Es wurde hier genug geschrieben über das vergangene Intendanz-Jahrzehnt am Badischen Staatstheater, doch es ist vorbei, der Blick geht längst nach vorne. Aus der Zuschauer- und Beobachterperspektive wurden auf diesen Seiten frühzeitig Rückschlüsse gezogen und Kritik formuliert, untenstehend finden sich Texte, die seit 2015 auf einer besonderen Blog-Seite Einsprüche sammelten und nun hier außerhalb der Aktualität verbleiben. Gerade Theatergänger wissen: Qualität setzt sich durch, das Wahre, Schöne, Gute übersteht, Shakespeare wird auch nach vierhundert Jahren gespielt, dreihundert Jahre alte Barockopern machen heute ein weltweites Publikum glücklich, eine mißratene Intendanz ist ein Rückschlag, den man nun zu den Akten legen kann.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
Dienstag, 13. Juli 2021
Montag, 12. Juli 2021
Lieber ein Ende mit Schrecken ... (2)
Bei der FAZ kommentiert ein politischer Korrespondent die Intendanten-Kündigung aus dem Kulturbereich und übt Kritik an Ministerin Teresia Bauer.
Donnerstag, 8. Juli 2021
Lieber ein Ende mit Schrecken ...
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's ziemlich ungeniert (?)
Als im letzten November eine Vertragsauflösung mit dem Generalintendanten des Badischen Staatstheaters (der, dessen Name hier nicht mehr genannt werden sollte) für den Sommer 2021 angekündigt wurde, wirkte das wie eine überfreundliche Überbrückungsgeste, manche dachten dabei an Grünen Filz, immerhin kennen sich die Ministerin und der Intendant gut, neun Monate weitere Gehaltszahlungen fürs Fernbleiben (also spekuliert ca. 200.000 €, ggf. weniger, falls Leistungsanteil vorhanden) plus eine Ablöse sind großzügig. Das wäre auch anders gegangen: anhand der Vorfälle und dem Reputationsverlust des Theaters hätte man den Intendanten im November auch aus wichtigem Grund außerordentlich kündigen können. Es gibt Arbeitnehmer, denen so etwas für weit weniger widerfährt. Der Intendant hätte vor ein Arbeitsgericht ziehen können, um eine Abfindung zu erstreiten. Das wollte man im November aber gerade nicht, denn dabei könnte auch schmutzige Wäsche gewaschen werden. Doch sieben Monate später scheinen sich beide Parteien immer noch nicht auf die finanziellen Details des Abgangs geeinigt zu haben, der Intendant spekuliert wahrscheinlich gerichtlich auf mehr als geboten. Die Situation ist so verfahren, daß Stadt und Land die Reißleine ziehen: Peter Spuhler wurde heute mit sofortiger Wirkung gekündigt.
Donnerstag, 14. Januar 2021
Nach der Absetzung ist vor der Aufarbeitung
Verdacht auf grüne Klüngelpolitik
"Es ist eine Art Zeitbombe, an der Theresia Bauer (55) gerade bastelt.
Früher oder später wird sie auf jeden Fall explodieren, die Frage ist
nur, wann und wie heftig. Geschieht es noch vor der Landtagswahl, wäre
der politische Schaden am größten. Aber auch danach kann es unangenehm
werden für die grüne Kunstministerin. Dann muß sie der Öffentlichkeit
womöglich erklären, warum ein Theatermann viel Geld aus Steuermitteln
dafür erhält, daß er künftig nichts mehr tut – und welchen Anteil sie
daran hat, daß es so weit kam. ... Für Kunstministerin Bauer kann der
Abgang brisant werden: ihr eigenes Ministerium hatte sie einst gewarnt.", schreibt die Stuttgarter Zeitung (eingeschränkt zugänglich hier).
Mittwoch, 18. November 2020
Patriarchendämmerung (30)
Vorzeitige Vertragsauflösung mit Generalintendant Peter Spuhler
Kunstministerin Theresia Bauer und OB Frank Mentrup empfehlen dem Verwaltungsrat, den Vertrag mit Generalintendant Peter Spuhler im gegenseitigen Einvernehmen aufzulösen. Der Intendant soll bereits Zustimmung signalisiert haben. Zum Beginn der Spielzeit 2021/2022 gibt es also den von vielen erhofften Neustart.
Dienstag, 27. Oktober 2020
Patriarchendämmerung (28)
"Karlsruher Zustände kein Einzelfall: Intendant Peter Spuhlers Zeit in Heidelberg"
oder
Ein "neodfeudaler Machthaber" als Wiederholungstäter?
Der SWR berichtete letzte Woche (mehr hier), was bereits bekannt war (mehr hier): Intendant Spuhler scheint Wiederholungstäter, "Wutanfälle" und Schikane gab es bereits in Heidelberg.
Samstag, 19. September 2020
Patriarchendämmerung (24)
"Deckel drauf und weiter so?" fragt der SWR (und zwar hier). "Der Personalrat hat mir von großer Skepsis unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern berichtet“, sagt Marie-Dominique Wetzel. Man habe die Befürchtung, daß man von Seiten der Theaterleitung, aber auch von Seiten der Politik auf Zeit spiele."
Mittwoch, 2. September 2020
Patriarchendämmerung (22)
Mittwoch, 26. August 2020
Patriarchendämmerung (21)
Wie man es auch wendet, die Ursache für die toxische Arbeitsatmosphäre und die Schieflage des Badischen Staatstheaters liegt in der Person des Generalintendanten. Wenn die Politik konstruktiv die Mißstände aufarbeiten wollte, sollte man das Verhalten des Intendanten und seine Methode des Mikromanagements (arbeits-)psychologisch durchleuchten und die Ursachen dafür analysieren. Die Symptome seiner Methode sind verheerend. Mikromanagement ist einerseits bekanntermaßen ein Motivationszerstörer und Arbeitsmoralvernichter, ein Ausbremser von Talent und Potential und Ursache von innerer oder tatsächlicher Kündigung, Depressionen und eines erhöhten Krankenstand, anderseits hat es Spuhlers Methode des Mißtrauens, des an allem beteiligt zu sein, alles zu überwachen und alles zu entscheiden, nicht verhindert, daß es offensichtlich übergriffiges Verhalten seines direkten Untergebenem im Kinder-/Jugendtheater gab, das durch ein Instagram-Konto (https://www.instagram.com/bustedupstaatstheater/) aufgedeckt wurde.
Dienstag, 25. August 2020
Patriarchendämmerung (20)
Montag, 10. August 2020
Patriarchendämmerung (19)
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Intendant Peter Spuhler wegen des Verdachts auf Untreue, unschöne Enthüllungen und Skandale in diverser Hinsicht stellen seine Intendanz lautstark in Frage, doch nicht nur in Karlsruhe ist der Intendant inzwischen eine Belastung, auch in Gremien und Verbänden kann man die Skandale um die Karlsruher Intendanz nicht ignorieren. Der Landesverband Baden-Württenberg beim Deutschen Bühnenverein hat anstelle von Peter Spuhler den Intendanten des Theaters Ulm Kay Metzger als Stellvertreter der Intendanten in den Vorstand des Landesverbands gewählt.
Donnerstag, 30. Juli 2020
Patriarchendämmerung (18)
oder
"So foul a sky clears not without a storm"
Wer Theaterkrisen mit Theaterweisheiten analysieren wollte, kann sich stets bei Shakespeare umsehen. Es ist etwas faul am Badischen Staatstheater und ein Sturm hat die Sicht aufgeklärt. Doch nun? War der Sturm ausreichend oder ziehen sich die trüb-fauligen Verhältnisse erneut zu? Die Sommerpause im August verschleppt die Krise nach den Enthüllung über Intendant Spuhler und den Mißständen am Badischen Staatstheater in den Herbst. Nun legt das Berliner VAN Magazin nach (und zwar ausführlich und lesenswert hier) und deckt neue Einzelheiten auf: "Gegen ein Mitglied des Ensembles wurde wegen einer mutmaßlichen Vergewaltigung, die im Januar 2019 am Rande einer Premierenfeier begangen worden sein soll, von der Staatsanwaltschaft Karlsruhe Anklage erhoben. Nach einer Anzeige des ehemaligen Verwaltungsdirektors Michael Obermeier läuft gegen Generalintendant Peter Spuhler ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue."
Montag, 27. Juli 2020
Patriarchendämmerung (17)
Freitag, 24. Juli 2020
Patriarchendämmerung (16)
Es ist einsam geworden um Intendant Peter Spuhler und gerade nun würde man ihm Freunde wünschen, die ihn unterstützen und ihm raten, loszulassen und Abstand zu gewinnen. Nur noch wenige Politiker halten an ihm fest und bereuen inzwischen wohl, daß sie nicht rechtzeitig den Absprung gewagt haben. Hätte Spuhler persönliche Konsequenzen gezogen, wäre vieles in dieser Deutlichkeit gar nicht erst geschrieben und gesagt worden. Doch nun ist die Liste der Vorwürfe, Stellungnahmen und Erklärungen gegen ihn lang. Aktuelle und frühere Mitarbeiter (hier), der Personalrat des Badischen Staatstheater (hier) sowie sie Orchestervorstände der Badischen Staatskapelle und die Chorvorstände des Badischen Staatsopernchors (hier), die Zuschauervereinigung Freunde des Badischen Staatstheater (hier), der scheidende Generalmusikdirektor Justin Brown (hier) oder die Kulturschaffenden Karlsruhes, der freien Szene und der Kunstinstitutionen, die mit Peter Weibel vom ZKM an der Spitze prominent vertreten sind (hier) - sie alle verneinen oder bezweifeln stark, daß der Intendant noch tragbar ist. "Wie soll aber die Zukunft eines Theaters ausschauen, wenn die meisten Kolleginnen und Kollegen mit dem Intendanten nicht mehr arbeiten wollen?"
Mittwoch, 22. Juli 2020
Patriarchendämmerung (14)
Karlsruhes Oberbürgermeister Mentrup (SPD) wird nach seinem Auftritt vor den Mitarbeitern des Badischen Staatstheater am vergangenen Freitag (mehr hier) im Theaterumfeld so schnell keine Freunde mehr finden, sein Krisenmanagement wird parteiübergreifend und auch von der eigenen Partei heftig kritisiert. Justin Brown fand deutliche Worte (hier). Dennoch sollte man darauf achten, was Mentrup zu sagen hat. Der OB hat Spuhler eine Frist bis November gesetzt. Auch Politiker der Stadt nahmen Stellung:
Samstag, 18. Juli 2020
Patriarchendämmerung (12)
Freitag, 17. Juli 2020
Patriarchendämmerung (11)
Manch einer mag sich wünschen, daß Schillers Weisheiten bei Kulturpolitikern bekannter sein sollten. Als Intendant scheint Peter Spuhler inzwischen untragbar, doch hat er einen Vertrag bis 2026 und verdient bis dahin, wenn man den Gerüchten glauben kann, ca 1,3 Mio €, auf die er wahrscheinlich nicht freiwillig verzichten wollte. Wer sollte ihn denn auch sonst noch engagieren, nach dem, was nun im Juli alles ans Licht kam. Die Reputation ist dahin, eine Chance hätte darin bestehen können, wenn der Intendant auf den Posten verzichtet und sich von sich aus zurückgezogen hätte, er bspw. mittels eines Sabbaticals mit berufspsychologischer Fortbildung daran gearbeitet hätte, sich besser in den Griff zu bekommen, um dann geläutert und mit Demut eine neue Herausforderung zu suchen. Diesen schwereren Weg wollte der Intendant offensichtlich nicht gehen. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt's sich's ziemlich ungeniert. Die Fähigkeit, sich schämen zu können, ist rezessiv, man macht einfach weiter und zieht keine Konsequenzen. Und auch in Karlsruhe kann man dies nun beobachten. Niemand will den Intendanten noch auf diesem Posten, Mitarbeiter- und Zuschauerorganisation haben ihm das Vertrauen entzogen und sich gegen ihn ausgesprochen. Wer wollte nun noch an seinem Posten kleben, wer würde nicht den Eindruck haben, mit seinem Verbleiben mache man sich lächerlich? Die Kulturpolitiker des Verwaltungsrats haben es nicht geschafft, den Intendanten als peinliche Gestalt zu verhindern, den Schaden haben die Mitarbeiter und die Zuschauer, die sich mehrheitlich einen unbelasteten Neustart gewünscht haben dürften. Es heißt zwar Politik verderbe den Charakter, es gilt aber auch umgekehrt manche Charaktere verderben die Politik. Ministerin Bauer, OB Mentrup und der Verwaltungsrat haben heute und in den Jahren zuvor einiges dazu beigetragen, die Politik in Verruf zu bringen. Nun haben sie entschieden, daß Peter Spuhler weiterhin als Generalintendant bis 2026 viel Geld verdienen darf. Der Verwaltungsrat will aber "mit einem großen Maßnahmenangebot die Krise wieder in den Griff bekommen", berichtet die BNN (und zwar hier).
Patriarchendämmerung (10)
Dienstag, 14. Juli 2020
Patriarchendämmerung (8)
Das eigene Haus steht bereits gegen ihn, die Enthüllungsskandale sind mehr als nachteilig für seinen Ruf, nun ziehen die Freunde des Badischen Staatstheaters (mehr hier) als größter Unterstützerverein in einer Stellungnahme für den Verwaltungsrat "eine ernüchternde Bilanz aus neun Jahren Intendanz", sprechen "von einer wachsenden Enttäuschung mit der Intendanz Peter Spuhlers. Viele, die eigentlich an einer Mitgliedschaft interessiert wären, äußern ... ihren Unmut und geben offen zu, daß sie unter der derzeitigen Intendanz das Staatstheater nicht fördern möchten" und kommen zu dem Schluß: "Insofern hofft die Gesellschaft der Freunde auf einen Neuanfang, der auch nach außen hin von einem deutlichen Zeichen begleitet werden muß."
Sonntag, 12. Juli 2020
Patriarchendämmerung (6)
Ein Intendant formt ein Theater, Peter Spuhler hat es verkrüppelt. Ein Skandal jagt den anderen, wann ist ein Generalintendant schon mal so krachend bruchgelandet? Die Intendanz ist überschattet von fragwürdigem Fehlverhalten, die scheidenden Operndramaturgen prangerten zusätzlich die bekannten künstlerischen Defizite durch den Intendanten an, es scheint Gemauschel bei der Besetzung mindestens eines zentralen Postens gegeben haben, alles jahrelang gedeckt durch fragwürdiges Verhalten von Kulturpolitikern, die nun von nichts wußten und nun ständig in Erklärungsnot behaupten, die Vorfälle und intendantischen Pleiten ernst zu nehmen und untersuchen zu wollen, und als Tiefpunkt verantwortet der Intendant einen leitenden Mitarbeiter des Jungen Staatstheaters, der offensichtlich seinen Posten dazu mißbrauchte, um teils minderjährigen jungen Männern plumpe sexuelle Avancen zu machen. Auch hier könnten noch böse Überraschungen ans Licht kommen: hätte der Intendant von dem Verhalten des direkten Untergebenen wissen müssen, hätte er schon früher reagieren können oder hat er seine Kontrollpflicht vernachlässigt? Das Junge Staatstheater ist beschädigt, das Badische Staatstheater ist beschädigt - Ursache ist der Intendant. Unabhängig davon, welche Enthüllungen noch bevor stehen - der Ruf ist erst mal dahin, überregional berichtete die Presse von den Fehlverhalten und der Bitte um Verzeihung des Intendanten, der quasi eine ganze Belegschaft, immer mehr Politiker und viele Zuschauer gegen sich hat. Es gibt kein akzeptables Argument für den Verbleib von Peter Spuhler auf dem Posten des Generalintendanten und dieser könnte dem Badischen Staatstheater, seinen Mitarbeitern und Besuchern eine große Last nehmen, wenn er von sich aus ein Einsehen hat und den Anstand und die Größe zeigt, noch vor der Verwaltungsratssitzung auf seinen Posten zu verzichten und den Weg für einen Neustart freizumachen, unbelastet, basierend auf Teamgeist - ohne ihn. Wenn er sich durchmogeln und hinter dem Rücken der Ministerin verstecken will, um irgendwie die Kurve zu kriegen, werden weitere Eskalationen folgen und evtl. zu einer Schlammschlacht werden. Denn was nun das Badische Staatstheater in die Krise geführt hat, kommt nicht überraschend.