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Mittwoch, 13. Juni 2012

Verdi - Rigoletto, 12.06.2012

Der wiederholte Besuch des Karlsruher Rigolettos könnte angesichts der sterilen und unattraktiven Inszenierung wie Masochismus wirken, ist aber aufgrund der durchweg sehr hohen musikalischen Qualität gerechtfertigt. So auch gestern: obwohl es die x-te und für diese Spielzeit letzte Aufführung war, parallel die Fußball-EM lief und es kühl-regnerisches Wetter gab: Ausreden zählen nicht für dieses Ensemble. Es gab also keine Abnutzungserscheinungen, im Gegenteil - es war eine wirklich sehr gute und intensive  Aufführung.

Samstag, 14. April 2012

Verdi - Rigoletto, 13.04.2012

Man sollte es sich regelmäßig in Erinnerung rufen: wir leben im Gelobten Land der Oper! Als man vor einigen Jahren nach der PISA-Studie über Schulen und Universitäten diskutierte, übersah man leider zu oft, daß die deutschen Musikhochschulen führend sind, daß von überall in der Welt Musiker und Sänger nach Deutschland kommen, um hier zu studieren und daß das intakte Kulturleben Künstler aus aller Welt anzieht. Das Karlsruher Publikum profitierte davon heute in hohem Maße bei einem fast perfekten koreanischen Abend.

Der Karlsruher Rigoletto hat sich inzwischen etabliert und wird regelmäßig gut besucht.  Die unattraktive Inszenierung wird wett gemacht durch das sehr gute musikalische Niveau. So auch heute. Aber ich vermute auch andere Gründe für den Zuschauerzuspruch: Rigoletto ist nicht nur eine sehr sehr schöne, sehr zugängliche und sehr beliebte Oper, sie ist -neben La Traviata- in dieser Spielzeit eine der wenigen, die auch dem weniger spezialisierten Publikum bekannt ist. Es gibt also zu wenige der üblichen Verdächtigen auf dem Spielplan. Die Opern von Janacek, Delius, von Einem oder auch Berlioz haben vielleicht einfach ein -zugegeben unverdientes- Bekanntheitsproblem.

Wieder gab es eine neue Gilda: an Stelle der angekündigten Ina Schlingensiepen, die auch die Premiere sang, diesmal ein Gast aus Heidelberg: die koreanische Sängerin Hye-Sung Na passte sehr gut in die Inszenierung, die sie aus Heidelberg kennt. Leider war sie ein wenig indisponiert, als ob sie gerade am Anfang einer Erkältung sei: drei oder vier mal hatte sie Probleme, die hohen Töne zu halten. Das minderte aber nicht den sehr guten Eindruck, den sie hinterließ und zu recht bekam sie sehr viel Beifall. Brava!

Der koreanische Bariton Seung-Gi Jung  war schon zuvor als großartiger Rigoletto in Karlsruhe aufgefallen. Sensationell und großartig mit wie viel Hingabe er diese Rolle singt.  Für mich eine herausragende Neuverpflichtung. BRAVO!

Und auch der koreanische Andrea Shin machte die heutige Vorstellung zu einem sehr schönen und gelungenen Abend. Er sang den Duca mit scheinbar endlosen Reserven und großer Selbstverständlichkeit. Auf Andrea Shins weitere Rollen kann man sich ebenfalls freuen. BRAVO!

Besonders hervorzuheben ist auch Konstantin Gorny, der als Sparafucile zwar nur eine Nebenrolle hat, aber diese buchstäblich ideal verkörpert. Stimmlich und darstellerisch ist  er bereits die ganze Spielzeit auf der Höhe seines Könnens und beeindruckt regelmäßig auf höchstem Niveau! Gorny hat als Sparafucile für mich Referenzcharakter. Bravo!

Johannes Willig dirigierte sichtbar mit viel Hingabe und Freude! Als Andrea Shin La donna è mobile sang, dirigierte Willig so enthusiastisch, daß ich jenem begeistert zuhörte und diesem zusah, wie er das Dirigieren zelebrierte. Die Badische Staatskapelle spielte Verdi dramatisch und Höhepunkt-betont und bereitete dem Publikum viel Freude. BRAVO!

Viel Applaus für alle Künstler an einem sehr schönen Freitagabend im Badischen Staatstheater. Aber es hätten ein paar Bravos mehr sein können. Anscheinend waren die Karlsruher Zuschauer vor Erstaunen paralysiert: sie klatschten zwar animiert, ein bißchen mehr Begeisterung wäre allerdings angebracht gewesen. Diese musikalische Qualität ist nicht selbstverständlich. Traut euch! Bravo-rufen ist gar nicht so schwer! 


PS: Ende kommender Woche, also um den 20./21. April soll die Vorschau für die Spielzeit 2012/2013 veröffentlicht werden. Einige Opern scheinen ja schon bekannt zu sein.
Trotzdem, aus Lust und Laune heraus, ein kleiner, spontaner Wunschzettel lange nicht mehr in Karlsruhe gespielter, namhafter (und meines Erachtens populärer) Opern:

Donizetti: Don Pasquale, La Favorite, La fille du Régiment, Anna Bolena
Mussorgsky: Boris Godunow
Prokofiev: Die Liebe zu den drei Orangen
Rossini: La Cenerentola
Tschaikowsky: Jolante, Pique Dame
Verdi: Maskenball, Troubadour, La Forza del Destino, Die sizilianische Vesper, auch die letzte Aida war vor 10 Jahren nur kurz auf dem Spielplan. Nicht nur Wagner, auch Verdi hat 2013 200. Geburtstag.
Verdis Maskenball soll es übrigens in den nächsten 4 Jahren geben. Ob schon in der nächsten Spielzeit, ist mir unbekannt.

Und klar, da gibt es noch dutzende weiterer toller Opern und viele Entdeckungen und Raritäten:
Wann gab es denn zuletzt mal 17. Jahrhundert: Monteverdi oder Lully?
Barock: neben Händel auch mal Vivaldi
Glucks Iphigenien
Mozart: La Clemenza di Tito
Mehr Belcanto! Rossini, Bellini und Donizetti, auch mal Pacini und Mercadante
Meyerbeer scheint ja in der Reihe großer französischer Opern zu kommen
Rimski-Korsakow oder mal eine Reihe russischer Meisterwerke (s.o.)!
Puccini: La Rondine
Berg: Wozzeck
u.v.a.m.

Montag, 12. Dezember 2011

Verdi - Rigoletto, 10.12.2011

Manche Urteile werden im Laufe der Zeit milder. Fünf Wochen nach der Premiere wirkt Jim Lucassens Rigoletto Inszenierung beim erneuten Besuch allerdings noch ärgerlicher. Was für eine öde Umsetzung ganz ohne szenische Höhepunkte, was für eine vertane Chance, aber immerhin: die Regie stellt keine hohen Ansprüche an die Sänger, die sich dadurch auf ihre vokalen Qualitäten konzentrieren können. Das Publikum strömt trotzdem, Rigoletto hat eine hohe Zuschauerauslastung: zu Recht, denn musikalisch gibt es weiterhin viel Gutes zu vermelden.

Als Rigoletto sang diesmal Seung-Gi Jung, der bereits letzte Woche beim Gala-Abend Roberto Frontali wegen einer allergischen Reaktion spontan nach der Pause bravourös ersetzt hatte. Schon als Germont in La Traviata bewies Jung, dass er ein sehr guter Verdi-Bariton ist, als Rigoletto war er ungleich stärker gefordert und bewies, dass er ein großartiger Verdi-Bariton ist. Mit ihm hat die Karlsruher Oper ihr Ensemble wirklich verstärkt!
Als Gast sang der junge mexikanische Tenor David  Lomeli höhensicher, souverän mit klangschöner Stimme und hinterließ einen sehr sympathischen Eindruck. Er hat vielleicht noch kein unverwechselbares Timbre, aber alle Anlagen zu einer großen Karriere.
Für die leider erkrankte Stefania Dovhan hatte man kurzfristig Burcu Uyar (Deutsche Oper Berlin) als Gilda engagiert. Ein Glückgriff: der helle, mädchenhafte Ton der jungen Sopranistin passte wunderbar und ihre schöne Stimme nahm das Publikum für sie ein.
In den Nebenrollen machte nur Lucas Harbour als Monterone auf sich aufmerksam; alle anderen lieferten eine solide Leistung.
Johannes Willig dirigierte einen perfekten Rigoletto und so blieben fast keine musikalischen Wünsche unerfüllt. Das zentrale Gesangstrio hinterließ ein glückliches Publikum, das sich nach der Vorstellung in Scharen um die Besetzungsliste im Foyer drängte, um noch mal die Namen derer zu lesen, die diesen schönen Nachmittag ermöglicht hatten.

Montag, 7. November 2011

Verdi - Rigoletto, 06.11.2011

Viel zu viel Zeit ist verflossen seitdem in Karlsruhe zuletzt in der Spielzeit 1989/90 Verdis Meisterwerk Rigoletto zu hören war. Entsprechend hoch war gestern die Erwartungshaltung des Publikums bei der Premiere, die allerdings nur die Neuinszenierung einer Produktion war, die fast genau zwei Jahre zuvor in Heidelberg erstmalig gezeigt wurde. Leider blieb es unverständlich und rätselhaft, aus welchen Gründen diese Inszenierung in Karlsruhe wieder belebt wurde.
Rigoletto ist auf Kostümebene in die 1980er Jahre versetzt worden. Der Bühneninnenraum ist dreieckig begrenzt durch helle Lamellenvorhänge, die zwei Hinterräume und eine Empore vom Innenraum abgrenzen und automatisch auf- und zufahren, um den Zuschauern Einblicke zu gewähren. Dazu kommen variabel positioniert Stuhlreihen, die der Bühne den Reiz eines Warte- oder Seminarraums geben und gelegentlich ein Bett im Hintergrund. Daraus ergibt sich ein Bühnenbild von selten gesehener, unattraktiver Beliebigkeit, das so unspezifisch, ja charakterlos ist, daß man darin genauso gut andere Opern oder Theaterstücke spielen könnte. Der Regisseur Jim Lucassen hatte gute Ideen,  findet dafür aber nur selten gelungene Lösungen; die Personenregie kommt über gutes Mittelmaß nicht hinaus. Die Chorregie ist dilettantisch: so vermittelt das erste Bild das Flair eines Kegelvereins auf Kaffeefahrt; in der Gewitterszene des dritten Akts, bei der Verdi die Windmaschine durch einen wortlos summenden Männerchor ersetzt, gerät die Ermordung Gildas zu einer unfreiwillig komischen Halloween Farce.