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Montag, 1. April 2024

Wagner - Tannhäuser, 31.03.2024

Nach der enttäuschenden Premiere des Fliegenden Holländers vor 16 Monaten (mehr hier) ließ es sich die zum Spielzeitende scheidende Operndirektion gestern nicht nehmen, einen dramaturgisch ungewöhnlich dürftigen Tannhäuser in einer ambitionslosen, visionslosen und funkenlosen Inszenierung hinterher zu knebeln. Dennoch gab es mehr Lichtblicke als zuvor, insbesondere Armin Kolarczyk und Pauliina Linnosaari wurden mit tosendem Jubel belohnt und Staatskapelle und Staatsopernchor trugen wie gewohnt zum Publikumsglück bei.

Sonntag, 12. November 2023

Verdi - Nabucco, 11.11.2023

Mit Nabucco scheint das Badische Staatstheater einen Volltreffer gelandet zu haben, alle fünf in diesem Jahr angesetzten Vorstellungen sind fast ausverkauft, nur wenige Plätze sind für November und Dezember überhaupt noch verfügbar. Die vermeintlich beliebtere Bohème hinkt trotz bevorstehender Weihnachtszeit in der Publikumsnachfrage hinterher. Was macht Nabucco so gefragt?

Sonntag, 22. Oktober 2023

Verdi - Nabucco, 21.10.2023

Das Elend der Heuchelei
Die Handlung von Verdis Nabucco erzählt vom Leid des israelischen Volkes. Zwei Wochen vor der gestrigen Premiere wurde Israel angegriffen, hunderte Zivilisten -Säuglinge, Kinder, Frauen und Männer- durch ein an ein Pogrom erinnerndes Massaker der palästinensischen Terrormiliz Hamas  teilweise bestialisch ermordet. Und das Badische Staatstheater schwieg dazu. Es ist schon seltsam und bezeichnend: Seit Jahren ist das Theater instrumentalisiert für politische Botschaften aus dem ideologischen Milieu; führende Mitarbeiter des Theaters, bspw. die künstlerische Betriebsdirektorin Uta-Christine Deppermann und der geschäftsführende Direktor Johannes Graf-Hauber, dürfen die Webpräsenz des Badischen Staatstheaters für persönliche Darstellungen instrumentalisieren und ließen sich bspw. letztes Jahr während der Fußballweltmeisterschaft (nach dem Eklat durch Innenministerin Nancy Faeser in Katar, als diese  den Arabern mal so richtig zeigen wollte, auf welchem Niveau der deutsche Regenbogen-Moralhammer hängt) auf Social Media Seiten des Staatstheater wie Faeser mit Armbinde ablichten. Daß Deutsche, die ihre vermeintliche Überlegenheit wie in den 1930/40ern ausgerechnet mit Armbinde (und dann noch im Ausland) präsentieren, einen peinlich geschichtsvergessenen Eindruck abgeben, sei mal hintenangestellt. Doch wieso gab es nun keine Israel-Flaggen oder andere Solidaritätskundgebungen beim Badischen Staatstheater zu entdecken? Wenn Mitarbeiter sogar Solidarität mit einer wenig beliebten SPD-Ministerin zeigten, wieso dann nicht erst recht jetzt  mit Israel?
"Wo sind die israelischen Flaggen?", fragte Simon Strauß bereits am 10.10. in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (und zwar hier). "Unsere kulturellen Institutionen halten sich mit Zeichen der Solidarität bislang auffallend zurück. Es ist, als ob man Hemmungen hätte, sich die israelische Flagge ins Haus zu holen.  .... Wo sind die Banner, die Plakate, die Transparente? All die symbolpolitischen Aushängeschilder, die unsere kulturellen Institutionen sonst sehr gerne sehr schnell in ihre Schaufenster hängen .... Man kann das sehr gerne sehr kritisch sehen .... ".
Die WELT attestierte (und zwar hier) der Kulturszene im Land: "Der Israelhaß ist ein strukturelles Problem" und spielt damit auch auf das Versagen der "Kulturbeauftragten der Bundesregierung" Claudia Roth bei der letzten Documenta an, die im Frühsommer des Jahres dafür die Quittung bekam: bei einem vom Zentralrat der Juden in Deutschland organisierten Ereignis wurde die Grüne Politikerin  beim Grußwortdreschen lautstark ausgepfiffen und ausgebuht. Der Berliner Tagesspiegel fand damals die richtigen Worte für die fehlende Solidarität mit jüdischen Mitbürgern: "Es wird Zeit, mit Claudia Roth und denen, die ihres Geistes sind, Tacheles zu reden(mehr dazu hier). Daß Islamverbände keine deutlichen Worte gegen die Ermordung israelischer Zivilisten fanden und sich scheuen, Mörder als solche zu benennen oder bundesweit ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen, daß Menschen mit arabischen Wurzeln auf die Straße gingen und die wahllosen Morde an Frauen und Kinder feiern und doch nur geballten Haß ausdrücken wollen, mag nur die überraschen, die ein naives Verhältnis zu diesen Kreisen pflegen. Auch diesmal blieb der bemerkbare Aufstand der Anständigen im arabischen bzw. islamischen Kreisen aus.
"In Berlin werden die Haustüren von Häusern markiert, in denen jüdische Familien leben. Es gibt versuchte Brandanschläge auf Synagogen. Jüdische Schulen und Kindergärten werden mit Dutzenden Polizisten bewacht. Das Holocaust-Mahnmal muss mit einer Hundertschaft Polizei geschützt werden." - das Badische Staatstheater schwieg, als ob dies ein hinzunehmender Tribut für "Vielfalt", "Diversität" und andere Sonntagswunschfloskeln aus dem Milieu sei. Ein Menschenalter war es undenkbar, daß es in Deutschland innerhalb von zwei Wochen 1100 antisemitische Straftaten geben könnte - nun wird jüdisches Leben wieder massiv bedroht. Es gab keine Solidaritätsbekundung von Seiten des Theaters.
Erst zehn Tage nach den Massakern erfolgte eine Reaktion. Das Badische Staatstheater machte sich aber lediglich die Erklärung des Deutschen Bühnenvereins zu eigen (hier). Doch niemand aus dem Intendanz-Team oder eines anderen Gremiums gab seinen Namen oder sein Foto dazu. Bei der Vermutung von Mikroaggressionen gegen das eigene Klientelmilieu wird vermeintlich Haltung gezeigt, beim Judenhaß und Makroaggressionen wird geschwiegen. Dieses Schweigen des Badischen Staatstheaters und seines Top-Managements ist eine moralische Bankrotterklärung. Wer sich gerne als Moralapostel*ette und Vorzeigehaltungsclown*inchen präsentiert oder glaubt, das Theater für private Meinungen instrumentalisieren zu können und dann im entscheidenden Moment schweigt, der muß sich fragen lassen, was Heuchelei, was Doppelmoral und was gelebte Israelfeindlichkeit ist, und die vergangenen zwei Wochen waren eine Bloßstellung für eine kleine Minderheit im Theater, die sich sonst doch so gerne in Szene setzt und wohlfeil ablichten läßt. Wenn einzelne Mitarbeiter der Intendanz und anderer Gremien am Theater  israelfeindlich bzw. antisemitisch sind oder es nicht für opportun halten, sich zu solidarisieren - bedauerlich, doch jeder darf seine Meinung haben; Aber wenn sich das Staatstheater einerseits für persönliche politische Botschaften kapern läßt (die nichts auf den Seiten eines Theaters verloren haben), dann aber als Theater es nicht hinbekommt, Antisemitismus zu verurteilen, dann ist das schon erbärmlich und lächerlich. 

Sonntag, 11. Dezember 2022

Wagner - Der fliegende Holländer, 10.12.2022

Thema verfehlt
oder
Das Märtyrermärchen als Außenseitertragödchen
Richard Wagner gilt als der Erfinder der Schwertransporte, seine Opern schicken ganze Lastzüge in Richtung Erlösung. Doch was ist diese Erlösung? Wer sich ihrer annimmt, muß dem musikalischen Charakter des Schwertransports entsprechen oder es droht, am Läppischen zu scheitern. Letzteres geschah gestern. Wie bereits vor drei Wochen bei Giselle im Ballett weiß man mit dem Romantik-Element im Geschehen nichts anzufangen, ersetzt Transzendenz durch Immanenz und Geheimnis durch Lappalie. Das sich ergebende szenische Ergebnis ist ungewöhnlich reizlos und belanglos. Für eine banale Inszenierung ohne Triftigkeit erhielt die Regie verdientermaßen Ablehnung und Buh-Rufe, doch auch musikalisch und sängerisch war die gestrige Holländer-Premiere nicht zufriedenstellend.

Montag, 27. Juni 2022

Verdi - Aida, 26.06.2022

Befreiungsschlag: Musikalisches Spektakel mit dramatischer Energie
Über 20 Jahre sind seit der letzten Karlsruher Aida verstrichen. Höchste Zeit also, dem Publikum diese großartige Oper wieder vorzustellen und das Badische Staatstheater scheute das Spektakel nicht: Chor und Extra-Chor, Blechbläser auf der Bühne und im Zuschauerraum, eine grandios aufspielende Badische Staatskapelle und auftrumpfende Sänger. Dazu eine geradlinige Regie, die Aida im pharaonischen Ägypten beläßt und sich damit begnügt, die Handlung dekorativ zu begleiten, - das mag szenisch nicht aufregend sein, es ist aber vor allem nicht aufdringlich. Die Inszenierung hält sich zurück und läßt die Musik sprechen und der Abend wurde zum Befreiungsschlag: endlich wieder ein großer Erfolg!

Donnerstag, 13. Mai 2021

Puccini - Gianni Schicchi (als Livestream), 12.05.2021

Wie die Zeit vergeht! Wer erinnert sich nicht gerne an den letzten Karlsruher Trittico?  In der Spielzeit 2002/2003 inszenierte Robert Tannenbaum die drei knapp einstündigen Opern über Eifersuchtsmord, Himmelfahrt und Erbschaftsbetrug und insbesondere Barbara Dobrzanska als Schwester Angelica rührte dabei zu Tränen. Die dritte Oper des Trittico ist als Komödie ein idealer Kandidat für die Streaming-Premiere des Musiktheaters, Gianni Schicchi (UA 1918 an der New Yorker MET)  bereitete gestern am Bildschirm viel Freude!

Sonntag, 15. Dezember 2019

Mozart - Don Giovanni, 14.12.2019

Don Giovanni auf Koks und Alkohol
Sehr gute Sänger, insbesondere ein grandioser Konstantin Gorny und ein starker Nicolas Brownlee, sehr schön musiziert, ein überzeugendes Bühnenbild und eine Inszenierung, die in ihren besten Momenten konventionell und überraschungslos ist und an zentralen Stellen ambitionslos und dramaturgisch altmodisch wirkt. Es gab viel Applaus für die gestrige Premiere des neuen Don Giovanni, doch wer sich noch an Robert Tannenbaums Karlsruher Inszenierung aus der Saison 2006/2007 erinnert, der wird gestern vielleicht auch den Eindruck gehabt haben, über weite Strecken einen variierenden Abklatsch der letzten Produktion zu sehen, der weniger humorvoll und augenzwinkernd gelang, kaum Dramatik entwickelt und bei der die zugekokste, alkoholisierte und fast dauerschwankende, in einer tödlichen Psychose endende Titelfigur kaum Plausibilität gewann.

Sonntag, 20. Oktober 2019

Gounod - Faust, 19.10.2019

Groteske über toxische Weiblichkeit
Sängerisch und musikalisch war die gestrige Premiere von Gounods Faust ein voller Erfolg mit viel Applaus und Bravos für Sänger und Musiker. Mit Konstantin Gorny hat man den idealen Mephisto am Haus, Ina Schlingensiepen als Gretchen und Seung-Gi Jung als Valentin haben ihr Repertoire erfolgreich um eine weitere Paraderolle erweitert, und der seit dieser Saison neu im Ensemble singende thailändische Tenor Nutthaporn Thammathi hatte einen starken Einstieg.
Die sehr plakativ und holzschnittartig geratene Inszenierung hat Stärken und Schwächen, die Regie bleibt letztendlich unter ihren Möglichkeiten, weil sie unbedingt bedeutsam sein will und fast schon etwas verzweifelt bemüht ist, den Zeigefinger zu heben und irgendwie etwas zu verkünden. Doch wie so oft bei spießiger Besserwisserei und Belehrung: statt moralische Lehre gibt es inszenatorische Leere. Der Regisseur versucht, die unter dämonischen Vorzeichen spielende Geschichte Margarethes, die sich außerehelich von Faust schwängern läßt, versorgungslos verlassen wird, aus Verzweiflung ihr Kind tötet und im Kerker landet als "grelles Gesellschaftskarussell" zu zeigen. Das Ergebnis ist eine Groteske, in der toxisch-plumpe Männer auf toxisch-naive Weibchen treffen und die feministisch inszenierte Emanzipation Margarethes zu spät kommt: niemand zieht sie zur Rechenschaft oder verurteilt sie, sie beendet ihr verpfuschtes Leben durch Selbstmord. Die göttliche Rettung lehnt sie ab und verharrt in der Rolle als Opfer, das anderen die Schuld geben will. So ver(w)irrt das Resultat dieser Inszenierung auch auf der Bühne wirkt, es ist zu harmlos und gedankenschwach, als daß es stören würde, der positive Eindruck durch Sänger und Musiker dominiert die mißratenen Akte 4 und 5.

Donnerstag, 14. Juni 2018

Verdi - Simon Boccanegra, 13.06.2018

Simon Boccanegra mag vielleicht nicht Verdis publikumswirksamste Oper sein, aber tatsächlich schafft die Inszenierung von David Hermann das Kunststück, dieses sprödere Verdi-Werk trotz mancher diskutabler Entscheidungen spannend zu erzählen, das erste Finale mit seiner Verwandlung ist großartig gelungen. Musiziert und gesungen wird auf sehr hohem Niveau, Johannes Willig und die Badische Staatskapelle scheinen sich sehr wohl zu fühlen, auch die x.-te Vorstellung klang mitreißend. Mit Armin Kolarczyk und Seung-Gi Jung hat man zwei besondere Sänger für die Titelrolle. Konstantin Gorny gibt einen monumental gesungenen Jacopo Fiesco, Nicholas Brownlee ist die Verpflichtung der Saison, ob als Paolo Albiani oder als Heinrich VIII. in Anna Bolena - er verleiht seiner Figur imposante Statur. Barbara Dobrzanska überzeugt als Amelia Grimaldi. Nur James Edgar Knight kann als Gabriele Adorno Rodrigo Porras Garulo (noch) nicht ersetzen. Der Verfasser dieser Zeilen wird nicht der einzige sein, der sich jetzt schon auf die Wiederaufnahme und einen weiteren Besuch dieser Oper in der kommenden Saison freut. Und was will man mehr von einer Inszenierung fordern, als daß man ein Wiedersehen nicht scheut und sich auf ein Wiederhören freut? BRAVO! für diese gelungene Produktion.

Sonntag, 21. Januar 2018

Verdi - Simon Boccanegra, 20.01.2018

Simon Boccanegra scheint bei Regisseuren beliebter zu sein als beim Publikum. In Karlsruhe gehört diese Oper Verdis neben manchen von Wagner zu den Spitzenreitern der letzten Jahrzehnte. Nach 1986/87 (Regie: Giancarlo del Monaco), 2005/06 (Robert Tannenbaum) ist nun die dritte Inszenierung in knapp 30 Jahren zu sehen. Es gibt weit publikumswirksamere und mitreißendere Opern, Simon Boccanegra scheint hingegen praxistauglich, trotz verworrener Handlung um Intrigen, Macht und Ohnmacht ist sie machbar und dankbar in der Umsetzung; del Monaco schrieb damals, daß er diese Oper gerne jedes Jahr wieder neu inszenieren würde. Gestern gab es nun erneut (und schon wieder) Verdis 1857 erfolglose und dann 1880/81 umfänglich renovierte Oper über den ersten Dogen von Genua - und es war sängerisch und musikalisch eine großartige Aufführung. Als Zuschauer konnte man gestern nach der Premiere von Verdis Simon Boccanegra nicht anders, als Solisten, Chor und Orchester zuzujubeln, das zentrale Sängerquintett mit Bariton Seung-Gi Jung in der Titelrolle begeisterte. Die konventionelle Inszenierung stört nicht, sie konzentriert sich auf Arrangement und Bebilderung und in ihren besten Momenten verdichtet sie die Dramatik zu packenden Momenten.

Montag, 16. Oktober 2017

Wagner - Götterdämmerung, 15.10.2017

Unterhaltsamer Unfug
Vier Regisseure hat man in Karlsruhe für die vier Opern des Ring des Nibelungen engagiert und man kann es als die größte Enttäuschung dieses Konzepts bewerten, daß bisher keiner der drei Regisseure seiner ganz isoliert betrachteten Einzeloper einen  bemerkenswerten Ansatz abgewann und eine neue Betrachtungsebene schuf. Die Selbstbeschränkung auf einzelne Atoll-Opern, die einerseits nicht über sich hinaus deuten und keinen Bezug zueinander haben, andererseits auch in der jeweiligen Einzeldramaturgie keine Bedeutung  bekamen, ergab so keinen Mehrwert, man verharrte lediglich in visueller Pose, investierte in visuelle Effekte und erreichte bestenfalls nette Unterhaltung. Die Regie der Götterdämmerung versucht nun hingegen beides - einen individuellen Perspektivwechsel unter Einbeziehung von Elementen der vorangegangenen Interpretationen. Erstes geschah durch eine Drehung des Blickwinkels, der bis zur Verzerrung an die Grenzen des Unfugs reicht, zweites durch eine komplett neue Meta-Ebene. Das Resultat ist einerseits gegen den Strich gebürstet, ambivalent und kontrovers diskutabel, andererseits unterhaltsam und trotz sechs Stunden Gesamtdauer mit Pausen eine überraschende und spannende Angelegenheit, spannend auch vor allem dank der Gewinner dieses Karlsruher Ringzyklus: der Badischen Staatskapelle und Justin Brown, der sich in seinem 10. und letzten Jahr als GMD in Karlsruhe als bekannt souveräner Wagner-Dirigent verabschiedet und bewies, auf welch hohem Niveau und in welch ausgezeichneten Zustand er das verjüngte Karlsruher Orchester an seinen Nachfolger übergeben wird. Selbst inszenatorisch schwache Stellen bekamen aus dem Orchestergraben eine unwiderstehliche Dramatik, die hoch engagierten Sänger trugen einen gewichtigen Anteil bei. Lautstarke Buhs neben viel Applaus belegten die kontroverse Aufnahme beim Publikum.

Dienstag, 19. Juli 2016

8. Symphoniekonzert, 18.07.2016

Die gigantische Missa Solemnis - Beethovens Spätwerk für vier Solostimmen, Chor und Orchester D-Dur op.123 stand auf dem Programm des letzten Symphoniekonzerts der Saison, eine Messe, die von der Aura des Außergewöhnlichen umgeben ist.

Sonntag, 24. Januar 2016

Verdi - Macbeth, 23.01.2016

Gestern gab es lauten Jubel und Bravos für eine oft grandiose musikalische Umsetzung, die sich durch zwei Sängerpersönlichkeiten in den Hauptrollen, einem starkem Chor und einer konzentrierten Orchesterleistung immer wieder zu großen Momenten verdichtete. Das Regie-Team hatte Glück, es bekam lediglich empörte und massive Buhs, man hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn man für diese sinnlose und unterirdisch schlechte Bühnenumsetzung wie früher üblich mit Tomaten oder anderen Wurfgegenständen vom Publikum von der Bühne gejagt worden wäre. Dieser Macbeth ist eine öde Kopfgeburt, bei der man die Handlung nicht mehr erkennt - keine Abgründe, keine Dämonie, keine Unbedingtheit, keine Fallhöhe. Tatsächlich erlebte man gestern eine Pleite mit Ansage, die Warnungen und Distanzierungen aus dem Haus für diese Umsetzung waren bereits vorab im Umfeld deutlich zu bemerken. Was war passiert? Die Regie hat sich komplett verrannt und verirrt: Eine fehlgeleitete Phantasie voller abwegiger Ungereimtheiten, ein Unfall unter Originalitätszwang, ein atmosphärisches Bühnendesaster, das komplexe Psychologie als schlecht konstruierte Symbolik zeigen will.

Sonntag, 20. Juli 2014

Mussorgsky - Boris Godunow, 19.07.2014

Boris Godunow -ein zentrales Meisterwerk der russischen Oper- bekam gestern viel Applaus nach einer erfolgreichen und guten Premiere im Badischen Staatstheater. Leider blieb die Inszenierung zu konturenlos, viele Fragen bleiben nicht nur offen, sie werden gar nicht erst gestellt.

Geschichtlicher Hintergrund
Fast 40 Jahre lang hatte Iwan der Schreckliche (†1584) Rußland geknechtet, ihm folgte Iwans schwachsinniger Sohn Fjodor, für den Boris Godunow bis zu seinem Tod die Geschäfte führte, bevor er selber für sieben Jahre als Zar folgte, aber erst nachdem auch Iwans jüngster Sohn Dimitri im Alter von 8 Jahren tot mit einer Wunde am Hals gefunden wurde. Ob es sich um einen Auftragsmord oder einen Zufall der Geschichte handelte, konnte nie geklärt werden. Boris Godunow hatte später den Ruf des Prinzenmörders und mußte sich aber zu Lebzeiten mit einem falschen Dimitri beschäftigen - einem Hochstapler, der Anspruch auf den Thron erhob und die Legitimität Godunows infrage stellte.
Es war eine "Zeit der Wirren" für Rußland: schwach und zerstritten, wirtschaftlich verarmt und verwüstet. Godunow stabilisierte das Land, förderte den Handel und doch blieb es aufgrund der unklaren Machtverhältnisse anfällig und unsicher. Godunow starb aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands im Jahr 1605 in unruhigen Zeiten. Der falsche Dimitri kam danach kurz auf den Thron und wurde ermordet. Erst 1613 stabilisierte sich Rußland mit dem ersten Zaren aus der Dynastie der Romanows.

Versionsfrage
Mussorgsky hinterließ eine Ur-Fassung, eine später überarbeite Original-Fassung (bei der ein Bild fehlte und drei neue hinzugefügt wurden) und noch einen Klavierauszug letzter Hand. Dazu kommen noch verschiedene Umarbeitungen, Mischfassung und Neuorchestrierungen von Rimsky-Korsakow und Schostakowitsch. Über Vor- und Nachteile zu diskutieren, ist müßig. In Karlsruhe entschloss man sich für die erste Fassung, den Ur-Boris von 1869 in Mussorgskys eigener Instrumentierung, denn laut Regisseur  David Hermann: "Die Urfassung kommt den ursprünglichen Absichten des Komponisten am nächsten. Die späteren Fassungen haben auch ihre Meriten, aber sie kamen doch zu erheblichen Teilen durch Anregungen von Außen zustande".

Worum geht es? Oder in diesem Fall besser: Worum geht es nicht?
Der scheidende Chefdramaturg Dr. Bernd Feuchtner hat erneut ein hochinformatives Programmheft zusammengestellt. (Im Internet findet es sich zur Zeit hier als pdf).
Der Regisseur Hermann gibt die Idee vor: "Wie komme ich an die Macht und was macht sie dann mit mir – damit setzt Boris Godunow sich auseinander. Es gibt starke Parallelen zwischen dieser Oper und Macbeth. Beide Hauptfiguren sind innerlich beschädigt durch einen Mord und gehen an dieser Schuldfrage letztlich kaputt." Diese Vorgabe ist gut, bleibt aber leider zu blaß. Der Inszenierung fehlt der rote Faden: Der Ur-Boris erscheint handlungsarm und mit nur schwachen Zusammenhängen, Episodisches überwiegt. Die Urfassung endet nicht mit der sonst bekannten und üblichen Klage des Narren, sondern mit Godunows Tod.

Die Parallelen des damaligen Zars zum heutigen russischen Präsidenten und seiner Selbstinszenierung durch die Medien meidet der Regisseur und auch eine Wertung Godunows nimmt er nicht aktiv vor. Es bleibt für den Zuschauer eine offene Frage, ob der Mörder Godunow nur zum Wohle des Volkes handeln wollte oder ob er der starke Mann zu sein scheint, der sich zum Herrscher ernennen lässt, die Bojaren entmachtet und als Retter und Wohltäter gesehen werden will, bei dem das Beste für das Land wie so oft auch das Beste für die Herrschenden, ihre Macht und ihre Geldbörsen ist. Eine aktuelle Parabel der prä- und postdemokratischen "starken Männer" bringt Hermann nicht auf die Bühne. Godunows Zerrissenheit zwischen Zweifel und Machtanspruch bleibt diffus; im 5. Bild stellt ein langer Tisch mit Holzfiguren keine überzeugende Metapher dar.

Rimsky-Korsakow nannte die Oper nach seiner Umarbeitung ein „musikalisches Volksdrama“. Der Charakter der Erstfassung ist anders. Dazu der Regisseur: "In der Karlsruher Aufführung versuchen wir vor allem, möglichst nahe an die Psyche des Boris heran zu kommen. Der Chor bildet in der Urfassung nur den – wichtigen – Hintergrund des Geschehens. In unserer Aufführung wird er erst am Ende eine aktive Rolle einnehmen".  Bei der Urfassung des Boris geht es also weniger um russische Geschichtsbilder, um farbige Episoden oder anschauliche Milieustudien. Das wahre Drama ist auch nicht das das Leid der Bevölkerung während der Zeit der Wirren - kein Volksdrama, kein Drama der Ohnmacht, der Verführbarkeit, der Parteinahme, der Irrtümer und der Machtkämpfe, die auf dem Rücken des Volks ausgetragen werden. Auch im Schlußbild gewinnt der Chor in der neuen Karlsruher Inszenierung kein zusätzliches Format.

Was ist zu sehen?
Überwiegend schön bebilderte Szenen, atmosphärisch in passender Düsterheit mit Kostümen aus der Jetztzeit. Im 4. Bild, der Schänke an der litauischen Grenze, wechselt die Inszenierung vorübergehend ihre Form und wir seltsam skurril, ohne originell oder pointiert zu sein; wie ein Fremdkörper wirkt sie unpassend und zusammenhanglos.

Was ist zu hören?
Zwei Bässe bekamen gestern den meisten Applaus: Godunow ist eine Parade- und Wunsch-Rolle für Publikumsliebling Konstantin Gorny, der die Bühne mit seiner Ausstrahlung und Stimme beherrscht und mit seinen Monologen immer wieder für Spannung sorgt. Herausragend ergänzt wird Gorny durch Avtandil Kaspeli, der einen ganz starken Auftritt als Pimen hat und sich sichtbar über die vielen Bravos und den Jubel des Karlsruher Publikums freute. Mit Pimen hat Kaspeli in Karlsruhe seine erste Paraderolle gefunden. Bravo!
Und auch die Tenöre überzeugten: Otrepjew wird stimmschön von Andrea Shin gesungen, der zwielichtige Schujski wird von Matthias Wohlbrecht zur profilierten Figur und Hans-Jörg Weinschenk ist zwar offiziell im Ruhestand, aber das merkte man ihm gestern in der Rolle des Narrs nicht an. Überhaupt verdienten sich alle Sänger und Musiker ein Bravo! für eine tadellose Leistung. Ein großes Lob geht erneut an den Badischen Staatsopernchor und Extrachor, der von Ulrich Wagner und Stefan Neubert perfekt vorbereitet erschien, und den Kinderchor des Cantus Juvenum, der wieder einen schönen kleinen Auftritt hat.
Entgegen der ursprünglichen Ankündigung dirigiert nicht Justin Brown, sondern Johannes Willig die Neuinszenierung mit sicherer Hand.

Fazit: Musikalisch hochwertig und überzeugend, inszenatorisch ist man überwiegend unauffällig. Man kann nicht beeindrucken und schon gar nicht begeistern. Der ganzen Inszenierung fehlt etwas: sie gewinnt szenisch zu wenig hinzu und bleibt seltsam unentschlossen in der Aussage. Dieser Ur-Boris setzt sich gegen spätere Fassungen der Oper nicht durch.

PS: Kurzer Blick zurück - Intendant Günter Könemann inszenierte eigenhändig den letzten Karlsruher Boris Godunow in der Spielzeit 1988/89 als Koproduktion mit der Straßburger Opera du Rhin. Damals wurde Rimsky-Korsakows Bearbeitung gespielt und in Deutsch gesungen. Hans-Jörg Weinschenk war schon damals mit dabei (und zwar als Missail; Edward Gauntt als Schtschelkalow). Ansonsten waren u.a. folgende Premieren-Besetzungen zu hören: Gabor Andrasy (Boris Godunow), Frode Olsen (Pimen), Ingrid Lehmann-Bartz (Fjodor), Nemi Rouilly-Bertagni (Xenia), Mario Muraro (Otrepjew).
Bei der Neueinstudierung 1994 gab es Änderungen: im Rahmen einer Zusammenarbeit mit der Oper in Nowosibirsk wurde die von Schostakowitsch instrumentierte Version in russischer Sprache gespielt. Es sangen u.a.: Alexander Morosov (Boris Godunow), Simon Yang (Pimen), Clara O'Brien (Fjodor), Zsuzsanna Bazsinska (Xenia) sowie weitere Sänger aus Nowosibirsk.
Als 1992 Chowanschtschina als Gastspiel des Estonia Theater Tallinn in Karlsruhe gegeben wurde, war ebenfalls die von Schostakowitsch instrumentiere Fassung zu hören.

Besetzung & Team
Boris Godunow / Nikititsch: Konstantin Gorny    
Fjodor: Dilara Baştar
Wassili Iwanowitsch Schuiski: Matthias Wohlbrecht
Grigori Otrepjew: Andrea Shin
Missail: Max Friedrich Schäffer
Warlaam: Lucas Harbour
Pimen: Avtandil Kaspeli
Xenia: Larissa Wäspy
Xenias Amme: Rebecca Raffell
Wirtin: Stefanie Schaefer
Andrei Schtschelkalow: Gabriel Urrutia Benet
Narr: Hans-Jörg Weinschenk
Ein Leibbojar & Bojar Chrustschow: Nando Zickgraf
Mitjuch: Andreas Netzner
Polizist: Yang Xu

Musikalische Leitung: Johannes Willig
Regie: David Hermann
Bühne und Kostüme: Christof Hetzer
Chorleitung: Ulrich Wagner
Einstudierung Kinderchor: Anette Schneider

Dienstag, 12. November 2013

Konstantin Gorny in Paris

Das Karlsruher Ensemble-Mitglied Konstantin Gorny sang im Oktober als Gast im Théâtre des Champs Elysées in Paris die Rolle des Oberpriesters in Spontinis Oper La Vestale, die in der letzten Saison auch in Karlsruhe zu hören war (mehr hier).

Auf der Internetseite der Pariser Oper ist die Inszenierung zur Zeit (anscheinend noch bis ca. April 2014; @S.: Danke für die Info!) als Aufzeichnung zum Ansehen/-hören hinterlegt. Hier der Link: http://www.theatrechampselysees.fr/opera/opera-mis-en-scene/la-vestale

Donnerstag, 11. April 2013

Konstantin Gorny und Anna Netrebko im Radio

Ö1 überträgt am Samstag, 27. April 2013 ab 19:30h Tschaikowskys Eugen Onegin in einer Aufzeichnung aus der Wiener Staatsoper. Neben Anna Netrebko (Tatjana) und Dmitri Hvorostovsky (Eugen Onegin)  singt der Karlsruher Baß Konstantin Gorny den Fürsten Gremin.
Mehr dazu hier: http://oe1.orf.at/programm/335632

Am Samstag, 20. April -aber aufgepasst, da darf niemand rund um Karlsruhe Ina Schlingensiepen und Eleazar Rodriguez in der Premiere von Donizettis Regimentstochter verpassen- überträgt Deutschlandradio Kultur eine Aufzeichnung vom 15.03.2013 einer konzertanten Aufführung von Richard Wagners Götterdämmerung aus der Philharmonie Berlin mit den früheren Karlsruher Ensemblemitgliedern Lance Ryan als Siegfried und Edith Haller als Gutrune
Mehr dazu hier: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/konzert/2026236/

Sonntag, 27. Januar 2013

Spontini - La Vestale, 26.01.2013

Eine Rarität mit großer Geschichte hatte gestern (fast genau 205 Jahre nach der Uraufführung in Paris in Anwesenheit Napoleons) Premiere am Badischen Staatstheater: La Vestale - die Vestalin von Gaspare Spontini. Und wie schon bei Berlioz' Trojanern handelt es sich um eine wertvolle Wiederentdeckung mit einigen musikalischen Höhepunkten, sehr guten Sängern und einer guten Inszenierung. Alle Beteiligten bekamen viel Applaus und Zustimmung.

Samstag, 14. April 2012

Verdi - Rigoletto, 13.04.2012

Man sollte es sich regelmäßig in Erinnerung rufen: wir leben im Gelobten Land der Oper! Als man vor einigen Jahren nach der PISA-Studie über Schulen und Universitäten diskutierte, übersah man leider zu oft, daß die deutschen Musikhochschulen führend sind, daß von überall in der Welt Musiker und Sänger nach Deutschland kommen, um hier zu studieren und daß das intakte Kulturleben Künstler aus aller Welt anzieht. Das Karlsruher Publikum profitierte davon heute in hohem Maße bei einem fast perfekten koreanischen Abend.

Der Karlsruher Rigoletto hat sich inzwischen etabliert und wird regelmäßig gut besucht.  Die unattraktive Inszenierung wird wett gemacht durch das sehr gute musikalische Niveau. So auch heute. Aber ich vermute auch andere Gründe für den Zuschauerzuspruch: Rigoletto ist nicht nur eine sehr sehr schöne, sehr zugängliche und sehr beliebte Oper, sie ist -neben La Traviata- in dieser Spielzeit eine der wenigen, die auch dem weniger spezialisierten Publikum bekannt ist. Es gibt also zu wenige der üblichen Verdächtigen auf dem Spielplan. Die Opern von Janacek, Delius, von Einem oder auch Berlioz haben vielleicht einfach ein -zugegeben unverdientes- Bekanntheitsproblem.

Wieder gab es eine neue Gilda: an Stelle der angekündigten Ina Schlingensiepen, die auch die Premiere sang, diesmal ein Gast aus Heidelberg: die koreanische Sängerin Hye-Sung Na passte sehr gut in die Inszenierung, die sie aus Heidelberg kennt. Leider war sie ein wenig indisponiert, als ob sie gerade am Anfang einer Erkältung sei: drei oder vier mal hatte sie Probleme, die hohen Töne zu halten. Das minderte aber nicht den sehr guten Eindruck, den sie hinterließ und zu recht bekam sie sehr viel Beifall. Brava!

Der koreanische Bariton Seung-Gi Jung  war schon zuvor als großartiger Rigoletto in Karlsruhe aufgefallen. Sensationell und großartig mit wie viel Hingabe er diese Rolle singt.  Für mich eine herausragende Neuverpflichtung. BRAVO!

Und auch der koreanische Andrea Shin machte die heutige Vorstellung zu einem sehr schönen und gelungenen Abend. Er sang den Duca mit scheinbar endlosen Reserven und großer Selbstverständlichkeit. Auf Andrea Shins weitere Rollen kann man sich ebenfalls freuen. BRAVO!

Besonders hervorzuheben ist auch Konstantin Gorny, der als Sparafucile zwar nur eine Nebenrolle hat, aber diese buchstäblich ideal verkörpert. Stimmlich und darstellerisch ist  er bereits die ganze Spielzeit auf der Höhe seines Könnens und beeindruckt regelmäßig auf höchstem Niveau! Gorny hat als Sparafucile für mich Referenzcharakter. Bravo!

Johannes Willig dirigierte sichtbar mit viel Hingabe und Freude! Als Andrea Shin La donna è mobile sang, dirigierte Willig so enthusiastisch, daß ich jenem begeistert zuhörte und diesem zusah, wie er das Dirigieren zelebrierte. Die Badische Staatskapelle spielte Verdi dramatisch und Höhepunkt-betont und bereitete dem Publikum viel Freude. BRAVO!

Viel Applaus für alle Künstler an einem sehr schönen Freitagabend im Badischen Staatstheater. Aber es hätten ein paar Bravos mehr sein können. Anscheinend waren die Karlsruher Zuschauer vor Erstaunen paralysiert: sie klatschten zwar animiert, ein bißchen mehr Begeisterung wäre allerdings angebracht gewesen. Diese musikalische Qualität ist nicht selbstverständlich. Traut euch! Bravo-rufen ist gar nicht so schwer! 


PS: Ende kommender Woche, also um den 20./21. April soll die Vorschau für die Spielzeit 2012/2013 veröffentlicht werden. Einige Opern scheinen ja schon bekannt zu sein.
Trotzdem, aus Lust und Laune heraus, ein kleiner, spontaner Wunschzettel lange nicht mehr in Karlsruhe gespielter, namhafter (und meines Erachtens populärer) Opern:

Donizetti: Don Pasquale, La Favorite, La fille du Régiment, Anna Bolena
Mussorgsky: Boris Godunow
Prokofiev: Die Liebe zu den drei Orangen
Rossini: La Cenerentola
Tschaikowsky: Jolante, Pique Dame
Verdi: Maskenball, Troubadour, La Forza del Destino, Die sizilianische Vesper, auch die letzte Aida war vor 10 Jahren nur kurz auf dem Spielplan. Nicht nur Wagner, auch Verdi hat 2013 200. Geburtstag.
Verdis Maskenball soll es übrigens in den nächsten 4 Jahren geben. Ob schon in der nächsten Spielzeit, ist mir unbekannt.

Und klar, da gibt es noch dutzende weiterer toller Opern und viele Entdeckungen und Raritäten:
Wann gab es denn zuletzt mal 17. Jahrhundert: Monteverdi oder Lully?
Barock: neben Händel auch mal Vivaldi
Glucks Iphigenien
Mozart: La Clemenza di Tito
Mehr Belcanto! Rossini, Bellini und Donizetti, auch mal Pacini und Mercadante
Meyerbeer scheint ja in der Reihe großer französischer Opern zu kommen
Rimski-Korsakow oder mal eine Reihe russischer Meisterwerke (s.o.)!
Puccini: La Rondine
Berg: Wozzeck
u.v.a.m.

Montag, 7. November 2011

Verdi - Rigoletto, 06.11.2011

Viel zu viel Zeit ist verflossen seitdem in Karlsruhe zuletzt in der Spielzeit 1989/90 Verdis Meisterwerk Rigoletto zu hören war. Entsprechend hoch war gestern die Erwartungshaltung des Publikums bei der Premiere, die allerdings nur die Neuinszenierung einer Produktion war, die fast genau zwei Jahre zuvor in Heidelberg erstmalig gezeigt wurde. Leider blieb es unverständlich und rätselhaft, aus welchen Gründen diese Inszenierung in Karlsruhe wieder belebt wurde.
Rigoletto ist auf Kostümebene in die 1980er Jahre versetzt worden. Der Bühneninnenraum ist dreieckig begrenzt durch helle Lamellenvorhänge, die zwei Hinterräume und eine Empore vom Innenraum abgrenzen und automatisch auf- und zufahren, um den Zuschauern Einblicke zu gewähren. Dazu kommen variabel positioniert Stuhlreihen, die der Bühne den Reiz eines Warte- oder Seminarraums geben und gelegentlich ein Bett im Hintergrund. Daraus ergibt sich ein Bühnenbild von selten gesehener, unattraktiver Beliebigkeit, das so unspezifisch, ja charakterlos ist, daß man darin genauso gut andere Opern oder Theaterstücke spielen könnte. Der Regisseur Jim Lucassen hatte gute Ideen,  findet dafür aber nur selten gelungene Lösungen; die Personenregie kommt über gutes Mittelmaß nicht hinaus. Die Chorregie ist dilettantisch: so vermittelt das erste Bild das Flair eines Kegelvereins auf Kaffeefahrt; in der Gewitterszene des dritten Akts, bei der Verdi die Windmaschine durch einen wortlos summenden Männerchor ersetzt, gerät die Ermordung Gildas zu einer unfreiwillig komischen Halloween Farce.