Posts mit dem Label ADE Toni Erdmann werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label ADE Toni Erdmann werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 8. Oktober 2021

Ade - Toni Erdmann, 07.10.2021

Die Uneigentlichkeit der Karrierefrau
2016 wurde Toni Erdmann beim Filmfestival in Cannes zwar nicht ausgezeichnet, aber beim Publikum kam der Film überraschend gut an - ein Hype, den sich allerdings manche nicht erklären konnten, denn der langsam erzählte Film taugt kaum zum Kult und wirkte wie eine Seifenblase, die einige Zeit schön schwebte und dann sanft und folgenlos zerstob. Die in Karlsruhe geborene Maren Ade gewann als Drehbuchautorin und Regisseurin einige Preise für ihren Film über sich entfremdete Menschen, im dem eine ambitionierte junge Frau vorübergehend in eine Sinnkrise gestürzt wird als ihr herumalbernder Vater sie und ihre Karrierewünsche nicht versteht und sich in ihr Leben drängt. Da bietet es sich an, in Karlsruhe eine Bühnenfassung zu zeigen. Was steckt im Bühnen-Toni Erdmann? Regisseurin Maria Viktoria Linke bleibt eng am Film, verändert aber die Balance ungünstig, der dokumentarisch wirkende Charakter wird zugunsten grotesker bzw. surrealer Szenen aufgegeben. Wo der Film stets eine Distanz wahrte, will die Regisseurin werten, insbesondere die Figur der Tochter leidet darunter, deren Karriere am gekürzten Ende keine Rolle spielt, sondern die in der neuen Schlußszene zurück in die Arme ihres Vaters flüchtet. Doch das größte Mißverständnis offenbart erneut eine eklatante Schwäche des Karlsruher Schauspiels. Nicht nur gab es seit der glorreichen Schauspieldirektion Knut Webers keine rasante Komödie mehr, es gab auch seit einem Jahrzehnt nur einen sehr verklemmten bzw.  angestrengten Humor, der nie lustig werden wollte. Nun versucht die Regisseurin Toni Erdmann als Komödie zu inszenieren, es gibt auch ein paar gute Einfälle und Momente, bei denen allerdings stets nur wenige lachen, doch es ist fast schon peinlich, wie viele Szenen in den Sand gesetzt werden und wie -man muß es leider mal deutlich schreiben- angestrengt, uninspiriert und fast schon dilettantisch wirkend die Regie versucht, Komik zu erzeugen. Es gibt Aufführungen von Amateur- und Schülertheatern, die mehr Sinn für Humor, Pointen und Timing zeigen als diese komödiantisch unterdurchschnittliche Inszenierung.