Freitag, 5. April 2019

Heldenbergh - The Broken Circle, 04.04.2019

Melodramatisches Rührstück
Früher traf man im Karlsruher Theater nie auf Claqueure, doch seit der Amtsübernahme von Intendant Spuhler wird die inoffizielle Zurückhaltungsregel bei Premieren anscheinend laxer gehandhabt - das engagierte Umfeld darf künstlich Stimmung machen, regelmäßig konnte man in den letzten Jahren als aufmerksamer Zuschauer beobachten, daß es augenfällig Angehörige und Freunde sind, die lautstark johlen, vor allem wenn eine Produktion auf der Kippe steht, fallen solche Manipulationsversuche auf. Die gestrige Premiere benötigte diese künstlichen Akklamationsspender, denn The Broken Circle hat in Karlsruhe zu viele Schwachpunkte. Die wenigen guten Momente übertünchen kaum die konzeptionelle Pseudostimmung eines sentimentalen Melodramas, das Betroffenheit behauptet, ohne große Gefühle entwickeln zu können.

Dienstag, 2. April 2019

Staatsballett München: Chatschaturjan - Spartakus, 01.04.2019

Helden-Ballett in Sowjet-Ästhetik
Der Sklavenaufstand des Gladiators Spartakus, der 71 v. Chr. mit dessen Tod und der Niederlage der Aufständischen endete, fand nicht nur die Aufmerksamkeit von Karl Marx, der diese Figur bewunderte. Bei Spartakus denken Film-Fans an den Monumentalfilm (1960) von Stanley Kubrick mit Kirk Douglas als Spartakus, Laurence Olivier als siegender römischer Feldherr Marcus Crassus sowie Jean Simmons, Charles Laughton, Peter Ustinov und Tony Curtis. Vier Jahre zuvor wurde 1956 in Leningrad das Ballett des sowjetischen Komponisten Aram Chatschaturjan (*1903 †1978) aufgeführt. Die 1968 für das Bolschoi-Theater in Moskau entstandene Choreographie von Yuri Grigorovich setzte sich als maßgebliche Produktion durch und scheint von der Verfilmung nicht ganz unbeeinflußt. Das Bayerische Staatsballett führte Grigorovichs Spartakus seit 2016 als erste westeuropäische Kompagnie auf. Es handelt sich um ein testosterongeladenes Männerballett und eine interessante ballettgeschichtliche Entdeckung.