Wo immer man versucht sich über Delius‘ Oper Romeo und Julia auf dem Dorfe zu informieren, findet man die Beschreibung unbekanntes Meisterwerk. Die Musik der Oper changiere stilistisch zwischen Grieg, Wagner und Debussy, ist harmonisch vielfältig mit stark impressionistischen Zügen. Delius‘ reife Werke seien von überwältigender Klangschönheit. Am Badischen Staatstheater kann man nun überprüfen, wie Delius klingt. Knapp 105 Jahre nach der Uraufführung in Berlin ist Romeo und Julia auf dem Dorfe zum ersten Mal in Karlsruhe zu hören.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei circa 30-40 Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/2012 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
Sonntag, 29. Januar 2012
Freitag, 27. Januar 2012
Tennessee Williams - Orpheus steigt herab, 26.01.2012
Tennessee Williams (1911-1983) ist ein Klassiker des 20. Jahrhunderts. Das 1957 am Broadway uraufgeführte Werk Orpheus steigt herab (Orpheus descending) steht in einer Reihe mit seinen berühmten Werken Die Glasmenagerie (1944), Endstation Sehnsucht (1947), Die Katze auf dem heißen Blechdach (1955), Süßer Vogel Jugend (1959), … Berühmte Verfilmungen (mit Schauspielern wie Elizabeth Taylor, Richard Burton, Paul Newman, Kirk Douglas) trugen zu Williams‘ Ruhm bei. Anna Magnani und Marlon Brando übernahmen die Hauptrollen in der Verfilmung dieses Stoffes. Wer diese Filme kennt, weiß um den speziellen Stil von Williams für den man starke Schauspieler benötigt, um die Rollen typgerecht auszufüllen.
Donnerstag, 26. Januar 2012
Tschaikowsky – Schwanensee, 25.01.2012
Die gestrige Wiederaufnahme der erfolgreichen und beim Publikum beliebten Ballettinszenierung von Tschaikowskys Schwanensee war etwas Besonderes: Anaïs Chalendard tanzte als Gast die Doppelrolle als weißer/schwarzer Schwan und wie zu erwarten war sie die bisher überzeugendste Tänzerin in dieser Rolle.
Chalendard war von 2003 bis 2008 im Karlsruher Ballett und zur Ersten Solistin aufgestiegen. Sie tanzte u.a. die Hauptrollen in Giselle, Carmen, Anna Karenina und Romeo & Julia. Inzwischen ist sie Erste Solistin am English National Ballet. Nach Chalendards gestriger fabelhafter Vorstellung als Odette/Odile muß man eingestehen, daß ihr Weggang bis heute nicht kompensiert werden konnte.
Auch im dritten Jahr hat das von Christopher Wheeldon inszenierte Ballett nichts von seinem Reiz verloren. Bildstark bedient es die Erwartungen des Karlsruher Publikums, das gebannt den beiden Tänzern Anaïs Chalendard und Flavio Salamanka folgte und sie entsprechend umjubelte. Das Ballett Corps hatte einen sehr guten Tag, besonders die Schwanenszenen waren sehr präzise.
Markus Bieringer dirigiert weiterhin einen klangvollen, packenden Tschaikowsky, der erste Violinist Janos Ecseghy zeigte wie gewohnt seine große Klasse. Auch musikalisch sind die Karlsruher Ballett Vorstellungen ein Genuß!
Drei große Handlungsballette in dieser Spielzeit: alle drei bisher durchgehend restlos ausverkauft. Wir erleben gerade eine Blütezeit, an die man sich irgendwann später mal wehmütig zurückerinnert!
Chalendard war von 2003 bis 2008 im Karlsruher Ballett und zur Ersten Solistin aufgestiegen. Sie tanzte u.a. die Hauptrollen in Giselle, Carmen, Anna Karenina und Romeo & Julia. Inzwischen ist sie Erste Solistin am English National Ballet. Nach Chalendards gestriger fabelhafter Vorstellung als Odette/Odile muß man eingestehen, daß ihr Weggang bis heute nicht kompensiert werden konnte.
Auch im dritten Jahr hat das von Christopher Wheeldon inszenierte Ballett nichts von seinem Reiz verloren. Bildstark bedient es die Erwartungen des Karlsruher Publikums, das gebannt den beiden Tänzern Anaïs Chalendard und Flavio Salamanka folgte und sie entsprechend umjubelte. Das Ballett Corps hatte einen sehr guten Tag, besonders die Schwanenszenen waren sehr präzise.
Markus Bieringer dirigiert weiterhin einen klangvollen, packenden Tschaikowsky, der erste Violinist Janos Ecseghy zeigte wie gewohnt seine große Klasse. Auch musikalisch sind die Karlsruher Ballett Vorstellungen ein Genuß!
Drei große Handlungsballette in dieser Spielzeit: alle drei bisher durchgehend restlos ausverkauft. Wir erleben gerade eine Blütezeit, an die man sich irgendwann später mal wehmütig zurückerinnert!
Montag, 23. Januar 2012
Handke - Immer noch Sturm, 22.01.2012
Peter Handkes neustes (und vielleicht altersbedingt letztes) Theaterwerk Immer noch Sturm wurde im August 2011 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt. In Karlsruhe erfolgte nun die zweite Inszenierung. Nach den vorangegangenen, eher durchwachsenen und mäßigen Reaktionen des Karlsruher Publikums auf die beiden Handke Stücke Das Spiel vom Fragen (2008) und Die Stunde da wir nichts voneinander wussten (2011) ist das eine mutige und verdienstvolle Entscheidung des Schauspielchefs Jan Linders, die -so viel schon vorab- durch viel Premierenapplaus belohnt wurde.
Montag, 9. Januar 2012
Auf der Suche nach dem Publikum von morgen: Meinungsumfragen, Zuschauerresonanz und persönliche Erfahrungen
Wer hätte das gedacht, daß das Karlsruher Ballett zur Vorzeigesparte
des Hauses werden könnte!?! Birgit Keil hat es geschafft: sie hat zwar
nicht Spitzentänzer wie in Hamburg oder Stuttgart zur Verfügung, aber
das richtige Gespür für Stoffwahl und Umsetzung. Die
Ballettvorstellungen sind nicht nur ausverkauft, das enthusiastische
Publikum ist bereit auf den Sitzplatz zu verzichten: es werden in fast
nie gesehenem Ausmaß zusätzliche Stehplätze für die ausgebuchten
Vorstellungen von Schwanensee, Nußknacker und Siegfried verkauft.
Allerdings ist die Stärke des Balletts auch symptomatisch für die
Schwäche der anderen beiden Sparten. Wer heute ins Staatstheater gehen
will, Inszenierungen weiterempfehlen oder Karten verschenken mag, der
ist mit Ballett auf der sicheren Seite.
Sonntag, 1. Januar 2012
Kleist - Amphitryon, 31.12.2011
Thomas Mann bezeichnete Kleists Amphitryon als das “witzig-anmutsvollste, das geistreichste, das tiefste und schönste Theaterspiel der Welt“. Kleist war bei der Übersetzung der gleichnamigen Komödie von Molière auf den griechisch-mythologischen Stoff aufmerksam geworden und deutete ihn neu als die tragisch-komische Geschichte eines unfrivolen Ehebruchs. Jupiter nimmt die Gestalt des thebanischen Feldherrn Amphitryon an und verbringt mit dessen Frau Alkmene eine göttliche Liebesnacht. Als am Morgen der echte Amphitryon erscheint und Alkmene von der Nacht mit ihm schwärmt, beginnen die Verwirrungen. Amphitryon fühlt sich betrogen, Alkmene, die ihrem Gatten subjektiv treu ist, weiß nicht, wie ihr geschieht und der Betrüger Jupiter muß letztendlich erkennen, daß Alkmene nur Amphitryon liebt und ihre gemeinsame Nacht nicht als göttliche Ehre beurteilt. Der demaskierte Jupiter verkündet letztendlich, daß Alkmene einen Sohn erwartet. (Daß das von ihm gezeugte Kind Alkmenes ein Halbgott namens Herkules sein wird, ist in der Karlsruher Inszenierung gestrichen). Alkmenes Sprachlosigkeit angesichts dieser Aussichten beendet das Stück mit einem bedeutungsvollen „Ach!“. In einer Parallelhandlung nimmt Jupiters göttlicher Helfer Merkur die Gestalt von Amphitryons Diener Sosias an. Merkur weigert sich allerdings Sosias Gattin Charis zu beglücken, die wiederum den echten Sosias dafür bestraft.
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