Den Termin konnte man sich eigentlich nicht entgehen lassen: wenn GMD Justin Brown als Pianist zusammen mit den Konzertmeistern der Badischen Staatskapelle Janos Ecseghy (Violine) und Thomas Gieron (Violoncello) ein Kammerkonzert mit Werken zweier Komponisten mit ausgesprochen starkem Idiom spielen, ist Virtuosität und Spannung garantiert. Dazu kam der unübliche Termin am Abend, der auch denen den Besuch des Konzerts erlaubte, die den traditionellen Karlsruher Kammerkonzert-Termin sonntags um 11 Uhr morgens aus familiären Gründen nicht wahrnehmen können oder denen sonntags um 11 Uhr morgens einfach zu früh ist.
Mit Janáček und Schostakowitsch stand an diesem Abend Musik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf dem Programm, die einen unverwechselbaren, stark emotionalen und leidenschaftlich-expressiven Charakter besitzt. Und es wurde ein Kammermusik-Abend, bei dem sich die Spielfreude und der Spaß der Musiker auf das Publikum übertrug und bei dem man staunend die virtuose Musikalität und Leidenschaft der Künstler bewundern musste.
Zu Beginn hörte man Dimitri Schostakowitschs Klaviertrio Nr. 1 C-Dur op. 8, das Jugendwerk eines 17jährigen und 1923 entstanden. Es schwankt zwischen verschiedenen emotionalen Polen, die der Komponist aber stets zu verbinden wusste. Schostakowitsch ist hier noch nicht unverwechselbar, aber zeigt bereits frühreife Souveränität. Danach Leoš Janáčeks Pohádka (Märchen) für Violoncello und Klavier und Janáčeks Sonate für Violine und Klavier. Letztere entstand 1921 hörbar zeitgleich zur Oper Katja Kabanova. Der Höhepunkt des starken und rundum überzeugenden Konzerts war zum Abschluß Schostakowitschs Klaviertrio Nr. 2 e-Moll op. 67 und dort besonders der vierte Satz (dort taucht das Motiv auf, das später auch im 8. Streichquartett und der daraus abgeleiteten Kammersinfonie für Streichorchester op. 110a verwendet wurde und das man im Karlsruher Ballett Momo aktuell beeindruckend getanzt sieht): die drei Musiker spielten mit soviel Leidenschaft und Feuer, daß man sich nicht hätte wundern dürfen, wenn ein Mitarbeiter des Brandschutzes sinnverwirrt auf die Bühne gestürzt wäre, um das akustische Feuerwerk zu löschen.
Das Publikum dankte mit Bravos und langem Applaus für einen wunderschönen und mitreißenden Kammermusik Abend.
PS: Im Publikum waren u.a. Heidi Melton, Renatus Meszar und John Parr. Auch Intendant Peter Spuhler wurde nach der Pause gesichtet.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.