staatsopernchors (hier), die Zuschauervereinigung Freunde des Badischen Staatstheater (hier), der scheidende Generalmusikdirektor Justin Brown (hier) oder die Kulturschaffenden Karlsruhes, der freien Szene und der Kunstinstitutionen, die mit Peter Weibel vom ZKM an der Spitze prominent vertreten sind (hier) - sie alle verneinen oder bezweifeln stark, daß der Intendant noch tragbar ist. "Wie soll aber die Zukunft eines Theaters ausschauen, wenn die meisten Kolleginnen und Kollegen mit dem Intendanten nicht mehr arbeiten wollen?"

Donnerstag, 23. Juli 2020

Patriarchendämmerung (15)

Solidaritätsdemonstration am Freitag, den 24. Juli 2020 um 10 Uhr am Badischen Staatstheater, Personaleingang
Die Kulturschaffenden Karlsruhes, der freien Szene und der Kunstinstitutionen unterstützen die Mitarbeiter des Badischen Staatstheater in einem Offenen Brief und schließen sich der Kritik Justin Browns in den BNN (mehr hier) an. Die Erklärung hat es in sich, u.a heißt es: "Der Intendant und die Politik verhindern eine bessere Zukunft für das Staatstheater. Wie soll aber die Zukunft eines Theaters ausschauen, wenn die meisten Kolleginnen und Kollegen mit dem Intendanten nicht mehr arbeiten wollen? Offensichtlich will nur die Politik, die ja selbst nicht im Theater arbeitet, mit dem Intendanten weiterarbeiten. Der Beschluß des Verwaltungsrates will ja, daß alles beim Alten bleibt, beim schlechten Alten."

Mittwoch, 22. Juli 2020

Patriarchendämmerung (14)

"Intendant Spuhler hat Bewährung"
Karlsruhes Oberbürgermeister Mentrup (SPD) wird nach seinem Auftritt vor den Mitarbeitern des Badischen Staatstheater am vergangenen Freitag (mehr hier) im Theaterumfeld so schnell keine Freunde mehr finden, sein Krisenmanagement wird parteiübergreifend und auch von der eigenen Partei heftig kritisiert. Justin Brown fand deutliche Worte (hier).  Dennoch sollte man darauf achten, was Mentrup zu sagen hat. Der OB hat Spuhler eine Frist bis November gesetzt. Auch Politiker der Stadt nahmen Stellung:

Dienstag, 21. Juli 2020

Patriarchendämmerung (13)

Der scheidende Generalmusikdirektor Justin Brown hat sich aus England gemeldet und für die BNN (und zwar hier) einen Beitrag zur Affäre um Intendant Peter Spuhler geschrieben, über dessen schwierigen Charakter und vor allem über das erschreckende Versagen von OB Mentrup, Ministerin Bauer und des Verwaltungsrats.

Montag, 20. Juli 2020

Herzlichen Dank!

Es ist ein Teilerfolg geworden, doch nun beginnt vor allem für die Mitarbeiter, Personalräte und Spartendirektoren des Badischen Staatstheaters erst die Arbeit, um das festzuschreiben und zu sichern, was erreicht wurde.
Vielen Dank für Ihre zahlreichen Nachrichten, allerdings habe ich in den vergangen Tagen so viele E-Mails und Mitteilungen bekommen, daß ich für die Aufarbeitung und Beantwortung bis in die nächste Woche benötige. Bitte haben Sie ein wenig Geduld.
Bitte haben Sie auch dafür Verständnis, daß ich nicht alle Kommentare veröffentliche. Gerade wenn sie sehr polemisch sind, gewagte Vergleiche beinhalten und nicht der Intendant, sondern die Privatperson gemeint sein könnten, bewerte ich die Mitteilung als persönliche Nachricht an mich. Ich kann mir gut vorstellen, wie groß der Groll gegen den Intendanten ist, gerade Angehörige die verzweifelte Mitarbeiter erlebt haben, suchen ein Ventil für aufgestauten Schmerz. Allerdings will ich bei allem Verständnis die Stimmung in diesem Blog nicht eskalieren lassen und den Ton gesittet halten.
Es scheint bei manchen Browsern ein technisches Problem zu geben, manche Kommentare kommen nicht bei mir an. Wie mir berichtet wurde, schickt man den Kommentar zwar ab, das Kommentarfeld ist plötzlich leer, aber es passiert dann nichts. Das liegt außerhalb der technischen Konfigurationsmöglichkeiten und ist meistens nur vorübergehend. Bitte zwischenspeichern Sie Ihre Nachricht, bevor Sie sie losschicken, sonst ist sie ggf. irreparabel verschwunden.

Druckkörper Theater

Zeit für Aufarbeitung jenseits des untragbaren Verhaltens des Karlsruher Intendanten. Der SWR hat regelmäßig über die Causa Spuhler berichtet und am Freitag ein 45-minütiges Gespräch ausgestrahlt (und zwar hier zum Nachhören), bei der die stellvertretende Schauspieldirektorin am Badischen Staatstheater Anna Haas, Laura Kiehne (Schauspielerin und Vorstand „ensemble-netzwerk e.V“) und Prof. Dr. Thomas Schmidt (Studiengangsleiter Theater- und Orchestermanagement an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Frankfurt) über die Affäre und vor allem über deren grundsätzlichen Probleme und Auswirkungen diskutieren.

Samstag, 18. Juli 2020

Patriarchendämmerung (12)

"Das Problem wurde vom Verwaltungsrat nicht gelöst, sondern einfach weggewischt. Das wird sich in den kommenden Jahren rächen. Und jetzt ist nicht nur der Karlsruher Generalintendant angezählt, sondern auch der amtierende Oberbürgermeister, der gerne wiedergewählt werden möchte.", so kommentiert der SWR (und zwar hier) das gestrige Geschehen. Und auch Anna Bergmann hat sich nun offiziell zu Wort gemeldet.

Abreißen und neu bauen?

325 Millionen Euro und zehn Jahre Bauzeit - das war mal geplant. Die Sanierung und Erweiterung soll nun deutlich teurer werden, eine Kostenexplosion auf mindestens 500 Millionen € teilte der Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters am Freitag nach seiner Sitzung in Karlsruhe mit.

Freitag, 17. Juli 2020

Patriarchendämmerung (11)

"Jedoch der schrecklichste der Schrecken, das ist der Mensch in seinem Wahn."
Manch einer mag sich wünschen, daß Schillers Weisheiten bei Kulturpolitikern bekannter sein sollten. Als Intendant scheint Peter Spuhler inzwischen untragbar, doch hat er einen Vertrag bis 2026 und verdient bis dahin, wenn man den Gerüchten glauben kann, ca 1,3 Mio €, auf die er wahrscheinlich nicht freiwillig verzichten wollte. Wer sollte ihn denn auch sonst noch engagieren, nach dem, was nun im Juli alles ans Licht kam. Die Reputation ist dahin, eine Chance hätte darin bestehen können, wenn der Intendant auf den Posten verzichtet und sich von sich aus zurückgezogen hätte, er bspw. mittels eines Sabbaticals mit berufspsychologischer Fortbildung daran gearbeitet hätte, sich besser in den Griff zu bekommen, um dann geläutert und mit Demut eine neue Herausforderung zu suchen. Diesen schwereren Weg wollte der Intendant offensichtlich nicht gehen. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt's sich's ziemlich ungeniert. Die Fähigkeit, sich schämen zu können, ist rezessiv, man macht einfach weiter und zieht keine Konsequenzen. Und auch in Karlsruhe kann man dies nun beobachten. Niemand will den Intendanten noch auf diesem Posten, Mitarbeiter- und Zuschauerorganisation haben ihm das Vertrauen entzogen und sich gegen ihn ausgesprochen. Wer wollte nun noch an seinem Posten kleben, wer würde nicht den Eindruck haben, mit seinem Verbleiben mache man sich lächerlich? Die Kulturpolitiker des Verwaltungsrats haben es nicht geschafft, den Intendanten als peinliche Gestalt zu verhindern, den Schaden haben die Mitarbeiter und die Zuschauer, die sich mehrheitlich einen unbelasteten Neustart gewünscht haben dürften. Es heißt zwar Politik verderbe den Charakter, es gilt aber auch umgekehrt manche Charaktere verderben die Politik. Ministerin Bauer, OB Mentrup und der Verwaltungsrat haben heute und in den Jahren zuvor einiges dazu beigetragen, die Politik in Verruf zu bringen. Nun haben sie entschieden, daß Peter Spuhler weiterhin als Generalintendant bis 2026 viel Geld verdienen darf. Der Verwaltungsrat will aber "mit einem großen Maßnahmenangebot die Krise wieder in den Griff bekommen", berichtet die BNN (und zwar hier).

Patriarchendämmerung (10)

Um 8 Uhr heute morgen begann in der Nancy-Halle die Tagung des Verwaltungsrats zur Affäre um den eigentlich untragbar gewordenen Intendanten. Laut BNN (und zwar hier) haben ca. 270 Demonstranten vor der Sitzung gegen das toxische Arbeitsklima von Intendant Spuhler demonstriert, viele davon hielten das Spielzeitheft mit dem Motto „Von Haltung und Verhalten” demonstrativ vor sich

Dienstag, 14. Juli 2020

Patriarchendämmerung (9)

Und noch mehr Gegenwind für Intendant Spuhler
Die Orchestervorstände der Badischen Staatskapelle sowie die Chorvorstände des Badischen Staatsopernchors haben in einer Stellungnahme die Vorwürfe gegen Intendant Spuhler untermauert, verteidigen den Personalrat und üben namentlich Kritik an einigen Mitgliedern des Verwaltungsrats:

Patriarchendämmerung (8)

Noch mehr Gegenwind für Intendant Spuhler
Das eigene Haus steht bereits gegen ihn, die Enthüllungsskandale sind mehr als nachteilig für seinen Ruf, nun ziehen die Freunde des Badischen Staatstheaters (mehr hier) als größter Unterstützerverein in einer Stellungnahme für den Verwaltungsrat "eine ernüchternde Bilanz aus neun Jahren Intendanz", sprechen "von einer wachsenden Enttäuschung mit der Intendanz Peter Spuhlers. Viele, die eigentlich an einer Mitgliedschaft interessiert wären, äußern ... ihren Unmut und geben offen zu, daß sie unter der derzeitigen Intendanz das Staatstheater nicht fördern möchten" und kommen zu dem Schluß: "Insofern hofft die Gesellschaft der Freunde auf einen Neuanfang, der auch nach außen hin von einem deutlichen Zeichen begleitet werden muß."

Sonntag, 12. Juli 2020

Patriarchendämmerung (7)

Oberbürgermeister Mentrup rückt ein wenig von Intendant Spuhler ab
Wer meint, daß man Politiker beim Wort zu nehmen habe, den dürfte die Aussage von OB Mentrup interessieren. Der SWR berichtet (und zwar hier), daß Kunstministerin Bauer und der Karlsruher OB am 10. Juli mit dem Personalrat des Badischen Staatstheaters zusammentrafen. Mentrup soll danach laut SWR klar gestellt haben, "daß sich seine Einschätzung der Lage in letzter Zeit verändert habe. Die Vorwürfe gegen den Führungsstil des Generalintendanten Peter Spuhler hätten, seiner Meinung nach, eine neue Qualität erreicht. .... Auf die Frage, ob Peter Spuhler noch ihr Vertrauen habe, wollte die Ministerin übrigens nicht eingehen.".

Patriarchendämmerung (6)

Dem Elend ein Ende 
Ein Intendant formt ein Theater, Peter Spuhler hat es verkrüppelt. Ein Skandal jagt den anderen, wann ist ein Generalintendant schon mal so krachend bruchgelandet? Die Intendanz ist überschattet von fragwürdigem Fehlverhalten, die scheidenden Operndramaturgen prangerten zusätzlich die bekannten künstlerischen Defizite durch den Intendanten an, es scheint Gemauschel bei der Besetzung mindestens eines zentralen Postens gegeben haben, alles jahrelang gedeckt durch fragwürdiges Verhalten von Kulturpolitikern, die nun von nichts wußten und nun ständig in Erklärungsnot behaupten, die Vorfälle und intendantischen Pleiten ernst zu nehmen und untersuchen zu wollen, und als Tiefpunkt verantwortet der Intendant einen leitenden Mitarbeiter des Jungen Staatstheaters, der offensichtlich seinen Posten dazu mißbrauchte, um teils minderjährigen jungen Männern plumpe sexuelle Avancen zu machen. Auch hier könnten noch böse Überraschungen ans Licht kommen: hätte der Intendant von dem Verhalten des  direkten Untergebenen wissen müssen, hätte er schon früher reagieren können oder hat er seine Kontrollpflicht vernachlässigt? Das Junge Staatstheater ist beschädigt, das Badische Staatstheater ist beschädigt - Ursache ist der Intendant. Unabhängig davon, welche Enthüllungen noch bevor stehen - der Ruf ist erst mal dahin, überregional berichtete die Presse von den Fehlverhalten und der Bitte um Verzeihung des Intendanten, der quasi eine ganze Belegschaft, immer mehr Politiker und viele Zuschauer gegen sich hat. Es gibt kein akzeptables Argument für den Verbleib von Peter Spuhler auf dem Posten des Generalintendanten und dieser könnte dem Badischen Staatstheater, seinen Mitarbeitern und Besuchern eine große Last nehmen, wenn er von sich aus ein Einsehen hat und den Anstand und die Größe zeigt, noch vor der Verwaltungsratssitzung auf seinen Posten zu verzichten und den Weg für einen Neustart freizumachen, unbelastet, basierend auf Teamgeist - ohne ihn. Wenn er sich durchmogeln und hinter dem Rücken der Ministerin verstecken will, um irgendwie die Kurve zu kriegen, werden weitere Eskalationen folgen und evtl. zu einer Schlammschlacht werden. Denn was nun das Badische Staatstheater in die Krise geführt hat, kommt nicht überraschend.

Freitag, 10. Juli 2020

Und noch ein Skandal

Enthüllungsskandale noch und nöcher (3)
Es kommt gerade einiges im Strudel nach oben. Die BNN berichten (hier): "Gegen den leitenden Mitarbeiter einer Untersparte des Badischen Staatstheaters gibt es Vorwürfe wegen Machtmißbrauchs und sexueller Belästigung. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob ermittelt werden muß. Mitarbeiter und Minderjährige berichten von sexueller Belästigung am Badischen Staatstheater". Die beschuldigte Person wehrt sich: "versuchte Nötigung, üble Nachrede und Verleumdung." Nichts Genaues weiß man nicht, ob es sich um einen zwischenmenschlichen Konflikt handelt oder ob jemand zuvor Beschwerde gegen die Person beim Intendanten eingereicht hatte, ist aktuell nicht bekannt. Ein "leitender Mitarbeiter einer Untersparte" wird zwar wahrscheinlich vom Intendanten eingestellt worden sein, aber das ist im Konflikt um Intendant Spuhlers Verhalten nicht von Bedeutung, solange man kein Fehlverhalten belegen kann. Die Justiz geht ihren Weg, spekulieren sollte man in diesem Fall nicht.

Donnerstag, 9. Juli 2020

Patriarchendämmerung (5)

Enthüllungsskandale noch und nöcher (1)
Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Journalisten, die ihren eigenen Enthüllungsskandal über Intendant Peter Spuhler veröffentlichen wollen, treffen in Karlsruhe auf eine Fundgrube von intendantischem Fehlverhalten, der Personalrat soll 65 gesammelte Zeugenaussagen zu diversen Vorfällen haben. BNN-Redaktuer Andreas Jüttner, der alles ans Licht brachte, kann sich noch einige Zeit mit den besonders schweren Fehlverhalten beschäftigen und berichten. Der technische Direktor Ivica Fulir ist ein guter Kandidat für einen Folgeskandal: er bekam anscheinend seinen Job vom Intendanten ohne Ausschreibung zugeschustert, bessere Kandidaten wurden gar nicht erst gesucht oder konnten sich nicht bewerben. Was sagt dazu die zuständige Anti-Diskriminierungs-/ bzw. Gleichstellungsbeauftragte? Wurde hier gemauschelt?
Und stimmt es, daß der Intendant Frauen diskriminierte, weil sie durch die Wechseljahre bedingt angeblich schlechter leisten könnten und deshalb weniger verdienen? Die Gehaltskürzung ist belegbar, die frauenfeindliche Begründung auch? Bekamen auch Männer weniger Geld, wurden also beide Geschlechter gleichberechtigt gekürzt oder willkürlich? Das wäre ein Skandal, der unabhängig von allen anderen einen Shit-Storm rechtfertigt. Also liebe Journalisten, Sie suchen einen berichtenswerten Skandal? Rund um Intendant Spuhler finden Sie ihn! Und es gibt noch mehr, Boris Kehrmann hat sich erneut zu Wort gemeldet:

Mittwoch, 8. Juli 2020

Patriarchendämmerung (4)

Intendant Spuhler bittet um Verzeihung
Elf lange Tage schwieg Peter Spuhler, am 27.06. veröffentlichten die BNN die ersten Vorwürfe, weitere Bestätigungen folgten bis zum 04.07., am 06.07. gingen Ministerin Bauer und OB Mentrup noch auf Gegenkurs, sprachen von einer Kampagne gegen den Intendanten und wollten die Anschuldigen erst "überprüfen und bewerten". Es schien, als ob die Situation eskalieren könnte, doch nun lenkte der Intendant ein und bekannte sich schuldig. Im Rahmen einer nicht öffentlichen Personalversammlung soll er sich betroffen von sich selbst gezeigt und die Belegschaft um Verzeihung gebeten haben. Weiterhin kündigte er Veränderungen an. Mit der Bitte um Verzeihung ist die erste Etappe der Patriarchendämmerung erreicht, Spuhler hat also das Symptom (sein inakzeptables Verhalten) eingestanden, nun geht es um die Aufarbeitung, denn Peter Spuhler ist dominanter Teil des Problems, doch wie kann er dann überhaupt Teil der Lösung sein?

Patriarchendämmerung (3)

Der untragbar gewordene Generalintendant
Was in Karlsruhe passiert ist, erinnert aus der Ferne ein wenig an die Enthüllungen bei Harvey Weinstein. Viele wußten es, als es ans Licht kam, brachen die Dämme und viele weitere meldeten sich. Die Politik hat nun minimal reagiert: Der Führungsstil von Generalintendant Peter Spuhler wird offiziell Thema in der Verwaltungsratssitzung am 17.07.2020. Die Politik hält sich merklich zurück bei der Verurteilung des Tatbestands (offiziell: "unlauteres Verhalten"), man will die Vorwürfe "überprüfen und bewerten", man traut Presse, Personalrat und Schikane-Opfern also anscheinend nicht und will Spuhler nicht vorverurteilen. Das ist vorläufig legitim, doch wer zweifelt wirklich bei der Vielzahl der Vorwürfe? „Sie glauben nicht, wie viele weinende Menschen ich in den vergangenen Jahren trösten mußte”, zitieren die BNN (hier) einen Gesprächspartner.
Um die Konsequenzen drücken sich die Politiker noch, doch wenn sich die Anschuldigungen bestätigen, muß gehandelt werden. Es muß allen politisch Verantwortlichen klar sein, daß es nicht genügt, kosmetische Alibi-Maßnahmen zu treffen, die die Intelligenz der beobachtenden Mitarbeiter, Journalisten und Theaterbesucher beleidigen und die dem Ruf des Badischen Staatstheaters und der politischen Kultur schaden. Im Gegenzug sollte man am Badischen Staatstheater darüber nachdenken, die Vorwürfe gegen den Intendanten zusammenzufassen, im Zweifelsfall verstärkt öffentlich zu machen und das Unerträgliche der Situation ggf. weiter zur Eskalation zu bringen! Ein vorübergehender Waffenstillstand hilft nicht bei der Aufarbeitung, sondern nur dem Unter-den-Tisch-kehren!

Sonntag, 5. Juli 2020

Patriarchendämmerung (2)

Die Gräben sind so weit aufgerissen, daß man sie eigentlich nicht mehr zuschütten kann
Die Karten liegen auf dem Tisch. Die Mißstände und Verfehlungen des Generalintendanten können nicht bestritten oder geleugnet werden - es sind zu viele und zu heftige. Der patriarchalische Führungsstil Peter Spuhlers ist nicht weiter tolerierbar und es ist nun wohl allen klar, daß dieser Stil auch nicht mehr ertragen wird. Die in der Presse genannten Schlagworte in Verbindung mit Intendant Spuhlers nicht wertschätzendem Verhalten sprechen für sich:
  • "toxisches Arbeitsklima"
  • "Klima der Angst"
  • "extremer Kontrollzwang"
  • "beständiges Mißtrauen"
  • "systematisch zermürbt"
  • "äußerst rüder Tonfall"
  • "cholerische Anfälle"
  • "unerträgliche Arbeitsverhältnisse"
  • "gezielte Attacken gegen Einzelpersonen"
  • "Burn-Outs"
Welcher Politiker will sich nun noch hinter Intendant Spuhler stellen? Drangsalierungen durch Vorgesetzte ist kein harmloses Kavaliersdelikt. Mit diesen zahlreichen belegten Vorwürfen kann es kein Zurück geben, lavieren oder relativieren von Seiten der politisch Verantwortlichen ist eine Sackgasse, die den Konflikt verlängern und verschärfen würde. Oberbürgermeister Mentrup hat die Situation intuitiv richtig erfaßt: 'die Gräben sind so weit aufgerissen, daß man sie eigentlich nicht mehr zuschütten kann'. Am 17.07. tagt der Verwaltungsrat und es wird einiges zu diskutieren sein.

Samstag, 4. Juli 2020

Patriarchendämmerung (1)

Personalrat bestätigt toxisches Arbeitsklima
Das patriarchische Führungsverhalten von Generalintendant Spuhler zieht weitere Kreise. Der Personalrat des Badischen Staatstheater hat am Freitag einen offenen Brief versandt, in dem „Kontrollzwang, beständiges Mißtrauen und cholerische Ausfälle“ als „Schlagworte eines toxischen Arbeitsklimas“ benannt werden, wie Andreas Jüttner in den BNN berichtet, dankenswerterweise im Internet nachlesbar, und zwar hier:
https://bnn.de/nachrichten/kultur/staatstheater-karlsruhe-streit-um-spuhler-zieht-politische-kreise

und hier: https://bnn.de/lokales/karlsruhe/immer-mehr-staatstheater-mitarbeiter-erheben-schwere-vorwuerfe-gegen-spuhler.
Die Vorwürfe werden dabei erhärtet, es gibt "Berichte von rund 20 Personen", die "ein alarmierendes Bild von verheerenden Zuständen am Haus" zeichnen. "Unter der von extremem Kontrollzwang geprägten Leitung sei weder künstlerisches Arbeiten noch Einbringen der eigenen Kreativität möglich. Statt dessen werde man systematisch zermürbt, indem man, oft in äußerst rüdem Tonfall, auf die Rolle als ausführende Kraft zur Erfüllung von Spuhlers Vorgaben reduziert werde. Zahlreiche Angestellte bestätigen die Vorwürfe."
Und auch Oberbürgermeister Mentrup hat sich zu Wort gemeldet

Donnerstag, 2. Juli 2020

Immer noch planlos!

Wer weiß, vielleicht verschwindet Corona ja einfach so von alleine .....
Jetzt liegt es vor: das Serviceheft zur Spielzeit 2020/21 und es hat sich schon angedeutet: Intendant Spuhler schafft das Unkunststück, keine Antworten zu liefern! Andere Theater haben ihre Corona-Spielzeit für September bis Dezember veröffentlicht, in Karlsruhe bietet der Intendant dem Publikum die Katze im Sack. Zu mehr als dem folgenden, etwas peinlich überfordert anmutenden Satz hat es nicht gereicht: "Der Spielplan 2020/21 steht unter dem Vorbehalt von Änderungen aufgrund der aktuellen Herausforderungen. Wir Theaterleute sind Meister der Improvisation. Wenn es uns nicht möglich sein sollte, das vorliegende Programm wie geplant umzusetzen, verfügen wir über viele Ideen, wie wir Sie, unser geschätztes Publikum, mit Kunst beglücken können. Wenn wir eine Vorstellung nicht so zeigen können wie angekündigt, finden wir eine Lösung."
Echt jetzt? Zwei Monate Verspätung bei der Veröffentlichung des Servicehefts und dann nur dieser Satz? Auf Treu und Glauben, aber ohne Rechte - das Publikum darf auf die Großzügigkeit der Obrigkeit hoffen. Wow! Weniger ist nicht möglich.