Sonntag, 13. Oktober 2019

Offenbach - Hoffmanns Erzählungen, 12.10.2019

Matineen sind doch etwas Schönes, vor allem bei einer opulenten vierstündigen Oper wie Hoffmanns Erzählungen, die gestern so mitreißend vor ausverkauftem Haus dargeboten wurde.
Das Publikum am Samstagnachmittag - zumindest äußerlich nehmen viele den Anlaß ernst und zeigen den Willen, die Opernvorstellung als etwas Besonderes zu sehen, trotz über 20 Grad Celsius gab es ungewöhnlich viele Krawatten, Sakkos bzw.Kombinationen, auch Operndirektorin Braunger lief  schick durch die Gänge. Der Kontrast zu den nachmittäglich entspannter gekleideten Zuschauern mit Kurzarm oder manche mit Steppjacke und Schal, die auf Herbst setzten, wollte nicht stören, nur zu spät gekommene und unsäglich schwatzende Besucher verhinderten im Obergeschoß 10 Minuten den fließenden Einstieg in Offenbachs Oper. Ein weiterer Vorteil des nachmittäglichen Opernvergnügens: vier Stunden machen Appetit und den unmittelbaren Eindruck kann  man noch lange auf sich wirken lassen, bevor man zu müde wird.
Die gelungene Inszenierung (mehr hier zur Premiere) kommt an, eine runde Leistung von Orchester und Dirigent Dominic Limburg, Chor und Sänger, bei denen man kaum jemand hervorheben kann. Als Nicklaus sang eine aufregend sinnliche klingende Dilara Baştar, Sophia Theodorides meisterte als Olympia bewunderungswürdig Spitzentöne und virtuose Passage,  Agnieszka Tomaszewska hat als Antonia an Dramatik, Barbara Dobrzanska als Giulietta an Zwielichtigkeit noch hinzugewonnen. Starke Szenen haben Julian Hubbard in der Titelrolle, Vazgen Gazaryan als Crespel sowie Matthias Wohlbrecht in vier kleineren Rollen. Nicholas Brownlee war kein Jetlag anzumerken, im Verlauf der Woche war er erst aus Los Angeles zurückgekehrt, wo er in La Bohème sang.

Fazit: Viel Applaus, eine tolle Besetzung, eine ordentliche Inszenierung - eine Produktion, die der Karlsruher Oper gut tut. Auf die Gala-Vorstellung mit Ramon Vargas und Nino Machaidze als Antonia am 29.12.2019 kann man sich freuen.