Freitag, 17. Mai 2019

Mumpitztheater (10): Gnadenbrot für Generalintendant Spuhler

Nicht jeder macht von Karlsruhe aus Karriere
Die Geschichte ist inzwischen hinlänglich bekannt: Peter Spuhler kam als Intendant nach Karlsruhe, um vier Jahre später wieder weg zu sein: er hoffte auf den Intendantenjob in Basel. Sein Vorgänger Achim Thorwald soll sich im Vorfeld bereit erklärt haben, als Interimsintendant einzuspringen, Stadt und Land wollten Spuhler ziehen lassen. Doch es kam anders, Basel sagte ab, die Karriere des Intendanten kam ins Stocken. Mutigerweise lehnte man sich am Badischen Staatstheater aus dem Fenster: "Karlsruhe ist keine Endstation", "Von Karlsruhe aus macht man Karriere". Doch vergeblich: kein anderes Theater wollte den Intendanten haben. In Karlsruhe gewährt man GI Spuhler nun Gnadenbrot und hat ihn quasi aus Erfolglosigkeit um 5 weitere Jahre bis 2026 verlängert.
  
Karlsruhe als Endstation
Als regelmäßiger Besucher, der durch leidvolle Erfahrung hautnah beobachten durfte, was da an einem einst sehr gut aufgestellten Haus passiert, darf man mutmaßen, warum die Karriere des Intendanten ins Stocken geriet. Zu viele Defizite offenbarten sich, Qualitätsprobleme, personelle Fluktuationen, die Überhitzung des Betriebs. Probleme und Konflikte brachen am Badischen Staatstheater auf, der gescheiterte Absetzungsversuch gegen Verwaltungsdirektor Michael Obermeier, Proteste gegen den Intendanten, Oberbürgermeister Mentrup beruhige die Gemüter mit einem Mediationsverfahren, das sich als kosmetischer Trick entpuppte. Künstlerisch ging es bergab, dilettantische Inszenierungen, lieblose Programmgestaltung, freudloses Theater. Die künstlerische und inhaltliche Überforderung wurde übertüncht, das Theater instrumentalisiert zur Selbstdarstellung in billiger Pose, ein Moralprediger- und Volkserzieher-Theaterkonzept .... - der für Theater fatale Mief der Spießigkeit breitete sich aus und es erwies sich, daß der Fisch vom Kopf stinkt.

Eine Generallobbyist in eigener Sache
Peter Spuhler mag als Theaterindendant keine optimale Besetzung sein, an ihm scheint vor allem ein Lobbyist verloren gegangen zu sein. Denn einen Plan B hatte der Intendant in der Schublade. Von außen betrachtet scheint die Verlängerung vor allem geglücktes Beziehungsmanagement - der richtige Kontakt zu den entscheidenden Leuten, die es mit Inhalten nicht so genau nehmen. Den Schwachpunkt der Kulturpolitik hatte er instinktiv erraten: die Kulturpolitiker, die selber kaum ins Theater gehen und sich gerne unter die Arme greifen lassen.

In Karlsruhe enden auch Karrieren
Kunst lebt von der Abwechslung, vom Wechsel, vom Neuen. Es gilt deshalb als ungeschriebene Theaterregel: Länger als ein Jahrzehnt sollte kein Entscheider auf seinem Posten kleben. Fristen, die darüber hinaus gehen, sind oft Überbrückungen bis zur Rente oder Zuteilungen von Gnadenbrot. Mit seiner Verlängerung um weitere 5 Jahre als Generalintendant des Badischen Staatstheaters hat sich Peter Spuhler für das Gnadenbrot entschieden. Die Quittung müssen nun Steuerzahler und Zuschauer bezahlen.

(Fortsetzung folgt)

2 Kommentare:

  1. Schade ist auch, dass Spuhler bleiben kann, und Birgit Keil geht. Ihr Vertrag wurde nicht verlängert.Ihr Vorschlag den Tänzer und Choreographen Bodin als ihren Nachfolger einzusetzen wurde abgelehnt. Die Frau die das Karlsruher Ballet zu einem großen Erfolg gebracht und internationale Begegnungen ermöglicht hat. Bodin hätte ihre Unterstützung und die entsprechenden Verbindungen mitgebracht. Nun hat man sich für renommierte Tänzerin aus Stuttgart für den Posten entschieden, wohl weil sie in das Konzept dieses Mal nur Frauen als Direktoren zu besetzen und die dahinter stehende Ideologie besser hineinpasst. Auf die Jahre lange erfolgreiche Arbeit von Frau Keil und ihre sorgfältig aufgebaute und gewachsene Kompanie wird keine Rücksicht genommen. Warum unterbricht man diese tradionsreiche Linie?

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    1. Bridget Breiner gehörte wie Birgit Keil zum Stuttgarter Ballett. Thiago Bordin wurde durch Birgit Keils Akademie des Tanzes in Mannheim gefördert. Beide sind eine sehr gute Wahl, Breiner ist deutlich erfahrener und hat mehr Reputation. Daß die Landeskulturpolitik sie wieder zurück ins Land holen wollte, ist für mich nachvollziehbar. Bordin muß sich als Ballettdirektor erst noch seine Sporen verdienen. Vielleicht ist er in 10 Jahren dann in Karlsruhe ....

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