Freitag, 19. Juli 2019

Rückblick (2): Zuschauerzahlen der Spielzeit 2018/2019

Schauspiel im Sinkflug. Oper leicht erholt, aber noch zu schwach
Gewinner der Spielzeit ist mal wieder das Ballett! Anna Bergmann ist im Schauspiel die große Verliererin.

Birgit Keil und das Badische Staatsballett erreichten 2017/18 49.501 Ballettbesucher und eine Rekordspielzeit mit 99,03% Auslastung. In dieser Saison waren es sogar 50.186 Besucher bei 98,78%. Seit Jahren ist das Ballett die Vorzeigesparte, die selbst der Intendant nicht herunterspuhlern konnte/wollte.

Es gab in dieser Spielzeit eine leichte Erholung in der Oper: ca.88.405 Besucher kamen zu den Opernaufführungen (Auslastung von 77 %). In der Spielzeit 2012/13 hatte man noch knapp 110 Tausend Opernbesucher, 2016/17 hatte man noch ca. 97 Tausend Besucher in der Oper, 2017/2018 gab es einen massiven Einbruch, 14.000 Besucher weniger, nur noch knapp 83 Tausend Opernbesucher (70.2% Auslastung). Die Oper bleibt leicht stabilisiert in der Krise

Justin Brown und die Badische Staatskapelle blicken auf eine Spielzeit mit 36.308 Besuchern zurück. Die Auslastung liegt bei 84,08 %. 2017/18 waren es etwas mehr: 39.446 Konzertbesucher mit 91% Auslastung. Erneut ein sehr gutes Ergebnis.

76 Tausend Zuschauern gab es noch 2017/18 im Schauspiel, Anna Bergmann schrumpfte das Ergebnis auf 65.764 Besucher (Auslastung von 78%, immerhin minimal höher als in der schwächelnden Oper). Ca. 10.000 Zuschauer weniger - das ist ein Rückgang um ca. 15% und ähnlich drastisch, wie vor einem Jahr der Absturz in der Oper. Allerdings kann man hier entwarnen, im Jahr zuvor gab es mit Hair eine erfolgreiche Musical-Produktion im Großen Haus, in der kommenden Saison könnte Shockheaded Peter diese Lücke schließen.Die Anzahl der Aufführungen soll ebenfalls gesunken sein, die Auslastung sank um ca. 4-5%.

Das Kindertheater hatte vor einen Jahr 31.586 Besucher, dieses Jahr steigerte man sich deutlich auf 39.969 Zuschauer (Auslastung von 88,21%). Aschenputtel hatte die höchste Gesamtbesucherzahl

Im Volkstheater hat man kreativ gemogelt, mit dem professionell besetzten spartenübergreifenden Projekt Ladies First konnte man unter Beteiligung sehr vieler Amateure als Multiplikatoren (Angehörige als Besucher) und einer Positionierung im Abo die kränkelnde Sparte künstlich "erfolgreicher" machen. Ca. 5000 Zuschauer, wahrscheinlich viele mit kostenlosen Eintrittskarten, sowie schnelle Absagen, wenn Vorstellungen schlecht besucht waren. Künstlich geschönt und verschwendetes Geld, das den Profis fehlt.

Die Gesamtanzahl der verkauften Karten liegt konstant bei ca. 285 Tausend. Letztes Jahr, nach Ende der Spielzeit 2017/18 waren es 284.503 Besucher - diese Größenordnung +- ca. 5% ist übrigens seit 2000/2001 in Karlsruhe konstant, Intendant Spuhler mußte dafür allerdings die Anzahl der Vorstellungen stark erhöhen, wo man früher ca 750 Termine ansetzte, waren es in den letzten Jahren über 1000, in der abgelaufenen Spielzeit sollen es ca. 960 gewesen sein.

12 Kommentare:

  1. Lieber Herr Honigsammler,
    ist es nicht erfreulich, dass so viele junge Frauen gemeinsam mit den Opernchordamen bei „Ladies First“ auf der Bühne stehen? Es war schwer an Karten zu kommen, weil ständig ausverkauft und es gab bei meinem Besuch standing ovations und gleich zwei Zugaben. Die Chordamen einmal so nah und aktiv und intensiv und ganz anders als sonst zu erleben, war eine große Freude und hat mir Lust gemacht wieder öfter in die Oper zu gehen. Ich könnte mir vorstellen, dass es den mitwirkenden jungen Frauen ähnlich geht. Außerdem war es unterhaltsam und es gab viel zu Lachen, was ja immer seltener vorkommt im Theater.
    Ich verstehe auch nicht, warum es schlecht sein soll, dass viele Mitwirkende Multiplikatoren sind und viele Angehörige mitbringen. Es besteht ja die Hoffnung, dass diese dann auch mal wieder ins Theater kommen und so können neue Besucher gewonnen werden. Oder sollen wir z. B. die Angehörigen von Orchestermusikern unter den Konzertbesuchern nicht mehr mitzählen?
    Also ich sehe nichts Schlechtes an dieser Inszenierung. Und empfinde ihre Darstellung etwas einseitig.

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    1. Vielen Dank für Ihren Kommentar. Daß Ladies First gut lief, verdankt es den wunderbaren Chordamen, die Zuschauer kommen nicht wegen den Laiendarstellerinnen. Das Volkstheater profitiert davon zwar zahlenmäßig, der Erfolg gebührt aber dem Opernchor. Die Zuschauer kommen wegen den Profis, nicht wegen den Amateuren. Übrigens hört man unter der Hand, daß manche "Profis" nicht begeistert davon sind, die Bühne mit "Dilettanten" zu teilen. Ansonsten ist das Volkstheater eine Totgeburt, meines Erachtens wird zuviel Geld verbrannt für minimalen Ertrag. Als Volkshochschulprojekt ist Volkstheater angemessen. Das Badische Staatstheater bekommt Steuermillionen zur Förderung des Besonderen, nicht zur Organisation des Zeitvertreibs für durchschnittlich begabte Menschen mit zu viel Freizeit. Jeder Euro, der vom Staatstheater in Volkstheater fließt, ist verschwendetes Steuergeld, das besser angelegt werden muß, und zwar in Hochtalentierte.

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  2. kindertheater wird dem nicht gerecht, wir gehen mittlerweile öfter in die insel als ins schauspiel, gute inszenierungen. jugend ohne Gott oder das musical zum beispiel, haben uns sehr gut gefallen

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    1. Vielen Dank für Ihren Kommentar. Das "Junge Staatstheater" verfolge ich nicht, die Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche. Ich kann zu den Produktionen nichts sagen. Mit ca 4 Vorstellungen/Monat bin ich ausgelastet, Familie und Beruf werden mich noch einige Jahre beschäftigen - ich werde diese Sparte in absehbarer Zeit keine Aufmerksamkeit widmen können

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  3. Intern hört man von über 300.000 Zuschauern

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    1. Transparent und seriös ist die Intendanz mit den Zahlen nicht zu 100%. Interessant und vergleichbar sind nur die in Karlsruhe verkauften Eintrittskarten. Rechnet man die offiziellen Zahlen zusammen
      50186 Ballett
      36308 Konzert
      88405 Oper
      65764 Schauspiel
      5004 Volkstheater
      39969 Kindertheater
      ------
      = 285636 Karten
      wobei ich nicht die Hand ins Feuer legen würde, daß das nur verkaufte Karten sind und keine Freikarten
      Höhere Zahlen sind bspw. durch Gastspiele möglich und Veranstaltungen, für die kein Eintritt verlangt wird.

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  4. "Die Gesamtzahl der verkauften Karten liegt konstant bei 285 Tausend" resümiert Honigsammler. Ein Blick im Internet in den Staatshaushaltsplan 2018/19, Kapitel 1479, Seiten 706 ff, wirft Fragen auf und lässt Zweifel an der Wahrhaftigkeit der gemeldeten "verkauften" Karten aufkommen: Wieso sind trotz erhöhter Kartenpreise die Einnahmen von 6,2 Mio € im Spielplan 2015/16 auf weniger als 6 Mio € in 2018/19 gesunken?
    Auch lohnt mal ein Blick nach Stuttgart: im Wirtschaftsplan 2018 planen die Schwaben 16 Mio € Einnahmen und 107 Mio € Ausgaben. In Karlsruhe sind es weniger als 6 Mio € Einnahmen, aber 50 Mio € Ausgaben. Gegenüber Karlsruhe machen die in Stuttgart fast dreimal so viel Umsatz, brauchen aber nur etwa doppelt soviel Zuschüsse vom Geld der Steuerzahler. Was machen die in Stuttgart anders? Mal drüber nachdenken!

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    1. Vielen lieben Dank für den Hinweis. Innerhalb weniger Jahren hat man bis zu ca. 30.000 Opernkarten weniger verkauft, die Anzahl günstiger Karten dürfte gestiegen sein, mehr Kindertheater, Volkstheater etc. Daß die Einnahmen sinken, liegt meines Erachtens an den falsch gesetzten Schwerpunkten. Aber was Zahlen und Fakten angeht, ist man am Theater in den letzten Jahren nicht transparenter geworden.

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  5. Einbruch in im der Kantine des Staatsheaters. Die Theaterleitung möchte umgehend wisse,wie vile
    Personen daran beteiligt waren, um diese dann in die Besucherstatistik aufzunehmen können.

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  6. "Verkaufte Karten" meint meines Wissens nach "Besucher" und beinhaltet die Anzahl tatsächlich bezahlter Karten und Freikarten.
    Es war schon während Spuhlers Heidelberger Intendanz ein bewährtes Mittel, für nicht gut verkaufte Vorstellungen (sprich: den Schrott wollte keiner sehen) Karten zu verschenken, z.B, an den Jugendclub, Schulklassen etc. Das Prinzip wird allerdings an allen Häusern angewandt, an denen ich bisher gearbeitet habe. Bei manchen Häusern ist der Bedarf danach höher, bei manchen niedriger...

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    1. Vielen Dank. Interessant ist, daß die Anzahl der verkauften Karten ungefähr konstant ist, die Preise vor wenigen Jahren stärker als im Rahmen des Inflationsausgleich erwartet stiegen und die Einnahmen zurück gegangen sein sollen. Da man bspw. in der Oper bis zu 30.000 Karten weniger verkaufte als noch vor wenigen Jahren und Zugewinne im Kindertheater hat, scheint das ein Beleg für die falsche Spartengewichtung der Intendanz. Wie viele Karten man (mehr) verschenkt oder begünstigt abgibt wäre ebenfalls zu berücksichtigen. So oder so: es mangelt an Transparenz und die Zuschauerzahlen haben ein Geschmäckle.

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