Mittwoch, 13. Juni 2012

Verdi - Rigoletto, 12.06.2012

Der wiederholte Besuch des Karlsruher Rigolettos könnte angesichts der sterilen und unattraktiven Inszenierung wie Masochismus wirken, ist aber aufgrund der durchweg sehr hohen musikalischen Qualität gerechtfertigt. So auch gestern: obwohl es die x-te und für diese Spielzeit letzte Aufführung war, parallel die Fußball-EM lief und es kühl-regnerisches Wetter gab: Ausreden zählen nicht für dieses Ensemble. Es gab also keine Abnutzungserscheinungen, im Gegenteil - es war eine wirklich sehr gute und intensive  Aufführung.


Wie schon bei den früheren Vorstellungen ist es eine Freude dem Dirigenten Johannes Willig und Andrea Shin als Duca  zuzuhören! Als Rigoletto war gestern Jaco Venter an der Reihe und man kann sich freuen: mit ihm und Seung-Gi Jung hat man zwei hervorragende Sänger im Ensemble, die der Rolle jederzeit gerecht werden.
Wieder musste die geplante Gilda kurzfristig absagen: schon zum zweiten Mal ging ich vergeblich in die Oper, um Stefania Dovhan (für alle Fälle: Gute Besserung!) in dieser Rolle zu hören. Aber auch diesmal gab es einen tollen Ersatz: Diana Tomsche gehörte ja über Jahre zum Karlsruher Opernensemble und auf ihre Interpretation konnte man gespannt sein: und sie gefiel mir in dieser Spielzeit am besten. Ihr heller und höhensicherer Sopran passt ausgezeichnet zur mädchenhaften Gilda. Ihr kurzfristiges Einspringen war souverän und beeindruckte die Zuschauer. (Liebes Staatstheater, engagiert sie doch noch für weitere Auftritte als Gilda in der nächsten Saison!) 

Die letzte Vorstellung von Rigoletto in dieser Saison war sehr gut besucht: das Karlsruher Publikum weiß, was es zu hören gilt. Die fade Inszenierung hat zum Glück den musikalischen Gesamteindruck nicht beeinträchtigt und sich deshalb etabliert. Es gab stürmischen Applaus, Bravos und ein zufriedenes Publikum. Musikalisch ist dieser Rigoletto über die ganze Spielzeit ein sehr großer Erfolg und ein Aushängeschild des Hauses.

PS(1): Gestern gab es türkische Übertitel und viele Zuschauer fragten sich, warum? Denn wie gewöhnlich hatte man asiatisches Publikum, man hörte osteuropäische Besucher sprechen, aber man konnte keine türkischen Besucher ausmachen. Doch es war eine kleine, ca 15-köpfige Delegation des türkischen Verfassungsgerichts anwesend. Sie wurde von Opernchef Joscha Schaback, Schauspielchef Jan Linders und Verwaltungsdirektor Michael Obermeier (alle in dunklen Anzügen und Krawatte) in der Pause betreut und saßen zentral im mittleren Rang.

PS(2): Gestern lagen wieder die Bögen der Zuschauerumfrage aus, die schon seit einem Jahr benutzt werden. Als Teilnahme-Preis verkündet man dort noch immer ein Abonnement für die fast abgelaufene Saison ....

PS(3): Das neue Spielzeitheft liegt endlich aus. Sehr schön gemacht! Es hinterlässt beim ersten Durchblättern einen guten Eindruck.
Wieso hat das dieses Jahr so lange gedauert? Für andere Städte hatte ich mir bereits Eintrittskarten für 2012/13 gekauft bevor ich wußte, was in Karlsruhe (und wann) gebracht wird.