Mittwoch, 30. September 2020

Patriarchendämmerung (26)

Vorgerstern hat die BNN ein Interview mit Georg Fritzsch gebracht (online nach Registrierung aktuell hier), indem der neue GMD den schlechten Ruf von Intendant Peter Spuhler bestätigt. Angesprochen auf die durch dessen Führungsstil ausgelöste Krise berichtet Fritzsch: "Die Diskussion an sich überrascht mich nicht, denn unter Theaterleuten ist die Situation in Karlsruhe schon länger bekannt." Tja, nur der Verwaltungsrat zeigte sich überrascht von der Eskalation und will von nichts gewußt haben.
 
Zweifel an einer Zukunft mit Peter Spuhler, der irgendwie an seinem Posten kleben will, äußert der GMD indirekt: "Daher kann ich nur hoffen, daß die nun in Gang gesetzten Entwicklungen wirklich zukunftsorientiert ablaufen und es ermöglichen, daß wir uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren können, nämlich Kunst zu machen." "Wirklich zukunftsorientiert" ist weder das Generalintendantenmodell noch eine Leugnung der Realität: nur noch wenige Politiker halten an Spuhler fest, doch mehrheitlich ist ihm das Vertrauen entzogen.

Fritzsch selber konnte übrigens für seinen Verantwortungsbereich offenkundig eine Einflußnahme durch den Intendanten verhindern: "In den Vertragsverhandlungen habe ich immer offen und ehrlich klargemacht, daß Handlungsfreiheit für mich eine Grundvoraussetzung ist. Insofern habe ich selbst kein Problem. Aber die Situation im gesamten Haus macht mir Sorgen."

Dienstag, 29. September 2020

1. Symphoniekonzert, 28.09.2020

Kultur ist Glücksversprechen
Nach 204 Tagen ohne Theaterbesuch endete für den Verfasser dieses Blogs gestern die längste staatstheaterfreie Periode seit über drei Jahrzehnten und die Vorfreude auf das Orchester, den neuen GMD und Beethoven hatte sich gebirgig aufgetürmt. Das Glücksversprechen wurde eingelöst. Georg Fritzsch ist aktuell der Hoffnungsträger am Badischen Staatstheater, er steht für das, was Intendant Spuhler dem Publikum und den Mitarbeitern des Badischen Staatstheaters verweigert: einen unbelasteten Neuanfang. Fritzsch ist nicht wie andere Spartenleiter in den letzten Jahren gezwungen, wegzuschauen, zu ignorieren oder zu relativieren oder lieber zu gehen, als den Windmühlenkampf gegen ahnungslose Politiker und selbstherrliches Führungspersonal aufzunehmen. Fritzsch kann sagen, was ist, er muß sich nicht in die Schweigespirale einfügen. Er wird auch daran gemessen werden.

Dienstag, 22. September 2020

Patriarchendämmerung (25)

Saisonstart im Stimmungstief (3)
Der SWR bleibt dran an der Intendantenkrise, das Auftreten von Intendant Peter Spuhler zum Saisonauftakt beim Theatertag wird deshalb auch deutlich kritisiert: "Wenn jemand im Saal gewesen wäre, der nichts wüßte von der heftigen Kritik seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an seinem Führungsstil, von dem Vertrauensverlust und der tiefen Krise, in die Peter Spuhler das Theater gestürzt hat, man hätte nach dieser kurzen Ansprache den Eindruck haben können, diese Krise hätte nichts mit ihm zu tun. Persönliche Betroffenheit und Verantwortungsübernahme sieht anders aus."

Der ganze Beitrag findet sich hier: https://www.swr.de/swr2/buehne/auftakt-der-spielzeit-am-badischen-staatstheater-corona-und-andere-krisen-100.html

Samstag, 19. September 2020

Patriarchendämmerung (24)

 Saisonstart im Stimmungstief (2)
"Deckel drauf und weiter so?" fragt der SWR (und zwar hier). "Der Personalrat hat mir von großer Skepsis unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern berichtet“, sagt Marie-Dominique Wetzel. Man habe die Befürchtung, daß man von Seiten der Theaterleitung, aber auch von Seiten der Politik auf Zeit spiele."

Montag, 14. September 2020

Vorschau auf die Spielzeit 2020/21 des Badischen Staatstheaters

Saisonstart im Stimmungstief
Nach den Skandalen um Intendant Spuhler ist der Kollateralschaden groß und aus Überdruß am Intendanten wird manchem die Freude auf die kommende Saison fehlen. Peter Spuhler ist als Intendant untragbar und eine Belastung für das Badische Staatstheater geworden. Die Sommerpause brachte ihm hoffentlich etwas Frischluft und Einsicht in seine Situation, die es angesichts der Proteste von allen Seiten gegen seine Intendanz aus demokratischem Anstand gebietet, den Weg frei zu machen für einen Neustart.
Was kann man von der bevorstehenden Spielzeit erwarten? Andere Theater haben frühzeitig erkannt, daß das Covid19-Virus nicht einfach verschwinden wird und ein Impfstoff frühestens 2021 zur Verfügung steht und einen entsprechenden Spielplan entwickelt. Die Pandemie wird voraussichtlich auch den Großteil der kommenden Spielzeit beeinträchtigen, wie sehen also die Pläne des Badischen Staatstheaters aus? Wenige Tage vor Saisonbeginn tappt man auch als Abonnent teilweise noch im Dunkeln, doch es zeichnen sich Konturen ab. Der Intendant hat es anscheinend auch hier verpaßt, rechtzeitig die Realität anzuerkennen.

Freitag, 4. September 2020

Patriarchendämmerung (23)

Opfer und Betroffene als Nestbeschmutzer
Der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup hat bei den Enthüllungen über die Intendanz von Peter Spuhler eine schlechte Figur gemacht und auch weiterhin scheint er Probleme damit zu haben, Ursachen und Symptome auseinander zu halten. Im Sommerinterview des SWR (mehr hier) bezeichnet Mentrup die Krise zwar als "eine der zwei schwierigsten Herausforderungen" in seiner zurückliegenden Amtszeit, allerdings sieht er weiterhin die Vorfälle als minderschwer und nicht ausreichend, um den Intendanten freizustellen oder zu beurlauben. Das dürfte viele überraschen, bedeutet es doch im auf die Allgemeinheit übertragenen Sinne, daß seines Erachtens jahrelange, wiederholte und schwere Fälle der Schikane und damit deren Abkömmlinge wie Drangsalierung und Diskriminierungen, Mobbing, Rassismus und Repressalien, auch dann vorkommen dürfen, wenn sie nicht auf Augenhöhe begangen werden und aus der Position eines Vorgesetzten keine besondere Schwere haben. Weiterhin geht Mentrup auf Konfrontation mit Mitarbeitern und Kritikern, die er anscheinend als Nestbeschmutzer sieht.

Mittwoch, 2. September 2020

Patriarchendämmerung (22)

Wie die BNN hier berichtet, soll Ministerin Theresia Bauer der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag gesagt haben, daß man nun vor intensiven Gesprächen wegen der Vorfälle und Skandale um Intendant Spuhler stehe. Laut BNN nannte Bauer die Situation am Badischen Staatstheater "hochproblematisch und angespannt". "Um zu bewerten, ob es weitere Maßnahmen braucht, ist es jetzt wirklich noch zu früh. Zumal gerade noch Theaterferien sind. Das beschlossene Maßnahmenpaket kann noch gar keine Wirkung entfaltet haben", räumt die Ministerin ein. Die BNN schreibt: "Mitte Juli war vom Verwaltungsrat, darunter Bauer als Vorsitzende, ein Maßnahmenpaket beschlossen worden, um die Lage zu befrieden. Dazu zählt nach Worten der Ministerin unter anderem ein bedeutend intensiverer Austausch mit dem Personalrat. Zudem soll es neben dem bereits bestehenden Vertrauensanwalt für Korruptionsbekämpfung auch einen Vertrauensanwalt für Fragen im Zusammenhang mit sexualisierter Diskriminierung, sexueller Belästigung und Gewalt geben".  Wie man aus dem Haus hört, scheint es im Falle sexualisierter Diskriminierung Vorwürfe der Ungleichbehandlung von Männern und Frauen gegen Intendant Spuhler zu geben. Sängerinnen sollen mit Hinweis auf ihr Alter weniger verdienen, Männer hingegen nicht. Weiterhin stellt sich die Frage, wie mit weiterem Fehlverhalten des Intendanten umgegangen wird. Gibt es auch noch einen Vertrauensanwalt für Mobbing und Schikane? Die Karlsruher Gemeinderatsfraktion der Freien Wähler und der Wählergruppe FÜR Karlsruhe hatte vor wenigen Tagen (mehr hier) die Beurlaubung von Intendant Spuhler gefordert. Stadträtin Petra Lorenz will im Dezember als Oberbürgermeister kandidieren und kann durch Engagement für das Badische Staatstheater einige Stimmen gewinnen.

Dienstag, 1. September 2020

Bayreuth Baroque

"Willkommen im Barockhimmel"
In Bayreuth gibt es nicht nur Wagners Festspielhaus. Das wunderschöne Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth ist prädestiniert für ein Barockfestival. Vom 3. bis zum 13. September findet nun zum ersten Mal Bayreuth Baroque (mehr hier: https://www.bayreuthbaroque.de/) statt. In den kommenden Jahren soll es jährlich stattfinden, künstlerischer Leiter ist Max E. Cencic. Der frühere Karlsruher Dramaturg Dr. Boris Kehrmann (mehr hier) ist auch dabei und betreut die Operninszenierung von Porporas Carlo Il Calvo, bei der unter anderem auch Franco Fagioli, Max E. Cencic, Julia Lezhneva, Dirigent George Petrou mit seinem Armonia Atenea mitwirken. Die aktuelle Viruskrise hat auch hier ihre Auswirkungen, doch es gibt Videostreams und Radio-Übertragungen.