Montag, 20. Mai 2019

Mumpitztheater (12): Der falsche Intendant

Vom Blog zum Kummerkasten
Seit fast acht Jahren schreibe ich diesen eigentlich ganz intim auf eine kleinstmögliche familiäre  Zielgruppe setzenden Blog. Dennoch haben viele mir unbekannte Leute geschrieben - darunter regionale und überregionale Zuschauer mit Meinungen und Kommentaren zu Inszenierungen und Vorstellungen. Aber auch Theater-Mitarbeiter, Angehörige von Mitarbeitern sowie frühere Mitarbeiter meldeten sich; Einige schickten mir Informationen und Neuigkeiten, doch viele wollten  ihr Leid klagen und die Ursache ihrer Unzufriedenheit hatte stets einen Namen: Generalintendant Peter Spuhler und seine Amtsführung. Ich konnte und kann kaum nachvollziehen, ob all die Vorwürfe gerechtfertigt sind, viele Kommentare habe ich deswegen nie veröffentlicht. Aber doch gab es in manchen Schilderungen Übereinstimmungen, die Tendenzen waren eindeutig und nicht zugunsten der Intendanz. Auffällig war auch, daß in den vergangenen Jahren niemand etwas Gutes über die Intendanz zu sagen hatte, die Verschlechterungen und Qualitätseinbußen der letzten Jahre sind zu offenkundig - den Schönrednern fehlen offensichtlich die Argumente. Dieser Blog wurde zum Kummerkasten für zu viele Leser - denn das Badische Staatstheater hat den falschen Intendanten.
   
Niemand konnte mir bisher etwas Vorteilhaftes über die Intendanz berichten, wer über ihre Defizite schreiben will, weiß kaum, wo er anfangen soll (ein Sammelsurium des Ungenügens findet sich als Problemzone hier). Wenn man mit wenigen Worten das Defizitäre beschreiben wollte, dann könnte man über die unoriginelle, freud- und phantasielose Programmgestaltung schreiben und das Mißverständnis beschreiben, Theater nicht mehr als Zweck zu betrachten, sondern als Mittel zu Selbstdarstellung und Karriere. Berechnung statt Inspiration, Beruf statt Berufung, Vorgegaukeltes und Claqueur-Verdacht - die eher plump wirkende Art, Theater zu machen, denn wem es an Phantasie und Freude mangelt, der kann aufgreifen, was sich in seiner Filterblase als Bodensatz sammelt oder die Themen wiederkäuen, die sowieso in den Medien sind oder politisch opportun sind. Man behauptet Relevanz, ohne wirklich kreativ zu sein, man läuft anderen hinterher und glaubt, es sei eine Leistung, seinen Senf dazuzugeben. Man zeigt eine ideologische Verklemmtheit und opportunistische Bequemlichkeit, die nichts hinterfragen will, sondern Antworten geben will. Man spürt die Seichtheit des Mittelmaßes, die ihre Zuschauer bepredigen will; Ein Theater ohne Stimme, die Kontra geben kann, lieber konformistisch und glatt, spießig und miefig. Mancher kritischer Zuschauer wird das Gefühl wiedererkennen, daß man in Karlsruhe das Theater der Eunuchen, Wiederkäuer und Spießer erlebt. Die Komödie, die man dem Publikum bietet, findet nicht auf der Bühne statt.

2 Kommentare:

  1. Hallo.
    Das Wichtigste bitte nicht vergessen :
    Jeder Angestellte möchte dem Zuschauer einen tollen Abend bescheren,unten wird Kunst gemacht,oben nur noch Politik.
    Dennoch - so mancher neuer Intendant wird sehen,daß man seine Zukunft auch ganz schnell versenken kann und kein anderes Theater mehr offen steht ,Zitat Loriot : "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat.Dort ist er tragbar,geräuschlos und leicht zu entfernen."

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen Dank, das trifft es zu 100%: unten wird Kunst gemacht, oben nur noch Politik - selten hat das Karlsruher Theater sich von oben unkünstlerischer präsentiert als in den spuhlerschen Jahren des Oberlehrertums

      Löschen