Mittwoch, 27. Februar 2019

Ellis - How to date a feminist, 26.02.2019

Dünnes Komödchen
Manche Liebe begründet sich nicht im weil, sondern im obwohl. How to date a feminst ist eine romantische Komödie, bei der ein Paar auf harmlose Hindernisse stößt, zweifelt und sich selbst im Weg steht - und das alles vor der Folie eines konstruierten Schubladendenkens, das Stereotype benötigt, um funktionieren zu können. Im Zeitraffer vergehen 18 Monate in 90 Minuten, für Entwicklungen ist keine Zeit: Kennenlernen, Zusammenkommen, Heiratsantrag, Hochzeit, Trennung und Versöhnung. Es geht Schlag auf Schlag, doch ohne Tiefgang, die Figuren bleiben auf der Strecke. Sowohl Text als auch Inszenierung kommen über Ansätze und Klischees nicht hinaus. Es fehlen Zauber, Reiz und Gefühl. Man kocht ein dünnes Komödchen aus üblichen Zutaten, richtet es hübsch an, doch über den faden Geschmack kann man nicht hinwegtäuschen. Die zweite von drei Komödien (Premiere war kurz vor Weihnachten) in Anna Bergmanns Versuch eines humorigen Winter-Specials (na ja, da ist noch deutliches Steigerungspotential)-: löst ebenfalls keine Lachsalven aus und bleibt betulich und flach.

Montag, 25. Februar 2019

Händel - Serse, 24.02.2019

Alle zwei Jahre finden parallel zu den Händel-Festspielen die Tarifverhandlungen der Länder statt und die Gewerkschaft ver.di ruft regelmäßig die Angestellten im Öffentlichen Dienst zum Warnstreik auf. Auch am Badischen Staatstheater wurde bereits gestreikt. Die aufwändige Inszenierung von Serse ist ein Paradebeispiel für die Leistungsfähigkeit der Werkstätten, Licht- und Bühnentechnik, Maske, Kostüme und Requisite. Ohne diese Mitarbeiter steht die Bühne still,  eine deutliche Gehaltserhöhung ist dringend notwendig, um qualifiziertes Personal für diese anspruchsvollen Jobs sowohl halten als auch neu gewinnen zu können. Daß man bei den Streiks bisher Rücksicht auf die überregional Besucher anziehenden Festspiele nimmt, verdient Applaus und Hochachtung. Theater leben nun mal nicht nur von Musikern, Bühnenkünstlern, Stars (und deren Starallüren), sondern auch von qualifizierter Vor- und Mitarbeit. Das erste BRAVO gebührt heute mal wieder den Stars hinter der Bühne.

Montag, 18. Februar 2019

Händel - Serse, 17.02.2019

Am Schluß gab's kein Halten mehr, das Barockopernglück floss über, das herzliche Publikum gab Sängern und Musikern stehende Ovationen. Die Inszenierung kommt an - virtuos, vergnüglich und unterhaltsam. Die zweite Vorstellung von Serse gelang noch runder als die Premiere.  

Samstag, 16. Februar 2019

Händel - Serse, 15.02.2019

Viva Las Vegas
Die Vorfreude war groß, die Erwartungshaltung hoch, alle fünf Vorstellungen waren frühzeitig ausverkauft - zu den 42. Karlsruher Händel-Festspielen hatte man für die Neuproduktion von Händels populärem Serse Franco Fagioli für die Titelrolle gewinnen können, Max E. Cencic führte Regie und übernahm selber die Rolle des Arsamene. Als nach vier Stunden der letzte Vorhang fiel, gab es begeisterten Jubel für eine außergewöhnlich turbulente, phantasievolle, witzige und kurzweilige Premiere.

Dienstag, 12. Februar 2019

4. Symphoniekonzert, 11.02.2019

Das 4. Symphoniekonzert hätte programmatisch in die Fastenzeit nach Fasching gepaßt, denn beide Stücke handeln vom Tod; dennoch ging es nicht depressiv oder seelisch am Boden zerstört zur Sache und das lag an motivierten und engagierten Musikern und Sängern.

Freitag, 8. Februar 2019

Vorschau (2): Händel-Festspiele 2020

Na, es geht doch. 2020 wird eine der wenigen Händel-Opern im Programm stehen, die bisher im Karlsruher Zyklus fehlen: Tolomeo. Für die Titelrolle hat man den vielversprechendsten Jungstar der Countertenor-Szene engagiert: Jakub Józef Orliński. Regie führt Benjamin Lazar, der Riccardo Primo bei Kerzenlicht auf die Bühne brachte. Unterstützt wird er von Adeline Caron (Bühne) und Alain Blanchot (Kostüme). Es dirigiert Federico Maria Sardelli, weiterhin singen Louise Kemény, Eléonore Pancrazi, Meili Li und Morgan Pearse.
Termine: Freitag, 14.02.20 / Sonntag, 16.02.20 / Mittwoch, 19.02.20 / Samstag, 22.02.20 / Dienstag, 25.02.20

Serse
wird wieder aufgenommen, allerdings ohne Franco Fagioli, den David Hansen ersetzt.
Termine: Freitag, 21.02.20 / Sonntag, 23.02.20 / Mittwoch, 26.02.20

Der Vorverkauf
für Abonnenten startet heute, alle anderen können ab 15.02.19 Karten beziehen
                                                                        

Freitag, 1. Februar 2019

Shakespeare - Viel Lärm um nichts, 31.01.2019

Ressentiments statt Liebe, Klamauk statt Komik
Hochmotivierte und sehr gute Schauspieler, eine von Shakespeares schönsten Liebeskomödien, eine Inszenierung die sowohl Vorder- als auch Hintergrund belebt und auch die Nebendarsteller nicht vergißt - und doch stimmt gestern einiges nicht. Die Regie hat Konstellationen geändert, viel Text und zwei neue Figuren hinzuerfunden, das Happy-End verhindert und dabei etwas Wichtiges vergessen. Das Publikum fällte sein Urteil über die neue Karlsruher Inszenierung von Viel Lärm um nichts unbewußt und ganz diskret, denn es dauerte fast eine Stunde bevor zum ersten Mal mehrere Zuschauer gleichzeitig lachten. Turbulent und komisch wurde es auch in der Folge nicht mehr. Und nicht nur auf die Komik mußte man warten, der Regisseurin entglitt auch die Liebe und ihr Zauber. Stattdessen war sie zu sehr damit beschäftigt, die männlichen Hauptrollen zu diffamieren - auf der Bühne stehen lauter Knallchargen. Doch wie soll Liebe oder Komödie funktionieren, wenn die Inszenierung auf Ressentiments setzt und unsympathische männliche Figuren schafft? Es ist inzwischen zu befürchten, daß man nur dann einen Job am Karlsruher Schauspiel bekommt, wenn man zum Lachen in den Keller geht und männerfeindlich ist.