Dienstag, 27. Oktober 2020

Patriarchendämmerung (28)

"Karlsruher Zustände kein Einzelfall: Intendant Peter Spuhlers Zeit in Heidelberg"
oder
Ein "neodfeudaler Machthaber" als Wiederholungstäter?
Der SWR berichtete letzte Woche (mehr hier), was bereits bekannt war (mehr hier): Intendant Spuhler scheint Wiederholungstäter, "Wutanfälle" und Schikane gab es bereits in Heidelberg.

2. Symphoniekonzert, 26.10.2020

Das 2. Symphoniekonzert der Pandemie-Spielzeit begann unruhig und erregt, wurde dann gelassen erhaben und klang zärtlich aus.

Sonntag, 18. Oktober 2020

Lehár - Die lustige Witwe, 17.10.2020

Krisen brauchen Komödien
Die erste Premiere im Musiktheater seit Februar konnte gestern stattfinden. In Baden-Württenberg wird ab Montag die Corona-Alarmstufe erhöht, das Robert-Koch-Institut meldete den dritten Tag in Folge ein neues Allzeithoch an Corona-Neuinfektionen und deutlich steigende Reproduktionszahlen. Wie im März, als die Politik das öffentliche Leben bei geringeren Zahlen zum Erliegen brachte, drohen neue harte Maßnahmen. Was bietet sich quasi am Vorabend einer stark aufflammenden Pandemie besser an, als sich zu amüsieren? Wer weiß, ob die Theater nicht bald wieder schließen müssen? Wer gestern Die Lustige Witwe in Karlsruhe erlebte, wird wohl besser temperiert und gelassener in die nächsten Tage gehen, die Freude, endlich mal wieder zu singen, zu spielen und zu musizieren war deutlich bemerkbar und übertrug sich aufs Publikum, das dann auch deshalb lange applaudierte, um Künstlern, Musikern und sich selber Zuversicht zuzuklatschen.

Patriarchendämmerung (27)

Führungskrise durch Politikversagen
Langsam aber deutlich rücken die künstlerisch Verantwortlichen von einem Verbleib des Intendanten ab. Die Karlsruher Ballettdirektorin Bridget Breiner hat  sich im Interview mit den BNN (und zwar hier) auch zur Krise um Intendant Peter Spuhler geäußert und relativiert dabei auch die Aussage von OB Mentrup, daß sich die Spartenleiter angeblich nicht gegen eine Zusammenarbeit mit dem Intendanten ausgesprochen hätten: "Daß man nicht gegen etwas ist, bedeutet nicht automatisch, daß man dafür ist. ... Aber was von den Theaterträgern bei der Vollversammlung der Belegschaft über die Aussagen der Spartenleiter verkündet wurde, hat mich schon überrascht. Denn es war – zumindest was mein Gespräch betrifft – großzügig interpretiert. Die Frage, ob ich persönlich mit Peter Spuhler arbeiten kann, könnte ich zwar bejahen. Aber das ist gar nicht die Frage, um die es hier geht. Sicher: Wir sind die nächste Ebene, und wenn wir Dinge übernehmen sollen, müssen wir dazu bereit sein. Letztlich aber geht es um das Haus mit allen seinen Mitarbeitern. Und da ist mein persönliches Gefühl, daß wir mit der Situation etwas allein gelassen werden."

Sonntag, 11. Oktober 2020

Virusbedingte Programmänderungen

Das Badische Staatstheater muß nun einräumen, was seit dem Sommer erwartet wurde: manche Programmpunkte der Spielzeit können nicht wie geplant auf die Bühne kommen. Zu großes Orchester, zu viel Chor, zu viel Nähe - es wird eine Spielzeit der kleinen Ansätze. Folgende erste Änderungen sind nun bekannt:

Donnerstag, 8. Oktober 2020

Der späte Strauss, 08.10.2020

Die Stimmung zur Intendanz
Die Karlsruher Oper hat als Sparte am stärksten gelitten unter der Herunterspuhlerung durch den Intendanten. Daß die Händel Festspiele ihren Status halten konnten, erklären manche mit deren internationalen Reputation, in deren Licht der Intendant sich sonnen konnte. Doch ansonsten dominiert eine ambitionslose und magere Hausmannskost. Insbesondere Richard Strauss kommt seit Jahren zu kurz, die Pflege seines Werkes findet in Mannheim statt (mehr hier), wo es zuletzt im Januar die zehntägigen Richard Strauss Tage gab. Karlsruhe hingegen scheint bis auf die Händel Festspiele inzwischen abgehängt. Doch auch hier ist mit dem neuen GMD Georg Fritzsch ein Hoffnungsschimmer am Horizont, auch wenn das Covid-19 Virus im 1. Symphoniekonzert Strauss' Alpensymphonie verhinderte und die geplante Opernpremiere der schweigsamen Strauss sinnvollerweise auf einen Zeitpunkt verschoben werden könnte, an dem das ganze Orchester Strauss zelebrieren kann. Man muß Fritzsch dankbar sein, daß er als kleines Lebenszeichen der Strauss-Pflege in Karlsruhe ein kurzes 75minütiges Programm unter dem Titel Der späte Strauss ins Programm genommen hat. Ein Konzert einerseits als Hoffnungsschimmer für eine Wiederbelebung der Karlsruher Oper nach dem Abgang des Intendanten. Ein Konzert andererseits, das in Betracht der Vorfälle um Intendant Spuhler zur Stimmung paßt.

Mittwoch, 7. Oktober 2020

Neuer Operndirektor gesucht

Bei den Stellenanzeigen des Deutschen Bühnenvereins finden sich auch Offerten des Badischen Staatstheaters (und zwar aktuell hier). Dort wird ab der Spielzeit 2021/22 ("früherer Einstieg erwünscht") ein neuer Operndirektor gesucht. Nicole Braunger wird also das Badische Staatstheater verlassen. Intendant Spuhler benötigt den vierten Operndirektor innerhalb eines Jahrzehnts, die Ursache kann man nach dem Abgang aller Operndramaturgen unschwer identifizieren. Braunger scheint kein Vertrauen in die eingeleiteten Maßnahmen zur Eindämmung von Intendant Spuhler zu haben.
Man sucht auch eine Assistenz des Generalintendanten in Elternzeitvertretung, eine kuriose Anforderungen scheint in Hinblick auf den Intendanten formuliert: "Besondere Sensibilität im Umgang mit dem künstlerischen Personal und deren Belangen."

Sonntag, 4. Oktober 2020

Die neuen Todsünden, 03.10.2020

Moralunterweisungen für den Kindergarten
Vieles paßt nicht zusammen und will nicht funktionieren bei der ersten großen Produktion der Spielzeit. Die sieben "Kurzdramen" zum altertümlich und sogar reaktionär anmutendem Thema Todsünde, die gestern im Karlsruher Schauspiel Premiere hatten, sind heterogen und leiden unter fehlender Qualität und Haltungsschäden vieler Texte, die teilweise peinlich plakative Geschichten erzählen. Die Geschichten rangieren zwischen Etikettenschwindel (es geht gar nicht um Sünde) und moralischem Pfaffentum (denn erneut sieht man vorgekautes und vorgegaukeltee Relotius-Theater: man konstruiert sich eine plumpe schwarz-weiße Handlung, um künstlich den Zeigefinger heben zu können und sich als selbsternannte Moralwächter aufzuspielen). Das fast vierstündige spartenübergreifende Potpourri mit Schauspielern, Sängern und Tänzern erwies sich als Pseudo-Spektakel, das fast eine Totalpleite geworden wäre, wenn nicht nach der Pause Timo Tank durch große Schauspielkunst aufgetrumpft hätte.

Donnerstag, 1. Oktober 2020

Despentes - Apokalypse Baby, 30.09.2020

Affektierte Leere
Romane sind keine Theaterstücke. Um erzählte Geschichten auf die Bühne zu bringen, braucht man einen Autor, der Epik in Dramatik überführen kann - und das scheitert regelmäßig. Im März, kurz bevor die Corona-Maßnahmen zur Schließung der Theater führten, versuchte sich das Karlsruher Schauspiel mit mäßigem Erfolg am Susan-Effekt (mehr hier). Neun Monate später scheint man weder weiter noch überzeugender. Die Inszenierung von Apokalypse Baby wirkt unbeholfen und überfordert.