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Mittwoch, 20. November 2013

Verdi - Un Ballo in Maschera, 19.11.2013

Ein sehr schöner, ausverkaufter Maskenball am Dienstagabend. Ein so gutes, treues und interessiertes Publikum verdiente eine sehr gute Aufführung - und diese Erwartung wurde erfüllt. Der musikalisch so packend und spannend gelungene und inszenatorisch stabile und unaufregende Maskenball kommt beim Publikum gut an.

Doch es gibt auch andere gute Gründe für den Publikumszuspruch. Endlich führt man mal wieder eine Oper über die ganze Spielzeit verteilt auf. Gestern war der letzte Termin im November, es folgen jeweils nur eine Vorstellung im Dezember bis März, jeweils zwei im April und Mai, drei im Juni. Die knapp 20 Termine erstrecken sich über neun Monate. Für Opernfreunde ist das ideal, um sich eine Oper mehrfach im Verlauf einer Spielzeit anhören zu können. Peter Grimes hatte im Juli Premiere und verschwindet bereits wieder Ende November aus dem Programm. Und das ist wahrscheinlich auch ein Schwachpunkt des scheidenden Operndirektors Joscha Schaback: sein Spielplan hätte weniger gedrängt und damit abwechslungsreicher sein können und immer wieder fehlten schlichtweg die Alternativen für die Besucher.
 
Und noch ein wichtiger Anlaß für das ausverkaufte Haus: gestern sang zum ersten Mal Heidi Melton als Amelia. Mit ihr und Publikumsliebling Barabara Dobrzanska hat man zwei gute Gründe für zwei Besuche. Melton hatte gerade erst an vier Terminen im November im Opernhaus Palau de les Arts im spanischen Valencia als Sieglinde in Wagners Walküre (Dirigent Zubin Mehta) gesungen. Kaum zurück aus Valencia begeisterte sie gestern das Karlsruher Publikum wieder mit der scheinbaren Leichtigkeit mit der sie die Rolle gestaltete. Während Dobrzanska Amelias Verzweiflung und Tragik betont, singt sie Melton erregt und ungestüm. In Karlsruhe ist Melton übrigens noch vier mal als Amelia eingeplant (28.01.14, 09/22.05.14, 11.06.14).

Mit gewohnt souveränem und beeindruckendem Auftritt sangen Ewa Wolak (ihr Auftritt ist der Höhepunkt vor der Pause), Andrea Shin (mit einer wunderbar offenen Stimme und unangestrengter Höhe und sehr starkem viertem Akt) und Seung-Gi Jung (mit herausragender Arie im dritten Akt). An alle: BRAVO!
Emily Hindrichs und alle anderen Sänger sowie Chor und Orchester trugen ihren Anteil zur so schönen gestrigen Aufführung bei und zeigten, daß die musikalische Leistungsstärke der Karlsruher Oper bei Operndirektor Schaback nicht gelitten hat.

Fazit: Eine der schönsten Verdi-Opern in einer Darbietung, die man öfters hören kann/will.

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Verdi - Un Ballo in Maschera, 16.10.2013

Was für ein schöner Maskenball am gestrigen Mittwoch! Nach zwei Vorstellungen muß man dem Badischen Staatstheater zu einer sehr spannenden Produktion gratulieren, die beim Publikum vor allem aufgrund des musikalischen Niveaus ein großer Erfolg werden sollte.

Die B-Premiere des Maskenballs war nur auf zwei relevanten Stellen (und diversen kleineren Rollen) umbesetzt. Heidi Melton sang noch nicht die Amelia und so kam das gestrige Publikum in den akustischen Genuß von Publikumsliebling Barbara Dobrzanska. Ohne Zweitbesetzung sind zwei andere Hauptakteure: Ewa Wolak (unglaublich beeindruckend in der Rolle!) als Ulrica und Andrea Shin (mit wunderbar geschmeidiger Tenorstimme zum Dahinschmelzen) als Gustav wiederholten ebenfalls ihre herausragenden Leistungen der A-Premiere.

Neu und besonders bemerkenswert war gestern Seung-Gi Jung als Anckarström, dessen elegante Stimme schon als Rigoletto für hohe Verdi-Kantabilität stand und einen schönen Kontrast zur dunkleren Stimme Jaco Venters bildet. Jungs Stimme begeisterte auch gestern und man kann nur hoffen, ihn und seinen koreanischem Landsmann Shin noch lange in Karlsruhe halten zu können. Beide sind ein klarer Zugewinn im Ensemble der Karlsruher Oper.

Als Oscar war gestern Emily Hindrichs zu hören. Sie singt sehr schön, höhensicher und kraftvoll, doch schon beim Theaterfest mangelte es ihrer Stimme etwas an Unmittelbarkeit und Wärme, als ob sie noch nicht ganz angekommen sei, und auch gestern fehlte ihr zu Beginn die Leichtigkeit und der Ausdruck, mit der Ina Schlingensiepen am Samstag so souverän sang und spielte.

Eine Neubesetzung in einer Nebenrolle darf nicht unerwähnt bleiben: Yang Xu als Graf Ribbing ließ aufhorchen. Der Chinese ist Mitglied des Opernstudios und scheint eine Karriere vor sich zu haben.

Johannes Willig dirigierte meines Erachtens gestern mit noch mehr dramatischen Zug als in der Premiere einen absolut überzeugenden Verdi, dem man jederzeit musikalisch perfekt genießen konnte.

Noch mal zur Inszenierung: Grundsätzlich ist der Regieansatz gut. Was will man denn auch aus dem psychologisch wenig ergiebigen Verschwörerdrama und Beziehungsdreieck machen?, so könnte man meinen. Adäquat bebildern mit zusammenhangsfördernder Symbolik, so könnte es sich Regisseur Stiehl gedacht haben - und dem entspricht auch bisher sein Regiestil. Doch was sich in La Vestale ankündigte, ist beim Maskenball noch deutlicher zu bemerken: eine hölzern-steife Personenführung, die nur selten eine eigene Dimension hinzufügt, sondern meistens das Vorhersehbare in zu uninspirierter Weise ausdrückt. Man hätte vielleicht die alte Bühnenweisheit 'Nur nicht zu viel Absichtlichkeit!' stärker berücksichtigen sollen. Ein wenig wirkt die Inszenierung gelegentlich wie eine mechanische Aneinanderreihung von Gesten und Effekten aus dem Fundus, bei denen die harmonischen Übergänge fehlen.

Fazit: Ein Maskenball, dem man viele Zuhörer wünscht und bei dem man nicht vergessen sollte, den Sängern (auch denen im Chor) und Musikern ein klar vernehmbares BRAVO zu schenken!

PS: Wie schon bei der A-Premiere war auch gestern Mario Muraro im Publikum. Der italienische Tenor sang vor 30 Jahren die Rolle des Königs bei der letzten Karlsruher Inszenierung - damals wurde Verdis Maskenball noch in deutscher Sprache(!) gesungen.

Sonntag, 13. Oktober 2013

Verdi - Un Ballo in Maschera, 12.10.2013

Endlich wieder Ein Maskenball am Badischen Staatstheater! Über 30 Jahre mußte man in Karlsruhe auf eine Neuinszenierung dieser schönen Oper warten, über die man in einem alten Opernführer die Bemerkung findet, daß sie der erklärte Liebling aller Verdifreunde sei. Die MET in New York hat sie bereits ca. 300 mal gespielt. Nachdem das Badische Staatstheater bspw. mit Wallenberg und der Passagierin, mit Romeo und Julia auf dem Dorfe und Peter Grimes viel Sorgfalt auf weniger bekannte Opern richtete, galt es gestern, dem breiten Karlsruher Publikum mit Verdis Un Ballo in Maschera ein Geschenk zu machen: der neue Maskenball löste bei der Premiere musikalisch Begeisterung aus. Die Inszenierung bekam freundlichen Applaus - nicht mehr, aber auch nicht viel weniger. Doch es blieb der Eindruck, daß szenisch mehr möglich gewesen wäre.