Nun haben sich auch ehemalige Mitarbeiter von Peter Spuhler aus seiner Zeit als Heidelberger Intendant (2005-2011) zu Wort gemeldet und fordern Spuhlers Rücktritt in Karlsruhe, weil ihm die für die Leitung eines Theaters erforderlichen Führungsqualitäten fehlen, wie die Rhein-Neckar Zeitung (hier) berichtet.
Bereits in Heidelberg soll Peter Spuhler als Intendant durch "cholerische Ausbrüche, Kontrollzwang bis hin zur Pedanterie, Druck fast
rund um die Uhr und eine auffallend hohe Fluktuation beim
intendantennahen Personal" aufgefallen sein. Das ist nicht neu (mehr hier) und nun endlich auch offiziell.
Die ehemaligen Mitarbeiter schwiegen aus "Furcht vor beruflichen Nachteilen. In Deutschland seien alle
Theaterintendanten eng miteinander vernetzt, aufmüpfige Mitarbeiter
müßten mit Nichtverlängerung ihrer Verträge rechnen und hätten Angst, 'an einem künftigen Haus als illoyal oder aufrührerisch' zu gelten. Erst
der Mut der Karlsruher Kollegen habe auch sie ermutigt, sich zu äußern."
Die deutsche Theaterlandschaft erweist sich damit immer mehr als Ort der Doppelmoral. Auf der Bühne werden Dinge verhandelt, die hinter der Bühne rückständiger sind als im Rest der Gesellschaft. Gerade die Intendanz von Peter Spuhler ist durch einen erhobenen Zeigefinger und moralische Selbstüberhöhung geprägt. Daß er "Die Würde des Menschen ist unantastbar" an die Theaterfront pinseln ließ, kann als Merkmal eines wichtigtuerischen und heuchelnden Theaterstils interpretiert werden, der das Theater als Mittel zum Zweck der Selbstverwirklichung einer Person instrumentalisiert. Über das unaufrichtig und spießig wirkende Oberlehrerwesen der Karlsruher Intendanz wird auf diesen Seiten schon seit Jahren hingewiesen. Es erscheint nach all diesen Vorwürfen unerträglicher denn je, wie man den Intendanten ein sehr gut funktionierendes Mehrspartentheater in wenigen Jahren so herunterspuhlern lassen konnte. Daß es sich bei den Vorwürfen gegen Peter Spuhler nicht um Kavaliersdelikte handelt, sollte inzwischen jedem klar sein. Allein aus Respekt und Achtung all jener, die unter diesem Intendanten litten, ist ein sauberer Schnitt und Neustart notwendig. Nur unbelastet kann es voran gehen.
NACHTRAG 30.07.2020
Auch die BNN berichten über Heidelberg (und zwar hier). Der Brief der ehemaligen Mitarbeiter soll von 13 Personen namentlich unterzeichnet sein , "zwölf davon Frauen, darunter drei der sechs persönlichen Assistentinnen in Spuhlers sechs Amtsjahren" und berichtet hinsichtlich Peter Spuhler von "Kontrollzwang und cholerischen Anfällen", einem "Despotismus, der über die künstlerischen Bereiche bis in Technik, Verwaltung und Dienstleistung hineinreichte"” sowie einem "massiven Gefühl der Beklemmung, unter dem damals rund um die Uhr gearbeitet werden mußte".
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
und täglich grüßt das Murmeltier.....
AntwortenLöschenmal schauen, ob sich auch noch Mitarbeiter des Tübinger Theaters zu Wort melden
LöschenDas halte ich - mit Verlaub - nicht für wichtig. Jede einzelne Straftat gehört verfolgt und einen Mitarbeiter aus einem Theater zu mobben, erfüllt einen Straftatbestand. Auch einen Arbeitsplatz unter Missachtung der geltenden Gesetze nach Gutsherrenart mit einem Freund zu besetzen, ist kein Kavaliersdelikt. Hier muss jedes Haus seine Leichen aus dem Keller holen und dem Recht Geltung verschaffen. Ich glaube, der Verwaltungsrat sollte jetzt endlich seine Pflichten gegenüber den Mitarbeitern des Badischen Staatstheaters annehmen, die Ärmel hochkrempeln und loslegen.
AntwortenLöschenIhr Wort in Politikers Ohr. Man muß die Aufarbeitung und die Konsequenzen allerdings wohl aktiv einfordern, ohne Vorantreiben und Druck von außen wird im Inneren der Kulturpolitik nichts passieren, man hofft nach der Flut auf die Ebbe, um dann darauf aufmerksam zu machen, daß doch alles gut aussieht
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