Sonntag, 29. Oktober 2017

Justin Brown bleibt bis 2020 GMD in Karlsruhe

Der Fisch stinkt vom Kopf
Fünf Bewerber waren für die Nachfolge von Justin Brown ab der Saison 2018/19 zuletzt in der engeren Auswahl, zwei Kandidaten schienen nach den Probedirigaten besonders geeignet zu sein, doch weder Frank Beermann noch Joana Mallwitz werden zukünftig in Karlsruhe als Generalmusikdirektoren das Orchester leiten. Und man muß sich nun in Karlsruhe fragen, ob nicht auch die defizitären Opernpläne von Intendant Spuhler eine Ursache für den Attraktivitätsverlust und die Absagen der beiden Dirigenten sind.

Mittwoch, 25. Oktober 2017

Unterbeschäftigt – Karlsruher Oper ohne Perspektive

Wenn man die negativen Auswirkungen der aktuellen Karlsruher Opernstrategie analysieren will, kommt man nicht drum herum, die Sänger, ob Solo oder im Chor, zu bedauern. Die Reduktion des Programms trifft nämlich vor allem die Sänger, die teilweise kaum noch etwas zu singen haben und dann plötzlich mit verringerter Bühnenpraxis und aus der Übung geraten, große Rollen bekommen und bei sehr wenigen Auftritten im Jahr gefordert werden. Es gibt kaum noch Abwechslung, kaum noch Programm, zu wenige Auftritte. Während der Intendanz von Achim Thorwald waren die Wochenpläne oft (zu) vollgestopft, nun sind sie zu leer - das Repertoire ist heruntergewirtschaftet, die Karlsruher Oper ist als Sparte ins Abseits geraten. Das Publikum spürt diese programmatische Insolvenzverschleppung und verliert anscheinend langsam, aber stetig das Interesse.

Samstag, 21. Oktober 2017

Oper München: Rossini - Il turco in Italia, 18.10.2017

München leuchtet, schwärmte schon Thomas Mann vor über 100 Jahren und man fühlte sich in dieser Oktoberwoche wie in einer Novelle des Autors: "Über den festlichen Plätzen und weißen Säulentempeln, den antikisierenden Monumenten und Barockkirchen, den springenden Brunnen, Palästen und Gartenanlagen der Residenz spannte sich ein Himmel von blauer Seide". München ist Deutschlands entspannteste und gelassenste Großstadt, kunstsinnig und lebensfroh. Und wer nach einem Besuch im Biergarten spontan in die Oper will, kann auch an einem sonnig-warmen Oktobermittwoch vor dem Problem stehen, überhaupt noch an gute Karten zu kommen. Die Oper boomt in München, man muß sich frühzeitig um Plätze bemühen. Selbst wenn eine Oper schon seit Jahren im Repertoire ist - Rossinis Türke in Italien in der Regie von Christof Loy hatte vor einem Jahrzehnt Premiere - kommen die Besucher, und zwar aus gutem Grund: mit Olga Peretyatko, Ildebrando D'Arcangelo und Alessandro Corbelli konnte man eine Idealbesetzung aufbieten.

Montag, 16. Oktober 2017

Wagner - Götterdämmerung, 15.10.2017

Unterhaltsamer Unfug
Vier Regisseure hat man in Karlsruhe für die vier Opern des Ring des Nibelungen engagiert und man kann es als die größte Enttäuschung dieses Konzepts bewerten, daß bisher keiner der drei Regisseure seiner ganz isoliert betrachteten Einzeloper einen  bemerkenswerten Ansatz abgewann und eine neue Betrachtungsebene schuf. Die Selbstbeschränkung auf einzelne Atoll-Opern, die einerseits nicht über sich hinaus deuten und keinen Bezug zueinander haben, andererseits auch in der jeweiligen Einzeldramaturgie keine Bedeutung  bekamen, ergab so keinen Mehrwert, man verharrte lediglich in visueller Pose, investierte in visuelle Effekte und erreichte bestenfalls nette Unterhaltung. Die Regie der Götterdämmerung versucht nun hingegen beides - einen individuellen Perspektivwechsel unter Einbeziehung von Elementen der vorangegangenen Interpretationen. Erstes geschah durch eine Drehung des Blickwinkels, der bis zur Verzerrung an die Grenzen des Unfugs reicht, zweites durch eine komplett neue Meta-Ebene. Das Resultat ist einerseits gegen den Strich gebürstet, ambivalent und kontrovers diskutabel, andererseits unterhaltsam und trotz sechs Stunden Gesamtdauer mit Pausen eine überraschende und spannende Angelegenheit, spannend auch vor allem dank der Gewinner dieses Karlsruher Ringzyklus: der Badischen Staatskapelle und Justin Brown, der sich in seinem 10. und letzten Jahr als GMD in Karlsruhe als bekannt souveräner Wagner-Dirigent verabschiedet und bewies, auf welch hohem Niveau und in welch ausgezeichneten Zustand er das verjüngte Karlsruher Orchester an seinen Nachfolger übergeben wird. Selbst inszenatorisch schwache Stellen bekamen aus dem Orchestergraben eine unwiderstehliche Dramatik, die hoch engagierten Sänger trugen einen gewichtigen Anteil bei. Lautstarke Buhs neben viel Applaus belegten die kontroverse Aufnahme beim Publikum.

Samstag, 14. Oktober 2017

Franco Fagioli singt in Karlsruhe Mozarts Lucio Silla

Ein sehr schöner Hinweis kommt aus zuverlässiger Quelle vom Autor des Blogs Opernschnipsel (hier der Link zu stets lesenswerten Opernberichten): Franco Fagioli wird in dieser Saison bekannterweise während den Händel Festspielen 2018 sein neues Album vorstellen (und zwar am 02.03.2018). Und Franco Fagioli wird im Juli 2018 in der neuen Produktion von Mozarts Frühwerk Lucio Silla singen (8./12./19. Juli 2018). Operndirektor Fichtenholz verabschiedet sich mit Klasse und hat für diese Entscheidung ein Bravo! verdient.

Freitag, 6. Oktober 2017

McNally - Meisterklasse, 05.10.2017

Die Callas - Primadonna Assoluta
Terrence McNallys Theaterstück Meisterklasse über Maria Callas ist seit der Uraufführung 1995 eine viel gespielte, erfolgreiche Tragikomödie, für die man eine starke Hauptdarstellerin benötigt. Annette Büschelberger spielt die Hauptfigur in diesem Stück bereits zum dritten Mal - es ist "ihre" Rolle, und das spürt man. Sie erkundet einen Mythos, Gipfel und Abgründe, Wege und Abwege, Kunst und Scheitern - eine Diva damals und heute und ein Drama der Lieblosigkeit und Einsamkeit in einem Meer der Zuwendung und Bewunderung.