Mittwoch, 18. April 2012

von Einem - Dantons Tod, 17.04.2012

Die Uraufführung von Dantons Tod am 6. August 1947 bei den Salzburger Festspielen (dirigiert von Ferenc Fricsay) wurde ein sensationeller Erfolg und katapultierte Gottfried von Einem an die Spitze der deutschsprachigen Opernkomponisten seiner Zeit. Der Librettist Boris Blacher hatte Georg Büchners Schauspiel kräftig überarbeitet und reduziert; von Einem komponierte eine abwechslungsreiche und tonale Partitur, die vor allem im zweiten Teil große, eindrucksvolle Chorszenen bietet.

Daß dieser Klassiker der Moderne etwas in Vergessenheit geraten ist und auch in Karlsruhe seit seiner erfolgreichen Premiere in Juli 2011 nicht besonders viel Publikum anzog und nur selten im Spielplan war, liegt wahrscheinlich daran, daß die Personen nur grob gezeichnet sind, daß man musikalisch durchaus beeindruckt sein kann, aber nur selten emotional beteiligt wird: mehr Spektakel als Emotionen prägen diese Oper.
Dabei ist es wirklich eine spannende Geschichte, die im Badischen Staatstheater zu hören und sehen ist  und bei der auch der dieser Oper vorangestellte, kurze Monolog "Eine Straße, Lucille" von Wolfgang Rihm sehr gut passt. Alexander Schulin hat eine unauffällige Regie abgeliefert, die mit Hilfe der Drehbühne  immer wieder den Eindruck vermittelt, in einem runden Anatomie-Hörsaal zu sein, der auch parlamentarisch als Versammlungsort und Tribunal genutzt wird. Ein treffendes Bild der blutrünstigen französischen Revolution.

Die gestrige, vorletzte Aufführung war vor allem ein (vorläufig letztes?) Wiedersehen mit früheren Ensemble-Mitglieder. Spätestens seit ihrer großartig gesungenen Zerbinetta in Strauss' Oper Ariadne auf Naxos ist Diana Tomsche bei den Karlsruher Opernanhängern in bleibender Erinnerung. Ulrich Schneider, Stefan Stoll und Lukas Schmid haben sich ebenfalls ihre Verdienste im Karlsruher Opernleben erworben.

In gewisser Weise gehört bereits Dantons Tod zu der unter der neuen Intendanz ins Leben gerufenen Reihe Politische Oper, die im Juli mit der Oper Wallenberg des estnischen Komponisten Erkki-Sven Tüür beginnt. Es bleibt abzuwarten, ob Wallenberg erfolgreicher sein wird als der beim Publikum wenig zugkräftige Danton. Gestern waren zumindest nur einige wenige hundert Zuschauer im Staatstheater.