Sonntag, 22. Oktober 2023

Verdi - Nabucco, 21.10.2023

Das Elend der Heuchelei
Die Handlung von Verdis Nabucco erzählt vom Leid des israelischen Volkes. Zwei Wochen vor der gestrigen Premiere wurde Israel angegriffen, hunderte Zivilisten -Säuglinge, Kinder, Frauen und Männer- durch ein an ein Pogrom erinnerndes Massaker der palästinensischen Terrormiliz Hamas  teilweise bestialisch ermordet. Und das Badische Staatstheater schwieg dazu. Es ist schon seltsam und bezeichnend: Seit Jahren ist das Theater instrumentalisiert für politische Botschaften aus dem ideologischen Milieu; führende Mitarbeiter des Theaters, bspw. die künstlerische Betriebsdirektorin Uta-Christine Deppermann und der geschäftsführende Direktor Johannes Graf-Hauber, dürfen die Webpräsenz des Badischen Staatstheaters für persönliche Darstellungen instrumentalisieren und ließen sich bspw. letztes Jahr während der Fußballweltmeisterschaft (nach dem Eklat durch Innenministerin Nancy Faeser in Katar, als diese  den Arabern mal so richtig zeigen wollte, auf welchem Niveau der deutsche Regenbogen-Moralhammer hängt) auf Social Media Seiten des Staatstheater wie Faeser mit Armbinde ablichten. Daß Deutsche, die ihre vermeintliche Überlegenheit wie in den 1930/40ern ausgerechnet mit Armbinde (und dann noch im Ausland) präsentieren, einen peinlich geschichtsvergessenen Eindruck abgeben, sei mal hintenangestellt. Doch wieso gab es nun keine Israel-Flaggen oder andere Solidaritätskundgebungen beim Badischen Staatstheater zu entdecken? Wenn Mitarbeiter sogar Solidarität mit einer wenig beliebten SPD-Ministerin zeigten, wieso dann nicht erst recht jetzt  mit Israel?
"Wo sind die israelischen Flaggen?", fragte Simon Strauß bereits am 10.10. in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (und zwar hier). "Unsere kulturellen Institutionen halten sich mit Zeichen der Solidarität bislang auffallend zurück. Es ist, als ob man Hemmungen hätte, sich die israelische Flagge ins Haus zu holen.  .... Wo sind die Banner, die Plakate, die Transparente? All die symbolpolitischen Aushängeschilder, die unsere kulturellen Institutionen sonst sehr gerne sehr schnell in ihre Schaufenster hängen .... Man kann das sehr gerne sehr kritisch sehen .... ".
Die WELT attestierte (und zwar hier) der Kulturszene im Land: "Der Israelhaß ist ein strukturelles Problem" und spielt damit auch auf das Versagen der "Kulturbeauftragten der Bundesregierung" Claudia Roth bei der letzten Documenta an, die im Frühsommer des Jahres dafür die Quittung bekam: bei einem vom Zentralrat der Juden in Deutschland organisierten Ereignis wurde die Grüne Politikerin  beim Grußwortdreschen lautstark ausgepfiffen und ausgebuht. Der Berliner Tagesspiegel fand damals die richtigen Worte für die fehlende Solidarität mit jüdischen Mitbürgern: "Es wird Zeit, mit Claudia Roth und denen, die ihres Geistes sind, Tacheles zu reden(mehr dazu hier). Daß Islamverbände keine deutlichen Worte gegen die Ermordung israelischer Zivilisten fanden und sich scheuen, Mörder als solche zu benennen oder bundesweit ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen, daß Menschen mit arabischen Wurzeln auf die Straße gingen und die wahllosen Morde an Frauen und Kinder feiern und doch nur geballten Haß ausdrücken wollen, mag nur die überraschen, die ein naives Verhältnis zu diesen Kreisen pflegen. Auch diesmal blieb der bemerkbare Aufstand der Anständigen im arabischen bzw. islamischen Kreisen aus.
"In Berlin werden die Haustüren von Häusern markiert, in denen jüdische Familien leben. Es gibt versuchte Brandanschläge auf Synagogen. Jüdische Schulen und Kindergärten werden mit Dutzenden Polizisten bewacht. Das Holocaust-Mahnmal muss mit einer Hundertschaft Polizei geschützt werden." - das Badische Staatstheater schwieg, als ob dies ein hinzunehmender Tribut für "Vielfalt", "Diversität" und andere Sonntagswunschfloskeln aus dem Milieu sei. Ein Menschenalter war es undenkbar, daß es in Deutschland innerhalb von zwei Wochen 1100 antisemitische Straftaten geben könnte - nun wird jüdisches Leben wieder massiv bedroht. Es gab keine Solidaritätsbekundung von Seiten des Theaters.
Erst zehn Tage nach den Massakern erfolgte eine Reaktion. Das Badische Staatstheater machte sich aber lediglich die Erklärung des Deutschen Bühnenvereins zu eigen (hier). Doch niemand aus dem Intendanz-Team oder eines anderen Gremiums gab seinen Namen oder sein Foto dazu. Bei der Vermutung von Mikroaggressionen gegen das eigene Klientelmilieu wird vermeintlich Haltung gezeigt, beim Judenhaß und Makroaggressionen wird geschwiegen. Dieses Schweigen des Badischen Staatstheaters und seines Top-Managements ist eine moralische Bankrotterklärung. Wer sich gerne als Moralapostel*ette und Vorzeigehaltungsclown*inchen präsentiert oder glaubt, das Theater für private Meinungen instrumentalisieren zu können und dann im entscheidenden Moment schweigt, der muß sich fragen lassen, was Heuchelei, was Doppelmoral und was gelebte Israelfeindlichkeit ist, und die vergangenen zwei Wochen waren eine Bloßstellung für eine kleine Minderheit im Theater, die sich sonst doch so gerne in Szene setzt und wohlfeil ablichten läßt. Wenn einzelne Mitarbeiter der Intendanz und anderer Gremien am Theater  israelfeindlich bzw. antisemitisch sind oder es nicht für opportun halten, sich zu solidarisieren - bedauerlich, doch jeder darf seine Meinung haben; Aber wenn sich das Staatstheater einerseits für persönliche politische Botschaften kapern läßt (die nichts auf den Seiten eines Theaters verloren haben), dann aber als Theater es nicht hinbekommt, Antisemitismus zu verurteilen, dann ist das schon erbärmlich und lächerlich. 

Spannende Premiere
Chor und Orchester wurden nach der gestrigen Premiere bejubelt, die Sänger überzeugten mit guten bis sehr guten Leistungen und die Inszenierung hat Stärken und Schwächen und wurde vom Publikum tendenziell neutral aufgenommen: es wurde weder gebuht noch gebravot.

Worum geht es?
Ort und Zeit: Die babylonische Gefangenschaft der Juden im 6. Jahrhundert v. Chr. Die Handlung  basiert auf der biblischen Geschichte (u.a. Buch Daniel und im 2. Buch der Könige, insgesamt über 90 Erwähnungen der Titelfigur, die im 4. Buch Daniel einen Traum erzählt) sowie historischen Überlieferungen zu Nebukadnezar II. (italienisch: Nabucco), der über 40 Jahre als babylonischer König herrschte. 

Handlung:
1. Akt: Nabucco, König von Babylon, hat Jerusalem erobert und das jüdische Volk unterworfen. Seine Tochter Abigaille liebt den hebräischen Prinzen Ismaele und bietet ihm an, sein Volk zu verschonen, wenn er ihre Liebe erwidert. Ismale liebt jedoch Nabuccos jüngere Tochter Fenena, mit der er zusammen aus Babylon nach Jerusalem geflüchtet ist, und lehnt Abigailles Angebot ab. Als der jüdische Hohepriesters Zacharias Fenena als Geisel gegen die Invasoren nehmen will, wird sie von Ismaele befreit und ihrem Vater übergeben. Nabucco läßt den Tempel zerstören und nimmt die Hebräer in Gefangenschaft.
2. Akt: Abigail erfährt in Babylon, daß sie als Tochter einer Sklavin geboren wurde. Sie will sich rächen, ihre Halbschwester und rechtmäßige Thronfolgerin Fenena töten und selber die Krone an sich reißen. Sie wird dabei vom Hohepriester des Baal unterstützt.
Zacharis weiß inzwischen, daß Ismaele die zum Judentum konvertierte Fenena schützen wollte und entlastet ihn vom Vorwurf des Verrats.
Nabucco kehrt zurück und verkündet, daß er sich selbst von nun an als Gott verehren läßt. Ein übernatürliches Ereignis (quasi ein göttliches Blitz-Eingreifen) straft Nabucco für seinen Hochmut: er verliert den Verstand und wird von Abigaille entmachtet.
3. Akt: Abigail will Fenena und die gefangenen Juden töten lassen. Nabucco gewinnt seinen Verstand zurück und will seine einzige Tochter schützen.
Die Hebräer singen ihren Gefangenenchor.
4. Akt: Nabucco will Fenena retten und betet zum jüdischen Gott. Königstreue Soldaten erscheinen und stellen sich ihm zur Verführung. Nabucco läßt das Götzenbild des Baal stürzen und befreit Fenena. Er beugt sich Jahwe und beendet die Gefangenschaft des israelisches Volkes. Die sterbende Abigail bittet Fenena um Vergebung.

Was ist zu beachten?
Nabucco lässt sich politisch, religiös und psychologisch interpretieren. Im Zentrum der Oper steht einerseits eine dreifach gedemütigte Frau: Abigailles Liebe wird nicht nur zurückgewiesen, der Geliebte bevorzugt ihre Schwester Fenena, die die Erbin ihres Vaters Nabucco sein wird, da Abigaille entdeckt, daß sie das als Tochter angenommene Kind einer Sklavin ist. Die unscheinbare Fenena bekommt, was die ehrgeizige Abigaille sich wünschte. Eine Isolierung und Herabsetzung, die Abigaille extrem beantwortet: sie entmachtet den Vater und will Fenena und die Hebräer töten lassen, um ihre Demütigung in einen Sieg zu verwandeln.
Und dann gibt es die religiöse Komponente: erst als Nabucco sich zu Jahwe bekennt, kann er die Macht Abigailles und der Götzendiener überwinden. Zuvor, als er sich selber zum Gott erhebt, wird er gestraft. Der eine Gott und der Glauben daran ist es, der am Ende den Sieg davonträgt. Die Utopie des gestürzten Götzenbilds ist ein Sinnbild für den Sieg von universaler Menschlichkeit.
Die letzte Karlsruher Inszenierung (1990/91) von Giancarlo del Monaco versuchte sich an einer politischen Aktualisierung: Nabucco trat als Saddam Hussein auf. Am 2. August 1990 hatte Irak ihren Nachbarn Kuwait überfallen. Doch in der Neuzeit gab es weder göttliche Fügungen noch Reue und vor allem keine Abigaille, die als Bösewicht agierte. Die Regie blieb an der Oberfläche.

Historisches 
Giuseppe Verdis  (*1813 †1901) dritte Oper war auch 1842 sein erster großer Publikumserfolg und Beginn dessen, was er als Galeerenjahre beschrieb:  die nächsten Jahre komponierte er ununterbrochen neue Bühnenwerke, bis 1853 waren es 16 weitere Opern. Danach folgten in den folgenden 40 Jahren noch acht weitere neue Opern sowie verschiedene Umarbeitungen.
Ursprünglich sollte Otto Nicolai das Libretto zu Nabucco vertonen, doch er lehnte ab und so wurde der junge Verdi zum Opern-Star. Insbesondere das patriotische Italien verleibte sich das berühmte Chorstück Va, pensiero ein, ähnlich wie ein Jahrzehnt zuvor Bellinis Druidenchor Guerra! Guerra! aus Norma. Verdis Referenz für Nabucco war eine andere biblische Oper: Rossinis Moses und Pharao.
Ernani (UA 1844) scheint die erste Oper Verdis gewesen zu, die in Karlsruhe aufgeführt wurde, zwischen 1849 und 1853 stand sie mindestens elfmal auf dem Programm. Der Troubadour folgte 1857/58 und wurde zum großen Erfolg, der über viele Jahre immer wieder gespielt wurde (über 150 dokumentierte Vorstellungen in den kommenden Jahrzehnten), ebenso Aida (über 100 mal), La Traviata (teilweise gespielt als "Violetta") und Rigoletto je ca. 70, Maskenball und Otello mehr als 30, Falstaff 20 mal. Andere Opern Verdis wurden sehr selten oder gar nicht ins Programm genommen. Der erste Nabucco scheint erst 1929 als Gastspiel des Nationaltheaters Mannheim in Karlsruhe aufgeführt worden zu sein.



Was ist zu sehen?
Nabucco ist irgendwie immer aktuell, Araber und Israelis leben quasi seit Jahrtausenden im Konflikt, daß es zwei Wochen vor der Premiere zu Massakern kam ist ein Zufall, der keine direkte Auswirkung mehr auf die Inszenierung hatte, aber dennoch die Aktualität der Oper betont. Auch der neue Karlsruher Nabucco ist weder psychologisch, noch religiös, sondern politisch gedacht, und erneut passen Handlung und Szene nicht immer gut zusammen. Regisseur und Ausstatter Thaddeus Strassberger betreibt viel Aufwand zwischen Phantasie, Exotik und Moderne, der leider ein wenig uneindeutig und unpräzise ausgefallen ist. Die  Bühnenbilder betonen den orientalischen Handlungsort, man sieht Pracht und Ornamentik, Schwerter und Sturmgewehre. Die Inszenierung scheint sich lange nicht festlegen zu wollen, was sie zeigen will: Zu Beginn Sirenenlaute und Lichteffekte, wie vor einem Raketenangriff anstelle der Ouvertüre, die vor dem zweiten Akt musiziert wird. Dann aber werden im ersten und zweiten Akt die Machtmomente Nabuccos und Abigaille durch eine Art geflügelte Dämonen aus dem Fantasy-Genre begleitet, die unheimlich wirken sollen, aber zwischen Kitsch und Komik keine Wirkung erzielen. Es gibt weitere wenig sinnvoll wirkende Verzögerungen, bspw. arabische Fernseheinspielungen, anscheinend während einer Umbauphase gönnt man sich ein wenig Komik: eine minutenlange, ungewöhnlich geschwätzig wirkende Wettervorhersage in Arabisch. Fürs Publikum hingegen sind das retardierende Momente ohne Mehrwert. Erst aus dem Schlußbild ergibt sich die Handlungszeit: man befindet sich kurz vor dem 2010 einsetzenden arabischen Frühling, von dem man hoffte, daß er dem Nahen Osten demokratische Zivilgesellschaften bringen würde. Stattdessen folgten Bürgerkriege, Putsche und fundamentalislamische Rückentwicklungen. Nabucco wird im 4. Akt nur befreit, um den neuen Machthabern als Marionette kurzfristig den Anschein von Legitimität zu geben; er wird an einem Kran brutal aufgehängt. Nicht das Standbild des Baal wird gestürzt, sondern das Familienregime Nabuccos. Am meisten muß die Regie das Schicksal Abigailles verbiegen: Die Diktatorentochter verfällt in seltsame Lethargie und wird so getötet, wie es die Scharia für unanständige Frauen vorsieht: sie wird gesteinigt.  Dieser Nabucco endet also ungewöhnlich düster und brutal. Rico Gerstner schafft schöne Beleuchtungseffekte, das vierte Bild ist hingegen kalt und ohne Atmosphäre: die Hinrichtungsstätte wird wie von einem Scheinwerfer erhellt.
Die Kostüme von Giuseppe Palella spannen den Bogen von historisch-traditionellen Elementen bis zum Heute. Zwischen bunten Beduinenmantel und arabischer Folklore und Patronengurt, der Oberpriester des Baal ähnelt einem iranischen Ajatollah, der Hohepriester einem orthodoxen Juden. Der Baal-Kult wird nicht offen als Islam gezeigt, die geflügelten Dämonen erinnern an das geflügelte Symbol des Kults. Strassberger hat Scherben (auch als Symbol der Reichskristallnacht 1938) als die Inszenierung durchziehendes Motiv für den zerbrochenen Frieden gewählt, die insbesondere im Gefangenenchor Wirkung erzielen. 

Was ist zu hören?
Ulrich Wagner hat den Staatsopernchor und Extrachor nicht nur für die schlichte Grandiosität des Gefangenchors optimal vorbereitet, sondern auch als Träger des dramatischen Geschehens. Der Chor ist ein Hauptdarsteller dieser Oper und ungewöhnlich oft auf der Bühne. Für die größte Rolle gebührt den Sängern ein herzliches BRAVO! für ihren mitreißenden Einsatz!
Dirigentin Yura Yang hat zum ersten Mal eine Oper von Verdi einstudiert. Sie hat den richtigen Schlüssel zu Nabucco gefunden, der Orchestergraben treibt das Geschehen unter Hochspannung voran, die Badische Staatskapelle musiziert leidenschaftlich erregte Steigerung, mitreißend und vorwärtstreibend. BRAVO!
Zwei Gäste singen babylonische Rollen. Lucian Petrean hat bereits als Amonasro in Aida seinen grandiosen Verdi-Bariton unter Beweis gestellt und erweist sich auch als stimmschöner Nabucco, der allerdings darunter zu leiden hat, daß die Regie keine Prägnanz bzw. Attribute für ihn findet - die Figur bleibt seltsam blaß. Auch für Abigaille hat man einen Gast engagiert: die australische Sopranistin Rebecca Nash singt in Karlsruhe ihr Rollendebüt im ersten Akt noch etwas zu stark auf Ausdruck konzentriert und spitz im Timbre. Sie liefert dann aber starke Szenen im 2. und 3. Akt, wo sie ihre Rolle unbeugsam und dominant zeigt. In der Tradition des Belcanto verhaftet gibt ihr Gesang dieser Figur Statur und stets auch eine gewisse Klasse - Nash schafft es, ihrer Figur diese Tiefe zu ersingen.
Konstantin Gorny zeigt sich wie erwartet als optimale Besetzung des Hohepriesters Zaccaria und dominiert mit ausdrucksstarken Auftritten. Auch in seinem dritten Jahrzehnt in Karlsruhe vermag er noch Paraderollen zu finden - Bravo!
Verdi - der Altmeister der dramatischen Musik des Südens, wie ihn Thomas Mann im Zauberberg  nannte - treibt das Drama voran und spitzt die Situationen zu, es gibt bspw. kein Liebesduett zwischen Fenena und Ismaele. Der Tenor liebt hier den Mezzosopran, Dorothea Spilger als Fenena und Nutthaporn Thammathi  als Ismaele sind nur Nebenrollen, doch man hätte sie gerne noch länger gehört. In den kleineren Rollen wissen Liangliang Zhao als auffällig klangschöner Oberpriester des Baal und Klaus Schneider als Abdallo zu gefallen 

Fazit: Bemerkenswert gut musiziert und gesungen! Die Regie ist zwar nicht der große Wurf,  aber auch kein Hindernis.

PS:  
Liebe Kulturpolitiker im AufsichtsratAntisemitismus muß man konsequent entgegentreten! Das Badische Staatstheater braucht ein neues Führungstrio, der neue künstlerische Intendant reicht nicht aus, um das Theater und seine Außendarstellung aus der Peinlichkeit zurück zur Seriosität zu verhelfen. Insbesondere sollte sich das Theater zukünftig wieder Zurückhaltung auferlegen, politische Botschaften als vom Ministerium oder Stadtrat gewollte Aussagen kennzeichnen und wer persönlich für seine Überzeugungen einstehen will, der soll das gefälligst privat machen und nicht das Theater als Plattform mißbrauchen. Denn spätestens jetzt ist manches Führungspersonal nur noch eine Belastung für den Neuanfang.

Besetzung und Team:
Nabucco: Lucian Petrean a.G.
lsmaele: Nutthaporn Thammathi  
Zaccaria: Konstantin Gorny 
Abigaille: Rebecca Nash a. G.
Fenena: Dorothea Spilger
Oberpriester des Baal: Liangliang Zhao
Abdallo: Klaus Schneider
Anna: Aleksandra Domaschuk a. G.  
Badischer Staatsopernchor und Extrachor
 
Musikalische Leitung: Yura Yang
Chor: Ulrich Wagner
Regie & Bühne: Thaddeus Strassberger
Kostüme: Giuseppe Palella
Stunt-Choreograph: Ran Arthur Braun
Licht: Rico Gerstner

8 Kommentare:

  1. Bei der Eröffnung der Literaturtage im Kleinen Haus sagte die von mir nicht sonderlich geschätzte Frau Bergmann immerhin, sie sei entsetzt über das Schweigen der deutschen Theater zum Massaker an Israelis.

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    1. Vielen Dank für die Information. Ich verfolge kaum mal Social Media Kanäle, meistens werde ich darauf hingewiesen, was sich so abspielt. Frau Bergmann ließ sich letztes Jahr m.W. nicht mit Armbinde ablichten, auch sonst setzt sie sich kaum persönlich in Szene, sie drückt sich über die Bühne aus, was ich hier hoch anrechne, allerdings mag ich nicht den Eindruck von Ressentiments in ihren Inszenierung. Ich kann mich an ein Theater, das Feindbilder pflegt schlicht nicht gewöhnen. Von daher erwarte ich von ihr persönlich auch keine publike Stellungnahme. Für die Darstellung und Aussagen des Theater im Web würde ich die drei von der Intendanz zur Verantwortung ziehen wollen.

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  2. „Das BADISCHE STAATSTHEATER KARLSRUHE macht sich die Erklärung des Deutschen Bühnenvereins zu eigen“ . Der Kulturbetrieb zeigt wenig bis kein Rückgrat. Die Angst vor Rache und Ausschreitungen ist größer als der Mut, sich klar und deutlich namentlich gegen Judenhass zu positionieren. So ist das auch in Karlsruhe. Schlimm. Erschreckend. Beschämend. https://www.ruhrbarone.de/still-wie-ein-grab-in-den-lueften-warum-der-deutsche-kulturbetrieb-zum-judenhass-schweigt/225362/?fbclid=IwAR0K3tnFR1txoL5MzatUd7MhgcWpCPjT2hdlv466xjH6suis__vE715Mq40_aem_ASoXu3j1CLi4vG0U1dAZCcebwHbuoa-ZFgUzoGsUyXegjlTNEATI8hZXdqw5aqPtNwE

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    1. Vielen Dank für den Kommentar. Wer sich im Kulturbereich nicht gegen Antisemitismus positionieren will, der hat auch keine Rechtfertigung, zu sonstigen Themen die Stimme zu erheben. In den 1930ern gab es keine soziale Medien, keine Fernseher und kaum Radios. Die damalige Gefährdung jüdischen Lebens war im Vergleich zu Heute abstrakter und schwerer vorstellbar. Wer heute schweigt, der hätte das erst recht vor 90 Jahren getan.

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    2. Dafür gab es in den 1930ern sehr viel mehr Juden und damit sehr viel mehr Nachbarn, die das alles gesehen und gutgeheißen und davon profitiert haben (öffentliche Versteigerungen von jüdischem Hausrat, "Arisierung" von Geschäften) oder dazu geschwiegen haben.

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  3. Während viele andere Theater die Israelische Flagge gehisst haben, oder sie auf ihre Häuser projizierten, schwieg das Badische Staatstheater. Und versäumte nun, beim da capo des Gefangenenchores, die Chance, deutlich Stellung zu beziehen. Nicht nur zum Krieg, sondern zu den Übergriffen auf in Deutschland lebende Juden, die auch bei der Ansprache des Intendanten nicht thematisiert wurden.
    Gerade das Badische Staatstheater brüstet sich oft mit dem Äußern politischer Meinungen, und zu der jetzigen Situation schweigt man?
    Beschämend!

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    1. Ich habe hier auf diesen Seiten schon öfters über die zur Schau gestellte Spießigkeit des Theater geschrieben. Wer stets bereit ist, den Zeigefinger zu heben, sich wichtig zu nehmen und empört zu sein, dann aber im Ernstfall schweigt oder sich weigert, andere Realitäten anzuerkennen, der erfüllt für mich die Definition des Begriffs.

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  4. @Diverse Kommentatoren: VIELEN DANK! Da es bei Ihren Kommentatoren nicht um die Oper, sondern um das Verhalten von Intendanz und Direktoren geht, und das teilweise für mein Geschmack zu polemisch oder zu pauschal ist oder eine Entgegnung erfordert, werde ich hier den Kommentarbereich vorübergehend schließen und Ihre Nachrichten erst moderieren bzw. beantworten, wenn ich dazu Muße finde.

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