Kehrtwende zur Nostalgie
Keine Entrüstung, keine Buhs, dafür einhelliger Jubel und viel Applaus - diesmal entstellte und verhunzte die aktuelle Intendanz kein beliebtes Werk und hat die Pflichtaufgabe, das Publikum nicht durch sinnschwache Ideen zu verärgern, bestanden. Die Kür blieb ähnlich überraschungslos wie bei der letzten Karlsruher Inszenierung im Jahr 1995: man verzichtet auf Modernisierung und Aktualisierung und bleibt im London des Jahres 1912, zeigt aufwändige Kostüme und Bühnenbilder und lehnt sich an den Film an. My fair Lady - das beliebte Nostalgie-Musical, bei dem viele immer noch sofort an die Verfilmung mit Audrey Hepburn denken - erlebt in Karlsruhe eine zeitlos klassische, wunderbar leichte, schwungvolle und geglückte Umsetzung mit einer klaren Betonung am Ende: Eliza
will nichts mehr vom sturen Exzentriker Higgins wissen und verlässt ihn, und zwar "für immer", wie das Programmheft rabiat postuliert. Der Regisseur erlaubt sich dabei einen diskreten Scherz und belebt die flapsige Redewendung, daß zur Feministin wird, wer keinen Mann abbekommen hat. Dem Publikum gefiel's in hohen Maßen, vor allem die hinreißende Kristina Stanek überzeugte in der Hauptrolle als Eliza optisch und akustisch: eine bildhübsche Opernsängerin, die nicht nur singen kann, sondern auch überzeugend als Schauspielerin agiert - ein Auftritt, mit dem sie sich in die Herzen des Publikums singt und spielt.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
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Sonntag, 13. Dezember 2015
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