Mit Nabucco scheint das Badische Staatstheater einen Volltreffer gelandet zu haben, alle fünf in diesem Jahr angesetzten Vorstellungen sind fast ausverkauft, nur wenige Plätze sind für November und Dezember überhaupt noch verfügbar. Die vermeintlich beliebtere Bohème hinkt trotz bevorstehender Weihnachtszeit in der Publikumsnachfrage hinterher. Was macht Nabucco so gefragt?
Die Inszenierung kann es nicht sein, denn die kommt über Ansätze nicht hinaus. Die Szenen vor und nach der Pause scheinen aus unterschiedlichen Konzepten zu stammen, die fremd wirkenden geflügelten Figuren am Ende des 1. und 2. Akts sind nach der Pause verschwunden, dafür ist man plötzlich in der heutigen arabischen Welt. Der starke rote Faden fehlt dabei, die Kompensation durch starke Einzelszenen wird nicht erfüllt. Auch der aktuelle Zeitbezug nach dem Terror der Hamas gegen die israelische Bevölkerung scheint kein Grund zu sein.Musikalisch und sängerisch hingegen bleibt dieser Nabucco in Erinnerung, insbesondere Konstantin Gorny, der als Zaccaria die stärkste Bühnenpräsenz hat, sowie der großartige Staatsopernchor und das von Yura Yang mitreißend dirigierte Orchester. Als Fenena überzeugte gestern die mit schönem Timbre singende Florence Losseau, ansonsten gefiel erneut die Premierenbesetzung.
Wieso kommt also das Publikum aktuell zahlreich zu Nabucco? Eine kleine Umfrage mit zufälligen Sitznachbarn im Parkett ergab sich auf die Frage eines Zuschauers, in welchem Akt denn der Gefangenenchor zu hören sei. Die Neugierde auf Nabucco verdankte sich bei dieser statistisch nicht aussagekräftigen Besuchergruppe aus der Vorfreude auf den berühmten Chor sowie aus der Unbekanntheit der Oper: niemand hatte Nabucco zuletzt live erlebt, in Karlsruhe gab es 30 Jahre keine Aufführung, auch im Umland scheint es keine Inszenierung gegeben zu haben oder wenn, hat sie sich nicht aufgedrängt. La Bohème hingegen schienen viele noch im Ohr zu haben, das Interesse war geringer. Um das Publikum anzulocken, scheinen Experimente und Nebenwerke aktuell weniger erfolgsversprechend als der Fokus auf das fehlende Hauptrepertoire, also bspw. Cavalleria Rusticana, Pagliacci, Lucia di Lammermoor, Troubadour und Die Macht des Schicksals?
Kurze Frage:Berichten Sie über die Nichtverlängerungen in den Sparten???
AntwortenLöschenJa, aber erst in ca. 5 Monaten, wenn offiziell bekannt gegeben ist, wer kommt und wer geht. Ich kenne bisher bestenfalls Gerüchte und da einerseits die Entscheidungen längst gefallen sind, andererseits ich die Beweggründe nicht kenne (manche gehen von sich aus, andere werden gegangen), lasse ich mich überraschen. Wie immer wird es in dieser Situation diskutable Entscheidungen geben, manche gehen, die ich vermissen werde und nie hätte gehen lassen, manche bleiben, die ich nicht vermissen würde. Zur Beurteilung fehlen dem Publikum i.d.R. die Hintergrundinformationen, es bleibt nur die Tatsache: geht oder bleibt. Der Rest ist für Außenstehende Spekulation.
Löschen