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Montag, 13. Januar 2020

Wilde/Jelinek - Bunbury, 12.01.2020

Lustig sein wäre alles
oder
Travestie-Show statt Komödie

Seit über einem Jahrzehnt gab es im Badischen Staatstheater keine rasante Komödie mehr, seit der Intendanzübernahme 2011 gab es kaum noch etwas zu lachen. Und das Warten geht leider weiter. Oscar Wildes geistreiche Dandy-Komödie The Importance of being Earnest (im Deutschen oft Ernst sein ist alles oder Bunbury betitelt) legt die Latte (noch) zu hoch für das in den letzten Jahren so verkrampft und verklemmt wirkende Karlsruher Schauspiel. Immerhin, Schauspieldirektorin Anna Bergmann traut sich endlich und ist bemüht, sie setzte jedoch auf das falsche Inszenierungsteam. Subtiler britischer Humor wird in dieser Regie zu grobmotorischem deutschen Klamauk, der kaum Wortwitz kennt, nichts von Dialogen und Timing versteht und sich nur durch Übertreibung, Verkleidung und Hampelei zu helfen weiß. Die Regisseurin übersetzt den nichtsnutzigen und ostentativ oberflächlichen Dandy ins Travestie-Milieu und setzt auf affektiertes Getue und künstlich übergroße Posen. Der Komödienwert ist gering, gut vorbereitete Pointen gibt es wenig (tatsächlich gab es kaum kollektives Gelächter im Premierenpublikum, Feuerwerk und Rasanz suchte man vergebens, es wurde überwiegend wohlwollend geschmunzelt), doch ein Schauwert ist vorhanden, vor allem dann, wenn man keine zu großen Ansprüche stellt und sich am etwas biederen deutschen Symbolik-Humor nicht stört. Und so waren es dann auch die Tanz- und Gesangsszenen und die hochmotivierten Schauspieler -vor allem ein grandios komisch agierender Leander Senghas-, die die letztendlich mittelmäßig komische Inszenierung retteten.