Fazit (1): Mörder als Visionäre?
oder
Macbeth als surreal-symbolische Liebesgeschichte einer mißglückten Gesellschaftspolitik
Was ist langfristig wirkungsmächtiger als Kunst? Sie kann Geschichte in Legenden und Mythologie, Fiktion in Wahrheit und historische Gestalten in Archetypen oder Phänotypen überführen; ihre Ideen verändern Sichtweisen, wenn Wirkung und Wahrnehmung stärker überzeugen als die Realität. Man stelle sich folgendes Beispiel vor: Das Dritte Reich erzählt als herzergreifende Liebesgeschichte und der zweite Weltkrieg als übergroße romantische Geste des Liebenden Adolf H., der seiner unsterblichen Geliebten Eva B. die Welt zu Füßen legen will. Waren die beiden vielleicht nur 'ein liebendes Paar, das an der Gesellschaft zerbrach'? Wer dieses gegen den Strich gebürstete Gedankenspiel interessant findet, dem könnte das Konzept der Karlsruher Neuinszenierung von Verdis Oper vielleicht sogar zusagen, beschreibt sie doch das Liebespaar Macbeth und Lady Macbeth als 'gescheiterten Versuch einer Geschlechterbeziehung auf Augenhöhe' (so das Programmheft). Kann man Macbeth verharmlosen und verflachen? Es stellt sich hier die Frage, wieso Operndirektor und Intendant nicht rechtzeitig erkannten, daß man mit dieser Herangehensweise dem Handlungskern nicht gerecht wird und durch das Gegen-den-Strich-bürsten sogar etwas konstruiert, was an dieser Stelle thematisch sinnlos und deplatziert ist. Es spricht erneut gegen die Leitung des Badischen Staatstheaters, daß man diese Inszenierung in dieser Form dem Publikum überhaupt zumutet.
Worum geht es?
Verdis Vertonung eines der grausamsten Dramen der Weltliteratur, in dem Macbeth und seine Lady Mord auf Mord anhäufen und über Leichen gehen, um den durch Königsmord erhaltenen Thron für sich zu bewahren. Verdi selber rückte die Oper an die Romantik: „Das Sujet der Oper ist weder politisch noch religiös: Es ist fantastisch.“ Im erneut sehr gut zusammen gestellten Programmheft (abgesehen von der erfundenen Inhaltsangabe) hat Dramaturg Boris Kehrmann einen spannenden Beitrag über "Abgründe der Seele" und den Begriff des Fantastischen geschrieben. Hexen, Geister und Erscheinungen - Unheimlichkeiten beherrschen die äußere Welt als Ebenbild des inneren Kosmos des unseligen Paares. Hexen - eine unheilvolle Schöpfung wie die Dämonen Größenwahn und Paranoia - motivieren den labilen Macbeth zur Unnatürlichkeit seiner Taten, jeder Mord ist eine Pervertierung der kosmischen Ordnung. Unheimlich und dämonisch geht es zu, der sich öffnende Abgrund (hinter einer radikal unbedingten Liebe, die in romantischer Vorstellung sinnstiftend ist, doch der Sinn ist Macht und brutale Rücksichtslosigkeit in Form eines auf die Spitze getriebenen, fast schon solipsistisch anmutenden Individualismus) wird ausweglos, Endsieg oder Tod, das Verderben mehren angesichts von Widerstand, eine Politik der Alternativlosigkeit und Rechthaberei um jeden Preis. Macbeth ist eine Oper über Realitätsverlust durch einen individuellen Autonomieglauben. Niemand ist eine Insel, so könnte die Schlußfolgerung mit den Worten von Shakespeare Zeitgenossen John Donne lauten.
Worum geht es in der Karlsruher Inszenierung?
Das Konzept des Regisseurs Holger Müller-Brandes krankt an einer extremen Einseitigkeit, die Macbeth auf Biegen und Brechen als utopische Oper denken und letztendlich scheinbar überrascht zugibt, daß sie doch keine ist. Er versucht ein Konzept überzustülpen, das weder zu Macbeth passt noch angebracht ist. Ein Gedankenspiel, das angesichts der gestrigen Buhs anscheinend nicht nur mir hermetisch verschlossen blieb, da es vielen nicht gelang, etwas Sinnvolles oder Bereicherndes darin zu erblicken. Folgendes schien beabsichtigt:
Die Macbeths sind ein glückliches Liebespaar, sie "wollen die konventionellen Männer- und Frauenbilder überwinden und eine Beziehung auf Augenhöhe führen". Großes Drama kündigt sich also an, die bösen Konventionen sind schuld. "Eigentlich ist die ganze Oper ein Liebesduett, in das ein paar Episoden dazwischengeschoben sind", so der Regisseur. Der Kern Macbeths wird dekonstruiert: Um ihre Liebe leben zu können, engagieren sich die Macbeths als gesellschaftliche Visionäre, Ideengeber und Politiker. Der "rückständige" König Duncan wird nicht ermordet, "die Welt Duncans wird überwunden", so die beschönigende Formulierung.
Hexen gibt es nicht, also sind es Frauen. (Hätte Shakespeare anstelle von Hexen eine männliche Form des Bösen gewählt, einen Dämon, den Teufel selber oder eine andere Form von unheilbringender Schicksalsmacht, dann wäre uns die folgende aufgesetzte Geschlechterklassifizierung erspart geblieben, da Shakespeares Macbeth sie nicht hergibt). Wieso fürchtet man sich vor Hexen? Weil sie emanzipiert sind ("Die Frauen sind also emanzipierte Frauen, die man als Hexen bezeichnet"). Banaler und einfallsloser geht's kaum, aber schauen wir was daraus wird.
Der Regisseur ergänzt: "Wir können Hexen ja nicht als gegeben nehmen. In so einer Bezeichnung steckt immer eine Perspektive: Der Blick von Männern auf Frauen. Die Prophezeiung findet also vor dem Hintergrund eines spezifischen Geschlechterverhältnisses statt." Was versteht der Regisseur hinter diesem Geschlechterverhältnis auf Augenhöhe? Er macht es an einem stereotyp einseitigen Männerbild auf Kitsch-Niveau fest: "Macbeth und Banco sind zwei unterschiedliche Rollenmodelle für männliche Positionierung in der Gesellschaft." Der Mörder Macbeth ist ein "sensibler, zärtlicher, erotisch liebender Mann", "der Außenseiter, der ausschert". Der aufrechte Banco ist ein "Macho", "der seine Sexualität zynisch auslebt", "ein Über-Patriarch", das "Inbild potenter Männlichkeit". Was für ein Klischeeschrott!
Nachdem die Welt Duncans überwunden wurde, ist die Oper gerade erst am Ende des 1. Akts. Doch "die Gespenster der alten gesellschaftlichen Codes kehren zurück. Ist ein Paar ein Paar, wenn es keine Kinder hat? Ihr Repräsentant Banco ... muß weg". Auweia, Kinderlosigkeit als Grund der gesellschaftlichen Ausgrenzung - wer kennt dieses alltägliche Problem nicht...... , mir war es allerdings nicht bewußt. Die Macbeths sind kinderlos und fühlen sich nicht vollständig. Das klassische Familienbild und ihre Repräsentanten (Eltern und Kinder) müssen also verschwinden, damit die Zeugungs- bzw. Gebärunfähigen sich nicht von der Natur diskriminiert fühlen müssen, scheint die Aussage zu sein. Doch die Macbeths scheitern. Lady Macbeth "wird nicht wahnsinnig, sondern schlafwandelt. ... Sie scheitert daran, daß ihr Mann wahnhaft wird. Er empfindet die Prophezeiung der Hexen als Auftrag, als Mission. Er will etwas bewirken und kommt an einen Punkt, wo er über sein Ziel hinausschießt und ihr verloren geht. Daran scheitert sie. Sie sieht sehr klar, daß man vor dem Hintergrund dieser Gesellschaft Liebe nicht zustande kriegt. Man kriegt immer nur Machtverhältnisse zustande." Macbeth ist also ein Politiker, der über das Ziel hinaus schießt und zum Despoten wird. Weil die Mehrheit der elitär-besserwisserischen Minderheit nicht folgen will, scheitert die Liebe der Macbeths. Verantwortlich sind selbstverständlich immer die anderen.
Die visionären Macbeths sterben nicht, "sie gehen ab, weil es sich nicht um ein persönliches Schicksal handelt, sondern um eine symbolische Handlung". Eine gescheiterte Politikerfamilie? Dazu der Regisseur: "Ein bestimmtes Projekt wird abgelöst. Es gibt ja auch Politiker, die Symbole für bestimmte Zeiten waren, diese aber nicht selbst gestalten konnten. ... Das sind Ideengeber, die werden am Ende von der Gesellschaft geschluckt.... Der Mechanismus ist klar: Eine Gesellschaft wird exponiert, dann gibt es ein Interregnum, das sind Lord und Lady Macbeth, und dann kommt wieder sehr modellhaft die Restauration." Auf diese Inszenierung übertragen bedeutet Restauration also eine Herabwürdigung der breiten demokratischen Mehrheitsentscheidung, des gesellschaftlich akzeptierten und gelebten Status quo?
Was ist zu sehen?
Wer ohne Vorbereitung mit üblichen Vorwissen in diese Inszenierung geht, wird Macbeth kaum wiedererkennen. Das Erlebnis mutet fast surreal an: da passiert etwas auf der Bühne, aber es passt nicht zur Musik und zur Handlung. Man hat etwas aus dem Libretto heraus präpariert, das sich zu Mabeth verhält wie eine Verharmlosung. Die seelische Zerrüttung Macbeths angesichts des Ungeheuerlichen, das Blut, das sich nicht abwaschen läßt, die "Blutgedanken" (pensier di sangue), denen sich Macbeth im 1. Akt zu stellen hat - was sollen sie hier bedeuten? Atmosphärisch erzielt dieser Macbeth keine Stimmung, keine Plausibilität, keinen Sinn. Wer an Macbeth denkt, erwartet die Bühne als psychologischen Raum. Für diese Inszenierung wählt man aufgrund der Uminterpretation eine symbolische Installation. Gedacht war es so: "Ein verspiegelter Kasten, vier Meter hoch, bewegt sich um seine eigene Achse. Er steht auf einer auch ihrerseits rotierenden schwarzen Scheibe, die die Welt bedeuten könnte. Ein Wellblechzaun umgrenzt diesen Kosmos. Er bietet Schutz vor der Welt da draußen, leistet als Mauer aber auch der Selbstbezogenheit eines auf sich fixierten Systems Vorschub. Wenn die Sterne durch kleine Löcher hindurchscheinen, gaukeln sie Macbeth die Illusion seiner eigenen Unendlichkeit in königlicher Allmacht vor. Wenn sich das Trommelfeuer der verführerischen Bilder, die unsere Gesellschaft permanent produziert, an dem Spiegelkasten bricht, wirft die Wand vor dem Kopf sie zurück." Das Bühnenbild hört sich besser an als es ist, es wird aber durch die sinnfreie Bespielung nicht bemerkenswert. Bedeutung wird stets nur behauptet - eine leere Symbolik, eine Inszenierung "als ob".
"Am Ende wird Müller-Brandes‘ und Fürhofers Held in einem spektakulären Theatercoup erkennen, daß alles nur Projektion war." Selbst das ist eine haltlose Übertreibung. Kein Coup und definitiv nicht spektakulär, sondern einfach nur grell. Alles nur Projektion? Ist also dieser Macbeth das Sinnbild für Gesellschaftsreformer: überspannte Visionäre, die keinen richtigen Realitätsbezug haben? Oder wollte man Macbeth in der Matrix zeigen? Die Welt als Wille und Vorstellung? Oder Platons Höhlengleichnis? Ungereimtheiten dominieren.
Die Kleidungssprache verwirrt. Die Uniformität und Einseitigkeit der Geschlechterverhältnisse wird dadurch gezeigt, daß die Frauen des Chors zu Beginn überwiegend Männerkleidung (Smoking oder Ähnliches) tragen. Am Ende wird die Verwischung von Männlichkeit und Weiblichkeit aufgehoben, doch dies ist nicht als Befreiung gedacht, sondern negativ konnotiert, die Frauen werden "mit Hochzeitskleidern zu Prinzessinnen am Herd gemacht". "Die Frauen geben ihre Selbständigkeit ein Stück weit auf und ordnen sich wieder in die alte Geschlechterhierarchie ein". Eine seltsame verquere Vorstellung, daß sich Frauen in eine Hierarchie einordnen, wenn sie sich weiblich zeigen. Noch seltsamer ist die Vorstellung, daß Frauen sich Enthierarchisieren, wenn sie Männerkleidung tragen. Tatsächlich steht den Frauen die Mode offen, sie können alles tragen: Männer hingegen sind seit der französischen Revolution uniformiert worden - die Uniform wurde zum Anzug, Jeans und enganliegende Kleidungsstücke betonen offen Maskulinität und Zeugungsfähigkeit. Im Rahmen dieser Inszenierung wäre es logisch, wenn Macbeth und Anhänger Frauenkleidung tragen würden. Selbst in der Sinnlosigkeit inszeniert man meines Erachtens nicht folgerichtig.
Was ist zu hören?
Die Pariser Version von 1865 ohne Kürzungen, also auch mit dem Ballett im 3. Akt (spannende Musik , wiederum sinnfrei ohne Tänzer in Szene gesetzt, aber was ist schon an dieser Inszenierung szenisch gelungen?). Für Jaco Venter ist Macbeth eine Paraderolle, sängerisch und darstellerisch mit starker Bühnenpräsenz, differenziert im Ausdruck - Bravo! Noch eindrucksvoller, wie Barbara Dobrzanska sich eine weitere große Rolle zu eigen macht, wie sie ihren Gatten antreibt, schützt und dann im 4. Akt als Lady Macbeth anrührend den Verstand verliert - Bravo! Konstantin Gorny dominiert wie erwartet als (hier zwielichtiger) Banco, eine Rolle, die er bereits bei der letzten Macbeth-Premiere 1997 in Karlsruhe sang. Und auch Jesus Garcia nutzte als Macduff seine Arie im 4. Akt, doch seine schöne Stimme ist leider noch etwas zu klein fürs Große Haus. Besonders wichtig war gestern der Chor, der seinen Beitrag zur Rettung des Abends eindrucksvoll leistete. Vor allem der Damenchor hat einiges (Sinnloses) zu tun: ob in Unterwäsche, tanzend oder seltsamen Regieanweisungen folgend: die von Ulrich Wagner sehr gut vorbereiteten Sängerinnen und Sänger trugen wesentlich zum guten musikalischen Eindruck bei. Und auch aus dem Orchestergraben kam Hörenswertes: das Klangbild Verdis hatte unter Johannes Willigs spannender Leitung teilweise etwas Begeisterndes, nur zu Beginn schien es gelegentlich, als ob die szenische Bühnenlangeweile auch den Dirigenten hemme und Schwung ausbremse. Auch die Schlußsteigerung hätte noch mehr Unerbittlichkeit gut getan. Für die starke musikalische Umsetzung war der Jubel des Publikums verdient, an alle Sänger und Musiker ein dankbares Bravo!
Fazit (2): Eine szenische Totgeburt, die das Repertoireproblem weiter verschärft, das Warten auf die Dernière hat begonnen. Das Bühnengeschehen ist zu stark abstrahiert, die Regie verirrte sich tief im Labyrinth der eigenen Zwänge. Dieser Macbeth ist als heißer Kandidat für die sinnschwächste und mißlungenste Karlsruher Inszenierung der letzten Jahrzehnte (neben Lohengrin und der Fledermaus) preiswürdig.
Fazit (3). Musikalisch und sängerisch lohnt der Besuch hingegen. Einfach nicht mitdenken und selten zuschauen. Als konzertante Aufführung in surrealer Bühnenumgebung läßt sich dieser Macbeth vielleicht am besten genießbar ertragen.
PS: Im Oktober 1997 eröffnete Pavel Fieber seine Intendanz mit Verdis Macbeth in der Regie von Thomas Schulte-Michels. Kazushi Ono dirigierte und Macbeth wurde zu einer meiner Lieblings-Verdi-Opern. Was gestern geschah, hat für mich Ausnahmestatus: so schlecht, so sinnfrei, so überflüssig, so mißlungen habe ich kaum je eine Inszenierung erlebt. Ein trauriger Tiefpunkt!
Team und Besetzung:
Macbeth: Jaco Venter
Lady Macbeth: Kammersängerin Barbara Dobrzanska
Banco: Kammersänger Konstantin Gorny
Macduff: Jesus Garcia
Malcolm: Kammersänger Klaus Schneider
Kammerfrau der Lady: Agnieszka Tomaszewska
Ein Arzt: Luiz Molz
Ein Diener Macbeths: Alexander Huck
Ein Mörder: Mehmet Altiparmak
Ein Herold: Andrey Netzner
Banco: Kammersänger Konstantin Gorny
Macduff: Jesus Garcia
Malcolm: Kammersänger Klaus Schneider
Kammerfrau der Lady: Agnieszka Tomaszewska
Ein Arzt: Luiz Molz
Ein Diener Macbeths: Alexander Huck
Ein Mörder: Mehmet Altiparmak
Ein Herold: Andrey Netzner
Musikalische Leitung: Johannes Willig
Regie: Holger Müller-Brandes
Bühne & Kostüme: Philip Fürhofer
Video: Achim Goebe
Licht: Rico Gerstner
Regie: Holger Müller-Brandes
Bühne & Kostüme: Philip Fürhofer
Video: Achim Goebe
Licht: Rico Gerstner
Lieber Honigsammler,
AntwortenLöschenSie scheinen die Sache ähnlich wie ich zu sehen. Aber darf ich Sie fragen: hatten Sie die neue "Inhaltsangabe" bereits vor der Aufführung gelesen ? Ich frage deshalb, da keiner von uns sechs - alles durchaus häufige Opernbesucher - überhaupt ein Konzept erkannt hat und wir aus dem Gezeigten so überhaupt nicht schlau wurden und uns eigentlich unentwegt gelangweilt haben.
Mit besten Grüßen,
F.Kaspar
Guten Morgen Herr Kaspar,
Löschenich las die Inhaltsangabe ca. 20 Minuten vorher. In den letzten Jahren hat sich das als hilfreich erwiesen, Manipulationen werden dort öfters bereits offenbart. Zur Einführung gehe ich bei einer Premiere nie, um meiner eigenen Vorstellungskraft nicht verfrüht Grenzen zu setzen und lediglich das zu erkennen, was mir vorgekaut wurde.
Ihre Langeweile kann ich gut nachvollziehen, um mich herum wurde viel gegähnt und gestöhnt. Ich war zu entsetzt für Langeweile. Wann erlebt man schon mal ein solches Mißverhältnis von Inhalt und Form? Zwischendrin hoffte ich, daß Hape Kerkeling auf die Bühne kommt und mit einem Hurz-Ruf das Desaster komödiantisch auflöst. Leider kam er nicht.
Den Regisseur hätte ein guter Intendant aufgehalten und die Premiere verschoben. Spuhler trifft immer wieder die falschen Entscheidungen, seine Intendanz wird immer prekärer. Die Ursache für die zwischen peinlich und lächerlich liegende Regie ist wieder das gesellschaftspolitische Gesinnungstheater des Intendanten. Da will man nach den migrantischen Übergriffen der Silvesternacht auf Frauen unbedingt etwas zu Frauenrechten und Emanzipation machen und glaubt allen Ernstes, Macbeth ist der richtige Stoff, um zu zeigen, wie restaurative Mächte (ist der Islam gemeint?) Frauenrechte zukünftig wieder eingrenzen werden. Hanebüchener Humbug. In der Pause und bei der Premierenfeier wurde hinter der Hand bereits diskutiert, wie lange man Spuhler noch weitermachen lassen kann, auch von "offiziellen Besuchern". Dreht sich langsam das Blatt? Ist die Geduld mit den lächerlich schlechten Experimenten doch bald zu Ende? Ich hoffe es!
AntwortenLöschenV.
Vielen Dank! Das Kopfschütteln und die bedeutungsvoll enttäuschten Blicke konnte ich in der Pause bei einigen "Offiziellen" selber beobachten. Für mich enttäuschend und indiskutabel, daß man erneut Publikum abschreckt und eine fürs Publikum hochspannende und meines Erachten gut zugängliche Oper auf eine Weise interpretiert, daß einem daran die Freude vergehen mag. So vieles funktionierte gestern wieder nicht, so vieles wirkt erneut so rat- und hilflos. Seit wenigen Jahren erlebe ich in Karlsruhe eine ganz neue Regie-Kategorie: verhunzte Inszenierungen. Ich hätte auf diese Erfahrungen lieber verzichtet.
Löschen@Klaus: vielen Dank! Nicht denken und einfach nur zuhören ist die einzige Option angesichts der Inszenierung, Aber wenn sie noch Birgit Nilsson als Lady Macbeth gehört haben, ist es auch eine Option, eine CD anzuhören.
AntwortenLöschenHallo Honigsammler,
AntwortenLöschenanbei der Link des Merker
http://der-neue-merker.eu/karlsruhe-macbeth-die-drehbuehne-als-ermuedender-regie-ersatz-premiere
Gute Nacht
Klaus
Danke!
LöschenHier noch der Hinweis zum Blog: "Opernschnipsel":
http://opernschnipsel.de/2016/01/23/macbeth-karlsruhe-23-1-2016/
@E.A. -Vielen Dank! Wobei ich anmerken möchte: dieser Macbeth ist wie Brasiliens 1:7 Niederlage bei der WM 2014. Überfordert, hilflos, indiskutabel - aber auch in dem Sinne außergewöhnlich, weil alle "Kreativen" gleichzeitig einen rabenschwarzen Tag hatten. Nun ist der "Trainer" Spuhler selbstverständlich verantwortlich, er hätte vorher erkennen müssen, das nichts zusammenpaßt. Für das beteiligte Inszenierungsteam gilt dennoch: sie können ihr Handwerk, nur kam bei Macbeth alles Unglückliche zusammen - eine rabenschwarze Pleite, wie sie nur selten passiert.
AntwortenLöschenLieber Honigsammler,
AntwortenLöschengestatten Sie mir eine Frage, damit ich's nächstes Mal besser machen kann:
Hätten Sie lieber die übliche Opernführer-Inhaltsangabe im Programmheft einer Inszenierung wie dieser?
Liebe Grüße
Boris Kehrmann
Guten Tag Herr Kehrmann,
LöschenIhre Programmhefte sind hervorragend, es steckt deutlich mehr Information und Lesestoff darin als üblich. Ich hoffe, Sie betreuen noch viele Opern in Karlsruhe. Ich werde mir wohl auch noch ein Buch von Ihnen besorgen, um mir ein längeres Lesevergnügen zu verschaffen. In dieser Hinsicht, machen Sie also bitte weiter so!
Die Schwäche der Inhaltsangabe ist die für mich unplausible Deutung. Daß sie mir nicht sinnvoll erschien, ist unmittelbar Folge der für mich unzufriedenstellenden Bühnenfassung. Wenn das Bühnengeschehen ohne Inhaltsangabe nicht funktioniert und unverständlich bleibt (oben der Kommentar von Herrn Kaspar ist ein gutes Beispiel, das eine Gruppe Opern-Fans beschreibt, die angesichts der Inszenierung komplett ratlos waren und sich einfach nur langweilten - und ich glaube, daß war eine Mehrheitserfahrung), stimmt etwas nicht, Konzeption und Deutung sind ins Unbekömmliche abgerutscht. Ich persönlich bin Fan von doppelten Böden und mehrfachen Bedeutungsperspektiven, ein bißchen rätseln und nachdenken begeistert mich, vor allem dann, wenn ich etwas daraus gewinne. Wenn ich allerdings keinen Zugang finde, weder unmittelbar sinnlich noch reflektierend gedanklich, bin ich enttäuscht. An diesem Macbeth bin ich gescheitert.
Komische Oper Berlin
AntwortenLöschenDie Rezesion wunderbar in heutigen Zeiten
http://der-neue-merker.eu/berlin-komische-oper-jewgeni-onegin-eine-zu-recht-bejubelte-premiere
Gruß Klaus
Vielen Dank! Hier der entsprechende Link zur Opera Lounge:
Löschenhttp://operalounge.de/features/musikszene-festivals/auf-rasen
@J
AntwortenLöschenVielen Dank für den Hinweis. Links zu Facebook-Einträgen funktionieren nicht und viele (ich auch) nutzen diese Seite nicht, deshalb kurz die Zusammenfassung:
Bühnenbildner Philipp Fürhofer war durch die massive schlechte Presse wohl persönlich getroffen und hat sich entschieden nachzutreten. Auf Facebook beklagt er die "Ignoranz in der Provinzpresse". Vielleicht wäre er gut beraten, nicht mehr für ignorante Provinzler zu arbeiten, in Karlsruhe sollte man zukünftig auf ihn verzichten, damit er sich nicht in die Provinz herablassen muß. Man kann aus Kritik lernen oder die sie aus Arroganz ignorieren.
@anonym: Vielen Dank für die Nachricht. Mal schauen, wie die Premiere läuft.
AntwortenLöschen