Montag, 2. April 2012

Wagner - Lohengrin, 01.04.2012

Manche Opernpremieren sind Prestige-trächtiger als andere. Die erste Inszenierung der neuen Opernleitung war beispielsweise in dieser Hinsicht wichtig: Berlioz' Trojaner waren grandios und ein großartiger Start in die neue Spielzeit. In einer Wagner-Stadt wie Karlsruhe, die zu den ersten und  traditionsreichsten Orten der musikalischen Wagner-Pflege gehört, wird jede Wagner-Premiere zu einem Prüfstein für das Opernhaus und seine Verantwortlichen. Bei der gestrigen Lohengrin-Premiere lag also viel Vorfreude und Spannung in der Luft. Doch leider folgte einer der misslungensten Abende der - ja man kann es sagen - der letzten Jahrzehnte. Ich kann mich nicht erinnern, wann es zuletzt so viele Buh-Rufe für ein Inszenierungsteam gab. Sogar der stark kritisierte (und inzwischen fast schon etablierte) Rigoletto verblasst dagegen.


Sehr vieles war gestern umstritten und diskutabel und nicht nur auf den ersten Blick ist es schwer, zwischen Ursache und Wirkung zu unterscheiden. Hier eine mögliche Kausalkette:

Ursprünglich sollte Benedikt von Peter die Regie führen. Doch wurde ihm die Leitung der Sparte Oper am Theater Bremen angeboten und er bat um Freistellung von seinen Karlsruher Verpflichtungen. Anfang des Jahres wurde dann verkündigt, daß Reinhild Hoffmann die Regie übernimmt. Vielleicht war das zu kurzfristig, vielleicht kam sie mit den Vorgaben in so kurzer Zeit nicht zurecht. Tatsächlich war von Inszenierung oder Dramaturgie (Tina Hartmann) bei der gestrigen Premiere nichts zu erkennen.  Es wurde lediglich simuliert, daß es einen gedanklichen Überbau gab, doch auf der Bühne gab es nur vorgetäuschte Regie.

Die wenigen Ideen sind schnell erläutert: Anscheinend ließ sich die Regisseurin von Schillers Ausspruch, daß der Mensch nur da „ganz Mensch sei, wo er spielt“ inspirieren. Schiller hatte damit die Auflösung von Ernstfällen und Konflikten in rituelle, spielerische Handlungen im Sinn. So spielt Hoffmanns Lohengrin in einem provinziellen Sportstadion oder einer Mehrzweckhalle, in der eine festlich-elegante Abendgesellschaft versammelt ist. Lohengrins Auftritt wird durch einen Seiltänzer in großer Höhe verdeutlicht, ein Artist, zu dem man hinaufblicken muß. Kein Schwan, sondern ein kindliches Ebenbild begleitet Lohengrin, der wiederum in einem Fechtanzug erscheint, um den Wettbewerbscharakter seiner Auseinandersetzung mit Telramund und die spielerische Konversion zum stärkeren Argument anstelle von roher Gewalt zu versinnbildlichen.
Nach dem ersten Akt bricht die Inszenierung ab. Der Rest ist konventionell gestelltes Personenspiel, daß weder Bühne noch Regisseur benötigt, sondern eher wie eine fortgeschrittene, bebilderte konzertante Aufführung wirkt. Im zweiten Akt ist das Stadion also nur noch austauschbare Staffage in der die Sänger angemessene Bewegungen machen. Tatsächlich könnte man den zweiten und dritten Akt auch ohne Bühnenbild spielen - es würde kein Verlust erkennbar sein. Psychologisch wird nur sehr oberflächlich charakterisiert.

Dirigent Justin Brown
muß erkannt haben, dass kein tragfähiges Regiekonzept vorhanden ist und versucht den Abend musikalisch zu retten: er dirigiert beeindruckend, aber nicht gerade Lohengrin-gerecht. Bereits der erste Akt ist sehr direkt und zupackend von ihm interpretiert. Es gibt keine transzendenten Momente - Begriffe wie Gral und Gott sind nur Parolen, denen weder auf der Bühne noch musikalisch eine Entsprechung geschaffen werden. Der orchestrale Höhepunkt ist der zweite Akt: Brown dirigiert ihn stark vorwärtsdrängend und dramatisch erregt. Das Publikum ist am Ende des Akts geradezu überwältigt und fast atemlos vor Spannung. Im Sog der beeindruckenden musikalischen Dramatik fällt fast nicht auf, daß auf der Bühne nichts passiert. Im dritten Akt begeistert Justin Brown mit dem Vor- und Zwischenspiel - die Badische Staatskapelle ist in ganz großer Form. Doch spätestens hier zeigen sich auch die Schwächen: Brown dirigiert konsequent schnell, mit starken Effekten und hohem Schalldruck. Sein Lohengrin ist wenig subtil und frei von Zwischentönen. Das Transzendente der Gralswelt geht komplett verloren.

Die hohen konzertanten Qualitäten hatten Nebenwirkungen. Um sich gegen das ungehindert auftrumpfende Orchester behaupten zu können, wird ständig am oberen Limit gesungen. Lance Ryan wandelt seinen Lohengrin in einen Siegfried um, um gegen das Orchester durchzudringen. Dabei singt er grandios. Ryans Stimme entwickelt sich immer noch weiter. Hatte er im ersten Akt noch Probleme und deklamierte über Gebühr, bewies er danach die Souveränität, Durchsetzungskraft und Stärke seiner Stimme. Großartig und hoch beeindruckend - aber nicht Lohengrin-gerecht.

Heidi Melton überzeugte als Elsa von Brabant  mit ihrer Klangschönheit und scheinbaren Unangestrengtheit. Doch auch sie ließ sich von Browns Vorgaben beeindrucken: viele Nuancen gingen verloren; die Textdurchdringung war ihr Manko. Ihre Elsa war zu einseitig. Der neue Karlsruher Publikumsliebling bekam dennoch die meisten Ovationen.

Susan Anthony als Ortrud überzeugte an diesem Abend nur wenig: ihre Stimme hatte etwas Schrilles und Angestrengtes, das nicht recht gefallen wollte.

Die drei Gewinner des Abends waren die tiefen Männerstimmen:
Renatus Meszar sang überzeugend als König Heinrich. Er wird ab der Spielzeit 2012/2013 fest im Ensemble des Staatstheaters Karlsruhe sein und singt zukünftig hier u.a. Hans Sachs in den Meistersingern, Landgraf in Tannhäuser, Pontifex in La Vestale, Wotan/Wanderer in Wagners Ring und bereits ab Juli Eichmann in Tüürs Wallenberg. 
Jaco Venter hatte einen ganz starken Auftritt als Friedrich von Telramund. Man könnte von einer Paraderolle sprechen.
Seung-Gi Jung zeigte als Heerrufer des Königs, daß er nicht nur ein großartiger Verdi-Bariton ist.

Ulrich Wagner hatte seinen Chor mal wieder sehr gut einstudiert. Es gab viel Beifall für die Sänger.

Fazit (1): Musikalisch ist dieser Lohengrin umstritten, aber trotzdem hörenswert aufgrund seiner ungewöhnlichen Interpretation.  Inszenatorisch ist er ein Ärgernis, selten gab es in Karlsruhe eine szenisch ähnlich oberflächliche Regie. Aber: man kann darüber hinweg sehen; das Bühnengeschehen, so seltsam belanglos und unmotiviert es auch ist, stört nicht beim Zuhören.

Fazit (2): Es ist zu bezweifeln, daß dieser Lohengrin lange im Repertoire durchhält. Die kurzlebige letzte Karlsruher Inszenierung des Lohengrin von John Dew, die 2001-2003 nur ca 10 mal gespielt wurde, war ein Märchen im Stile einer humorvollen Parodie. Große Teile des Publikums verziehen damals Dew nicht, daß man bei Lohengrin lachen kann. In der vorletzten Karlsruher Inszenierung von Heinz Lukas-Kindermann erschien Lohengrin als Träger einer utopischen Hoffnung, der sich als überirdisches Wesen vermenschlicht und das Leid der Liebe erfährt, was ihm als Gralsritter erspart geblieben wäre. Der aktuelle Bayreuther Lohengrin hat nichts Utopisches, sondern ist eine bittere und trostlose Abrechnung. Reinhild Hoffmann schafft es tatsächlich, keine ernst zu nehmende Aussage zu treffen, was ihr Lohengrin sein soll. Sehr schade. Die Rahmenbedingungen für einen Prestige-trächtigen Erfolg waren vorhanden. Aber gewisse Produktionen stehen unter einem schlechten Stern. Operndirektor Schaback ist nun im Herbst bei Tannhäuser allerdings stark unter Druck!

PS: Parallel zu Lohengrin lief im Kleinen Haus das Karlsruher Erfolgsstück Big Money. Einer der Zuschauer an diesem Abend war der Komiker Thomas Hermanns, den einige eventuell als Moderator und Gründer des Quatsch Comedy Clubs kennen.

27 Kommentare:

  1. Danke für die ausführliche Kritik. Die Inszenierung von John Dew war tatsächlich herrlich. Schräg, aber durchdacht. So macht eine moderne Regie Spaß. (War nicht ganz ursprünglich John Treleaven als Lohengrin angekündigt worden? Weißt Du etwas über seine weitere Beschäftigung in Karlsruhe?)

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  2. Hallo Edda,

    Lance Ryan war von Anfang an als Lohengrin geplant. John Treleaven wird im Mai zwei Vorstellungen übernehmen. Nächstes Jahr singt Treleaven Tannhäuser und Peter Grimes und vermutlich in den Wiederaufnahmen von Lohengrin und den Trojanern. Trelaven bleibt Karlsruhe also meines Wissens erhalten. Lance Ryan singt aber nur noch diese Spielzeit den Lohengrin. In seinem Homepage-Kalender ist er bereits auf Jahre hinaus gebucht; ein weiterer Auftritt in Karlsruhe ist dort noch nicht zu finden.

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  3. Hallo! Bin zufällig auf diese Seite gestoßen...Ich war gestern auch in der Premiere und teile die Einschätzung fast komplett. Ein typischer Beweis dafür, wie dramaturgisch Tiefgang behauptet, aber letztlich nur ein dünnes Brett gebohrt wird. - Lance Ryan mag sicher ein gurer Siegfried sein, ein Lohengrin ist er auf gar keinen Fall......

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  4. Hallo, auch ich bin zufällig auf diese Seite gestoßen - gespannt,wie der Karlsruher Lohengrin ankommt. Elsa hat zu Recht die meisten Bravos bekommen, Sie war die einzige Sängerin mit einer melodiehaften, stimmlich einzigartigen und fast ohne Patzer dem Stück gerechten Sängerin: Bravo! Lance Ryan kann man nur wünschen,das gestern Abend keine FAZ o.ä. saß, das war keine Bewerbung für Bayreuth - egal ob Lohengrin oder Siegfried - er hatte kein Gefühl für laut oder leise, oft blechernd - er hat sich in keinster Weise auf den Abend eingestellt, zudem stimmliche Patzer.Buh!
    Und die Inszenierung? Ach - war da eine??Muß ich in Zukunft wieder nach Mannheim fahren??

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  5. Hallo,
    noch nie zuvor habe ich bei einer Aufführung gebuht - höchstens mal verhalten geklatscht.... aber hier konnte ich nicht anders. Ich hatte mich sehr auf den Lohengrin gefreut und war ganz und gar enttätuscht - um ehrlich zu sein: ich war entsetzt. Das war ja garnix. Ich habe fast verzweifelt versucht zu verstehen, wo die Regie war bzw. was die Regie überhaupt wollte und was das alles sollte. Mir blieb nur ratloses und zunehmend verärgertes Kopf schütteln. Kann es sein, dass ein Haus wie Karlsruhe einem ernsthaft so was präsentiert?
    Die Kritik von Honigsammler war sehr treffend. Wirklich gut gefallen hat mir nur Heidi Melton. Justin Browns Vorspiel wiederum passte für mich zum sportlichen Bühnenbild. Er dirigerite als ginge es zur Olympiade, aber Lohengrin hat nun so garnichts mit "Sport" am Hut - dann doch eher mit einer Opiumhöhle.
    Aber es stimmt, der 2. Akt war wirklich mitreissend und voller Spannung, so dass man das (überflüssige) Bühnengeschehen einfach vergaß. Witzig, dass honigsammmler von einer konzertaten Aufführung schrieb - ich empfand das gleiche. Lance Ryan konnte die Rolle - so schien es mir. Aber ich mochte seine Stimme nicht - es gab Passagen die wirkten unangenehm gequetscht. Sehr gut haben mir auch Telramund, Heinrich und auch der Heerrufer gefallen. Ortrud im 3. Akt ganz und gar kreischig. Es tut mri Leid für Frau Hofmann, dass das so in die Hose ging.
    Was für eine Enttäuschung! Ich hoffe nur, dass Rihms Kolonos für alles entschädigt.

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  6. Hallo auch! Ich fand die Inszenierung toll! Das Stück passte hervorragend auch mit den 40er Jahren. Es müssen nicht immer Rüstungen und Felle sein. Ich bin Frau Hoffmann sehr dankbar für diesen erstaunlich kurzweiligen Abend. Am besten hat mir der Einsatz des Chores gefallen. Sagenhafte Akustik von der Treppe aus vor dem Kampf und auch die Szene, in der die Männer an der Bühnenkante ins Publikum singen. Mir hat es sehr gut gefallen. Der Comedian Harmonist- Sound des Heldentenors gefällt sicher nicht jedem, aber zu den 40er Jahren fand ich das passend ironisch.

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  7. Guten Abend- schon seit einigen Monaten verfolge ich diesen Blog und ich möchte mich zunächst mal beim Blogger für seine stetige Schreibfreude und seine differenzierten Berichte bedanken: MERCI!
    Der gestrige Abend veranlasst mich zu einem ersten Beitrag: Viele Dinge bzgl Inszenierung, weibliche Rollen etc sind bereits gesagt worden, Zustimmung. Mich bewegt der Auftritt von Lance Ryan- besonders im ersten Akt tat sich Ryan meinem Eindruck nach sehr schwer. Seine Stimmführung und Intonation war teils merklich unsicher, vor allem an lyrischen Stellen in der mittleren Lage war seine Stimme dünn und brüchig... In höheren Lagen hingegen strahlte sein Tenor trompetenhaft hervor, was wiederum im Vergleich zur zurückhaltenden Mittellage fast unpassend wirkte.... Alles in allem für seine Möglichkeiten unausgewogen... Hinzukommend war vor allem im ersten Akt Chor und Orchester viel zu laut, was alle Solisten inkl Ryan zum Wettsingen antrieb. Schade. Auf der anderen Seite überaus lobenswert empfand ich seine Textgenauigkeit und Expression, was ja früher bei ihm in mancher deutschsprachigen Rollen kritisiert wurde. Die abschließenden Buh-Rufe? Naja. Es war sein Debut und aller Anfang ist nicht einfach... Unterm Strich dürfte der Lohengrin keine Paraderolle für Ryan sein, wovon allerdings schon auszugehen war, kennt man seine Stimme und seine Stärken...

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  8. hallo vorletzter anonymer!
    NA DANN VIEL SPASS BEI KOLONOS! ...DAS IST NäMLICH DIE GRöSSTE KATASTROPHE, DIE JEMALS AUF IRGENDEINER BüHNE STATTGEFUNDEN HAT!.. (DIE ARMEN MITWIRKENDEN!)
    und der anonyme über mir??? das ist sicher frau hoffmann selber oder eine der verantwortlichen...
    SCHAUT EUCH LIEBER ROMEO U JULIA AN! DAS IST SEHR GELUNGEN UND WUNDERSCHöNE MUSIK!

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  9. Herzlichen Dank an die vielen sehr guten Kommentare! 24 Stunden nach dem gestrigen Artikel tendiere ich inzwischen eher zu einer noch kritischeren Sicht. Operndirektor Joscha Schaback scheint sich mit Frau Hoffmann schlicht und einfach verwählt zu haben. Sie war der Aufgabe nicht gewachsen. Dazu kommt eine entweder schlechte oder nicht durchsetzungsfähige Dramaturgie.

    @Pinkertonothello. Da kann ich nur in allem zustimmen. Von der Textverständlichkeit war ich sehr angetan - ich konnte die Sänger alle sehr gut verstehen. Und das ist eine große Leistung wenn man bedenkt, daß sie keine Muttersprachler sind.
    Ich bin ein Fan von Lance Ryan und hatte gestern den ersten Akt verdrängt - Ryans Stimmfarbe hatte da etwas Unschönes und Enges. Später war ich beeindruckt von seiner Stimmkraft: er kann inzwischen in jedem Opernhaus der Welt singen.

    Heidi Melton wird ein Star werden. Zurecht hat sie den meisten Jubel bekommen und ich freue mich auf ihre Elisabeth in Tannhäuser. Ich bin mir sicher, dass sie in den nächsten Aufführungen noch besser sein wird und dann auch das ätherische, zweifelnde und flehende Element Elsas besser vermittelt.

    Wer Lohengrin nicht kennt oder der deutschen Sprache nicht mächtig ist und vor allem die Zwischentöne dieser Oper nicht kennt, dem dürfte es musikalisch sogar gefallen haben: es war schnell, es war laut und die Sänger waren gut zu hören. Das dürfte einem gewissen Bersucheranteil sehr gut gefallen und auch ich ertappte mich dabei, wie ich dieser Lohengrin-ähnlichen Musik teilweise fasziniert folgte. Aber es war halt kein Lohengrin. Diese Oper wurde ja oft mit der Farbe Blau verknüft. Von blau-silberner Musik sprach Thomas Mann. Bei Justin Brown war sie eher in erregtem Rot.

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    1. Wolfgang Kiefer17 April, 2012 14:11

      Nachdem ich Benedikt von Peters Inszenierung von „La Traviata“ gesehen habe, weiß ich, was uns durch die Absage dieses Regisseurs beim Lohengrin entgangen ist. Geplant war eindeutig ein wuchtiges Ereignis zum Auftakt des geplanten Wagnerzyklus‘, geworden ist es ein GAU.
      Es ist mir nicht bekannt, wann von Peter um die Regiearbeit zurückgegeben hat – vielleicht zu kurzfristig. Absagen – auch kurzfristige – gehören jedoch zum Theateralltag. Sie können dem Publikum vermittelt werden und Ersatzlösungen werden im Allgemeinen akzeptiert. Mir ist unbegreiflich, warum die ganze Mannschaft um Joscha Schaback sehenden Auges einen solchen Flop durchgehen lassen konnte. Reinhild Hoffmanns Reputation beruht nicht auf ihren wenigen Operninszenierungen, sondern auf ihren Choreographien. Eine Wagneroper hat sie m.W. nie inszeniert. Die Wahl der Regie-Einspringerin war also von vorn herein hochriskant.
      Für den Operndirektor hätte es doch zwei sichere Alternativen gegeben: Man hätte irgendwo eine fertige Inszenierung kaufen können, also gewusst, was man auf die Bühne bringt. Oder man hätte den Lohengrin zunächst konzertant gebracht und später dann mit von Peter oder einem anderen Regisseur erst in Szene gesetzt. Jetzt ist die Chance vertan, dieser Lohengrin wird ein Ärgernis bleiben ganz gleich, welch Besetzung dafür aufgeboten wird. Kann es sein, dass sich im Führungsteam des Musiktheaters zu viele Direktoren und Leitende tummeln, so dass ein schneller und mutiger Entschluss gar nicht mehr gefasst werden kann?

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    2. Vielen Dank für den Beitrag!
      Ja, auf Benedikt von Peter hatte ich mich ebenfalls sehr gefreut. Herr Schaback hat seinen Fehlgriff wahrscheinlich selber bereut. Hinsichtlich der Reputation, vor allem unter den Wagnerianern, hat er sich damit keinen Gefallen gemacht.

      Ich bin gespannt, wie sich die Inszenierung "im Alltag" bewährt und sehe mir die Inszenierung noch mal zu einem späteren Zeitpunkt an. Ich habe den Verdacht, daß viele Besucher, vor allem die, die den Lohengrin nicht oder nur ungenau kennen, gar nicht so unzufrieden sein werden.

      Hier übrigens der Link zu einer internationalen Besucherin, die eigentlich auch wegen B.v.Peter gekommen war:

      http://opera-cake.blogspot.de/2012/04/lohengrin-in-karlsruhe.html

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  10. Hallo,
    Mir mußte man in der zweiten Pause erst mal erklären, daß die Sache sich in einem Sportstadion abspielte. Da ich das Programmheft noch nicht gelesen hatte, hat sich mir das Bühnenbild nicht erschlossen - wahrscheinlich, weil ich mir unbewußt eine solche Fehlinterpretation gar nicht vorstellen wollte. Zur Inszenierung kann man wirklich nur sagen: verheerend. Da erinnere ich mich direkt gern an den letzten Karlsruher Lohengrin, obwohl mich damals die Lederhosen und Pickelhauben entsetzt haben - trotzdem war das immerhin in sich stimmig, ganz im Gegensatz zu der Katastrophe vom Sonntag. Die Sänger haben eine solche "Regie" nicht verdient.
    Was die Sängerleistungen angeht, kann ich mich im Großen und Ganzen meinen Vorrednern anschließen. Lance Ryan war in Karlsruhe schon mal besser; wirklich gut gefallen haben mir Heinrich, Telramund und Ortrud sowie der Chor. Elsa war beeindruckend, aber man hätte sich für sie doch bessere Kostüme gewünscht - bei dem blau-lila Alptraum am Schluß wurde mir ganz anders...

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  11. Hallo,

    vieles wurde bereits geschrieben, eines gilt es jedoch m. E. noch mehr zu würdigen: Die wirklich außergewöhnliche Leistung von Jaco Venter als Telramund!

    Inszenierung hin oder her: Wirklich Klasse, wie er sich als eigentlich gerader Charakter und treuer Diener seines Landes, dem jedoch sein Ehrgeiz und sein vielleicht etwas schlichteres Gemüt zum Verhängnis werden, wenn er sich den Verführungen Ortruds hingibt, immer mehr verstrickt. Jaco Venter singt das nicht nur hervorragend (und das tut er wirklich), er spielt es auch brilliant - bis hin zur Betonung des Libretto.

    Zu dieser Rolle passen m. E. die Vierzigerjahre der Inszenierung (das Glamouröse verbunden mit dem etwas Halbseidenen - man fühlt sich an Gangsterfilme erinnert) recht gut.

    Schön für Karlsruhe, dass es so gute Ensemblemitglieder hat.

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  12. Da kann ich nur noch mal zustimmen: Jaco Venter gefiel mir in der heftigen und schweren Rolle des Telramund ausgezeichnet. Bei seinem Rollendebut hatte man den Eindruck, als hätte er ihn bereits früher gesungen: er agierte mit viel Sicherheit und Selbstverständlichkeit. Deswegen auch mein Hinweis auf die Paraderolle. Besser kann ich mir Telramund nicht vorstellen.
    Leider war ich in dieser Spielzeit bei keiner Tosca, aber Venter hat auch als Scarpia durchgängig überzeugt: ich hörte nur sehr gute Aussagen zu ihm.
    Die baritonale Stimmlage ist in Karlsruhe mit Jaco Venter, Armin Kolarczyk und Seung-Gi Jung bestens vertreten. Andrew Finden und Lucas Harbour bekommen in Don Giovanni endlich mal die Chance, auf sich in größeren Rollen aufmerksam zu machen. Allen fünfen höre ich sehr gerne zu.

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  13. Ohne auf die musikalische Leistung einzugehen:
    Diese schwache Inszenierung scheint wieder eine verdeckte Sparmaßnahme am Karlsruher Haus zu sein:
    Kurzfristige Absagen und Ersatz, sowie vollmundige populistische Ankündigungen auf die nur "Dünnbier" folgen:
    In der Presse wird bei diesem Lohengrin ständig von einem "Auftakt zu einem Wagner-Zyklus" gesprochen, der dann wohl das Wagner-Jahr 2013 umrahmen soll. Allerdings haben wir schon Frühjahr 2012, und für die kommende Spielzeit ist offenbar lediglich eine Tannhäuser-Neuinszenierung geplant.
    Bei nur zwei Werken von einem Wagner-Zyklus zu reden, ist einfach unverschämt, und für ein Haus wie Karlsruhe mit einer großen Wagner-Tradition ein Armutszeugnis.
    Kennt man vergangene Wagner-Aufführungen, so z.B. den Wagner-Zyklus 1983 unter Christoph Prick, den Martinoty-Ring, die Meistersinger mit Günther von Kannen und anderes, kann man nur eines konstatieren:
    Der Abstieg begann vor Jahren mit der unfertigen verharmlosenden, nichtssagenden, völlig ideenlosen Ring-Inszenierung von Herrn Krief. Nun hat sich Karlsruhe an dieses völlig inhaltlose Niveau gewöhnt, und man kann zynisch fortfahren: Dieser katastrophale Lohengrin ist die konsequente Fortsetzung einer Dramaturgie, deren hohles Interpretationsniveau konform geht mit den Sparzwängen des Kulturbudgets! Also: KSC - Niveau auf Lohengrins Fußballplatz, und: Karlsruhe: "Viel vor und nichts dahinter".
    Kennt Frau Hoffmann die philosophischen und zeitgeschichtlichen sowie biographischen Gegebenheiten der Entstehung des Lohengrin?
    Und wo war der Bühnenbildner am Premierenabend?
    Da passt ein ehemaliger Stadttheater-Intendant und ein Operndirektor, der bei Einführungsveranstaltungen ständig seine Rede mit "Äh..." unterfüttert gut ins Format!
    Ein Volkstheater - wie sich das Badische Staatstheater neuerdings bezeichnet, ist super, durchaus zukunftsträchtig und vollkommen im Sinne Wagners, aber bitte mit Substanz:
    "Der Kunst droht allweil Fall und Schmach,
    läuft sie der Gunst des Volkes nach"
    Wagner: "Die Meistersinger von Nürnberg".
    Momentan ist die Marketingabteilung des Staatstheaters
    leistungsstärker als die Dramaturgie.
    Und da liegt der Kern allen Übels.
    So kann ich Frau Silja verstehen, als "Sopran"(!) angekündigt, die Kabanova-Aufführung letzten Herbst abzusagen......

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  14. Vielen Dank für Ihren interessanten Beitrag.
    Soweit ich es verstanden habe, soll es jede Spielzeit eine Wagner-Oper geben. Diesen Herbst folgt Tannhäuser, in der Spielzeit 2012/2013 der komplette Krief-Ring, in der Saison 2013/2014 sehr wahrscheinlich die Meistersinger. 2013, zum 200. Geburtstag Wagners stehen dann 6-7 Wagner-Opern auf dem Spielplan. 2014-2016 dann wahrscheinlich noch Tristan und Parsifal, wobei ich mich auch über einen Rienzi freuen würde. In dieser Hinsicht kann man also von einem Wagner-Zyklus sprechen.

    Die Regisseurin Frau Hoffmann ist ja bereits etwas älter und hat sich eine Reputation erarbeitet. Die eingesprungene Ersatzregisseurin war wohl einfach ein Fehlgriff; die Produktion stand unter einem schlechten Stern. Daher möchte ich Herrn Schaback bei Tannhäuser noch mal eine Chance geben.

    Pavel Fiber stolperte ja damals auch über seine Wagner-Inszenierungen, die ihm sehr viel Unmut eingebracht haben.
    Lohengrin, Holländer, Parsifal und Tristan wurden stark kritisiert - Fiebers Intendanz wurde nicht verlängert.

    Allerdings ist das Prestige von Wagner-Opern in Karlsruhe wirklich sehr hoch: diese Seite wurde innerhalb von einem Tag über 1000 mal aufgerufen; auf verschiedensten Kanälen haben mir sehr viele enttäuschte Wagnerianer ihren Unmut über die Inszenierung mitgeteilt und ich hoffe, die neue Intendanz hat den Ernst der Situation und das Herzblut, daß in Karlsruhe bei schlechten Wagner-Opern vergossen wird, erkannt.

    Allerdings möchte ich bei einem Punkt widersprechen: das Karlsruher Marketing finde ich nicht gut; besser gesagt ich finde es gar nicht. Die Selbstdarstellung ist etwas überzogen (es fehlt mir die Bescheidenheit, gute Arbeit als selbstverständlich zu sehen), aber das ist für mich noch kein Marketing. Ein Konzept konnte ich noch gar nicht entdecken.

    Dramaturgisch habe ich auch einiges zu bemängeln, doch ich glaube, dazu werde ich später einen gesonderten Beitrag schreiben. Mir fällt in den Heften und auf der Homepage allerdings immer wieder auf, wie wenig die Dramaturgen ihr eigenes Haus kennen. Nicht nur die Stimmlage von Sängern ist ihnen unbekannt, auch welche Rollen Sänger übernehmen, ist immer wieder falsch. Aber auch da muß man differenzieren zwischen Schauspiel und Oper. Wenn Frau Hartmann, die auch Lohengrin dramaturgisch betreute, verantwortlich ist, habe ich immer mehr auszusetzen als bei anderen.
    Auch mit Budgets, Niveaus und Ansprüchen werde ich mich dann zu einem anderen Zeitpunkt genauer auseinandersetzen.

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  15. @ HONIGSAMMLER

    Danke für die direkte Entgegnung... ich würde mich auch als "Lance Ryan Fan" bezeichnen- nach zahlreichen, mehr oder weniger bewegenden Live-Erlebnissen in Karlsruhe (Othello, Chenier, Bacchus, Siegfried, Kaiser, Florestan...) verfolge ich seinen Werdegang und seine Entwicklung nunmehr ebenfalls seit Jahren.

    Trotz mancher Rückschläge (Lohengrin Stuttgart / Ariadne Met / anhaltendes Gespotte über seine deutsche Diktion) hat er sich letztlich durchgesetzt. Für Valencia habe ich ihm fest die Daumen gedrückt- und trotz mancher Kritik an der Inszenierung (die ich übrigens spektakulär und sensationell finde...) war sein Auftritt meinem Empfinden nach ein einziger Triumph!!! Ryan war in einer tollen Besetzung Sonderklasse.

    Nochmals hervorheben möchte ich seine über die Jahre unglaublich entwickelte Textgenauigkeit und Aussprache. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man mal den Blog auf seiner Homepage liest. Hier merkt man, dass Deutsch eine echte Fremdsprache für Ryan ist- ihm gelingt kaum ein gerader Satz :-)

    Ich wünsche Lance Ryan vor allem eine glückliche Hand bei der Rollenwahl... Anonym oben hat schon recht, hoffentlich war die FAZ nicht da- denn kritisiert wird schnell und gerne und vor allem lautstark... Manche Rolle passt vielleicht einfach nicht zu seiner Stimme, oder er müsste sich noch weiterentwickeln- hat ja noch Zeit :-)

    Aktuell dürften Lance Ryan in Rollen, die die Entfaltung seiner stimmlichen Fülle und Kraft vor allem in der hohen Stimmlage erlauben und eventuell zudem noch eine gewisse Ungestümtheit ermöglichen, nur von wenigen überflügelt werden... Siehe sein Valencia Siegfried, den man übrigens über weite Strecken kostenlose auf youtube schauen kann... sehr zu empfehlen!

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  16. @Pinkertonothello
    Stimmt: der Valencia-Ring war spetakulär und für die internationale Reputation Lance Ryans ein großer Erfolg.
    Ryan singt in Karlsruhe noch drei mal Lohengrin (9.4/15.4 und 23,6.), danach ist er ja langfristig als Siegried ausgebucht (München, Berlin, Mailand, Sevilla, Frankfurt, Bayreuth). Ich befürchte, es wird einige Zeit dauern, bis er wieder in Karlsruhe zu hören sein wird.
    Allerdings kann ich mir nur schwer vorstellen, den Krief-Ring ohne ihn anzuhören: Klaus Florian Vogt als Siegmund und Lance Ryan als Siegfried sind meines Erachtens aktuell die Idealbesetzung - beide haben wir in Karlsruhe hören können und es wird sehr schwer, das Niveau 2013 zu halten ...

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  17. Hallo,
    ich bin beeindruckt von der Sachkenntnis, mit der hier diskutiert wird.

    Vorab eine Anmerkung zu Lance Ryan: Meines Wissens hatte er in der gesamten Probenphase zu Lohengrin mit einer Allergie zu kämpfen. Es war deutlich zu hören, dass er angeschlagen war (keine stimmtechnischen "Fehler"), und er hat fast nie ausgesungen während der Bühnenproben. Beim Markieren zeigten sich manchmal stimmtechnische "Extreme", die er favorisiert, z.B. einen meiner Meinung nach extrem hellen a-Vokal, was allerdings den positiven Nebeneffekt hat, dass er die gesamte Partie sehr unangestrengt singen kann. Ob der Lohengrin sich bei ihm noch "entwickelt", bleibt abzuwarten. Die Buh-Rufe zeugten (auch) von hohen Erwartungen an die Titelrolle. Ich fand seine Leistung immer noch beeindruckend. Intonationstrübungen kann ich nicht bestätigen, allerdings sind mir klangliche Unausgewogenheiten aufgefallen und die Neigung, manchmal zu sehr an die Grenze zum Markieren zu geraten ("Mein lieber Schwan" u.a. (Fast-) a cappella-Stellen der Partie).

    Heidi Melton: ein Traum... selten so eine wunderschöne Wagnerstimme gehört! Da vergißt man doch gern die etwas zu üppigen Rundungen ihrer amerikanischen Figur.

    Jaco Venter: ebenso einer meiner Favoriten, auch szenisch. Neben Susan Anthony am ehesten ein "Typ", ein "Aufreger" dieser leider unterirdischen Inszenierung.

    Als Heerrufer hätte ich noch lieber Armin Kolarczyk in der Premierenbesetzung gesehen - wobei der koreanische Kollege auch sehr gut ist - der hat einfach eine noch schnörkellosere Diktion. (Und eine Stimmgewalt, die ich ihm bis vor Kurzem noch nicht zugetraut hätte!) Aber er ist anscheinend für Wotan im Tannhäuser als Premierenbesetzung geplant, da wollte man seinem Kollegen die Lohengrin-Premiere gönnen. Ausnehmend schöne Stimmen haben beide.

    Insgesamt waren die Premierenbedingungen für alle sehr heikel, da eine CD-Aufnahme geplant war und am 1. April schon mitgeschnitten wurde. Sie ist letztendlich nicht realisiert worden, aber bei so vielen herumhängenden Mikrofonen singt man dann wohl doch lieber mehr "auf Sicherheit"!

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    1. Vielen Dank für diesen sehr informativen Beitrag!

      Die vielen Mikrofone haben einige irritiert, da eine CD Aufnahme einer Oper, vor allem einer so oft aufgenommenen wie Lohengrin, eher ungewöhnlich ist. Aber schade, daß sie nicht zustande kommt - ich wäre sehr neugierig, wie diese Aufnahme beim Anhören geklungen hätte und wie man einige Monate später darauf reagiert.

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  18. Ach, noch was vergessen: Zwischen dem Bühnenbildner und der Regisseurin gab es wohl, nun, divergierende Meinungskonstrukte :-) Ich gehe davon aus, dass er sich von der Inszenierung distanziert hat, da seine Vorstellungen nicht genügend berücksichtigt wurden, und deshalb nicht zum Applaus erschienen ist.

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    1. Danke für den Nachtrag; irgendwie war das auch mein Verdacht ...

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  19. Auch von mir noch ein Wort zu Lance Ryan: Ich hatte das Glück und die Freude, einige seiner auswärtigen Debuts live mitzuerleben. Sein Bacchus in London, Wien und New York war ein Riesenerfolg (von Rückschlag, wie Pinkertonothello schreibt, kann dort keine Rede sein), sein Apollo in Frankfurt war großartig. Karlsruhe kann sich glücklich schätzen, solch einen Sänger auf der Bühne zu haben. Sicher, Lohengrin mag nicht seine Idealpartie sein. Wer aber Ohren hat, zu hören, der erlebte im dritten Akt in allen drei Vorstellungen eine unglaublich stimmige Brautgemach-Szene, in der Ryan seiner Stimme wunderbare Lyrismen abgewann und eine vorbildliche Gralserzählung zelebrierte. Wer danach noch buht (bei Sängern ohnehin eine Ungehörigkeit), beweist seine Ignoranz. Wenn darüber hinaus eine Susan Anthony für ihre unzumutbare Sangesleistung mit Bravi bedacht wird, verstehe ich die Welt nicht mehr. Es gab Zeiten, da wäre man in Karlsruhe froh gewesen, solch einen strahlenden Tenor hören zu können. Nun hat man ihn und ist auch nicht zufrieden. In den nächsten Jahren wird man Ryan in Karlstuhe noch schmerzlich vermissen. Übrigens braucht er keine Empfehlung mehr für Bayreuth: Sein Debut im letzten Jahr als Siegfried únter Thielemann war ebenfalls ein Triumph!

    Noch ein Wort zur "Inszenierung": Eigentlich gibt es keinen Grund, sich über dieses Nichts aufzuregen. Abgesehen vom DDR-Ampelmännchen auf dem Hochseil und dem Nussknacker-König stört nur wenig, die Sänger werden zu nichts vergewaltigt, im dritten Akt lenkt die praktisch leere Bühne nicht von der Musik ab. Anonym vom 02.04. darf gern nach Mannheim pilgern, dort bekommt er die Inszenierungen um die Ohren gehauen, dass es nur so rauscht. Im dortigen Lohenrin hat z.B. Elsa während des Vorspiels zum dritten Akt auf offener Bühne Sex mit dem Heerrufer... Steht das im Libretto? Dann lieber unsere belanglose 80er-Jahre-DDR-Regie, die der Musik nicht im Weg steht. Auch ja, und das musikalische Niveau in Mannheim liegt mindestens eine Stufe unter dem Karlsruher. Also: Viel Spaß dort, Anonym vom 02.04.

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    1. ...bzgl. des Bacchus an der MET musste Ryan meinem Entsinnen nach zunächst absagen und wurde durch Michael Hendrick ersetzt. Zu einem späteren Zeitpunkt gelang ihm dann aber ein erfolgreicher Bacchus gemeinsam mit Nina Stemme.

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    2. Korrekt, am eigentlichen Debut-Tag war Lance Ryan erkältet und sagte sicherheitshalber ab. Drei Tage später (ich saß im Publikum) debutierte er mit großem Erfolg.

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    3. Ohh das ist ja toll- da wäre ich auch gerne gewesen...ich bin neidisch :-)

      In den amerikanischen Zeitungen stand damals etwas mit "indisponiert und ersetzt", daher hatte ich das negativ abgespeichert...freut mich, wenn es dann also doch gut gelaufen ist.

      Für die kommenden Jahre ist Ryan laut Internetseite nicht mehr an der Met verpflichtet, obwohl: Sollte sein Bayreuther Siegfried 2013 ein Erfolg werden, dürfte sich das rasch ändern... !

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  20. Vielen Dank.
    Ich möchte mich ausdrücklich einer Aussage anschließen:
    Sänger oder Einzelkünstler auszubuhen ist ein Unding. Wer regelmäßig seine Haut und seine Stimme buchstäblich zu Markte trägt, der darf auch schlechte Tage haben. Nicht jede Stimme gefällt, nicht jeder Künstler gefällt, alle haben auch weniger gute Tage - aber schon der Respekt davor, als Künstler sich live und ohne doppelten Boden zu präsentieren, kann Unmutsbezeugungen nur durch reduzierten Applaus rechtfertigen. Ein Buh gegen einen Sänger ist meistens eine persönliche Schmähung aus dem Schutz der Anonymität und damit nicht angemessen. Nur in sehr seltenen Fällen stehen Dilettanten auf der Bühne, die solche Kritik verdienen.

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