Montag, 30. Dezember 2019

Offenbach - Hoffmanns Erzählungen, 29.12.2019

Da werden sich gestern einige verwundert die Augen gerieben haben: eine sehr gut besuchte Operngala mit über 90%iger Auslastung! Es geht also, das Publikum ist immer noch vorhanden, es kam bzw. kommt nur nicht mehr so gerne und häufig in die runtergespuhlerte Karlsruher Oper. Nicht nur das Publikum kehrte mal wieder zurück, auch die Gäste. Mit Nino Machaidze und Ramon Vargas hatte man anscheinend die richtigen Zugpferde, die Inszenierung unterstützt die Handlung - gestern gab es nach einer bemerkenswert schönen Aufführung viel gute Laune.

Die dämmrige Kompetenzausstrahlung scheint eines der Markenzeichen der aktuellen Intendanz, im Vorfeld konnte man wieder Fehlinformationen erhalten. Bspw. schrieb man über Nino Machaidze: "In der Spielzeit 2016/17 war sie für die Gala L‘Elisier d‘Amore bereits in Karlsruhe ." Das ist nicht korrekt, als Adina war Ekaterina Siurina zu Gast, Machaidze sang 2018 hingegen an der Seite von Charles Castronovo in einer konzertanten Aufführung von Gounods Roméo et Juliette in Karlsruhe.
Daß Ramon Vargas gestern nicht -wie vom Badischen Staatstheater geschrieben- sein Debüt in Karlsruhe gab, ist weniger bekannt, er sang als kurzfristig einspringender Gast die Titelrolle in Verdis Don Carlo in der Inszenierung von Robert Tannenbaum vor ca. einem Jahrzehnt. Vargas ist inzwischen im 60. Lebensjahr, doch ist ihm das als Hoffmann nicht anzuhören. Er verfügt immer noch über eine elegante Stimme mit außergewöhnlich schönem Timbre und attraktivem tenoralen Schmelz. Die georgische Opernsängerin Nino Machaidze sang die Antonia voller Wehmut und Dramatik, der 2. Akt war gestern der dramatische Mittelpunkt und das auch vor allem deswegen, weil man die Rollen in Karlsruhe inzwischen wieder aus dem Ensemble stark mehrfach besetzen kann. Gestern waren es Nicholas Brownlee, Vazgen Gazaryan, Matthias Wohlbrecht und Klaus Schneider sowie Dilara Baştar, Uliana Alexyuk und Barbara Dobrzanska, die dafür sorgten, daß Vargas und Machaidze bestens aufgehoben waren. Als Dirigent war krankheitsbedingt Chordirektor Ulrich Wagner kurzfristig für Dominic Limburg eingesprungen. In der Summe von Solisten, Chor und  Orchester eine runde Leistung. Bravo!

Am 01.02.20 folgt die nächste Gala und es fällt nicht schwer vorauszusagen, daß man es dann wieder mit einer halb leeren Vorstellung zu tun haben wird, denn Debussys Langweileroper Pelléas et Mélisande wird kein Publikum anziehen. Bei Don Giovanni und Turandot stehen die Chancen auf gute Besucherzahlen allerdings besser.