Montag, 26. Februar 2024

Händel - Ottone, 25.02.2024

Homogen hochklassig (2) 
Die Wiederaufnahme der letztjährigen Produktion des Ottone ergänzt sich gut mit Siroe: zwei Königsdramen, beide historisierend-archaische Phantasie-Inszenierungen, die charakterisieren ohne abschweifend zu psychologisieren, beide finden einen geradlinigen Weg, der die musikalischen Affekte respektiert und sie nicht aus dem Zusammenhang reißt, und der insbesondere Sängern und Musiker Raum zur Entfaltung gibt. Auch für Ottone gab es gestern viel Jubel und langanhaltenden Applaus.

Samstag, 17. Februar 2024

Händel - Siroe, 16.02.2024

Homogen hochklassig
So starr die Barockoper mit dem Modell des handlungstreibenden Rezitativs und dessen emotionale Verarbeitung in affektgeladenen Arien auch ist, so flexibel sind die sich daraus ergebenden Interpretationsmöglichkeiten. Modern oder historisierend, humorvoll oder ernst, naiv oder zwielichtig. ob bei Kerzenlicht, in mafiösem Halbdunkel oder unter arkadischer Sonne - die Opera Seria zeigt nur den sichtbaren Teil des Eisbergs und überläßt es deshalb der Regie, durch die Inszenierung mehr zu offenbaren und gerade bei den Karlsruher Händel Festspielen konnte man in der Hinsicht reichhaltig Anschauungsmaterialen bei vielfältigen Inszenierungsstilen sammeln. Aktuell ist man in einer historisierenden Schwertphase in dominanten Bühnengrau, wie auch letztes Jahr bei Ottone ist auch Siroe eine Rückversetzung in Zeiten, wo schwere metallene Stich- und Hiebwaffen verwendet werden. Für den neuen Siroe bekannte sich das Inszenierungsteam im Vorfeld bereits zur Inspirationsquelle Game of Thrones. Die gestrige Premiere setzte also ganz auf Dramatik und Intrigen und wurde diesem Anspruch gerecht: eine solide Inszenierung, der es gelingt, der Handlung passende Szenen zu unterlegen, und die vor allem musikalisch und sängerisch durch eine homogen hochklassige Besetzung getragen wird.

Montag, 12. Februar 2024

Oper Straßburg: Porpora - Polifemo, 11.02.2024

Die Arie Alto Giove aus Nicola Porporas Oper Polifemo ist schon seit Jahrzehnten ein viel eingespieltes Bravourstück für Barocksänger. 1994 wurde sie im Film Farinelli des belgischen Regisseurs Gérard Corbiau verwendet (damals gesungen von Dereck Lee Ragin), der die Kastraten als Pop-Stars der damaligen Epoche zurück ins Bewußtsein des Publikums brachte. So bekannt und oft gehört die Arie ist, so unbekannt blieb die Oper: die deutsche Erstaufführung erfolgte erst 2013 in Schwetzingen (mehr hier) und an der Opéra du Rhin ist aktuell die  spannend besetzte französische Erstaufführung zu hören, bei der Franco Fagioli die einst von Farinelli gesungene Rolle des Aci übernimmt. Und auch 18 Jahre nach Fagiolis erstem Auftritt bei den Karlsruher Händel Festspielen ist es ein Erlebnis, dem argentinischen Countertenor zuzuhören.