Montag, 30. Dezember 2019

Offenbach - Hoffmanns Erzählungen, 29.12.2019

Da werden sich gestern einige verwundert die Augen gerieben haben: eine sehr gut besuchte Operngala mit über 90%iger Auslastung! Es geht also, das Publikum ist immer noch vorhanden, es kam bzw. kommt nur nicht mehr so gerne und häufig in die runtergespuhlerte Karlsruher Oper. Nicht nur das Publikum kehrte mal wieder zurück, auch die Gäste. Mit Nino Machaidze und Ramon Vargas hatte man anscheinend die richtigen Zugpferde, die Inszenierung unterstützt die Handlung - gestern gab es nach einer bemerkenswert schönen Aufführung viel gute Laune.

Sonntag, 22. Dezember 2019

Was verdient man als Generalintendant des Badischen Staatstheaters?

Der frühere sozialistische Präsident François Hollande, der bei Umfragen rekordverdächtige Unbeliebtheitswerte erreichte und sich nicht wieder zur Wahl stellte, hatte wohl einen seiner Tiefpunkte erreicht, als er die französischen Steuerzahler mit dem legendären Satz "Nein, das kostet nichts, das zahlt der Staat" belehren wollte. Doch auch die deutsche Politik leidet darunter, daß zu viele ihrer Akteure nie gezwungen waren, als Selbstständige oder Angestellte ihr Gehalt ohne Alimentierung verdienen zu müssen. Auch im durch Steuergelder großzügig finanzierten Kultursektor scheint es Führungspersonal zu geben, das das echte Arbeitsleben nicht kennt und sich nicht bewußt ist, was es dem Wohlstand erwirtschafteten Teil der Steuergeldzahler verdankt. Wer sich fragen sollte, was man wohl als Intendant eines Theaters verdient, findet nicht ohne weiteres Information und wird von der Antwort evtl. überrascht sein.

Sonntag, 15. Dezember 2019

Mozart - Don Giovanni, 14.12.2019

Don Giovanni auf Koks und Alkohol
Sehr gute Sänger, insbesondere ein grandioser Konstantin Gorny und ein starker Nicolas Brownlee, sehr schön musiziert, ein überzeugendes Bühnenbild und eine Inszenierung, die in ihren besten Momenten konventionell und überraschungslos ist und an zentralen Stellen ambitionslos und dramaturgisch altmodisch wirkt. Es gab viel Applaus für die gestrige Premiere des neuen Don Giovanni, doch wer sich noch an Robert Tannenbaums Karlsruher Inszenierung aus der Saison 2006/2007 erinnert, der wird gestern vielleicht auch den Eindruck gehabt haben, über weite Strecken einen variierenden Abklatsch der letzten Produktion zu sehen, der weniger humorvoll und augenzwinkernd gelang, kaum Dramatik entwickelt und bei der die zugekokste, alkoholisierte und fast dauerschwankende, in einer tödlichen Psychose endende Titelfigur kaum Plausibilität gewann.

Sonntag, 1. Dezember 2019

Hübner/Nemitz - Frauensache, 30.11.2019

Mumpitztheater (14): Absturz zum Relotius-Theater 
Hetze ist aus Karlsruher Theatersicht für alle gut! Wer sich gerne gemein macht, um das Gemeine zu bekämpfen, der kann sich bei Frauensache auf tumbes und plumpes Agitprop-Theater freuen, bei der die Bühne nicht mehr Zweck, sondern Mittel zur linksideologischen Selbstbefriedigung, zur eitlen Selbstdarstellung und Selbstvergewisserung geworden ist. Theater von Spießern für Spießer. Linke Gutmenschen und gute Asylanten treffen in diesem Theaterstück auf nichtlinke Bösmenschen,
die völkischen Unsinn verzapfen. Eine Welt in Schwarzweiß, Grautöne gibt es nicht, die politische Mitte spielt keine Rolle, wer nicht links ist, ist ein Nazi oder ein Nazi-Sympathisant, und dazu zählen auch Christen und Konservative. Was nach Ende der beiden Diktaturen 1945/1989 überwunden schien, kehrt nun auf die Karlsruher Bühne zurück: das propagandistische Feindbildtheater, das es nicht nur mit den Fakten nicht genau nimmt, sondern ungeniert alternative Fakten präsentiert. Schlimmer noch: mal wieder hebt man den Zeigefinger und will entlarven und beschuldigen, doch vor allem entlarvt man das eigene bornierte Denken und zeigt, warum diverse Meinungsumfragen ein desaströses Bild liefern. Laut einer Allensbach-Umfrage vom Mai 2019 haben fast zwei Drittel der Deutschen den Eindruck, man müsse im öffentlichen Raum „sehr aufpassen“, was man sagt. Die Jugendstudie des Bundes im Herbst des Jahres bestätigte diese Aussage, auch unter den Jugendlichen bestätigen 68%, daß die Meinungsfreiheit in Deutschland eingeschränkt ist. Dem ist natürlich (noch) nicht so, aber daß die Bundesbürger durch alle Altersgruppen Tabus und Sprechverbote wahrnehmen, ist durch ein neues Spießertum und "Political Correctness" verursacht, die mit Unterstellungen und Moralisierungen attackieren, was ihnen schlicht nicht paßt. Die Neue Zürcher Zeitung  (für manche ist die NZZ so etwas wie damals Westfernsehen in der "DDR", ein kritischer deutschsprachiger und doch ausländischer Blick auf Deutschland, der die kritischen Fragen stellt, die die bundesdeutsche Presse gerne vermeidet) schrieb im Frühjahr, daß die Deutschen "nicht nur Weltmeister im Moralisieren, sondern auch im Heucheln" sind. Der Chefredakteur der NZZ  erklärte später an anderer Stelle: "Deutschland sieht sich als Moralweltmeister". Was für treffende Aussagen! Wer die heutige Bundesrepublik tiefenanalysieren wollte, könnte sein Vorhaben mit genau diesen beiden Begriffen -moralisieren und heucheln- beginnen und ihre Folgen von oben nach unten verfolgen, denn es handelt sich um eine Abwärtsbewegung der Erosion und Verwahrlosung, die sich in den letzten beiden Jahrzehnten durch Politik, Medien und Institutionen bis in die Gesellschaft in unterschiedlichster Ausprägung ausbreitet und zur Gefahr für die demokratische Kultur wird. Privates politisch zu instrumentalisieren, Ablaßhandel anzubieten, sich selber zum Opfer stilisieren und andere zu beschuldigen, ihnen pauschal böse Absichten zu unterstellen, um daraus politisches Kapital zu schlagen, ist bspw. ein weit verbreitetes Mittel in den politischen Ecken, dem die verwässerte Mitte zur Zeit nur viel zu zögerlich etwas entgegensetzt.
"Frauensache" wurde ursprünglich unter dem Titel "Neurechte Frauen" lanciert. Da es diese neurechten Frauen pauschal nicht gibt und sie gesellschaftlich keine Rolle spielen, man aber im Karlsruher Schauspiel ein opportunes Diffamierungsopfer benötigte, an dem man vor allem seine eigene korrekte Gesinnung beweisen kann, wurde Abtreibung als Vehikelthema gewählt. Für die gewählte Vorgehensweise gibt es unschöne Vorbilder wie bspw. das berüchtigte Framing-Manual der ARD: "Von der ARD lernen heißt, gehorchen lernen"  analysierte die FAZ und erklärte: "Als im Frühjahr publik wurde, daß die ARD ihre Mitarbeiter von der Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling anhand eines „Framing-Manuals“ beschulen läßt, das lehrt, wie man den eigenen Standpunkt moralisch überhöht und den von Andersdenkenden moralisch abwertet, war einer der Kritikpunkte, daß sich in diesem Papier ein totalitäres, diskussions- und demokratiefeindliches Denken ausdrücke". Dieses "totalitäre, diskussions- und demokratiefeindliche Denken" läßt sich auch bei dieser Produktion des Karlsruher Schauspiels aufspüren, denn wie hier unter dem Deckmantel eines fiktionalen Theaterdramas Gesinnung transportiert wird, erinnert an den Relotius-Skandal, bei der ein Journalist Lügen einsetzte, um in seinen Reportagen das Bild zeichnen zu können, das opportun und erwünscht war. Man kann diskutieren, ob Frauensache nun endgültig der Absturz zum Relotius-Theater darstellt, bei dem die Herstellung korrekter Gesinnung durch ideologische Propaganda der vorrangige Zweck ist, zu dessen Mittel die Bühne mißbraucht wird.

Freitag, 29. November 2019

Büchner - Woyzeck, 28.11.2019

Multiples Motivversagen
Was hat Büchners Woyzeck heute noch zu erzählen? Eine Frage, an der sehr viele Inszenierungen scheitern, weil sie nur noch weit Hergeholtes und grob Zusammengereimtes in die Handlung projizieren oder immer noch altertümlichen Interpretationen folgen. In knapp zwei Jahrhunderten hat sich vieles grundlegend und auch zum Besseren geändert, doch die Decke der Zivilisation ist dünn, der Mensch ist dem Menschen ein Wolf und Gewalt ist eine Konstante. Sie kann kanalisiert werden durch Sport und Karriere und bricht doch immer wieder durch - als Recht des Stärkeren, als Sadismus oder als Zuflucht, denn Haß und Gewalt können als Ventil für verletzte Würde und negative Emotionen befreiend wirken. Die Geschichte des Mörders Woyzecks ist vielschichtig und deshalb noch immer bühnentauglich, die Titelfigur ist individuell benachteiligt, psychisch labil, in prekären Verhältnissen und mit niedrigem gesellschaftlichen Status und wird von seiner Partnerin betrogen. Diese Konstellationen werden von der neuen Karlsruher Inszenierung weitgehend ignoriert, die Regisseurin will keine gesellschaftliche Analyse, sondern sieht nur die individuelle psychische Krankheitsgeschichte – mehr bleibt von Woyzeck nicht übrig. Das ist umso bitterer, da die Regisseurin als Autorin Büchners Dramenfragment erweitert und verändert hat, aber es nicht ansatzweise gelingt, der Neumotivierung Triftigkeit zu verleihen. Ästhetisch deutet die Regisseurin vieles nur an, doch sind ihre Andeutungen weder mysteriös spannend noch prägnant. Wer sich als Zuschauer diese zähe und langweilige Produktion unbedingt antun will, dem könnte mit dem Tipp gedient sein, sich den Handlungsverlauf bei dieser Inszenierung in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt vorzustellen. Sehr viel mehr Sinnhaftigkeit läßt sich bei dieser Figurenkonstellation, die ständig von einer Bühnen-Ärztin beobachtet wird, kaum erkennen.

Dienstag, 12. November 2019

Es kriselt wieder offiziell in der Karlsruher Oper

Flucht statt Fluktuation
oder
Der Fisch stinkt vom Kopf
Daß es nicht so rund läuft am Badischen Staatstheater, ist nichts Neues. Heute verkünden die Badischen Neusten Nachrichten eine neue Eskalation, zu der noch keine offizielle Stellungnahme vorliegt. Operndirektorin Nicole Braunger wünscht anscheinend die vorzeitige Auflösung ihres Vertrags, ihr Stellvertreter Patric Seibert, Kapellmeister Daniele Squeo, Dramaturgin Deborah Meier und der Künstlerische Produktionsleiter Bernardo Sousa de Macedo wollen laut BNN ebenfalls das Haus verlassen.

Montag, 4. November 2019

Seid umschlungen, 03.11.2019

Vielversprechende Vorschau 
Wie wird sich das Badische Staatsballett in den kommenden Jahren weiterentwickeln? Für ihre erste Premiere hat die neue Karlsruher Ballettdirektorin Bridget Breiner einen Querschnitt zusammengestellt, der zeigt, welche künstlerischen Handschriften die nächsten Jahren prägen werden. Sie zeigt eine eigene, für diesen Anlaß geschaffene Uraufführung sowie die Werke von sieben weiteren Choreographen, die auch die nächsten Jahre die Karlsruher Kompagnie begleiten werden, einige davon persönliche Werkgefährten von Breiners Karriere als Tänzerin, Choreographin und Ballettdirektorin. Stilistisch (und musikalisch) reicht diese Leistungsschau vom klassischen Ballett bis zur Moderne; das Ergebnis kommt an, eine herzliche Stimmung und viel Beifall begleiteten den geglückten Einstand.

Samstag, 2. November 2019

Gounod - Faust, 01.11.2019

Attraktives Hörerlebnis mit flachsinnigem Regiekonzept
Bei der Premiere gab es schon einige Buhs für die Regie und nach der gestrigen Vorstellung muss man zugestehen, es hätten noch viel, viel mehr sein müssen. Inszenierungen können mißglücken, man darf sich aber nicht an schlechtes Theater gewöhnen. Die ständigen Qualitätsprobleme der Intendanz von Peter Spuhler können dazu führen, daß man bereits dankbar ist, wenn wichtige Inszenierungen nicht verhunzt sind. Doch das ist eine Relativierung, die bereits niedrigem Niveau Platz einräumt und deshalb nicht toleriert werden darf. Aus einer populären Oper wie Gounods Faust kann man viel mehr machen als eine gesellschaftliche Groteske, die mit zentralen Handlungsteilen nichts anzufangen weiß, sich imaginäre Konflikte ausdenkt, der Oper ein flachsinniges Regiekonzept überstülpt und in einer lächerlichen und aufgesetzten Schlußszene ein gekünseltes und künstliches Knalleffektchen produziert, das weder zur Intention noch zur Musik paßt und letzendlich eitle Wichtigtuerei ist.

Dienstag, 29. Oktober 2019

2. Symphoniekonzert, 28.10.2019

Durch die sonntägliche Zeitumstellung nach dem Ende der Sommerzeit ist es wieder dunkel, wenn man abends am Badischen Staatstheater ankommt, wo der seit 1981 auf dem Vorplatz stehende Musengaul wegen der Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten in den Heidelberger Schloßgarten umzieht, und auch das Symphoniekonzert wartete mit einer Besonderheit auf, denn es wurde nur Opernmusik gespielt.

Sonntag, 20. Oktober 2019

Gounod - Faust, 19.10.2019

Groteske über toxische Weiblichkeit
Sängerisch und musikalisch war die gestrige Premiere von Gounods Faust ein voller Erfolg mit viel Applaus und Bravos für Sänger und Musiker. Mit Konstantin Gorny hat man den idealen Mephisto am Haus, Ina Schlingensiepen als Gretchen und Seung-Gi Jung als Valentin haben ihr Repertoire erfolgreich um eine weitere Paraderolle erweitert, und der seit dieser Saison neu im Ensemble singende thailändische Tenor Nutthaporn Thammathi hatte einen starken Einstieg.
Die sehr plakativ und holzschnittartig geratene Inszenierung hat Stärken und Schwächen, die Regie bleibt letztendlich unter ihren Möglichkeiten, weil sie unbedingt bedeutsam sein will und fast schon etwas verzweifelt bemüht ist, den Zeigefinger zu heben und irgendwie etwas zu verkünden. Doch wie so oft bei spießiger Besserwisserei und Belehrung: statt moralische Lehre gibt es inszenatorische Leere. Der Regisseur versucht, die unter dämonischen Vorzeichen spielende Geschichte Margarethes, die sich außerehelich von Faust schwängern läßt, versorgungslos verlassen wird, aus Verzweiflung ihr Kind tötet und im Kerker landet als "grelles Gesellschaftskarussell" zu zeigen. Das Ergebnis ist eine Groteske, in der toxisch-plumpe Männer auf toxisch-naive Weibchen treffen und die feministisch inszenierte Emanzipation Margarethes zu spät kommt: niemand zieht sie zur Rechenschaft oder verurteilt sie, sie beendet ihr verpfuschtes Leben durch Selbstmord. Die göttliche Rettung lehnt sie ab und verharrt in der Rolle als Opfer, das anderen die Schuld geben will. So ver(w)irrt das Resultat dieser Inszenierung auch auf der Bühne wirkt, es ist zu harmlos und gedankenschwach, als daß es stören würde, der positive Eindruck durch Sänger und Musiker dominiert die mißratenen Akte 4 und 5.

Dienstag, 15. Oktober 2019

Auf der Suche nach Kompetenz (2)

Wechsel bei Kommunikation und Marketing
Bei den häufigen Personalwechseln am Badischen Staatstheater kann man schon mal den Überblick verlieren. Besonders eklatant war das auch im Bereich Kommunikation und Marketing, wo einige Namen kamen und gingen und nichts in Erinnerung blieb, abgesehen vielleicht von der mangelnden Bereitschaft, das Theater als Theater zu präsentieren. Man rezensierte sich selbst, noch heute lachen viele bei dem Wort "berührend" und denken an die schmalzigen Selbstbesprechungen des Theaters, in denen man dieses Wort regelmäßig auf seine Produktionen anwendete. In dieser Saison wurde nun das Gästebuch deaktiviert.

Sonntag, 13. Oktober 2019

Offenbach - Hoffmanns Erzählungen, 12.10.2019

Matineen sind doch etwas Schönes, vor allem bei einer opulenten vierstündigen Oper wie Hoffmanns Erzählungen, die gestern so mitreißend vor ausverkauftem Haus dargeboten wurde.

Sonntag, 6. Oktober 2019

Bergman: Passion - Sehnsucht der Frauen, 05.10.2019

Therapeutenlos im Trauma
Anna Bergmann hat sich erneut Ingmar Bergman vorgenommen. Nach den erfolgreichen Szenen einer Ehe und dem zum Berliner Theatertreffen eingeladenen Drama für zwei Frauen Persona (eine Koproduktion des Theaters in Malmö und des Deutschen Theaters Berlin, die inszenatorische Parallelen zur Karlsruher Inszenierung aufweist und die man hoffentlich auch noch am Badischen Staatstheater zu sehen bekommt) kombiniert die Karlsruher Schauspieldirektorin und Regisseurin nun drei weitere Filme des Schweden zu einem dreistündigen Theaterabend. Oberflächlich betrachtet könnte Passion - Sehnsucht der Frauen eine Kombination von zwei der drei zugrunde liegenden Filmtitel sein. Nach der gestrigen Premiere ergibt sich ein anderer Sinn, denn es geht um Frauen, die leiden und sich nach Leiden sehnen, die sich nach Unglücken und Schicksalsschlägen selbst bedauern und sich aus der Spirale des Selbstmitleids nicht befreien können. Die Übersetzung der über 50 Jahre alten Filme in unsere Zeit zeigt Frauen, die sich in ihrem Unglück suhlen und sich daraus ihr persönliches Selbstmitleidsdrama konstruieren, das sie als Rolle ihres Lebens mißverstehen. Trotz kurzer heiterer Momente hat Anna Bergmann einen spannenden, aber auch oft bleischweren und grelldüsteren Überbietungswettbewerb zwischen Psycho-Drama und Trauma mit so überzeugenden Schauspielern inszeniert, daß man sich als Zuschauer die Frage stellt, wieso manche Figuren auf der Bühne statt in Therapie sind.

Montag, 30. September 2019

The Tiger Lillies - Shockheaded Peter, 29.09.2019

Dauerhampeliade
Die gestrige Musical-Premiere von Shockheaded Peter - eine 1998 uraufgeführte "Junk-Oper nach Motiven aus Der Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann" - bringt über weite Strecken außer Gehopse und Gehampel nichts zuwege. Es gibt fahlen Klamauk, der schnell in ermüdendem Leerlauf stecken bleibt, kontrastiert durch einen Pseudo-Ernst, der nicht makaber ist, etwas zu klebrige Sentimentalität und eine hysterische Überzeichnung, die schnell nervt. Manche schauspielerischen Einzelleistungen retteten den Abend vor der Pleite.

Mittwoch, 25. September 2019

Turandot als Pleite mit Ansage?

Wann gab es in Karlsruhe schon mal so viel Mumpitztheater? Über der Intendanz schwebt das Damoklesschwert einer unfreiwilligen Komik. Und es scheint sich die nächste inszenatorische Totalpleite anzukündigen.

Dienstag, 24. September 2019

Operngalas 2019/2020

Heimlich, still und leise hat die Karlsruher Oper nun doch noch die voraussichtliche Besetzung der Operngalas veröffentlicht. Wer in den vier Vorstellungen ab November Tristan und Isolde singen wird, ist hingegen immer noch unbekannt.

Sonntag, 15. September 2019

Maier - Mein Jahr ohne Udo Jürgens, 14.09.2019

Wer schwärmt, bleibt jung im Herzen
Dieser Abend war überfällig. Nicht wegen Udo Jürgens, sondern wegen Gunnar Schmidt, der endlich die große Solo-Rolle gefunden und bekommen hat. Der Udo Jürgens-Abend ist ihm auf den Leib geschneidert, doch leider läßt ihn der Regisseur mit einer manchmal fast bieder wirkenden Inszenierung im Stich, bei der der ganz große Spannungsbogen nicht entstehen will und der am Ende die Luft ausgeht.

Sonntag, 1. September 2019

Vorschau auf die Spielzeit 2019/20 des Badischen Staatstheaters

Eine neue Saison beginnt, doch wer traut der Intendanz zu, das Ruder noch mal herumzureißen? Man hat in Karlsruhe die Chance zu frischem Wind und Neuanfang verpaßt, als die Kulturpolitiker Intendant Spuhler Gnadenbrot gewährten und ihm als Sanierungs- und Baustellenintendant den Job für die mageren Jahre gaben. Als Kapitän des Badischen  Staatstheaters wird ihm nur der bescheidene Ruf bleiben, das Schiff in flache Wasser manövriert und die Werft angesteuert zu haben. Um auf große Fahrt zu gehen, benötigt man ein anderes Format. Die Flaute im Flachwasser scheint noch einige Zeit anzuhalten, es ist nun die Pflicht der Direktoren, ins Offene rauszuschwimmen statt im Plantschbecken zu dümpeln. Die individuellen Perspektiven sind dabei für die bevorstehende Saison unterschiedlich.

Mittwoch, 14. August 2019

Interview mit Bridget Breiner zum Ende einer Ära

Nicht nur in Karlsruhe hat man nach 16 Jahren das Gefühl, eine Ära geht mit dem Abschied von Birgit Keil zu Ende. Auch der Weggang der neuen Karlsruher Ballettdirektorin Bridget Breiner vom Theater im Revier wird von den Medien als Ende einer Ära gesehen, wie im Interview der Funke Mediengruppe mit Breiner nachzulesen ist. Der Artikel ist in verschiedenen Zeitungen erschienen, die den Zugang gelegentlich von einer Anmeldung abhängig machen, bspw. hier, hier oder hier.
Anläßlich der Geschehnisse der letzten Jahre und der Verlängerung des Karlsruher Intendanten konnte man am Sachverstand der Kulturpolitik schon mal (ver)zweifeln, die Findungskommission für Birgit Keils Nachfolge hat offensichtlich fundiert entschieden.

Mittwoch, 7. August 2019

Uraufführung(en) in der Karlsruher Oper

Es könnte in den kommenden Jahren zu diversen Uraufführungen in der Karlsruher Oper kommen, in der Saison 2020/21 soll es die tragikomische Oper Reise der Hoffnung geben, weiterhin munkelt man über Die Negerin des Marquis de Sade und Adipositas. Das Sommmerloch der Spielzeitpause bietet sich für eine erste Analyse an.

Sonntag, 21. Juli 2019

Verabschiedung von Birgit Keil, 20.07.2019

Glückliche Dankbarkeit
16 Spielzeiten lang sorgten Ballettdirektorin Birgit Keil, Vladimir Klos und die Tänzerinnen und Tänzer des Badischen Staatsballetts für Freude und Begeisterung beim Karlsruher Publikum. Und auch zum Abschied gab es kaum Wehmut, sondern selbstbewußte gute Laune. So viele Erfolgsproduktionen gab es, so viele schöne, besondere und wunderbare Erinnerungen hat man gemeinsam gehabt! Der Abschied hatte Premierenstimmung: glanzvoll, sehr herzlich und mit stehenden Ovationen.

Freitag, 19. Juli 2019

Rückblick (2): Zuschauerzahlen der Spielzeit 2018/2019

Schauspiel im Sinkflug. Oper leicht erholt, aber noch zu schwach
Gewinner der Spielzeit ist mal wieder das Ballett! Anna Bergmann ist im Schauspiel die große Verliererin.

Freitag, 12. Juli 2019

Rückblick (1): Die Spielzeit 2018/19 des Badischen Staatstheaters

Der Erfolg des Balletts und das Scheitern einer Intendanz
In wenigen Tagen endet eine Ära, 16 Jahre stetiger, erfolgreicher Arbeit sind vorbei -  Ballettdirektorin Birgit Keil und Vladimir Klos sowie viele beliebte Tänzerinnen und Tänzer verabschieden sich. Aufmerksamen Stammbesuchern des Badischen Staatstheaters wird es kaum entgehen: seit acht Jahren ist Peter Spuhler Intendant des Badischen Staatstheaters, im achten Jahr hat man bereits zahlreiche Direktorenwechsel in den anderen Sparten erlebt, aber auf eine erfolgreiche Personalie und erfolgsversprechende Perspektive wartet man dort vergebens; Niemand aus dem Umfeld der Intendanz steht vergleichbar stark für Qualität, Vision und Anspruch. Nun ja, vielleicht klebt einfach nur das Pech an den Fingern von Intendant Spuhler, vielleicht mangelt es ihm an Format und Weitsicht, so oder so, als Intendant ist Peter Spuhler keine optimale Besetzung, und auch das Gnadenbrot, das ihm eine ambitionslose Kulturpolitik mit der Verlängerung seiner Intendanz bis 2026 gewährt, wird nicht darüber hinwegtäuschen, daß es holprig und improvisiert zugeht und keine belastbare Vision erkennbar ist. Birgit Keil steht hingegen für kontinuierlich hohen Qualitätsanspruch und hat das Publikum stets im Blick gehabt. Hätte sich doch der Intendant nur ein wenig davon abgeschaut, stattdessen verwandelte er das Staatstheater ist ein stagnierendes Provinztheater, dessen verantwortliche Akteure beim künstlerischen und qualitativen Anspruch dem Vergleich mit Birgit Keil nicht standhalten.

Sonntag, 30. Juni 2019

Debussy - Pelléas et Mélisande, 29.06.2019

Ein theoretisches Meisterwerk der praktischen Langeweile
Pelléas et Mélisande (UA 1902) ist eine ambitionierte und ungewöhnliche Oper, die dafür berüchtigt ist, außergewöhnlich langweilig zu sein. Bei der letzten Aufführung im Badischen Staatstheater -einem Gastspiel der Straßburger Oper im März 1991- leerten sich nach der Pause die Plätze merklich, zäh wie ausgekauter Kaugummi zog sich die Vorstellung, und das ist eine Erfahrung, die man bei Inszenierungen der einzigen Oper Debussys mehrheitlich machen kann. Die rätselhafte Handlung beinhaltet kaum Höhepunkte und Zuspitzungen, es geht emotional und psychologisch leise und subtil zu, auch akustisch findet man nur sehr wenige Fortissimos. Das Klangbild ist in einem Maße vergeistigt und kann beim Zuhören so entmaterialisiert wirken, daß es quasi substanzlos klingt - manch einer mag das lyrisch, meditativ oder sogar spirituell nennen, andere werden es als undramatisch und blutleer beschreiben,  "eine Art von dünnem poetischen Aufguß .... bei dem man nicht recht weiß, warum die Konflikte eintreten, unglaubwürdig, wie sie werden, wenn sie sich zwischen Personen entwickeln, die nie ein Wort lauter als das andere aussprechen dürfen", so benannte der Komponist und Dirigent Pierre Boulez diese Vorbehalte gegen die ca. 150-minütige Oper. Ein hellhöriger deutscher Musikkritiker bezeichnete zu Beginn des letzten Jahrhunderts und wenige Jahre nach der Uraufführung Debussys Oper als "ein Werk von prinzipieller Bedeutung". Die Karlsruher Oper nähert sich diesem prinzipiell bedeutsamen Werk auf engagierte Weise, musikalisch und sängerisch ist man sehr gut aufgestellt, gegen die praktische Langeweile dieser Oper kommt man dennoch kaum an.  

Montag, 24. Juni 2019

Janáček - Das schlaue Füchslein, 23.06.2019

Ein Tongemälde als Bildersymphonie
Mit Leoš Janáčeks Tierfabel und Pastorale-Oper Das schlaue Füchslein ist das so eine Sache, die Fabel ist bescheiden, die Handlung wenig reizvoll, die Sänger haben kaum Gelegenheit sich in Szene zu setzen, nur das Orchester kann auftrumpfen, die orchestralen Zwischenspiele sind die Höhepunkte. Die Inszenierung am Badischen Staatstheater rückt deshalb das Orchester in den Mittelpunkt, es sitzt zentral erhöht auf dem Orchestergraben und der Bühne, die Handlung spielt im Hintergrund und ist als 85 minütige Bildersymphonie in Form eines Zeichentrickfilm konzipiert. Die Tiere der Oper werden überwiegend filmisch dargestellt, die Sänger werden in die Projektion eingefügt. Das Ergebnis ist visuell attraktiv und durchaus authentisch, denn es war ein Comicstrip in einer Zeitung, der den Komponisten zu dieser Oper inspirierte. Die comic-cineastische Umsetzung hat nur einen Haken - der Eindruck einer harmlosen Kinderoper wird dadurch verstärkt.

Montag, 17. Juni 2019

Mumpitztheater (13): Zwischen Repression und Relotius

Manche ahnen es bereits inzwischen, so richtig im Griff hat die Intendanz ihren Verantwortungsbereich anscheinend nicht. Wer in das neue Spielzeitheft für die Saison 2019/2020 blickt (aktuell befindet sich das ohne Aufsehen ins Netz gestellte pdf hier), kann wieder über Absurditäten wie bspw. ein DDR-Jubiläum den Kopf schütteln.

Sonntag, 9. Juni 2019

Offenbach - Hoffmanns Erzählungen, 08.06.2019

Eine Woge begeisterter Bravo-Rufe gab es gestern für Tenor Rodrigo Porras Garulo in der Titelrolle von Les contes d'Hoffmann und auch sonst herrschte nach der Premiere durchgängig gute Laune: musikalisch und sängerisch gab es begeisternde Momente und die Inszenierung gelang grundsolide.

Samstag, 1. Juni 2019

Vorschau 2019/2020 (5): Künstlerkarussell

Die Ballett-Compagnie scheint verkleinert worden zu sein, 30 Tänzer werden es in der kommenden Saison sein, diese Spielzeit waren es noch 34.

Neu im Opernensemble: Mezzosopranistin Luise von Garnier, Koloratursopran Sophia Theodorides und der thailändische Tenor Nutthaporn Thammathi.
James Edgar Knight und Tiny Peters sind nicht mehr im Ensemble

Jetzt schon als Operngäste geplant: Annette Dasch (Donna Anna), Nino Machaidze, Stefano La Colla (als Calaf), Ramon Vargas (als Offenbachs Hoffmann) und Michael Volle (Don Giovanni), Annemarie Kremer könnte als Isolde zu hören sein, Stefan Vinke als Tristan.

Freitag, 31. Mai 2019

Vorschau 2019/2020 (4): Symphoniekonzerte

Justin Brown dirigiert Beethovens 9. Symphonie zu seinem Abschied im Sommer 2020. Die Sonderkonzerte kommen ohne Gastorchester aus, das SWR Symphonieorchester mit Teodor Currentzis kommt auch in der kommenden Saison nicht nach Karlsruhe. Die Kammerkonzerte sind noch nicht veröffentlicht, das Symphoniekonzert- & Sonderkonzertprogramm liegt nun vor:

Mittwoch, 29. Mai 2019

Auf der Suche nach Kompetenz

Von Zierfischchen und Alphatierchen
Uiuiuiuiuiuiui! Das Personalkarussell am Badischen Staatstheater dreht sich wieder, Verschleiß fordert Tribut und aufmerksame Beobachter wissen kaum, worüber sie als erstes lachen sollen. Kann man diese wiederkehrenden Beschwerden als akute Spuhleritis bezeichnen?

Montag, 27. Mai 2019

Euripides / Goethe - Iphigenie, 23./26.05.2019

Vertrocknet und versandet
In dunklen Vorzeiten sollten es (Menschen-)Opfer richten, bei jeder neuen Krise mußte wieder getötet werden. Die kanalisierte Gewalt sollte die gesellschaftliche Selbstzerfleischung verhindern, grausame Rituale dienten dem Zusammenhalt. Das Ausmaß ist heute kaum noch bekannt, man strangulierte, ertränkte oder schlachtete Opfer, Fremde, Außenseiter, Schwache, man versenkte die Sündenböcke in Mooren (wo man sie heute noch gelegentlich findet), man zerriß oder verbrannte sie, man machte Schrumpfköpfe aus ihnen oder ließ sich andere Grausamkeiten einfallen. Gewalt befreit und ist einerseits die Zuflucht der Verzweifelten, Gedemütigten, Beleidigten und Unglücklichen, aber andererseits auch das Mittel der Mächtigen, um Unzufriedenheit nach außen zu lenken. Mediale Scheiterhaufen werden heute immer noch überall im politischen Spektrum kollektiv befeuert. Es sind immer vorgeblich die Vielen, die sich von den Wenigen bedroht fühlen und in deren Namen gegen die vermeintlichen Feinde gehetzt wird, die "Guten" gegen die "Bösen", noch immer brauchen Gesellschaften böse Außenseiter auf die man die Zeigefinger richten kann und über die man richten will. Alle Geschichte ist die Geschichte von Ausgrenzungen, souverän ist, wer die Feindbilder festlegt.
Iphigenie ist beides: Opfer und Täter, sie wurde geopfert und sie opfert. Sie ist Spielball höherer Mächte, verraten und gerettet von einer Göttin. Artemis fordert Iphigenies Tod und entführt sie nach Tauris, wo sie für die Göttin selber Menschenopfer darbringt - eine große und spannende Geschichte,  doch am Karlsruher Schauspiel findet man weder Zugang zum Mythos noch zur Tragödie, auf dem Weg vertrocknet und versandet die Inszenierung in einer Wüste der Einfallslosigkeit.

Dienstag, 21. Mai 2019

Vorschau 2019/2020 (3): Die heruntergespuhlerte Oper

Die Schrumpfung der Oper
In Karlsruhe zeigt man in der kommenden Opernsaison fünf Opernpremieren und eine Operette - also sechs Neuproduktionen, dazu zehn Wiederaufnahmen. Die Mannheimer Oper bietet 9 Premieren und 15 Wiederaufnahmen. Wieso ist Karlsruhe innerhalb eines heruntergespuhlerten Jahrzehntes weniger leistungsfähig als Mannheim geworden? Was machen Intendant und Operndirektor dort besser? Besonders komisch und peinlich: Das Opernpremieren-Abo umfaßt in Karlsruhe traditionell sechs Premieren. Doch da die teurer verkaufte Oper der Händel-Festspiele nicht im Abo ist, hat man nicht genug Produktionen, um das Abo zu befüllen. Das Badische Staatstheater fand eine kreative Mogelpackung: wer ein Opernpremieren-Abo hat, darf im Rahmen seines Abos in eine Ballettpremiere. Man darf gespannt sein, wer die Hauptrollen singen wird.

Montag, 20. Mai 2019

Mumpitztheater (12): Der falsche Intendant

Vom Blog zum Kummerkasten
Seit fast acht Jahren schreibe ich diesen eigentlich ganz intim auf eine kleinstmögliche familiäre  Zielgruppe setzenden Blog. Dennoch haben viele mir unbekannte Leute geschrieben - darunter regionale und überregionale Zuschauer mit Meinungen und Kommentaren zu Inszenierungen und Vorstellungen. Aber auch Theater-Mitarbeiter, Angehörige von Mitarbeitern sowie frühere Mitarbeiter meldeten sich; Einige schickten mir Informationen und Neuigkeiten, doch viele wollten  ihr Leid klagen und die Ursache ihrer Unzufriedenheit hatte stets einen Namen: Generalintendant Peter Spuhler und seine Amtsführung. Ich konnte und kann kaum nachvollziehen, ob all die Vorwürfe gerechtfertigt sind, viele Kommentare habe ich deswegen nie veröffentlicht. Aber doch gab es in manchen Schilderungen Übereinstimmungen, die Tendenzen waren eindeutig und nicht zugunsten der Intendanz. Auffällig war auch, daß in den vergangenen Jahren niemand etwas Gutes über die Intendanz zu sagen hatte, die Verschlechterungen und Qualitätseinbußen der letzten Jahre sind zu offenkundig - den Schönrednern fehlen offensichtlich die Argumente. Dieser Blog wurde zum Kummerkasten für zu viele Leser - denn das Badische Staatstheater hat den falschen Intendanten.

Samstag, 18. Mai 2019

Mumpitztheater (11): Kulturpolitik als Realsatire

Von Stagnation und Farce
Gibt es Intendant Peter Spuhler eigentlich wirklich? Oder sind er und sein scheidender Assistent Jan Linders vielleicht nur Kunstfiguren, erfunden und positioniert von Hape Kerkeling, der irgendwann am Badischen Staatstheater auftaucht und Hurz! ruft (wie hier im Video aus den 1980ern, das so wunderbar entlarvend ist)? Eine Scheinfrage ohne Realitätsbezug. Was wirklich ist, muß nicht wahr sein. Was wahr ist, wird nicht automatisch wirklich. Wer mit einem Sinn für Wahrheit und Wirklichkeit die Welt beobachtet und beide kombiniert, hat einen kritischen Zugang zur Welt und kann erkennen, daß es etwas gibt, was man an dieser Intendanz zu schätzen wissen sollte - zwischen Wahrheit und Wirklichkeit entwickelt sich unfreiwillig Humor, den man u.a. durch Karikatur und Satire darstellen kann. Um es mit einem adaptierten Bonmot von Oscar Wilde zu sagen: Der einzige Reiz der Vergangenheit liegt darin, daß sie vergangen ist. Wie brüllend komisch erscheint doch ein Theatermacher, der nicht weiß, wann der Vorhang zu fallen hat, der einen sechsten Akt verlangt und weitermachen möchte, wenn das Interesse vorüber ist. Wenn man ihn gewähren läßt, bekommt jede Komödie einen tragischen Schluß und jede Tragödie endet als Farce.
Intendant Peter Spuhler wollte schon längst wieder weg sein, doch kein anderes Theater wollte ihn haben - eine gescheiterte Karriere? Für den Karriereknick gibt es gute Gründe (mehr dazu demnächst). Man könnte sagen, daß er aus Erfolglosigkeit als Generalintendant des Badischen Staatstheaters verlängert wird, die kurzsichtige Kulturpolitik lehnt sich bequem und erleichtert zurück und hat es mal wieder vermieden, zukunftsorientiert zu handeln. Über diese Geschehnisse sollte man auch dann lachen, wenn man sich nicht freut.

Freitag, 17. Mai 2019

Mumpitztheater (10): Gnadenbrot für Generalintendant Spuhler

Nicht jeder macht von Karlsruhe aus Karriere
Die Geschichte ist inzwischen hinlänglich bekannt: Peter Spuhler kam als Intendant nach Karlsruhe, um vier Jahre später wieder weg zu sein: er hoffte auf den Intendantenjob in Basel. Sein Vorgänger Achim Thorwald soll sich im Vorfeld bereit erklärt haben, als Interimsintendant einzuspringen, Stadt und Land wollten Spuhler ziehen lassen. Doch es kam anders, Basel sagte ab, die Karriere des Intendanten kam ins Stocken. Mutigerweise lehnte man sich am Badischen Staatstheater aus dem Fenster: "Karlsruhe ist keine Endstation", "Von Karlsruhe aus macht man Karriere". Doch vergeblich: kein anderes Theater wollte den Intendanten haben. In Karlsruhe gewährt man GI Spuhler nun Gnadenbrot und hat ihn quasi aus Erfolglosigkeit um 5 weitere Jahre bis 2026 verlängert.

Georg Fritzsch wird neuer GMD in Karlsruhe

Nachfolger von Justin Brown als Generalmusikdirektor der Badischen Staatskapelle wird ab der Spielzeit 2020/21 Georg Fritzsch, vorerst für 4 Jahre bis 2024. Der 1963 im sächsischen Meißen geborene Fritsch war erst Cellist bevor er in Leipzig und Dresden sich zum Dirigenten ausbilden ließ. Einen sehr guten Ruf erarbeitete er sich als Generalmusikdirektor des Theaters Kiel, wo er seit 2003 im Amt ist, nach 16 Jahren beendet er dort seine Tätigkeit im Sommer. Fritzsch gilt als Experte für deutsche Klassik und Romantik, Opern von Richard Strauss und Richard Wagner dirigierte er auch in Stuttgart, wo er wiederholt als Gast auftrat. Die verjüngte Badische Staatskapelle entschied sich also nicht für einen Dirigenten auf dem Sprung nach oben, sondern für einen erfahrenen Orchesterleiter in der reifen Phase seiner Karriere. Zweifellos eine sehr gute Wahl, man darf gespannt sein, welche Akzente er ab 2020 setzen wird.

Konzert im Gewandhaus Leipzig, 16.05.2019

Mit dem Gewandhausorchester hat Leipzig ein kulturelles Pfund zum Wuchern.

Dienstag, 14. Mai 2019

Vorschau 2019/2020 (2): Frischer Wind im Ballett

Fangen wir mit dem Positiven an: die neue Ballettdirektorin Bridget Breiner startet mit vier Produktionen und zwei Wiederaufnahmen von Null auf Hundert.

7. Symphoniekonzert, 13.05.2019

Zwischen Berg und Schuberts Gipfel mußte das Publikum gestern erst durch ein Tal mit fahlem Engel gehen, um sprichwörtlich gewordene "himmlische Längen" zu erleben.

Montag, 6. Mai 2019

Nicht vergessen: Abos bis zum 31.05. kündigen!

Ein Abonnement wird für eine Spielzeit abgeschlossen und verlängert sich um eine weitere Spielzeit, wenn es nicht bis einschließlich 31. Mai der laufenden Spielzeit schriftlich gekündigt wird, so lauten die Abo-Bedingungen des Badischen Staatstheaters. In 25 Tagen endet diese Frist. Wer weiß, was in der kommenden Spielzeit kommt und was die Abos beinhalten? Als Abonnent tappt man mal wieder im Dunkeln.

Sonntag, 5. Mai 2019

Donizetti - Roberto Devereux, 04.05.2019

Noch mehr Gala-Glück
Nach der fabelhaften Elena Moşuc als Anna Bolena im Januar folgte gestern die nächste Top-Besetzung für Donizetti: die kanadische Sopranistin Joyce El-Khoury bot eine herausragende Leistung als Elisabeth I., Franco Vassallo war ein imposanter Nottingham und die ganze Vorstellung ein großer Genuß.

Mittwoch, 1. Mai 2019

Vor dem GAU

Von Wegduckern, Wegguckern, Mitläufern und Herdentrieb
Im Mai könnte sich der größte anzunehmende Unfall in der Karlsruher Kulturpolitik ereignen: die Gerüchte verdichten sich, daß Generalintendant Peter Spuhler eine dritte Amtszeit bekommt. Wie konnte das passieren? Tatsächlich stellen sich aktuell viele Fragen, die den Verwaltungsratsmitgliedern Probleme machen dürften, wenn Sie sich überhaupt um Bürgerbelange kümmern und diese Fragen beantworten würden:

Freitag, 5. April 2019

Heldenbergh - The Broken Circle, 04.04.2019

Melodramatisches Rührstück
Früher traf man im Karlsruher Theater nie auf Claqueure, doch seit der Amtsübernahme von Intendant Spuhler wird die inoffizielle Zurückhaltungsregel bei Premieren anscheinend laxer gehandhabt - das engagierte Umfeld darf künstlich Stimmung machen, regelmäßig konnte man in den letzten Jahren als aufmerksamer Zuschauer beobachten, daß es augenfällig Angehörige und Freunde sind, die lautstark johlen, vor allem wenn eine Produktion auf der Kippe steht, fallen solche Manipulationsversuche auf. Die gestrige Premiere benötigte diese künstlichen Akklamationsspender, denn The Broken Circle hat in Karlsruhe zu viele Schwachpunkte. Die wenigen guten Momente übertünchen kaum die konzeptionelle Pseudostimmung eines sentimentalen Melodramas, das Betroffenheit behauptet, ohne große Gefühle entwickeln zu können.

Dienstag, 2. April 2019

Staatsballett München: Chatschaturjan - Spartakus, 01.04.2019

Helden-Ballett in Sowjet-Ästhetik
Der Sklavenaufstand des Gladiators Spartakus, der 71 v. Chr. mit dessen Tod und der Niederlage der Aufständischen endete, fand nicht nur die Aufmerksamkeit von Karl Marx, der diese Figur bewunderte. Bei Spartakus denken Film-Fans an den Monumentalfilm (1960) von Stanley Kubrick mit Kirk Douglas als Spartakus, Laurence Olivier als siegender römischer Feldherr Marcus Crassus sowie Jean Simmons, Charles Laughton, Peter Ustinov und Tony Curtis. Vier Jahre zuvor wurde 1956 in Leningrad das Ballett des sowjetischen Komponisten Aram Chatschaturjan (*1903 †1978) aufgeführt. Die 1968 für das Bolschoi-Theater in Moskau entstandene Choreographie von Yuri Grigorovich setzte sich als maßgebliche Produktion durch und scheint von der Verfilmung nicht ganz unbeeinflußt. Das Bayerische Staatsballett führte Grigorovichs Spartakus seit 2016 als erste westeuropäische Kompagnie auf. Es handelt sich um ein testosterongeladenes Männerballett und eine interessante ballettgeschichtliche Entdeckung.

Samstag, 30. März 2019

Opernvorschau: Rossinis Guillaume Tell

Das sind doch mal spannende Neuigkeiten:  Die Oper in Lyon bringt im Herbst 2019 Rossinis letzte Oper über die Geburt einer Nation: Guillaume Tell, und zwar in der Regie von Tobias Kratzer und in Koproduktion mit dem Badischen Staatstheater.

Freitag, 29. März 2019

Donizetti - Anna Bolena, 28.03.2019

Von Planung und Unplanung in der Karlsruher Oper
"Anna Bolena - zum vorletzten Mal". Wird auch diese Inszenierung wieder schnell und endgültig verschwinden? Zehn Monate nach der Premiere erfolgt nächste Woche schon wieder unwiderruflich die Derniere? Die heruntergespuhlerte Karlsruher Oper betreibt nun seit Jahren eine freud- und lieblose Repertoirepolitik, bei der man den Eindruck gewinnen kann, daß es nur noch darum geht, den Betrieb mit möglichst minimalem Programm und Aufwand aufrecht zu erhalten. Vor der Premiere scheint der Lebenszyklus einer Inszenierung schont fertig geplant, Luft zum Atmen und Sichentfalten bleibt den Werken kaum. Die Intendanz hinterläßt in den vergangenen Jahren bei manchen aufmerksamen Beobachtern den etwas peinlichen Eindruck der Semiprofessionalität und manch einer würde sich wohl wünschen, daß eine fähige Kulturpolitik endlich mal genauer hinsieht, wie zig Millionen Steuergelder eingesetzt werden.

Sonntag, 24. März 2019

Donzetti - Roberto Devereux, 23.03.2019

Bravo! Bereits in der letzten Saison war Donizettis Anna Bolena ein schöner Erfolg für die Karlsruher Oper, die gestrige Premiere von Roberto Devereux übertraf sogar noch die Vorjahresproduktion und wurde ein in jeder Hinsicht überzeugender Leistungsbeweis von allen  Beteiligten, der mit viel Applaus und Bravos belohnt wurde.

Sonntag, 17. März 2019

Strauss - Elektra, 16.03.2019

Wird es in der kommenden Spielzeit noch ein Operngala-Abo geben? Nach einer beunruhigend leeren Tosca hatte die neue Operndirektorin Braunger bereits im letzten Herbst angedeutet, daß aufgrund der stetigen Zuschauerflucht eine Entscheidung notwendig wird. Die prekär heruntergespuhlerte Karlsruher Oper hat jahrelang das Publikum auf Diät gesetzt, letzte Saison erfolgte dann ein Zuschauereinbruch (mehr hier). In dieser Saison kann man dem Publikum endlich mal wieder Besonderes bieten, Elena Moşuc war eine grandiose Anna Bolena, Joyce El-Khoury als englische Königin in Roberto Devereux (04.05.2019) ist eine hervorragende Wahl, und gestern war Elektra so gut besucht, daß man sich in kompetentere Zeiten zurückversetzt fühlen konnte. Hätte man sich am Badischen Staatstheater etwas mehr Mühe gegeben, wäre es wahrscheinlich noch voller geworden, aber bis zuletzt war auf der Internetpräsenz keine offizielle Bestätigung zu finden, daß die angekündigten Stars singen würden. Doch die Mundpropaganda funktionierte und bewies, daß das Publikum noch da ist, es kam nur einfach nicht mehr. Die Probleme an der Karlsruher Oper sind hausgemacht und in Verantwortung des Intendanten

Freitag, 8. März 2019

Waltraut Meier zu Gast am 16.03.2019

Irgendwie scheint man am Badischen Staatstheater keine Marketing-Affinität zu haben. Die für die Galavorstellung von Elektra am 16.03.19 angekündigte Agnes Baltsa als Klytämnestra mußte ersetzt werden, man hat hochkarätigen und spannenden Ersatz mit Waltraut Meier gewinnen können - aber auf der Homepage wartet man noch immer auf eine Mitteilung oder Hinweis dazu. Bisher sang- und klanglos wurden die Namen ausgetauscht, man scheint sich unsicher zu sein, ob das eine Meldung ist oder ob es überhaupt noch jemanden interessiert. Manch einer wird unken, daß der Intendant den Karlsruher Operndampfer längst im Flachwasser auf Grund gesetzt hat und verzweifelt versucht, wieder Fahrt aufzunehmen. Man kann manchmal auch vermuten, daß man längst ideenlos aufgegeben hat. Mit Catherine Foster als Elektra und Waltraut Meier hat man klangvolle Namen für die wenig spannende Inszenierung - man kann Wetten abschließen, wie leer die Vorstellung sein wird. So vieles läuft am Badischen Staatstheater schief, wenn man nicht das Ruder herumwirft und konsequent auf Qualität statt auf eitle Selbstdarstellung und Dünkel setzt, wird man weiter im Flachwasser plantschen. 

Mittwoch, 6. März 2019

Unterbezahlte Opernsänger

Auf der Internetseite der Wochenzeitung DIE ZEIT findet sich hier
https://www.zeit.de/campus/2019-02/opernsaenger-solist-musiker-gehalt-einkommen-beruf
ein interessanter Bericht über dir prekäre Lage von Opernsänger, hier speziell eines jungen Baßbaritons.

Freitag, 1. März 2019

Festkonzert der Deutschen Händel-Solisten, 28.02.2019

Gerade am Badischen Staatstheater sollte der Blick viel öfters in Richtung Frankreich gehen und französische Autoren und Komponisten in den Spielplan integriert werden. Peter Sloterdijk beschrieb das Verhältnis zum Nachbarland als "gegenseitige wohlwollende Nichtbeachtung", es wird wieder Zeit für mehr Beachtung. Die Händel-Festspiel sind in Karlsruhe ein überregionales Ereignis, das stets auch französische Zuschauer anlockt, mit dem renommierten Dirigenten Hervé Niquet hat man nun französischen Barock mit Händel kombiniert.

Mittwoch, 27. Februar 2019

Ellis - How to date a feminist, 26.02.2019

Dünnes Komödchen
Manche Liebe begründet sich nicht im weil, sondern im obwohl. How to date a feminst ist eine romantische Komödie, bei der ein Paar auf harmlose Hindernisse stößt, zweifelt und sich selbst im Weg steht - und das alles vor der Folie eines konstruierten Schubladendenkens, das Stereotype benötigt, um funktionieren zu können. Im Zeitraffer vergehen 18 Monate in 90 Minuten, für Entwicklungen ist keine Zeit: Kennenlernen, Zusammenkommen, Heiratsantrag, Hochzeit, Trennung und Versöhnung. Es geht Schlag auf Schlag, doch ohne Tiefgang, die Figuren bleiben auf der Strecke. Sowohl Text als auch Inszenierung kommen über Ansätze und Klischees nicht hinaus. Es fehlen Zauber, Reiz und Gefühl. Man kocht ein dünnes Komödchen aus üblichen Zutaten, richtet es hübsch an, doch über den faden Geschmack kann man nicht hinwegtäuschen. Die zweite von drei Komödien (Premiere war kurz vor Weihnachten) in Anna Bergmanns Versuch eines humorigen Winter-Specials (na ja, da ist noch deutliches Steigerungspotential)-: löst ebenfalls keine Lachsalven aus und bleibt betulich und flach.

Montag, 25. Februar 2019

Händel - Serse, 24.02.2019

Alle zwei Jahre finden parallel zu den Händel-Festspielen die Tarifverhandlungen der Länder statt und die Gewerkschaft ver.di ruft regelmäßig die Angestellten im Öffentlichen Dienst zum Warnstreik auf. Auch am Badischen Staatstheater wurde bereits gestreikt. Die aufwändige Inszenierung von Serse ist ein Paradebeispiel für die Leistungsfähigkeit der Werkstätten, Licht- und Bühnentechnik, Maske, Kostüme und Requisite. Ohne diese Mitarbeiter steht die Bühne still,  eine deutliche Gehaltserhöhung ist dringend notwendig, um qualifiziertes Personal für diese anspruchsvollen Jobs sowohl halten als auch neu gewinnen zu können. Daß man bei den Streiks bisher Rücksicht auf die überregional Besucher anziehenden Festspiele nimmt, verdient Applaus und Hochachtung. Theater leben nun mal nicht nur von Musikern, Bühnenkünstlern, Stars (und deren Starallüren), sondern auch von qualifizierter Vor- und Mitarbeit. Das erste BRAVO gebührt heute mal wieder den Stars hinter der Bühne.

Montag, 18. Februar 2019

Händel - Serse, 17.02.2019

Am Schluß gab's kein Halten mehr, das Barockopernglück floss über, das herzliche Publikum gab Sängern und Musikern stehende Ovationen. Die Inszenierung kommt an - virtuos, vergnüglich und unterhaltsam. Die zweite Vorstellung von Serse gelang noch runder als die Premiere.  

Samstag, 16. Februar 2019

Händel - Serse, 15.02.2019

Viva Las Vegas
Die Vorfreude war groß, die Erwartungshaltung hoch, alle fünf Vorstellungen waren frühzeitig ausverkauft - zu den 42. Karlsruher Händel-Festspielen hatte man für die Neuproduktion von Händels populärem Serse Franco Fagioli für die Titelrolle gewinnen können, Max E. Cencic führte Regie und übernahm selber die Rolle des Arsamene. Als nach vier Stunden der letzte Vorhang fiel, gab es begeisterten Jubel für eine außergewöhnlich turbulente, phantasievolle, witzige und kurzweilige Premiere.

Dienstag, 12. Februar 2019

4. Symphoniekonzert, 11.02.2019

Das 4. Symphoniekonzert hätte programmatisch in die Fastenzeit nach Fasching gepaßt, denn beide Stücke handeln vom Tod; dennoch ging es nicht depressiv oder seelisch am Boden zerstört zur Sache und das lag an motivierten und engagierten Musikern und Sängern.

Freitag, 8. Februar 2019

Vorschau (2): Händel-Festspiele 2020

Na, es geht doch. 2020 wird eine der wenigen Händel-Opern im Programm stehen, die bisher im Karlsruher Zyklus fehlen: Tolomeo. Für die Titelrolle hat man den vielversprechendsten Jungstar der Countertenor-Szene engagiert: Jakub Józef Orliński. Regie führt Benjamin Lazar, der Riccardo Primo bei Kerzenlicht auf die Bühne brachte. Unterstützt wird er von Adeline Caron (Bühne) und Alain Blanchot (Kostüme). Es dirigiert Federico Maria Sardelli, weiterhin singen Louise Kemény, Eléonore Pancrazi, Meili Li und Morgan Pearse.
Termine: Freitag, 14.02.20 / Sonntag, 16.02.20 / Mittwoch, 19.02.20 / Samstag, 22.02.20 / Dienstag, 25.02.20

Serse
wird wieder aufgenommen, allerdings ohne Franco Fagioli, den David Hansen ersetzt.
Termine: Freitag, 21.02.20 / Sonntag, 23.02.20 / Mittwoch, 26.02.20

Der Vorverkauf
für Abonnenten startet heute, alle anderen können ab 15.02.19 Karten beziehen
                                                                        

Freitag, 1. Februar 2019

Shakespeare - Viel Lärm um nichts, 31.01.2019

Ressentiments statt Liebe, Klamauk statt Komik
Hochmotivierte und sehr gute Schauspieler, eine von Shakespeares schönsten Liebeskomödien, eine Inszenierung die sowohl Vorder- als auch Hintergrund belebt und auch die Nebendarsteller nicht vergißt - und doch stimmt gestern einiges nicht. Die Regie hat Konstellationen geändert, viel Text und zwei neue Figuren hinzuerfunden, das Happy-End verhindert und dabei etwas Wichtiges vergessen. Das Publikum fällte sein Urteil über die neue Karlsruher Inszenierung von Viel Lärm um nichts unbewußt und ganz diskret, denn es dauerte fast eine Stunde bevor zum ersten Mal mehrere Zuschauer gleichzeitig lachten. Turbulent und komisch wurde es auch in der Folge nicht mehr. Und nicht nur auf die Komik mußte man warten, der Regisseurin entglitt auch die Liebe und ihr Zauber. Stattdessen war sie zu sehr damit beschäftigt, die männlichen Hauptrollen zu diffamieren - auf der Bühne stehen lauter Knallchargen. Doch wie soll Liebe oder Komödie funktionieren, wenn die Inszenierung auf Ressentiments setzt und unsympathische männliche Figuren schafft? Es ist inzwischen zu befürchten, daß man nur dann einen Job am Karlsruher Schauspiel bekommt, wenn man zum Lachen in den Keller geht und männerfeindlich ist.

Montag, 28. Januar 2019

Opern-Vorschau

Seitdem man in Karlsruhe bei Inszenierungen verstärkt auf Kooperationen setzt, erfährt man frühzeitig die Programmpläne des Badischen Staatstheaters. Es kommt bspw. Puccinis Turandot (schon wieder, zuletzt 2006), die Inszenierung läuft bereits am Teatro Massimo in Palermo und wird neben Karlsruhe auch in Bologna gezeigt, mehr dazu hier: http://www.teatromassimo.it/eng/on-stage/opera/turandot.html. Auch sonst scheint Intendant Spuhler seinem Motto treu zu bleiben: keine Experimente! Wie man aus der Baumeisterstraße hört, soll der Intendant auch für die kommende Saison auf weitere Opern setzen, die bereits im letzten Jahrzehnt bzw. nach 2000 in Karlsruhe zu sehen waren.

Sonntag, 27. Januar 2019

Strauss - Elektra, 26.01.2019

Aus zweiter Hand 
Endlich mal wieder Richard Strauss! Doch es gibt viele Fragezeichen bei der neuen Elektra. Wieso bringt man eine Oper, obwohl man keine der drei weiblichen Hauptrollen aus dem eigenen Ensemble besetzen kann und deren letzte Karlsruher Inszenierung im letzten Jahrzehnt noch nicht so lange her ist? Und wieso gerade diese kaum bemerkenswerte Alibi-Inszenierung, die aus zweiter Hand kommt (eine Koproduktion, die bereits an zwei anderen Häusern gezeigt wurde) und die Geschichte aus zweiter Hand erzählt, nämlich als Phantasie einer überspannten Museumsbesucherin, die sich in die Handlung träumt? Elektra ist eine Oper unter Hochspannung, pausenlose 100 Minuten voller Aggression, Rachephantasien, Haß, Wut und Sühnemord - eine Geschichte, deren heißer archaischer Kern eine dunkle Glut ausstrahlen muß. Wieso sollte man hier eine weitere distanzierende Ebene einbauen? Tatsächlich verliert die Karlsruher Elektra an Wucht und Wirkung. Sängerisch gab es bei der gestrigen Premiere Licht und Schatten, nur Justin Brown und die Badische Staatskapelle verliehen Strauss' großartiger Oper die erforderliche orchestrale Stimmung.

Freitag, 18. Januar 2019

Vorschau (1): Händel Festspiele 2020

Laut gut informierter Freunde barocker Opern soll 2020 nun doch eine der wenigen Händel-Opern im Programm stehen, die bisher im Karlsruher Zyklus fehlen: Tolomeo. Für die Titelrolle scheint man den vielversprechendsten Jungstar der Countertenor-Szene engagiert zu haben: Jakub Józef Orliński.

@A: Большое спасибо за информацию

Montag, 14. Januar 2019

Festakt 300 Jahre Badisches Staatstheater

Das heruntergespuhlerte Jubiläum
Es kam, wie es kommen mußte. Keine Erwartung wurde positiv übertroffen, zwischen Kuchenbuffet, Kindergeburtstag und Sonntagsreden fand sich weder Inspiration noch Kreativität oder Ambition - es gibt Vereinsfeiern, die engagierter vorbereitet sind. Was sich hingegen gestern als "Festakt" ereignete, gelang nur dort, wo das gutmütige und geduldige Karlsruher Publikum dem Jubiläum Wärme verlieh und auf der Bühne, wo Musiker und Sänger retteten, was zu retten war.

Sonntag, 13. Januar 2019

Donizetti - Anna Bolena, 12.01.2019

Glanzvolles Gala-Glück
Am Vorabend des jubellosen Jubiläums zum 300. Geburtstag des Karlsruher Theaters durfte doch gejubelt werden: Anna Bolena war erneut berückend schön gesungen und musiziert.

Dienstag, 1. Januar 2019

Mumpitztheater (9): Desinteresse statt Jubiläum

Die überforderte Intendanz
Am Sonntag, den 13. Januar 2019 feiert das Badische Staatstheater seinen 300. Geburtstag. Was hätte wohl eine andere Theaterleitung aus diesem Anlaß gemacht!?! Eine andere Intendanz hätte gezeigt, wie kreativ, einfallsreich und wertvoll das Theater ist, man hätte ein entsprechendes Programm auf die Beine gestellt, eine besondere Spielzeit, ein Festival oder ein Festmonat mit besonderen Aufführungen, früheren Ensemblemitgliedern, Gästen, Gastspielen und aktuellen Stars, ein Anlaß zum Feiern mit klarem künstlerischen Mittelpunkt - Bühne und Aufführungen und die geballte Kreativkraft des Badischen Staatstheaters. Doch die aufmerksamen Besucher des Badischen Staatstheaters wissen, daß genau hier die (Kreativ-)Schwäche der Karlsruher Theaterleitung liegt und es kaum überraschend ist, wie uninspiriert, spießig, freudlos, desinteressiert bzw. überfordert es wirkt, was Intendant Peter Spuhler zum Jubiläum zu bieten hat. Und auch zur weiteren Herabwirtschaftung der Oper gibt es gleich zu Jahresbeginn unschöne Gerüchte.