Wer erinnert sich an die letzte rasante Komödie?
Das Leichte ist bekanntlich das Schwere, und am Karlsruher Schauspiel fand sich über ein Jahrzehnt kein Schauspieldirektor, der sich traute, eine richtige Komödie zu stemmen. Auch Anna Bergmann weigerte sich vier Spielzeiten lang und erarbeitete sich lieber den eher moralinsauren Ruf, daß an einem deutschen Staatstheater nicht gelacht werden darf. Nun, in Bergmanns fünfter Spielzeit und zum ersten Mal seit Knut Webers Schauspieldirektion, ist es geschafft: mehrere Zuschauer lachten gleichzeitig, und das auch noch öfters! Und die vier Schauspieler dürfen auftrumpfen wie zu besten Zeiten! Nach langen Jahren der Humorlosigkeit am Karlsruher Schauspiel ist diese Inszenierung ein entschiedener Fortschritt.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
Donnerstag, 15. Dezember 2022
Reza - Der Gott des Gemetzels, 14.12.2022
Sonntag, 11. Dezember 2022
Wagner - Der fliegende Holländer, 10.12.2022
Thema verfehlt
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Das Märtyrermärchen als Außenseitertragödchen
Richard Wagner gilt als der Erfinder der Schwertransporte, seine Opern schicken ganze Lastzüge in Richtung Erlösung. Doch was ist diese Erlösung? Wer sich ihrer annimmt, muß dem musikalischen Charakter des Schwertransports entsprechen oder es droht, am Läppischen zu scheitern. Letzteres geschah gestern. Wie bereits vor drei Wochen bei Giselle im Ballett weiß man mit dem Romantik-Element im Geschehen nichts anzufangen, ersetzt Transzendenz durch Immanenz und Geheimnis durch Lappalie. Das sich ergebende szenische Ergebnis ist ungewöhnlich reizlos und belanglos. Für eine banale Inszenierung ohne Triftigkeit erhielt die Regie verdientermaßen Ablehnung und Buh-Rufe, doch auch musikalisch und sängerisch war die gestrige Holländer-Premiere nicht zufriedenstellend.