Der frühere sozialistische Präsident François Hollande, der bei Umfragen rekordverdächtige Unbeliebtheitswerte erreichte und sich nicht wieder zur Wahl stellte, hatte wohl einen seiner Tiefpunkte erreicht, als er die französischen Steuerzahler mit dem legendären Satz "Nein, das kostet nichts, das zahlt der Staat" belehren wollte. Doch auch die deutsche Politik leidet darunter, daß zu viele ihrer Akteure nie gezwungen waren, als Selbstständige oder Angestellte ihr Gehalt ohne Alimentierung verdienen zu müssen. Auch im durch Steuergelder großzügig finanzierten Kultursektor scheint es Führungspersonal zu geben, das das echte Arbeitsleben nicht kennt und sich nicht bewußt ist, was es dem Wohlstand erwirtschafteten Teil der Steuergeldzahler verdankt. Wer sich fragen sollte, was man wohl als Intendant eines Theaters verdient, findet nicht ohne weiteres Information und wird von der Antwort evtl. überrascht sein.
Anderswo geht es transparenter zu, in Österreich bspw. sind manche Zahlen offiziell bekannt. Die Intendantin der Bregenzer Festspiele Elisabeth Sóbotka soll 2018 ein Jahresgehalt von 211.700 Euro bezogen haben. Die Präsidentin der Salzburger Festspiele soll mit 218.300 Euro ein vergleichbares Gehalt aufweisen, der Intendant der Festspiele Markus Hinterhäuser soll 2017 bei 235.100 Euro gelegen haben. Der Direktor der Wiener Staatsoper soll knapp unter 250 Tausend Euro liegen.
Wer nun vermutet, daß man in Karlsruhe weniger bekommt, als in den prestigereichen Wien und Salzburg, der scheint zu irren. Intendant Peter Spuhlers Jahresgehalt soll angeblich deutlich über 250.000 und unter 300.000 Euro liegen, tendenziell könnte man ihn bei ca 270.000 Euro/Jahr einordnen. Diese Zahlen sind allerdings ohne Gewähr und beruhen auf anonymen Eingaben. Aus gegebenen Anlaß deshalb ein kurzer Aufruf:
Liebe Kulturpolitiker aus Stadt und Land,
von denen manche ab und zu hier regelmäßig vorbeischauen. Stimmt das? Verdient ein Intendant in Karlsruhe mehr als in Wien und Salzburg? Wäre es nicht höchste Zeit, im Land für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit zu sorgen? Ihre Antwort wird wie gewohnt streng vertraulich behandelt und anonym bleiben.
Ist dieses Generalintendantenmodell heute noch gerecht? Wäre es nicht viel gerechter, wie in Stuttgart oder Mannheim Spartenintendanten und einen geschäftsführenden Intendanten zu haben, die vergleichbare Gehälter beziehen, abhängig von Reputation und Leistung? Und wieso sollte bspw. Ballettdirektorin Bridget Breiner weniger verdienen als der Generalintendant? Breiner verantwortet eine Sparte und ist selber künstlerisch tätig. Sie braucht dazu keinen Vorgesetzten. Die Schwäche des aktuellen Modells ist durch einen vergleichsweise schwachen Generalintendanten in den letzten Jahren und den vielen Direktorenwechseln offensichtlich geworden. Daß Intendant Spuhler bei dem Einkommen (wenn es denn stimmt) keine Ambitionen zu einem Wechsel zeigt, überrascht nicht. Das Gnadenbrot scheint lukrativ in Karlsruhe ....
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
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Vielen lieben Dank an alle Kommentatoren für die Antworten! Die Täuschung geht bekanntlich immer weiter als der Verdacht. Die Größenordnung scheint zu stimmen, aus verschiedenen Mitteilungen läßt sich weiterhin erahnen, daß der Intendant, der zwar selber nicht künstlerisch tätig ist und im Gegensatz zu seinen Vorgängern nicht selber inszeniert oder auf der Bühne steht, dennoch als Alleinverantwortlicher gilt und deshalb eine unzeitgemäß überproportionale Vergütung erhält (x-fach, ein echter Spitzenverdiener im Vergleich zum Rest des Hauses). Die zu oft miserable künstlerische Qualität scheint einen einfachen Grund zu haben: man spart am künstlerischen Personal und bezahlt stattdessen dem General-Intendanten als lokalem Oberbefehlshaber ein doppelt und dreifaches bzw. sogar x-faches Gehalt bezieht.
AntwortenLöschenVielen Dank für den Hinweis auf das Peter-Prinzip https://de.wikipedia.org/wiki/Peter-Prinzip, daß wahrscheinlich einigen aus ihren beruflichen Umfeld bekannt vorkommen mag. Interessant sind auch
AntwortenLöschendas Dilbert-Prinzip https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Dilbert-Prinzip
und der Dunning-Kruger-Effekt https://de.wikipedia.org/wiki/Dunning-Kruger-Effekt
die mich an persönliche Erfahrungen aus meinem Berufsleben erinnern.