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Donnerstag, 14. Juli 2022

Verdi - Aida, 13.07.2022

Aida ist zu einem schönen Erfolg für das Badische Staatstheater geworden, musikalisch mitreißend, sängerisch dramatisch zugespitzt, dazu ein hoher Spektakelwert durch Orchester und Chor - alle Vorstellungen waren quasi ausverkauft. Und die gestrige Vorstellung gewann sogar noch an Rasanz hinzu.

Montag, 27. Juni 2022

Verdi - Aida, 26.06.2022

Befreiungsschlag: Musikalisches Spektakel mit dramatischer Energie
Über 20 Jahre sind seit der letzten Karlsruher Aida verstrichen. Höchste Zeit also, dem Publikum diese großartige Oper wieder vorzustellen und das Badische Staatstheater scheute das Spektakel nicht: Chor und Extra-Chor, Blechbläser auf der Bühne und im Zuschauerraum, eine grandios aufspielende Badische Staatskapelle und auftrumpfende Sänger. Dazu eine geradlinige Regie, die Aida im pharaonischen Ägypten beläßt und sich damit begnügt, die Handlung dekorativ zu begleiten, - das mag szenisch nicht aufregend sein, es ist aber vor allem nicht aufdringlich. Die Inszenierung hält sich zurück und läßt die Musik sprechen und der Abend wurde zum Befreiungsschlag: endlich wieder ein großer Erfolg!

Montag, 6. Juni 2022

Donizetti - Roberto Devereux, 05.06.2022

Umjubelte Wiederaufnahme
Abgesehen vom öden Don Pasquale, der am Ende dieser Saison nach einem halben Jahr schnell wieder abgesetzt wird, gab es während der letzten  Intendanz schöne Donizetti-Produktionen, eine ordentliche Regimentstochter, eine spannende Anna Bolena, und wieso es der Liebestrank nicht wieder zurück in den Spielplan geschafft hat, wird vielen unverständlich bleiben. Das gestrige Wiederhören und Wiedersehen mit Harry Fehrs Inszenierung von Roberto Devereux ist auch nach drei Jahren (mehr hier) ein Vergnügen. Für die gestrige fulminante Vorstellung feierte das Publikum Sänger und Musiker mit vielen Bravo-Rufen und stehenden Ovationen.

Montag, 23. Mai 2022

Puccini - Tosca, 22.05.2022

Da weiß man, was man hat
Vor über fünf Jahren verkündete das Badische Staatstheater die Dernière: "Tosca - zum 70. & letzten Mal" (mehr hier), doch damals war schon abzusehen, daß John Dews Inszenierung aus dem Jahr 2000 nicht so einfach ersetzt werden kann. Nun erlebt man eine über zweijährige Abschiedsphase und wer weiß, 2023/24 -im letzten Jahr vor der Neuaufstellung- könnte auch diese Tosca noch mal zurückkehren. Die gestrige 70+x-ste Vorstellung hatte so viele Besucher, daß sich zwischendurch eine 60-70 Meter lange Schlange vor dem Einlaß bildete, was aber auch daran lag, daß man am Eingang teilweise nur eine Person hatte, die Eintrittskarten scannte. Das Karlsruher Opernpublikum ist also noch da und spendete Tosca viel Applaus und Bravos.

Montag, 3. Februar 2020

Wagner - Tristan und Isolde, 02.02.2020

Grandiose Vorstellung zum Schwärmen
Der Abschied von Justin Brown als Generalmusikdirektor rückt näher, gestern gab es Browns letztes Wagnerdirigat bei einem seiner Paradestücke. Die letzte von fünf Aufführungen von Tristan und Isolde (mehr zur Premiere hier) war noch mal ein Beweis der Kompetenz des Briten und eine außergewöhnlich gelungene Aufführung aller Beteiligten.

Sonntag, 26. Januar 2020

Puccini - Turandot, 25.01.2020

Turandot als medial designter Science Fiction-Kitsch
Wie kann man eine imposante Oper wie Turandot so lustlos und uninspiriert szenisch verhunzen? Ein Erfolgsgeheimnis der Kunstform Oper besteht darin, alle anderen Künste integrieren zu können. Dies gelang beispielhaft gut vor sechs Jahren im 1. Akt von Dr. Atomic; es mißlingt nun bei Turandot. Anläßlich des an diesem Wochenende zusammen mit dem ZKM ausgerichteten Symposiums zu Opern- und Medienkunst, suchte die Karlsruher Oper nach einer Inszenierung, die exemplarisch Medienkunst integriert. Doch ach!, es fand sich nichts Gutes, in Italien kaufte man dann letztendlich eine defizitäre Produktion ein, die zuvor in Palermo und Bologna zu sehen war (auf youtube kann man sich hier  einen komplettem Mitschnitt der nun in Karlsruhe zu sehenden Inszenierung ansehen), und deren Unzulänglichkeiten unfreiwillig komisch wirken: man sieht im Hintergrund einen kitschig-bunten Film voller Belanglosigkeiten vor dem Sänger und Chor mittels reduzierter und amateurhaft simpel wirkender Personenführung quasi semikonzertant-statisch Alibi-Bewegungen durchführen. Die Regie heuchelt Bedeutsamkeit, um Bedeutung vorzutäuschen, zeigt aber nur aufgeblähte Belanglosigkeiten - die Form bleibt leer! Nichts gelingt überzeugend, weder Liebesgeschichte noch Groteske, weder Märchen noch Drama, statt Exotik sieht man medialen Kitsch. Gerettet wurde die gestrige Premiere durch die auftrumpfenden Chorsänger und Orchestermusiker sowie durch gute Sängerleistungen.

Sonntag, 20. Oktober 2019

Gounod - Faust, 19.10.2019

Groteske über toxische Weiblichkeit
Sängerisch und musikalisch war die gestrige Premiere von Gounods Faust ein voller Erfolg mit viel Applaus und Bravos für Sänger und Musiker. Mit Konstantin Gorny hat man den idealen Mephisto am Haus, Ina Schlingensiepen als Gretchen und Seung-Gi Jung als Valentin haben ihr Repertoire erfolgreich um eine weitere Paraderolle erweitert, und der seit dieser Saison neu im Ensemble singende thailändische Tenor Nutthaporn Thammathi hatte einen starken Einstieg.
Die sehr plakativ und holzschnittartig geratene Inszenierung hat Stärken und Schwächen, die Regie bleibt letztendlich unter ihren Möglichkeiten, weil sie unbedingt bedeutsam sein will und fast schon etwas verzweifelt bemüht ist, den Zeigefinger zu heben und irgendwie etwas zu verkünden. Doch wie so oft bei spießiger Besserwisserei und Belehrung: statt moralische Lehre gibt es inszenatorische Leere. Der Regisseur versucht, die unter dämonischen Vorzeichen spielende Geschichte Margarethes, die sich außerehelich von Faust schwängern läßt, versorgungslos verlassen wird, aus Verzweiflung ihr Kind tötet und im Kerker landet als "grelles Gesellschaftskarussell" zu zeigen. Das Ergebnis ist eine Groteske, in der toxisch-plumpe Männer auf toxisch-naive Weibchen treffen und die feministisch inszenierte Emanzipation Margarethes zu spät kommt: niemand zieht sie zur Rechenschaft oder verurteilt sie, sie beendet ihr verpfuschtes Leben durch Selbstmord. Die göttliche Rettung lehnt sie ab und verharrt in der Rolle als Opfer, das anderen die Schuld geben will. So ver(w)irrt das Resultat dieser Inszenierung auch auf der Bühne wirkt, es ist zu harmlos und gedankenschwach, als daß es stören würde, der positive Eindruck durch Sänger und Musiker dominiert die mißratenen Akte 4 und 5.

Freitag, 19. Oktober 2018

Puccini - Tosca, 18.10.2018

Da ist sie wieder, die unverwüstliche Tosca von Regisseur John Dew aus der Saison 1999/2000. Sänger und Dirigenten kamen und gingen, Barbara Dobrzanska (mehr zu ihr hier) hingegen ist nun schon ca. 15 Jahre die bravouröse Konstante in der Titelrolle und bekam gestern den gewohnt herzlichen Applaus für ihre charaktervolle Interpretation. Die beiden männlichen Hauptrollen erlebten gestern spannende Rollendebuts und in der Halbzeit sorgte der Intendant für Heiterkeit.

Sonntag, 21. Januar 2018

Verdi - Simon Boccanegra, 20.01.2018

Simon Boccanegra scheint bei Regisseuren beliebter zu sein als beim Publikum. In Karlsruhe gehört diese Oper Verdis neben manchen von Wagner zu den Spitzenreitern der letzten Jahrzehnte. Nach 1986/87 (Regie: Giancarlo del Monaco), 2005/06 (Robert Tannenbaum) ist nun die dritte Inszenierung in knapp 30 Jahren zu sehen. Es gibt weit publikumswirksamere und mitreißendere Opern, Simon Boccanegra scheint hingegen praxistauglich, trotz verworrener Handlung um Intrigen, Macht und Ohnmacht ist sie machbar und dankbar in der Umsetzung; del Monaco schrieb damals, daß er diese Oper gerne jedes Jahr wieder neu inszenieren würde. Gestern gab es nun erneut (und schon wieder) Verdis 1857 erfolglose und dann 1880/81 umfänglich renovierte Oper über den ersten Dogen von Genua - und es war sängerisch und musikalisch eine großartige Aufführung. Als Zuschauer konnte man gestern nach der Premiere von Verdis Simon Boccanegra nicht anders, als Solisten, Chor und Orchester zuzujubeln, das zentrale Sängerquintett mit Bariton Seung-Gi Jung in der Titelrolle begeisterte. Die konventionelle Inszenierung stört nicht, sie konzentriert sich auf Arrangement und Bebilderung und in ihren besten Momenten verdichtet sie die Dramatik zu packenden Momenten.

Sonntag, 7. Mai 2017

Cilea - Adriana Lecouvreur, 06.05.2017

Die Karlsruher Adriana ist eine stimmige und kurzweilige Produktion mit einer überraschenden Erscheinung: die Nebenrolle des unglücklich verliebten Michonnet wird durch die engagierte Interpretation des  Baritons Seung-Gi Jung zum Sympathieträger und vierten Hauptfigur.

Sonntag, 10. Juli 2016

Wagner - Das Rheingold, 09.07.2016

Nicht alles, was glänzt, ist Gold
Ein neuer Nibelungen-Ring beginnt in Karlsruhe und beginnt auch wieder nicht, denn innere Zusammenhänge und Folgerichtigkeit kann man bei vier Regisseuren nicht erwarten und schon gar nicht voraussetzen und sogar bei den vier Szenen des gestrigen Rheingolds kann man sie bereits vermissen. Jede Oper wird für sich produziert, man ahmt das Stuttgarter Konzept des damaligen Intendanten Klaus Zehelein von 1999 nach. Die vier Regisseure in Karlsruhe nehmen keinen inhaltlichen Einfluß aufeinander, es soll aber einige wenige szenische Bezüge geben, die vier Inszenierungen scheinen sich nicht ganz hermetisch gegeneinander abzugrenzen.
Das neue Karlsruher Rheingold muß mit zweierlei Maß gemessen werden: die musikalisch ansprechende Premiere hatte doch eine zentrale Schwäche. Die Inszenierung ist kurzweilig und unterhaltsam, teilweise visuell augenfällig attraktiv mit vielen guten kleinen Einfällen und ist doch nur gutes Handwerk, dem etwas Entscheidendes fehlt - es ist ein Rheingold ohne Sinn und Tiefe und ohne Personenentwicklung. Zum Ansehen und Anhören, aber nicht zum Mitdenken. Der gestrige Auftakt geriet szenisch seltsam bedeutungslos, eine Illustration ohne Folgen, Ideen ohne Aussage, ein unwesentliches Rheingold, nett anzuschauen, doch ohne Triftigkeit und in gewisser Weise eine verpaßte Chance für den Regisseur und die Karlsruher Oper.

Sonntag, 22. Mai 2016

Verdi - Macbeth, 21.05.2016

Der gestrige Macbeth lohnte sich vor allem wegen des starken Auftritts von Bariton Seung-Gi Jung in der Titelrolle. Die viel kritisierte und viel geschmähte Karlsruher Inszenierung von Verdis Macbeth (mehr dazu auch hier und hier) bleibt eine Qual, sie ist in einem Maß szenisch mißlungen, daß man von einer Totalverhunzung sprechen kann, ein Verzicht auf Theatralik aus dem Geiste der Überforderung, manche Szenen wirken so hilflos, ja, man muß es leider auch offen aussprechen, so dilettantisch, daß man peinlich berührt wegschauen möchte. Wenn die Repertoire-Lage nicht so verzweifelt wäre, könnte man die Inszenierung einfach absetzen, aber das ist noch mal eine ganz andere, eklatante Problemzone, bei der die Intendanz der Karlsruher Oper ohne Not eine Abmagerungsdiät verschrieben hat, die an die Substanz gegangen ist.

Montag, 28. März 2016

Wagner - Tristan und Isolde, 27.03.2016

Der Mount Everest der Operngeschichte 
Regisseur Christopher Alden legte vorab lobenswerterweise die Meßlatte auf die richtige Höhe: "Der Tristan ist schlicht und ergreifend der Mount Everest der Operngeschichte und den muß man erst einmal erklimmen. Und damit meine ich nicht nur die musikalische Herausforderung, vor der die Sänger stehen, sondern auch den inhaltlichen Reichtum, der allen Beteiligten einiges zu denken gibt." Alden löste die zu erklimmende Höhe zwar nur bedingt ein, gute und sterile Regie-Momente lösen sich ab, Sänger, Dirigent und Orchester zielten gestern deutlich höher. Und so gab es viel Applaus für alle und Bravo-Rufe für die Sänger, Musiker und den Dirigenten.

Sonntag, 8. November 2015

Verdi - Falstaff, 07.11.2015

Was für eine großartige Falstaff-Vorstellung! Erneut wurde ein hochkarätiger Gast für die Titelrolle in Verdis letzter Oper engagiert und nach Ambrogio Maestri bei der vorangegangenen Produktion und Pietro Spagnoli hatte man gestern am Badischen Staatstheater mit Nicola Alaimo eine weitere Spitzenbesetzung zu bieten.

Montag, 13. Juli 2015

Verdi - Falstaff, 12.07.0215

Gute Nachrichten zur letzten Opern-Premiere der Spielzeit: keine Selbstdarstellung, keine Wichtigtuerei, keine Eitelkeiten - nicht Intendanz und Regie, sondern Werk, Künstler und Publikum stehen im Mittelpunkt. Der neue Falstaff macht Freude, vor allem sängerisch! Und damit ist praktisch schon fast alles gesagt. Schade, daß die Opern-Fans zuletzt Karlsruhe (oder doch eher der Karlsruher Intendanz?) ein wenig den Rücken gekehrt zu haben scheinen und die Premieren und Vorstellungen sich entleeren. Falstaff hat ein volles Haus verdient.

Sonntag, 25. Januar 2015

Puccini - La Bohème, 24.01.2015

Ein Gespenst ging gestern um im Badischen Staatstheater. Doch dem Karlsruher Publikum wurde durch Spuk nicht bang und es buhte das Gespenst des Regietheaters (also eine Regie, die sich wichtiger nimmt als Werk, Künstler und Publikum) mit selten erlebter Vehemenz und Lautstärke von der Bühne und erhöhte damit auch den Druck auf die künstlerisch weiterhin problematische Intendanz von Peter Spuhler. Dabei gab es eigentlich eine gute Nachricht vorweg: es gibt es also doch noch, das Karlsruher Opernpublikum. Es kam nur einfach nicht mehr. Nach oft schwach besetzten Premieren war gestern ausverkauft und auch die Stehplätze besetzt. Die B-Premiere am 28.01. ist ebenfalls bereits voll. Die Auslastungskrise der Karlsruher Oper scheint also tatsächlich hausgemacht und in Verantwortung des Intendanten. Ob diese Bohème den erhofften Stimmungsumschwung bewirkt, ist allerdings fraglich.

Was ist zu sehen (1)?
oder
"Soll ich euch meine Brüste zeigen?"
Regisseurin Anna Bergmann "ist bekannt für genaue und einfühlsame Frauenporträts", so das Badische Staatstheater. Auf Mimi ruht die Konzentration der neuen Karlsruher Inszenierung. Und zwar nur auf Mimi, alle anderen Bühnenfiguren sind nur Beiwerk, gewinnen keine Konturen und hampeln teilweise herum, als ob sie unwichtige Hintergrundfiguren sind, für die man sich keine Gedanken machen muß.
Mimi ist die Außenseiterin: sie gehört bekanntlich nicht selber zur Bohème und ist unheilbar an Tuberkulose erkrankt. Die Regisseurin greift zu einem bekannten und inzwischen etwas abgeschmackten Vorgehen, um diesen Fokus zu erreichen: sie lässt Mimi auf der Bühne doppelt erscheinen: die Sängerin wird durch eine Schauspielerin ergänzt: Dazu die Regisseurin: "Mit der Doppelung – die Sängerin auf der einen, die Schauspielerin auf der anderen Seite – können wir zwischen einer realen und einer Traumebene wechseln und unterstreichen die traumhaft-romantischen Momente der Opernhandlung. Die Schauspielerin Jana Schulz zeigt uns eine realistische Mimì, die die Handlung rahmt und gleichzeitig auch motiviert. ... Bei der Sängerin ist es der zarte, liebliche bis leidenschaftliche Gesang gepaart mit einer eher entrückten Spielweise und bei der Schauspielerin ein körperlich-hingebungsvolles und offenherziges Spiel." Leider mißlingt dieser Ansatz und verzerrt die ganze Oper, denn Sängerin und Schauspielerin sind zwar meistens als Zwillinge gleichzeitig auf der Bühne, doch dabei dominiert die 'die Handlung motivierende' Schauspielerin: sie interagiert oft mit den Sängern und zieht die Konzentration auf sich, während die Sängerin abseits steht und singt. Eine Intensivierung des Bühnengeschehens erreicht man dabei nicht, ganz im Gegenteil. Die naturalistisch leidende und verstörte Mimi stört meistens einfach nur.
Zu Beginn des vierten Akts kippte dann gestern die Stimmung beim Publikum durch einen bedauerlichen Fehlgriff der Regie: Die Schauspielerin beginnt zu sprechen, und zwar einen viel zu langen und nichtssagenden Monolog, mit dem man Mimis Verzweiflung deutlich machen wollte und doch nur nervte. Spätestens wenn die Schauspielerin dem Publikum anbietet, ihre Brüste zu zeigen, erreicht man einen Grad von unfreiwilliger Komik, der die Regie peinlich bloßstellt. "Nein!" antworteten mehrere Zuschauer laut vernehmlich auf das Angebot und eine Welle der Qual und des Kopfschüttelns über so viel dramaturgische Unbeholfenheit durchströmte spürbar das Haus. Man möchte sich gar nicht vorstellen, was passieren könnte, wenn amüsierte Zuschauer künftiger Vorstellungen Ja! und Ausziehen! rufen. Der Text des Monologs reicht also nicht aus, um zu fesseln oder das Gefühl einer sinnvollen Ergänzung zu erreichen - er wirkte als Störfaktor. Die etwas zu simplen und sterilen Hauptideen und ratlosen Bühnenumsetzungen der Regisseurin können nicht überzeugen und bleiben ohne positive Wirkung.

Was ist zu beachten?
La Bohème ist die Oper des romantisierten und verklärten Elends. Episoden aus dem Gefühlsleben - man lebt, lacht, liebt und leidet, man friert, hungert und stirbt. Ist das Leben in der Bohème selbstgewählt oder aufgezwungen? Ist es mehr individuelle Wahl oder Notlage? Für den Autor Henri Murger (*1822 †1861) waren die Bohèmiens ihre eigenen Gefangenen: zum Künstler berufen leben sie ohne Glück und sterben ohne Ruhm. Sie wollen nichts anderes als dieses Leben und künstlerische Anerkennung und erreichen ihre Ziele doch nicht. Lieber gehen sie zugrunde als einen Brotberuf zu wählen. Kiez oder Ghetto? Jedes Inszenierungsteam steht vor dieser Entscheidung. Manche Regisseure haben die Bohème im Drogen- oder Außenseiter-Umfeld angesiedelt, also einer Bühnenausstattung, die im harten Kontrast zur Musik steht. In Karlsruhe hat man dies glücklicherweise nur halbherzig getan: Drei Damen vom Straßenstrich und ein Obdachloser geben ein unscharfes Bild. Die Sänger der Bohème bleiben hingegen überwiegend undefiniert und blaß. Nur Colline hat als psychisch auffällige Person mit Bindung an seinen Teddybären etwas eigenes, Alcindoro und Benoît bekommen durch Kostüme einen Typ. Rudolfo, Marcello und Mustetta sind hingegen leblose Avatare.

Was ist zu sehen (2)?
oder

Zwischen Fiebertraum und Persönlichkeitsspaltung
Viele ungewöhnliche Entscheidungen trifft sie Regisseurin. So spielt die Oper nicht in Paris, sondern in New York, genauer gesagt alle vier Akte spielen am Angel of the Waters-Brunnen im Central Park. Es gibt also keine Mansarde, kein Café Momus, keine Barrière d'enfer, sondern ein Einheitsbühnenbild, in dem sich Mimi Liebe und Liebesleid erträumt. Die Regisseurin erklärt: "Der berühmte Brunnen im Central Park mit der wunderbaren Engelsstatue, den man aus vielen Hollywood-Filmen kennt, stellt einen Ort der Zuflucht und der Begegnung dar, an dem Mimì neue Menschen kennen lernt, an dem sie sich in Rodolfo verliebt, aus dem Wasser sprudelt, welches wieder versiegt, und wo Mimì letztlich stirbt." Wer vorab die spannenden Fotos sah (aktuell kann man sich hier auf den Seiten des Badischen Staatstheaters einen Eindruck verschaffen), bekam mehr versprochen als die Bühne hält, denn nicht alle Stimmungen der Bohème werden überzeugend vermittelt. Dennoch gehört das Bühnenbild von Ben Baur zur Habenseite dieser Inszenierung.

Mimi ist also verdoppelt: die todkranke und wohnungslose Mimi (sie lebt im Auto) der Schauspielerin sucht Anschluß und phantasiert bzw. erträumt sich die Beziehung zu Rudolfo herbei, nachdem sie ihn um eine Zigarette angeschnorrt hat. Dazu die Regisseurin: "Die Liebesbeziehung zu Rodolfo wird zu einem Sehnsuchtstraum, der durch Mimìs existenzielle Not, ihre Armut und Krankheit, begründet ist. Deswegen zeige ich das gesamte 2. Bild als eine surreal gefärbte und wunderschöne Welt voller Liebespaare, in der Mimì trotz ihrer tödlichen Krankheit unbeschwert und fröhlich ist." Der zweite Akt  ist fast schon plakativ als Klischee inszeniert, der Kinderchor hat einen schönen Auftritt. Der dritte Akt zeigt den nächtlichen Brunnen bei Schneefall und belanglose Videoeinspielungen mit schnellen Schnitten, der reizlose vierte Akt bleibt atmosphärisch hinter der ersten drei zurück und zieht sich wie Kaugummi in die Länge.

Die einzige Pause ist übrigens nicht nach dem zweiten Akt, also nach Ende des ersten Abends, sondern nach dem dritten, da die Regisseurin den Kontrast der beiden zentralen Akte direkt aufeinander prallen lassen wollte. So geht der erste Teil ca. 80 Minuten bis zur Pause, der zweite Teil (4.Akt) gerade noch knapp 30 Minuten (davon über 5 Minuten Monolg). Eine weitere unglückliche Entscheidung ohne Wirkung.

Was ist zu hören?
Für die Regie gab es feindselige Buhs, aber das intelligente Karlsruher Publikum weiß zu differenzieren und machte zum wiederholten Male den Tenor Andrea Shin zum Star des Abends. Für seinen schön und souverän gesungenen Rudolfo bekam er unzählige Bravos. Es gab lange nicht mehr so viel Begeisterung für einen Sänger vom Karlsruher Premierenpublikum! Überhaupt war es der Abend der Koreaner, denn auch Seung-Gi Jung als Marcello beeindruckte durch Kraft und Klarheit. Um Shin und Jung kann man ein Repertoire bauen - ihnen sollte in Karlsruhe die Zukunft gehören.

Man entschied sich gestern nicht, die Rollen nur mit jungen Sängern zu besetzen, sondern setzte bei der Premiere auf Sicherheit. Drei Sänger waren schon in der letzten Karlsruhe Bohème dabei. Die wunderbare Barbara Dobrzanska hat als Mimi schon vor wenigen Jahren überzeugt. Ihr Rollenportrait wurde gestern doppelt beeinträchtigt. Die Regie legt den Fokus auf die Schauspielerin und Dobrzanska sang zwar wie gewohnt sicher, aber auch ein wenig zu verhalten, als ob die von der Regie auferlegte Zurückhaltung auch sängerisch galt. Auch Ina Schlingensiepen war schon zuvor als Musetta in Karlsruhe bekannt und litt gestern darunter, daß die Regie sie nur als Nebenfigur am Rande definiert- sie überzeugte mit einer makellosen Arie im zweiten Akt. Konstantin Gorny litt hingegen unter einer Erkältung und mußte im vierten Akt aufgeben, Gorny spielte auf der Bühne, seine Mantelarie sang der kurzfristig ins Staatstheater geeilte Avtandil Kaspeli überzeugend sicher und schön von der Seite.
Johannes Willig dirigierte zu Beginn etwas verhuscht und übereilt, fing sich dann aber und zeigte einen symphonischen Zugriff auf die Partitur, bei der er immer wieder das Orchester klangstark ausmusizieren ließ und dabei gelegentlich die Sänger übertönte oder durch seine Tempowahl forderte.

Fazit: So makaber es klingt - es hätte schlimmer kommen können. Gerade mit La Bohème rächen sich viele Opernhäuser an ihren Zuschauer, indem sie die Poesie der Musik durch Häßlichkeiten entwerten. Der Karlsruher Versuch ist hingegen legitim, aber einfach zu schwach durchdacht und unbeholfen in Szene gesetzt. Das massive Buh-Konzert der Premiere könnte einer mittelmäßigen Temperierung bei den weiteren Aufführungen folgen und durch die musikalischen Qualitäten wird diese Bohème sich vielleicht doch besser etablieren als gedacht.

PS: Manche Neuinszenierung kommt nach 27 Jahren einfach zu früh
Diese Neuinszenierung von Puccinis La Bohème hätte es eigentlich gar nicht geben dürfen. Die letzte Inszenierung von Giancarlo del Monaco (sie lief in Karlsruhe von 1987 bis 2007) war im besten Sinne ein zeitloser und beliebter Klassiker - eine Inszenierung, die sich nie in den Vordergrund drängte und Stimmungen und Hintergründe atmosphärisch ideal ergänzte. Daß sie aus dem Repertoire und Fundus geschmissen wurde, erschließt sich nicht auf Anhieb, wobei man bei den letzten Vorstellungen aber nicht umhin kam zu bemerken, daß das Bühnenbild nach 20 Jahren zwischen Lager und Oper deutlich gelitten hatte - eine restaurierte Wiederaufnahme dieses Dauerbrenners wäre nur logisch gewesen. Den Zauber und die Intensität der 87-Bohème erreicht der aktuelle Versuch nicht: weder den Humor und die Ausgelassenheit, noch die Verliebtheit und das Erleben des Augenblicks und auch nicht die Traurigkeit und Verzweiflung von del Monacos unvergesslicher Inszenierung.

Team und Besetzung:
Mimi: Kammersängerin Barbara Dobrzanska
Musetta: Ina Schlingensiepen
Rodolfo: Andrea Shin
Marcello: Seung-Gi Jung
Schaunard: Andrew Finden
Colline: Kammersänger Konstantin Gorny /Avtandil Kaspeli (4.Akt)
Parpignol: Max Friedrich Schäffer
Monsieur Benoît: Edward Gauntt
Alcindoro: Yang Xu 
Ein Zöllner: Marcelo Angulo
Sergeant bei der Zollwache: Andrey Netzner
Mimi-Double: Jana Schulz

Regie: Anna Bergmann
Bühne: Ben Baur
Kostüme: Claudia González Espíndola
Choreografie: Krystyna Obermaier
Video: Sebastian Pircher

Musikalische Leitung: Johannes Willig
Chorleitung: Ulrich Wagner
Einstudierung Kinderchor: Anette Schneider
Kinderchor: Cantus Juvenum Karlsruhe e. V.

Sonntag, 15. Juni 2014

Ravel - Das Kind und die Zauberdinge / Strawinsky - Die Nachtigall, 14.06.2014

Großes Desinteresse beim Publikum gegenüber Ravel und Strawinsky: selten sieht man in einer Karlsruher Premiere so viele leere Plätze im Rang und Balkon. Attraktiv wirkt die Kombination der beiden Kurzopern anscheinend nicht: zu leicht, zu unbedeutend, zu belanglos? Dabei sollten es doch gerade zwei sommerlich-leichte Mini-Opern (beide jeweils ca 45 Minuten) sein, die den richtigen Kontrast zu den vermeintlich schweren und langen Opern bieten können, mit denen man sich in letzter Zeit in Karlsruhe vorwiegend beschäftigt hat. Die beiden Kurzopern haben deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient, auch wenn es einen guten Grund gibt, wieso beide selten zu hören sind: es sind eher Meisterwerke auf dem Papier als auf der Bühne.

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Verdi - Un Ballo in Maschera, 16.10.2013

Was für ein schöner Maskenball am gestrigen Mittwoch! Nach zwei Vorstellungen muß man dem Badischen Staatstheater zu einer sehr spannenden Produktion gratulieren, die beim Publikum vor allem aufgrund des musikalischen Niveaus ein großer Erfolg werden sollte.

Die B-Premiere des Maskenballs war nur auf zwei relevanten Stellen (und diversen kleineren Rollen) umbesetzt. Heidi Melton sang noch nicht die Amelia und so kam das gestrige Publikum in den akustischen Genuß von Publikumsliebling Barbara Dobrzanska. Ohne Zweitbesetzung sind zwei andere Hauptakteure: Ewa Wolak (unglaublich beeindruckend in der Rolle!) als Ulrica und Andrea Shin (mit wunderbar geschmeidiger Tenorstimme zum Dahinschmelzen) als Gustav wiederholten ebenfalls ihre herausragenden Leistungen der A-Premiere.

Neu und besonders bemerkenswert war gestern Seung-Gi Jung als Anckarström, dessen elegante Stimme schon als Rigoletto für hohe Verdi-Kantabilität stand und einen schönen Kontrast zur dunkleren Stimme Jaco Venters bildet. Jungs Stimme begeisterte auch gestern und man kann nur hoffen, ihn und seinen koreanischem Landsmann Shin noch lange in Karlsruhe halten zu können. Beide sind ein klarer Zugewinn im Ensemble der Karlsruher Oper.

Als Oscar war gestern Emily Hindrichs zu hören. Sie singt sehr schön, höhensicher und kraftvoll, doch schon beim Theaterfest mangelte es ihrer Stimme etwas an Unmittelbarkeit und Wärme, als ob sie noch nicht ganz angekommen sei, und auch gestern fehlte ihr zu Beginn die Leichtigkeit und der Ausdruck, mit der Ina Schlingensiepen am Samstag so souverän sang und spielte.

Eine Neubesetzung in einer Nebenrolle darf nicht unerwähnt bleiben: Yang Xu als Graf Ribbing ließ aufhorchen. Der Chinese ist Mitglied des Opernstudios und scheint eine Karriere vor sich zu haben.

Johannes Willig dirigierte meines Erachtens gestern mit noch mehr dramatischen Zug als in der Premiere einen absolut überzeugenden Verdi, dem man jederzeit musikalisch perfekt genießen konnte.

Noch mal zur Inszenierung: Grundsätzlich ist der Regieansatz gut. Was will man denn auch aus dem psychologisch wenig ergiebigen Verschwörerdrama und Beziehungsdreieck machen?, so könnte man meinen. Adäquat bebildern mit zusammenhangsfördernder Symbolik, so könnte es sich Regisseur Stiehl gedacht haben - und dem entspricht auch bisher sein Regiestil. Doch was sich in La Vestale ankündigte, ist beim Maskenball noch deutlicher zu bemerken: eine hölzern-steife Personenführung, die nur selten eine eigene Dimension hinzufügt, sondern meistens das Vorhersehbare in zu uninspirierter Weise ausdrückt. Man hätte vielleicht die alte Bühnenweisheit 'Nur nicht zu viel Absichtlichkeit!' stärker berücksichtigen sollen. Ein wenig wirkt die Inszenierung gelegentlich wie eine mechanische Aneinanderreihung von Gesten und Effekten aus dem Fundus, bei denen die harmonischen Übergänge fehlen.

Fazit: Ein Maskenball, dem man viele Zuhörer wünscht und bei dem man nicht vergessen sollte, den Sängern (auch denen im Chor) und Musikern ein klar vernehmbares BRAVO zu schenken!

PS: Wie schon bei der A-Premiere war auch gestern Mario Muraro im Publikum. Der italienische Tenor sang vor 30 Jahren die Rolle des Königs bei der letzten Karlsruher Inszenierung - damals wurde Verdis Maskenball noch in deutscher Sprache(!) gesungen.

Samstag, 14. April 2012

Verdi - Rigoletto, 13.04.2012

Man sollte es sich regelmäßig in Erinnerung rufen: wir leben im Gelobten Land der Oper! Als man vor einigen Jahren nach der PISA-Studie über Schulen und Universitäten diskutierte, übersah man leider zu oft, daß die deutschen Musikhochschulen führend sind, daß von überall in der Welt Musiker und Sänger nach Deutschland kommen, um hier zu studieren und daß das intakte Kulturleben Künstler aus aller Welt anzieht. Das Karlsruher Publikum profitierte davon heute in hohem Maße bei einem fast perfekten koreanischen Abend.

Der Karlsruher Rigoletto hat sich inzwischen etabliert und wird regelmäßig gut besucht.  Die unattraktive Inszenierung wird wett gemacht durch das sehr gute musikalische Niveau. So auch heute. Aber ich vermute auch andere Gründe für den Zuschauerzuspruch: Rigoletto ist nicht nur eine sehr sehr schöne, sehr zugängliche und sehr beliebte Oper, sie ist -neben La Traviata- in dieser Spielzeit eine der wenigen, die auch dem weniger spezialisierten Publikum bekannt ist. Es gibt also zu wenige der üblichen Verdächtigen auf dem Spielplan. Die Opern von Janacek, Delius, von Einem oder auch Berlioz haben vielleicht einfach ein -zugegeben unverdientes- Bekanntheitsproblem.

Wieder gab es eine neue Gilda: an Stelle der angekündigten Ina Schlingensiepen, die auch die Premiere sang, diesmal ein Gast aus Heidelberg: die koreanische Sängerin Hye-Sung Na passte sehr gut in die Inszenierung, die sie aus Heidelberg kennt. Leider war sie ein wenig indisponiert, als ob sie gerade am Anfang einer Erkältung sei: drei oder vier mal hatte sie Probleme, die hohen Töne zu halten. Das minderte aber nicht den sehr guten Eindruck, den sie hinterließ und zu recht bekam sie sehr viel Beifall. Brava!

Der koreanische Bariton Seung-Gi Jung  war schon zuvor als großartiger Rigoletto in Karlsruhe aufgefallen. Sensationell und großartig mit wie viel Hingabe er diese Rolle singt.  Für mich eine herausragende Neuverpflichtung. BRAVO!

Und auch der koreanische Andrea Shin machte die heutige Vorstellung zu einem sehr schönen und gelungenen Abend. Er sang den Duca mit scheinbar endlosen Reserven und großer Selbstverständlichkeit. Auf Andrea Shins weitere Rollen kann man sich ebenfalls freuen. BRAVO!

Besonders hervorzuheben ist auch Konstantin Gorny, der als Sparafucile zwar nur eine Nebenrolle hat, aber diese buchstäblich ideal verkörpert. Stimmlich und darstellerisch ist  er bereits die ganze Spielzeit auf der Höhe seines Könnens und beeindruckt regelmäßig auf höchstem Niveau! Gorny hat als Sparafucile für mich Referenzcharakter. Bravo!

Johannes Willig dirigierte sichtbar mit viel Hingabe und Freude! Als Andrea Shin La donna è mobile sang, dirigierte Willig so enthusiastisch, daß ich jenem begeistert zuhörte und diesem zusah, wie er das Dirigieren zelebrierte. Die Badische Staatskapelle spielte Verdi dramatisch und Höhepunkt-betont und bereitete dem Publikum viel Freude. BRAVO!

Viel Applaus für alle Künstler an einem sehr schönen Freitagabend im Badischen Staatstheater. Aber es hätten ein paar Bravos mehr sein können. Anscheinend waren die Karlsruher Zuschauer vor Erstaunen paralysiert: sie klatschten zwar animiert, ein bißchen mehr Begeisterung wäre allerdings angebracht gewesen. Diese musikalische Qualität ist nicht selbstverständlich. Traut euch! Bravo-rufen ist gar nicht so schwer! 


PS: Ende kommender Woche, also um den 20./21. April soll die Vorschau für die Spielzeit 2012/2013 veröffentlicht werden. Einige Opern scheinen ja schon bekannt zu sein.
Trotzdem, aus Lust und Laune heraus, ein kleiner, spontaner Wunschzettel lange nicht mehr in Karlsruhe gespielter, namhafter (und meines Erachtens populärer) Opern:

Donizetti: Don Pasquale, La Favorite, La fille du Régiment, Anna Bolena
Mussorgsky: Boris Godunow
Prokofiev: Die Liebe zu den drei Orangen
Rossini: La Cenerentola
Tschaikowsky: Jolante, Pique Dame
Verdi: Maskenball, Troubadour, La Forza del Destino, Die sizilianische Vesper, auch die letzte Aida war vor 10 Jahren nur kurz auf dem Spielplan. Nicht nur Wagner, auch Verdi hat 2013 200. Geburtstag.
Verdis Maskenball soll es übrigens in den nächsten 4 Jahren geben. Ob schon in der nächsten Spielzeit, ist mir unbekannt.

Und klar, da gibt es noch dutzende weiterer toller Opern und viele Entdeckungen und Raritäten:
Wann gab es denn zuletzt mal 17. Jahrhundert: Monteverdi oder Lully?
Barock: neben Händel auch mal Vivaldi
Glucks Iphigenien
Mozart: La Clemenza di Tito
Mehr Belcanto! Rossini, Bellini und Donizetti, auch mal Pacini und Mercadante
Meyerbeer scheint ja in der Reihe großer französischer Opern zu kommen
Rimski-Korsakow oder mal eine Reihe russischer Meisterwerke (s.o.)!
Puccini: La Rondine
Berg: Wozzeck
u.v.a.m.

Montag, 2. April 2012

Wagner - Lohengrin, 01.04.2012

Manche Opernpremieren sind Prestige-trächtiger als andere. Die erste Inszenierung der neuen Opernleitung war beispielsweise in dieser Hinsicht wichtig: Berlioz' Trojaner waren grandios und ein großartiger Start in die neue Spielzeit. In einer Wagner-Stadt wie Karlsruhe, die zu den ersten und  traditionsreichsten Orten der musikalischen Wagner-Pflege gehört, wird jede Wagner-Premiere zu einem Prüfstein für das Opernhaus und seine Verantwortlichen. Bei der gestrigen Lohengrin-Premiere lag also viel Vorfreude und Spannung in der Luft. Doch leider folgte einer der misslungensten Abende der - ja man kann es sagen - der letzten Jahrzehnte. Ich kann mich nicht erinnern, wann es zuletzt so viele Buh-Rufe für ein Inszenierungsteam gab. Sogar der stark kritisierte (und inzwischen fast schon etablierte) Rigoletto verblasst dagegen.