Samstag, 19. September 2020

Patriarchendämmerung (24)

 Saisonstart im Stimmungstief (2)
"Deckel drauf und weiter so?" fragt der SWR (und zwar hier). "Der Personalrat hat mir von großer Skepsis unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern berichtet“, sagt Marie-Dominique Wetzel. Man habe die Befürchtung, daß man von Seiten der Theaterleitung, aber auch von Seiten der Politik auf Zeit spiele."
Wem das Badische Staatstheater und seine Mitarbeiter am Herzen liegt, kann wahrscheinlich nachempfinden, wie frustrierend und qualvoll die Stimmung in der Baumeisterstraße sein muß. Intendant Spuhler "habe sich in einer kurzen Ansprache an die Mitarbeitenden gewandt. Er verspreche Veränderungen - ohne dabei konkret zu werden." Wer gehofft hatte, daß der Intendant im Sommer zur Besinnung kommen könnte und nach der Spielzeitpause sich entschuldigen und seinen Rückzug anmelden würde, muß nun enttäuscht feststellen, daß Peter Spuhler anscheinend auf Qual und Abnutzungskonflikt setzt. Will der Intendant lieber die Schlammschlacht und sein verbliebendes Drohpotenzial für Vergeltung und Rache einsetzen? Jahrelange Unbehaglichkeit und Qual, ein Arbeitsplatz ohne Freude und ein verbitterter, unerwünschter Mann an der Spitze? Soll es wirklich ein Schrecken ohne Ende für alle sein, statt ein baldiges Ende mit überschaubarem Schrecken für wenige? Es hat erschreckende theatralische Qualität, was da an der Spitze des Badischen Staatstheaters geschieht, doch wer wollte gerne live dabei sein und diese negativen Schwingungen und Stimmungen als Betroffener erleben? Erneut verpaßt Peter Spuhler einen guten Zeitpunkt zum Absprung. Wie bedauernswert fehlplatziert scheint doch ein Theaterintendant, der sich der Katharsis verweigert und nicht weiß, wann der Vorhang zu fallen hat.

6 Kommentare:

  1. Tatsächlich fühlt es sich so an, als wollte man einfach so weiter machen wie bisher. Und so isoliert ist Herr Spuhler nicht; er hat ja alle von ihm eingesetzten Geschöpfe um sich herum, wie z.B. den Technischen Direktor Fulir, der sich in seinem Sattel ganz sicher zu fühlen scheint und Herrn Graf-Hauber, der alle gesetzwidrigen Stellenbesetzungen mitgetragen haben wird. Keiner dieser Herren zeigt den Mitarbeiter*innen irgendeine Form von Reue. Es gibt kaum Hoffnung auf Aufarbeitung der vielen Verstöße gegen Recht, Moral und den Regeln des partnerschaftlichen Zusammenarbeitens. So ist die Stimmung im Haus schon bei Beginn der Spielzeit auf einem bisher ungekannten Tiefpunkt.

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    1. Vielen Dank. Ob die Stellenbesetzung des technischen Direktors unzulässig war, müssen wohl die Experten beurteilen. Die bei der Staatsanwaltschaft anhängige Klage gegen den Intendanten bezieht sich meines Wissens auf die Praxis, den früheren technischen Direktor bezahlt zu Hause zu lassen, damit der bevorzugte Nachfolger schneller den Posten bekommt. Ob der kaufmännische Direktor Graf-Hauber da überhaupt beteiligt war, ist mir nicht bekannt und es gilt für mich die Unschuldsvermutung. Aber der heikle Punkt ist doch, daß gerade weil die Aufarbeitung fehlt, weil viele schweigen oder sich nicht zu den Vorwürfen äußern, weil teilweise auch von der Presse die Mühe gescheut wird, der Angelegenheit auf den Grund zu gehen, sich die Stimmung verschlechtert und die Verdachtsmomente zunehmen. Es fehlt ein Politiker oder Journalist, der das Aufräumen und Aufarbeiten zu seiner Sache macht. So bleibt alles vorerst im verbergenden Halbdunkel, Politikfrust ist die Folge. SPD und Grüne beweisen aktuell, daß Filz auf jeder Seite des politischen Spektrums zuhause ist.

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  2. @anonym: Danke für die Info! Es scheint, als sei der Intendant auf dem Rückzug, die Sparten können angeblich schon selber entscheiden. Die Stimmung könnte sich also entspannen, die Freude an der Arbeit zurückkeheren. Doch wer traut dem Freiden? Eklatant ist nur, daß die vergangenen Jahre nicht aufgearbeitet werden, daß man mit diesem Verhalten durchkommt und Politiker schweigen oder sich auf die Seite des Täters stellen. Wieso sich der Intendant diese Tortur nun der Marginalisierung zur lahmen Ente unterzieht, ist diskutabel. Er würde wohl eine fürstliche Ablöse bekommen, wenn sein Vertrag aufgelöst wird. Wieso klebt er so an seinem Posten? Ein Job ausüben, indem es deutlich ist, daß er unerwünscht ist? Wer wollte sich das antun?

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    1. Wer das macht? Das macht jemand dem Macht und profilieren wichtiger ist als Geld und Würde.
      Kontrolle abgeben?!
      Warum sollte der Puppenspieler die Fäden durchtrennen?...Wer Besserung erwartet hat die letzten Jahre wohl vergessen...

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  3. Besserung ist definitiv nicht in Sicht. Herr Fulir faltet bereits wieder Mitarbeiter die weinend durchs Haus laufen. Nicht zu vergessen, der überwiegende Teil der nicht künstlerisch Tätigen sieht keine Veränderung und ist entsprechend frustriert.

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  4. @anonym 1+2. Vielen Dank für die Einschätzungen und Infos

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