Verdacht auf grüne Klüngelpolitik
"Es ist eine Art Zeitbombe, an der Theresia Bauer (55) gerade bastelt.
Früher oder später wird sie auf jeden Fall explodieren, die Frage ist
nur, wann und wie heftig. Geschieht es noch vor der Landtagswahl, wäre
der politische Schaden am größten. Aber auch danach kann es unangenehm
werden für die grüne Kunstministerin. Dann muß sie der Öffentlichkeit
womöglich erklären, warum ein Theatermann viel Geld aus Steuermitteln
dafür erhält, daß er künftig nichts mehr tut – und welchen Anteil sie
daran hat, daß es so weit kam. ... Für Kunstministerin Bauer kann der
Abgang brisant werden: ihr eigenes Ministerium hatte sie einst gewarnt.", schreibt die Stuttgarter Zeitung (eingeschränkt zugänglich hier).
Der Deutschlandfunk fragte laut Stuttgarter Zeitung zur Vertragsverlängerung 2019, "wie blind, wie ahnungslos muß man sein, um einem solchen Intendanten den Vertrag zu verlängern?". Sogar ministeriumsintern gab es nach Informationen der Stuttgarter Zeitung eine Warnung bezüglich einer voreiligen Vertragsverlängerung. Laut Zeitung ist es für Insider kaum glaubhaft, daß die Ministerin erst 2020 von den Problemen mit dem Intendanten erfahren habe.
Laut Stuttgarter Zeitung schätzt man 1,25 bis 1,4 Millionen Euro, die Spuhler für die dritte Amtszeit hätte bekommen sollen, also ein Jahresverdienst von 250.000 bis 280.000 Euro, was ziemlich genau dem entspricht, was hier schon 2019 vermutet wurde. "Der Karlsruher 'General' würde damit deutlich mehr verdienen als viele Kollegen. Für die Träger sei das aber günstiger als das Stuttgarter Modell mit einem geschäftsführenden und drei Spartenintendanten, hieß es intern". Auch das scheint eine Milchmädchenrechnung, denn Spuhlers Intendanz umfaßte weiteres neues Personal zur Leitung neuer Sparten und Administration. Interessant wäre, ob und wie sich die Kosten im Personalbereich verschoben. Für die Ministerin wird es nun wichtig, eine Ablöse in vermittelbarer Höhe zu verhandeln. Doch laut Stuttgarter Zeitung: "Im Kunstministerium wächst derweil erkennbar die Nervosität. Die Vertragsauflösung sei für Bauer eine ‚ganz heiße Kiste‘, heißt es in grün-schwarzen Regierungskreisen. Die Ministerin wollte unbedingt vermeiden, daß vor der Landtagswahl im März eine Zahl publik werde zumal eine womöglich siebenstellige. Das wäre der Öffentlichkeit kaum zu vermitteln. An der Höhe des Betrags für Spuhler, wird der DLF- Kommentar zitiert, bemißt sich der Grad an Inkompetenz der Kunstministerin. Sie nämlich habe mit dafür gesorgt, daß der Intendant jetzt eine so starke Verhandlungsposition habe . Intern sei daher klar, daß es vor dem Wahltermin kein Ergebnis geben dürfe."
Fake News über die Intendanz
Peinlich, wenn nicht gar lächerlich muten die Versuche mancher unter Druck geratener Politiker an, die gescheiterte Intendanz von Peter Spuhler nun künstlerisch zu rechtfertigen, denn gerade dabei gab es für die Zuschauer die größten Defizite. Nur im Ballett und Konzert, wo Spuhler kaum Einfluß nehmen konnte, blieb die Qualität hoch. Statt Klartext zu reden, werden nun kontrafaktisch Verdienste aufgezählt, die Spuhler nicht zustehen. Das neu gegründete Volkstheater ist eine Totgeburt, das Kindertheater zu vergrößern bei gleichbleibender oder sinkender finanzieller Ausstattung ging zu Lasten der Kernbereiche, die Zuschauerzahlen stiegen nicht wirklich, die Zahlen umfaßten plötzlich Zuschauer bei kostenlosen Veranstaltungen und die Anzahl der Aufführungen wurde so stark gesteigert, daß es für die Mitarbeiter zu unhaltbaren Zuständen kam. Und die auf den Weg gebrachte Sanierung steht vor großen Problemen. Wenn man Bilanz ziehen wollte, so ist von einem unterdurchschnittlichen bis mittelmäßigen Jahrzehnt mit wenigen Glanzlichtern zu sprechen. Bei hunderten Produktionen gab es selbstverständlich Höhepunkte (bspw. Berlioz' Trojaner, Meyerbeers Prophet und die Regie-Entdeckung Tobias Kratzer, Händels Riccardo Primo sowie größere, aber auch fürs Publikum deutlich teurere Händel-Festspiele), es gab auch sehr sehr viel Unbemerkenswertes und Enttäuschendes und zu viel Tiefpunkte.
Aufarbeitung in weiter Ferne?
OB Mentrup mag versucht haben, sich Luft zu verschaffen im Wahlkampf,
indem er Intendant Spuhler öffentlich das Vertrauen entzogen hat. Das
Ende der Hinhaltetaktik erschien bei ihm allerdings wie ein
Zickzackkurs, insbesondere weil weder Ministerin noch OB ein
freundliches Wort für die Leidtragenden von Fehlverhalten und Schikane
übrig hatten oder überhaupt ansatzweise Interesse an den Vorkommnissen
zeigten bzw. sie kommentierten. Vielmehr bleibt in Erinnerung, daß der
OB sich wie ein Erziehungsberechtigter über seine aufmüpfigen Mitbürger
aufregte und sich auch deshalb mit dem Vorwurf des "miserablen Krisenmanagements"
konfrontiert sah. Wer auf eine Aufarbeitung des letzten Jahrzehnts,
eine Rücknahme der Schweigeklauseln und eine Übernahme der politischen
Verantwortung hoffte, wurde bisher enttäuscht und kann das wohl während der nächsten Jahre auch nicht erwarten. Es bleibt einem kommenden Jahrzehnt überlassen, diesen Tiefpunkt der Karlsruher Theatergeschichte angemessen aufzuarbeiten.
https://www.nzz.ch/feuilleton/opernhaus-zuerich-untersuchungen-wegen-vorwuerfen-gegen-operndirektor-ld.1598783
AntwortenLöschenVielen Dank für den Hinweis!
LöschenDa hat Hr.Fichtenholz wohl besseren Duft in der Nase als Hr.Spuhler.
AntwortenLöschenBesser mit Stillschweigen gehen als mit Presse von Nestbeschmutzern.
Vielleicht aber auch ein Sieg der Nestbeschmutzer : durch Ihre Presse nun auch andere Theater sensibler?
Man weiß es nicht....
In KA vermißt ihn niemand der Angestellten,so ist das,auch wenn er nach außen tolle Händelfestspiele gemacht hat
Autsch,das schmerzt.
AntwortenLöschenHat die Ikone des Händels,ein Anhang Spuhlers,womöglich Mitarbeiter schlecht behandelt?
Die Wahrheit schmerzt öfters,warum nur überrascht mich der Link nicht?
Zwischen den Zeilen liegt oft mehr,als der Text sagt.
Da hat ein Theater die Reißleine gezogen,nicht,daß nochmal so ein Pressewirbel entsteht,
wehret den Anfängen....
Allerdings bleibt durch die Verschwiegenheit doch ein
"Gschmäckle"