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Montag, 1. Juli 2024

Blick nach vorne: Blog 2.0

Ab der Spielzeit 2024/25 wird dieses Tagebuch unter neuer Adresse weitergeführt, und zwar hier:

https://basta-ka.blogspot.com

Nach 13 Spielzeiten und 882 Blogeinträgen zwischen September 2011 und Juni 2024, deren Texte in DIN A4 /Arial 10 ausgedruckt über 1000 Seiten umfassen würden, sowie zusätzlich über 2300 Kommentaren ist es übersichtlicher, das Programm der neuen Intendanz mit einer eigenen Seite zu begleiten. Dieser Blog bleibt vorerst bestehen und kann als Nachschlagewerk und Erinnerungshilfe dienen. 

Freitag, 21. Juli 2023

Zuschauerzahlen 2022/23: Der große Publikumsschwund

Man kann Zuschauerzahlen  des Badischen Staatstheater ja nur begrenzt trauen, bei ca. 20.000 Freikarten/Saison in der Vergangenheit sind die offiziellen Zahlen verzerrt.  Dennoch ist ein Vergleich mit früheren Spielzeiten von Interesse, um die eklatante Schwäche nach über einem Jahrzehnt der Instrumentalisierung zu belegen:

Montag, 17. Juli 2023

Rüge des Rechnungshofes

Der Rechnungshof Baden-Württenberg hat 2022 die Haushalts- und Wirtschaftsführung und die Perspektiven des Badischen Staatstheaters geprüft. Prüfungszeitraum waren die Jahre 2016 bis 2021. Das Resultat ist für regelmäßige Besucher nicht überraschend und deutet nicht nur an, daß die gängige Praxis des Klienteltheaters nicht erfolgreich war, sondern zeigt sowohl die Tricks der Theaterleitung, mit denen Premieren manipuliert wurden, als auch die Ignoranz des Verwaltungsrats. Verbesserungspotentiale sieht der Rechnungshof auf der Einnahmenseite:

Montag, 8. Mai 2023

Zur Abschiedssaison in der Oper

Das Ende von Vielfalt und Leistungsfähigkeit
Die Karlsruher Oper hat seit 2011 skandalös gelitten. Das Abschiedsjahr ist immer auch noch mal ein Beweis der eigenen Leistungsfähigkeit, und wer wissen will, was die Intendanz der Jahre 2011-2021 der Karlsruher Oper angetan hat, der muß nur einen Blick auf die einstige Programmvielfalt werfen. Hier eine Übersicht von drei letzten Spielzeiten und ihres Programmangebots:


Man muß sich in der Direktion des Badischen Staatstheaters fragen lassen, wie man dort die zig Millionen Euro verwendet hat, die man für die Programmgestaltung vom Steuerzahler bekommt?!? Wie konnte die größte, teuerste und publikumswirksamste Sparte so schrumpfen? Wo ist das Geld hin verschwunden, daß der Oper nicht mehr zur Verfügung stand? Welche Personen tragen Verantwortung für diese Mißwirtschaft?

Und auch das Fazit der 2024 scheidenden Operndirektorin Nicole Braunger kann bitterer wohl kaum werden: 

Freitag, 19. Juli 2019

Rückblick (2): Zuschauerzahlen der Spielzeit 2018/2019

Schauspiel im Sinkflug. Oper leicht erholt, aber noch zu schwach
Gewinner der Spielzeit ist mal wieder das Ballett! Anna Bergmann ist im Schauspiel die große Verliererin.

Freitag, 12. Juli 2019

Rückblick (1): Die Spielzeit 2018/19 des Badischen Staatstheaters

Der Erfolg des Balletts und das Scheitern einer Intendanz
In wenigen Tagen endet eine Ära, 16 Jahre stetiger, erfolgreicher Arbeit sind vorbei -  Ballettdirektorin Birgit Keil und Vladimir Klos sowie viele beliebte Tänzerinnen und Tänzer verabschieden sich. Aufmerksamen Stammbesuchern des Badischen Staatstheaters wird es kaum entgehen: seit acht Jahren ist Peter Spuhler Intendant des Badischen Staatstheaters, im achten Jahr hat man bereits zahlreiche Direktorenwechsel in den anderen Sparten erlebt, aber auf eine erfolgreiche Personalie und erfolgsversprechende Perspektive wartet man dort vergebens; Niemand aus dem Umfeld der Intendanz steht vergleichbar stark für Qualität, Vision und Anspruch. Nun ja, vielleicht klebt einfach nur das Pech an den Fingern von Intendant Spuhler, vielleicht mangelt es ihm an Format und Weitsicht, so oder so, als Intendant ist Peter Spuhler keine optimale Besetzung, und auch das Gnadenbrot, das ihm eine ambitionslose Kulturpolitik mit der Verlängerung seiner Intendanz bis 2026 gewährt, wird nicht darüber hinwegtäuschen, daß es holprig und improvisiert zugeht und keine belastbare Vision erkennbar ist. Birgit Keil steht hingegen für kontinuierlich hohen Qualitätsanspruch und hat das Publikum stets im Blick gehabt. Hätte sich doch der Intendant nur ein wenig davon abgeschaut, stattdessen verwandelte er das Staatstheater ist ein stagnierendes Provinztheater, dessen verantwortliche Akteure beim künstlerischen und qualitativen Anspruch dem Vergleich mit Birgit Keil nicht standhalten.

Montag, 30. Juli 2018

Rückblick auf die Spielzeit 2017/2018 des Badischen Staatstheaters

Denkzettel für jahrelange Vernachlässigung
Operndirektor Michael Fichtenholz verläßt nach vier Jahren Karlsruhe und hinterläßt nach seiner letzten Saison nicht nur die schlechteste Zuschauerbilanz der letzten Jahrzehnte, sondern einen regelrechten Absturz: 14.000 Karten wurden weniger verkauft als in der Saison zuvor, es sind sogar knapp 27.000 Karten weniger als 2012/13. Das sind keine normalen Fluktuationen, sondern Fluchterscheinungen. Der Intendant verweigerte in der Saisonbilanz eine Aufarbeitung und Erklärung - aus guten Grund, die Verantwortung für diese katastrophale Bilanz trägt nicht der Operndirektor, der doch vor allem ein Casting-Direktor war, sondern der Generalintendant, der jahrelang die größte, wichtigste und teuerste Sparte als Stiefkind lieblos behandelte. Mit der Verharmlosung der vorgelegten Zahlen verliert der Intendant der falschen Wertigkeiten nun weiter an Seriosität und man kann nur hoffen, daß der Verwaltungsrat doch noch ein Einsehen hat und den längst überfälligen Neustart angeht. Das Badische Staatstheater braucht 2021 einen neuen Intendanten, der wieder die Oper zur Chefsache macht und ein Signal des Aufbruchs vermittelt!

Mittwoch, 18. Juli 2018

Massive Zuschauerverluste in der Karlsruher Oper

Die Zuschauerzahlen der Spielzeit 2017/2018 liegen vor
Die Bilanz der Oper für die abgelaufene Spielzeit ist katastrophal und überrascht nur die, die in den vergangenen Jahren nicht genau hingeschaut oder sogar weggeschaut haben. Intendant Peter Spuhler hat jahrelange an dieser Herabwirtschaftung gearbeitet, der Absturz in dieser Spielzeit ist hausgemacht und in seiner Verantwortung. Knapp 83.000 Opernbesucher - das sind 14.000 Besucher weniger als im Vorjahr bei gleichzeitigem Einbruch der Auslastung um 9,5% auf gerade noch 70,2%. In der Spielzeit 2012/13 hatte man noch knapp 110.000 Opernbesucher. Der Intendant übernimmt natürlich keine Verantwortung, schuld sind selbstverständlich die viel zu hohen Qualitätsansprüche des verwöhnten Karlsruher Publikums (wie eine Zuschauerumfrage ergab (mehr hier), verliert man Stammzuschauer) und unglückliche Umstände, die hohen Eintrittspreise, der Verkehr, wie wär es mit dem Wetter, entweder es ist zu kalt oder zu heiß oder es regnet oder es schneit, blablablabla. Beim Relativieren und Wegreden und sich selber toll finden wirkt die publikumsmarternde ergraute Defiziteminenz auf spießigem Kriegspfad gegen die Freude im Theater wie ein unfreiwilliges komödiantisches Talent.

Freitag, 9. März 2018

Das Badische Staatstheater verliert Stammbesucher

Die ernüchternden Ergebnisse der Besucherumfrage liegen vor
Die Intendanz von Peter Spuhler neigt sich dem Ende zu. Länger als 10 Jahre sollte kein Intendant im Amt bleiben, dann (also ab 2021) ist wieder frischer Wind erforderlich, allem Anfang liegt ein Zauber inne, neue Impulse machen Theater spannend, alles andere ist Stagnation und Gnadenbrot. Auch die Unzufriedenheit innerhalb des Badischen Staatstheater mit dem Intendanten scheint weiterhin hoch, man hört von einem Führungsstil von oben herab und intransparenten Entscheidungsfindungen. Der Bericht zur Mediation, die nach der Krise zwischen Intendant und dem protestierenden Personal eingeleitet wurde, soll weiterhin unter Verschluß sein. Die Intendanz von Peter Spuhler scheint nach dessen Abgang in verschiedener Hinsicht dringend eine Aufarbeitung zu benötigen.
Zeit für eine weitere Bilanz. Das Badische Staatstheater hat über fünf Jahre (2011, 2012, 2014 und 2016, jeweils im Juni/Juli und 2011 auch im Herbst) die Entwicklung seines Publikums untersucht. In den fünf Erhebungen haben ca. 5.400 Besucher Fragebögen ausgefüllt zurückgegeben (2011/12 hat man ca. 2500 Besucher befragt, 2014 und 2015 je ca. 1.450). Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kultur- und Medienmanagement der FU Berlin hat versucht, das Ergebnis zu interpretieren. Die Studie wertet allerdings lediglich die Umfragebögen aus, ein Abgleich mit den Erkenntnissen aus dem tatsächlichen Kartenverkauf findet nicht statt. Die gezogenen Schlußfolgerungen scheinen nicht durchgängig valide und die Interpretation nur mit großer Vorsicht zu genießen. Die vorgestellte Studie ist ernüchternd für den Intendanten, als Handlungsbedarf kann man die Forderung eines Richtungswechsels erkennen. Ein Blick auf die Ergebnisse und ihre Aussagekraft:

Mittwoch, 19. Juli 2017

Rückblick (2): Die Spielzeit 2016/17 des Badischen Staatstheaters

Von der renommierten Musikkritikerin der Frankfurter Allgemeine Zeitung Eleonore Büning stammt der Satz: "Nur wer die Neugier kennt, verpaßt nicht die Sensation. Das Beste, was einem, selten genug, im Theater überhaupt passieren kann, das sind Überraschung, Erschütterung oder auch Begegnungen mit sich selbst, was man früher, in der Antike, Katharsis zu nennen pflegte." Das könnte man noch um weitere wichtige Punkte erweitern, vor allem um ästhetische Begeisterung angesichts künstlerischer Größe und um das Nunc Stans, das zeitlos stehende Jetzt der Mystiker als transzendente Erfahrung in der man die Zeit vergißt, um als Beurteilungskriterium für die besonderen Momente der abgelaufenen Saison zu dienen. Unbedingt bemerkenswert und herausragend waren:

Donnerstag, 22. Juni 2017

Rückblick (1): Das Karlsruher Schauspiel in der Spielzeit 2016/2017

Prickelnd ist anders
Die Schauspielsaison ist vorüber, ist etwas Bemerkenswertes passiert? Der neue Schauspielchef Axel Preuß übernahm die Trümmer seines Vorgängers (mehr dazu hier) und hat zumindest darin Punkte gesammelt, daß man nach dem ersten Jahr über seine Person nur Gutes hört. Seine erste Saison war dennoch nur durchschnittlich, prickelnd ist definitiv anders, das erste Jahr war kein Plädoyer für ihn, allerdings auch keines gegen ihn. Sein zweites Jahr könnte die Trendwende in der Spätphase der Intendanz hin zu mehr Qualität sein. Und man kann optimistisch voraus blicken, denn man hat noch mehr interessante Schauspieler in der kommenden Saison zu bieten, jetzt muß der Schauspieldirektor nur noch die Rahmenbedingungen bereitstellen, damit die Bühnendarsteller wieder im Mittelpunkt sind und Inszenierungen nicht vorrangig der Selbstvermarktung und Karriereförderung des Intendanzteams dienen.

Montag, 25. Juli 2016

Rückblick: Die Spielzeit 2015/16 des Badischen Staatstheaters

Wann gibt es endlich mal wieder eine richtig gute Spielzeit in Karlsruhe? Licht und Schatten in der Saison 2015/16, doch mit Tendenz zur Besserung, nur das Schauspiel blieb erneut zu blaß. Die Intendanz bemüht sich nun auch wieder stärker um Qualität auf der Bühne, es gab deutlich mehr besondere Szenen und Auftritte als zuvor, herausragend in der abgelaufenen Spielzeit waren vor allem folgende Leistungen und Künstler:

Freitag, 22. Juli 2016

Zwischenbilanz: Schwache erste Halbzeit - 5 Jahre Intendanz Spuhler

Stets bemüht ist nicht gut genug
226 mal habe ich in den vergangenen fünf Spielzeiten Vorstellungen des Badischen Staatstheaters besucht und den unguten Eindruck bekommen, daß etwas verloren gegangen ist, Kürzung und Defizit sind Kernbegriffe dieser Wahrnehmung, ein "weniger", leider oft ein "schlechter", ein quantitativer und qualitativer Abbau. Wenn man die wenigen positiven Aspekte der Intendanz Spuhler betrachten will, kann man die Jahre von 2011 bis 2016 allerdings auch als die Geschichte einer Intendanz erzählen, die sich bemüht, Anschluß zu bekommen und bei der tatsächlich Lerneffekte bemerkbar sind, vor allem durch erhöhte Sorgfalt für die Bühnenarbeit sowie durch Austausch einiger Mitarbeiter. Nun kann man zwar zu Recht einwenden, daß die hohe Fluktuation an zentralen Stellen (bspw. Austausch der Spartendirektoren in Oper und Schauspiel, viele Wechsel in der Dramaturgie, fast kompletter Austausch des Schauspiel-Ensembles) nicht einer Qualitätsinitiative "von oben" geschuldet ist, sondern auch ein Weggehen derer beinhaltet, die erkannt haben, daß andernorts eine bessere Perspektive besteht. Die Fluktuationen sprechen nicht für den Intendanten, so oder so erscheinen die ersten Jahre von Mißverständnissen geprägt, die keine personelle Konstanz und Entwicklung zuließen. Allerdings scheint mir ein Bemühen um Format und Substanz erkennbar, man hat sich verstärkt, die Qualität der Vorstellungen ist wieder besser geworden, es scheint wieder mehr Rücksicht auf künstlerische Aspekte gelegt zu werden. Dennoch wird Intendant Spuhler es kaum noch schaffen, daß man seine Tätigkeit in Karlsruhe rückwirkend positiv betrachten kann, in Erinnerung bleiben Defizite, Probleme, falsche Wertigkeiten sowie Fehlentscheidungen.

Montag, 6. Juni 2016

Zur Aufgabe von Jan Linders als Schauspieldirektor

Schauspieldirektor Jan Linders abgesagte letzte Premiere
Die letzte Premiere ist vorbei, besser gesagt, sie findet gar nicht statt: Wilhelm Tell wurde abgesagt. Man hatte wahrscheinlich keine adäquate Idee, erneut scheint es ein Kreativitätsdefizit, ausgelöst durch die Enge des weltanschaulich verklemmten Theaters. Dennoch muß man Linders danken: in den letzten Jahren kam zu viel Unausgegorenes und Oberflächliches auf die Karlsruher Bühne und daß man nun den Mut zeigt, etwas lieber nicht zu präsentieren, anstatt dem Publikum zum Abschluß eine Pleite mit Ansage vorzuführen, war eine gute Entscheidung. Die verpatzte Dernière ist dennoch typisch für die letzten fünf Jahre. Immerhin hatte man seit der Veröffentlichung des Spielplans 2015/2016 im Frühjahr 2015 mindestens 14 Monate Zeit, um Schillers Stück zu realisieren, in gewissem Sinn hatte man eine maximale Vorbereitungsphase bis zur letzten Premiere der Saison - und doch konnte man sie nicht auf die Bühne bringen. Die versemmelte und abgesagte Dernière steht repräsentativ für die qualitativen Probleme, mit denen man am Karlsruher Schauspiel in den letzten fünf Jahren zu kämpfen hatte und die die Postenaufgabe Linders ins richtige Licht rückt.

Jan Linders fällt dennoch weich, Intendant Spuhler hat für ihn einen Posten geschaffen, den es zuletzt gar nicht und in den letzten Jahrzehnten kaum gab und der auch nicht erforderlich erscheint: Linders wird vom Schauspieldirektor zum "Chefdramaturg". Diese Postenbeschaffungsmaßnahme in Zeiten von Sparzwängen wird manchen Zuschauer an ein Zuschustern von Posten in politischen Seilschaften erinnern - ein Beigeschmack, den diese Entscheidung zukünftig kaum verlieren dürfte.

Freitag, 24. Juli 2015

Rückblick (2): Die Spielzeit 2014/15 des Badischen Staatstheaters

Gesunkene Zuschauerzahlen und schlechte Stimmung
Tja, was war das denn jetzt in der Spielzeit 2014/15? Eigentlich eine künstlerisch interessante und akzeptable Spielzeit, doch mit einen Stimmungstief am Badischen Staatstheater. Peter Spuhler sorgte dafür, daß das Karlsruher Staatstheater negativ in die Schlagzeilen kam. Die Eskalation und der Ärger rund um das Verhalten des Intendanten lenkten die Aufmerksamkeit auf die Probleme in der Baumeisterstraße statt auf die Bühnenkünstler. Doch es lag nicht daran, daß das treue Karlsruher Publikum seltener kam: Um über 4 Prozent auf ca. 290.000 besetzte Plätze sollen die Besucherzahlen 2014/15 in Karlsruhe gesunken sein. 2013/14 wurden ca. 305.000 Eintrittskarten für Vorstellungen des Badischen Staatstheaters abgesetzt. Es scheint mir eher eine normale Schwankung und kein zusätzlicher Abwärtstrend zu sein.

Künstlerisch gab es einige bemerkenswerte Augenblicke, große Abende und bravouröse Leistungen, und zwar

Donnerstag, 18. Juni 2015

Rückblick (1): Zwischen Unruhe und Krise

Es ist noch nicht mal Halbzeit, gerade erst neigt sich das vierte der zehn Dienstjahre der Intendanz Peter Spuhlers dem Ende zu und doch warten bereits einige auf den Wechsel und wünschen sich einen Nachfolger. Wie konnten die ersten Jahre so schief laufen, daß der Karlsruher Oberbürgermeister Mentrup sich gezwungen sah, einen Vermittler schicken zu müssen und auch selber dazu beitragen möchte, um die Konfrontation zwischen dem Badischen Staatstheater und seinem Generalintendanten zu deeskalieren? Und auch das aufmerksame Publikum kam in den letzten Jahren nicht umhin, sich über einige Maßnahmen und Entscheidungen zu wundern und wiederholt mangelnde Qualität und Kontinuität anzumahnen.

Mittwoch, 20. August 2014

Rückblick (4): Zuschauerzahlen 2013/14

Die aufmerksamen Stammzuschauer des Badischen Staatstheaters waren von den Besucherzahlen der Spielzeit 2013/14 überrascht und irritiert. Und tatsächlich scheint es diskutabel, wie seriös sich das Badische Staatstheater mit seinen Zahlen präsentiert.

Im Vorwort zum Magazin Nr. 12 schreibt Peter Spuhler: "Zum Ende der vergangenen Spielzeit konnten wir uns erneut über gestiegene Besucherzahlen freuen (335.000)."

Bei den langjährigen Besuchern des Badischen Staatstheaters wurde die Freude wahrscheinlich schnell durch Skepsis überlagert. Und tatsächlich: Besucherzahlen sind keine Zuschauerzahlen. In Karlsruhe hat man in der Spielzeit 2013/14 ca. 305.000 Eintrittskarten für Vorstellungen des Badischen Staatstheaters abgesetzt.

Wie kommt die Fehldifferenz von ca. 30.000 Besuchern zustande?
Einerseits sind das Abonnenten und Zuschauer anderer Theater, die Gastspiele des Badischen Staatstheaters in anderen Städten besucht haben, auch die thailändischen Besucher, die das Gastspiel des Badischen Staatsballetts in Bangkok sahen oder den Tannhäuser in Korea. Dazu kommen all die Besucher, die ohne Eintrittskarte bei kostenlosen Veranstaltungen, Begleitprogrammen und Führungen zugegen waren. In den offiziellen Statistiken und Jahrbüchern zählt das meines Wissens nicht: dort wird man die oben genannte niedrigere Zahl finden.

Zahlen im Überblick
305.000 Eintrittskarten für Vorstellungen des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe und dennoch ist die Auslastung auf ca. 80% gesunken (2012/13: 85%, ca. 300.00 Eintrittskarten / 2011/12: 81%, ca. 275.500 Eintrittskarten / 2010/11: 84%, ca. 277.000 Eintrittskarten)
Der Grund für die gesunkene Auslastung liegt darin, daß die Anzahl der Vorstellungen massiv gestiegen ist. Gab es 2011/12 noch 786, waren es 2012/13 bereits 883 und in der letzten Saison 985 Aufführungen. (Zum Vergleich: 1989/1990: 554 Vorstellungen mit ca. 365.000 Zuschauer und 90% Auslastung.) Es gibt also so viele Vorstellungen wie noch nie, der Besucherzuwachs ist quantitativ erzeugt.

Im Kritik-Kreuzfeuer
Wieso diese seltsame und mit früheren Jahren nicht vergleichbare "Besucherzahl"? Ist das nur Public Relations? Die Zahl wird aber nur von wenigen wahrgenommen und selten hinterfragt. Die Karlsruher Intendanz fühlt sich anscheinend nicht fest im Sattel sitzend. Man könnte den Eindruck haben, als ob es sich um eine geschönte Gesamtzahl handelt, die der Intendanz etwas Luft und Zustimmung verschaffen soll. Peter Spuhler hat noch einen Vertrag für die nächsten sieben Jahre, um die Sanierung und den Neubau zu erledigen. Doch mit einer anderen Baustelle scheint es mehr Mühe zu geben: die Hebung der künstlerische Leistungsfähigkeit in Schauspiel und Oper sollte endlich stärkere Aufmerksamkeit bekommen und Resultate zeigen. Es fehlt an Souveränität in beiden Sparten.

Fazit: Das Badische Staatstheater gibt ein gutes Beispiel, wie aussageschwach Statistiken sein können. Belastbare und aussagefähige Zahlen sind in Karlsruhe nicht transparent. Was quantitativ positiv erscheinen mag, kaschiert aktuell nur die Probleme und qualitativen Defizite am Haus.

Freitag, 25. Juli 2014

Rückblick (3) - Die Spielzeit 2013/14 des Badischen Staatstheaters

Die Kunst ist, das Gesamtpaket zu schnüren
Das Badische Staatstheater ist auch drei Jahre nach dem Intendanzwechsel noch nicht auf dem angemessenen Leistungsniveau angekommen und vor allem künstlerisch hat die Intendanz Spuhler weiterhin ihre Defizite. Doch am Ende einer langen Spielzeit soll etwas anderes zu Beginn stehen:

Viel Lob für Ballett, Orchester, Chor und Einzelkünstler

Wieder einmal glänzte das Karlsruher Ballett und der Höhepunkt war Reginald Oliveiras spannende Choreographie in der Mythos-Trilogie. Viele Opernsänger und einige Schauspieler konnten Ausrufezeichen setzen, die Händel Festspiele waren im besten und schönsten Sinne Festspiele. Viele leisten Abend für Abend Besonderes und folgende möchte ich hervorheben:

And the Oscar goes to......
  • Bruna  Andrade und Flavio Salamanka in Reginaldo Oliveriras Der Fall M. des Mythos Ballettabends!
  • Armin Kolarczyk als Oppenheimer in Dr. Atomic und Beckmesser in den Meistersingern - für mich der Sänger der Spielzeit!
  • großartige Sänger im Maskenball: Ewa Wolak und Barbara Dobrzanska sowie Andrea Shin und Seung-Gi Jung boten hochspannende Aufführungen!
  • Franco Fagioli für sein Solo-Konzert und seinen Auftritt im unvergesslichen Riccardo Primo!
  • Lisa Schlegel als unersetzbare und unvergleichliche Darstellerin in Richtfest und Benefiz!
  • Gunnar Schmidt schuf für mich mit seiner großartigen Interpretation des Soziologieprofessors Ludger in Richtfest die Figur der Saison - komisch mit jeder Faser. Bravo!
  • Chor und Orchester, die konstant ihr Potential abrufen!
  • den Kartenvorverkauf, der mir seit Jahr und Tag kompetent hilft, meine vielen Eintrittskarten zu bekommen!
 
Publikumsliebling Ballett   

Der tänzerischen und körperlichen Leistungsfähigkeit des Karlsruher Staatsballetts kann man nur höchsten Respekt zollen. Und tatsächlich hat man die Besucherzahlen um sensationelle 9% gesteigert. Das Ballett Birgit Keils ist die Vorzeigesparte bei der das Gesamtpaket aus Qualität, Anspruch und Umsetzung stimmt.

Oper im Abseits

Die Besucherzahlen der Oper stagnieren (trotz oder wegen der Programmgestaltung, je nach Standpunkt) in den letzten drei Jahren auf niedrigem Niveau. Zum Glück hat man immer noch ein sehr treues Publikum in Karlsruhe. Wenn es nur nach Zahlen gehen würde, müsste man zwar nicht den (jetzt kommenden) Abgang der Opernleitung fordern, aber ein Überdenken der bisherigen Planungsweise erscheint notwendig. Für Opern-Liebhaber war es in den letzten drei Jahren ein Programm, das viel Neues und Ungehörtes nach Karlsruhe brachte, aber zu selten restlos begeisterte: programmatisch oft zu ernst und zu sperrig, mit teilweise wenig variablen Monatsprogrammen und zu wenig Fokus auf die Sänger. Man kann gespannt sein, welche Änderungen der neue Operndirektor vornehmen wird und welche Sänger er austauscht bzw. holt.

In der Oper gab es in der abgelaufenen Spielzeit die ganze Bandbreite an Erlebnissen. Das Jahr bot einen stabil inszenierten Maskenball, die Fledermaus war hingegen nur ein Hörerlebnis, das visuell keine mehrfachen Besuche lohnte. Dr. Atomic lag zwischen Hochspannung / Begeisterung (1.Akt) und Langeweile (2.Akt). Die Händel Festspiele waren das Highlight der Spielzeit mit einer fast perfekten Zusammenstellung und einem Riccardo Primo, der überregional viel für das Badische Staatstheater erreichte. Wagners Meistersinger erwiesen sich als grandios und sehr speziell: umstritten, spannend und selbstbezüglich. Der Doppelabend Ravel/Strawinsky zeigte Ordentliches. Gerade erst erfolgte mit Boris Godunow die letzte, wieder nur musikalisch überzeugende Premiere.

Die kommende Spielzeit liegt noch überwiegend in der Verantwortung von Schaback/Feuchtner. Folgende Programmlinien lassen sich über die vergangen drei Jahre und die kommende Spielzeit identifizieren:
  • Wagner: Lohengrin - Tannhäuser - Meistersinger -> Parsifal
  • Französische Oper: Berlioz - Spontini - Ravel/Strawinsky  -> Gluck
  • Oper des 20. Jahrhunderts: Delius - Britten - Ravel/Strawinsky -> Krása
  • Politische Oper: Wallenberg - Die Passagierin - Dr. Atomic -> Fantasio
  • Operette: Offenbach - Künneke - Strauss -> Offenbach
  • Verdi: Rigoletto -  / - Maskenball -> Falstaff
  • Händel Festspiele: Alessandro - Triumph of ... - Riccardo I. ->Teseo
Der neue Operndirektor Michael Fichtenholz hat bereits angekündigt, daß Wagner-Opern und zeitgenössische Werke weiterhin einen Programmbestandteil ausmachen sollen. Aber wen überrascht das? Die langjährigen Stammzuschauer kennen die Erfolgsformel und Hausgötter: Händel - Mozart - Wagner - R. Strauss, dazu ausgewogen Modernes, Italienisches und Französisches, Bekanntes und Ausgrabungen. Die Kunst ist, das Gesamtpaket zu schnüren.

Konzertprogramm mit Handschrift
Auch bei den Konzerten hat sich in den letzten Jahren einiges getan und vor allem wurde hier bisher der Mut belohnt, weniger Bekanntes und Neues zu spielen. Die Zuschauerzahlen sind auf hohem Niveau fast konstant. Vorbildlich und spannend auch in der kommenden Konzertsaison, auf die man sich freuen kann. Bravo!

Weniger Lob
Zur vermeintlichen Halbzeit der damals noch nicht verlängerten Intendanz hatte ich einige Kritikpunkte (die sich hier befinden). Vielleicht lege ich heutzutage einfach den falschen Maßstab an, wenn ich vom Badischen Staatstheater erwarte, mich zum Nachdenken zu bringen, mich zu inspirieren, zu begeistern oder zu verblüffen, um mich Jahre später noch an besondere Momente, Aufführungen und Inszenierungen lebhaft erinnern zu können. Intendanz (mehr hier im ersten Teil des Rückblicks) und Schauspiel (mehr auch hier in Teil 2) bewegen sich bisher nicht auf der Höhe meiner Erwartungen, dem Gesamtpaket mangelt es (noch) an Substanz.

Besucherzahlen steigen um 3%!
Bei den Gesamtbesucherzahlen (ca 310.000) kann man sich glücklicherweise dennoch weiter stabilisieren. Das Ballett ist weiterhin mit 90% Auslastung Spitzenreiter (ca 52.500 Zuschauer) und hat den größten Zuwachs. Quasi stagnierende Besucherzahlen haben 2013/14 Oper (ca 104.500 Besucher ), Konzert (ca 36.000) und das Kindertheater (ca 33.000). Auch im Schauspiel (ca 85.000) legte man trotz weiterhin bestehender Defizite zu, doch hier hat man am stärksten aus seinen Fehlern gelernt. Das Karlsruher Schauspiel ist allerdings auch das beste Beispiel, daß gute Zahlen kein Beleg für gute Qualität sind.
Es heißt zu Recht, man solle nur der Statistik glauben, die man selber erstellt hat. Leider agiert man am Badischen Staatstheater immer noch nicht transparent: komplette und belastbare Statistiken werden (noch) nicht veröffentlicht. Anscheinend konnte sich das Schauspiel durch die konsequenten Besuche von Schulklassen in den letzten beiden Jahren deutlich nach oben bewegen. Auch die Anzahl der Aufführungen hat man wahrscheinlich gesteigert und die bisherigen Mißerfolge wurden schneller aus dem Spielplan genommen. Interessant wäre in allen Sparten eine Aufgliederung der Besucherzahlen nach Vollpreis/Ermäßigungen/Stehplätzen, Abo/freier Verkauf, Anzahl der Aufführungen und Auslastung.

FAZIT: Das Ballett ist weiterhin die Lieblingssparte der Karlsruher, der Oper fehlen die Zuschauer, die es aufgrund seiner Bedeutung und Leistungsfähigkeit benötigt, während das Schauspiel vordergründig gut dasteht, obwohl es sich immer wieder hilf- und ratlos präsentierte und es an guten Hauptrollenschauspielern mangelt. Die Bemühungen und Anstrengungen um Normalisierung sind vorhanden, aber es mangelt der Intendanz bisher (noch) an künstlerischem Format.
Im Hinblick auf die notwendigen Veränderungen am Badischen Staatstheater kann man nur hoffen, daß Öffentlichkeit und Presse sich nicht mit oberflächlichen Analysen und vordergründigen Wertigkeiten abspeisen lassen. Erfolg ist Nachhaltigkeit ist Qualität. An einigen Stellen hat man in den letzten drei Jahren Strohfeuer entzündet, an deren Nachhaltigkeit man Zweifel haben muß.

In eigener Sache:

HERZLICHEN DANK für Ihr Interesse und Ihre Kommentare. Über 85.000 Seitenaufrufe in der abgelaufenen Spielzeit und überregionale Leser, die das Badische Staatstheater mit seinen Stärken und Schwächen, seinen Künstlern und treuem Publikum verstärkt wahrnehmen, sind weiterhin eine Verpflichtung dieses Tagebuch öffentlich zu halten.


ÜBERSICHT:
Oper:

Adams - Dr. Atomic
Britten - Peter Grimes
Händel - Riccardo Primo
Händel - Rinaldo
Mussorgsky - Boris Godunow
Ravel - Das Kind und die Zauberdinge
Strauß - Die Fledermaus
Strawinsky - Die Nachtigall
Verdi - Ein Maskenball
Wagner - Der fliegende Holländer
Wagner - Die Meistersinger von Nürnberg
Weinberg - Die Passagierin

Ballett:
Ballett-Gala
Mythos
Sissi (Gastspiel des Balletts Hannover)
Tschaikowsky - Dornröschen
Tschaikowsky - Nußknacker

Schauspiel:
Hübner/Nemitz - Richtfest 
Kaiser - Gas I/II
Lausund - Benefiz
Schiller - Kabale und Liebe
Schnitzler - Der einsame Weg
Shakespeare - Ein Sommernachtstraum
Williams - Endstation Sehnsucht

    
Konzerte:
8 Symphoniekonzerte
Franco Fagioli - Arien für Caffarelli

Diverses:
Händel Festspiele 2014
Theaterfest 2013


PS: Nur zum privaten Gebrauch / persönliche Statistik für die Spielzeit 2013/2014:
19 Opernbesuche / 11 Produktionen
9 Konzertbesuche / 9 Konzerte
8 Schauspielbesuche / 7 Produktionen
5 Ballettbesuche / 5 Produktionen
Theaterfest
Fazit: 42 Abende im Badischen Staatstheater. Es gab halt schon schönere Jahre: spannender, inspirierender, künstlerisch erfüllter ....

Sonntag, 6. Juli 2014

Rückblick (2): Auf Langzeit-Diät. Das Karlsruher Schauspiel in der Spielzeit 2013/14

Was ist bloß mit dem Karlsruher Schauspiel los?
Gerade mal noch 11 Premieren im Schauspiel (einschließlich Projekt-Theaters, aber abzüglich Doku- und Volkstheaters) wird man in der kommenden Saison auf die Beine stellen, vor zwei Jahren waren es noch 15, Knut Weber brachte 2004/2005 sogar 18 einschließlich vier Downtown-Projekte. Dazu kommen nun nach drei Jahren viele Abgänge und Wechsel im Ensemble - von einem eingespielten Team ist man weit entfernt und es fehlen Hauptrollendarsteller.

Montag, 16. Juni 2014

Rückblick (1): Standortbestimmung. Eine Kritik der Intendanz Spuhler

2011 mit Beginn dieses Besucher-Tagebuchs hätte ich nicht gedacht, daß ich mal eine Intendanz erlebe, die mir gerade zu Beginn so wenig Freude, Spaß, Spannung und Inspiration gibt. Wie fasst man Unbehagen in Worte? In der Übertreibung liegt die Anschauung! Das Folgende ist oft subjektiv zugespitzt und verarbeitet und beschreibt persönliche Eindrücke und Erfahrungen.