Donnerstag, 14. Juni 2018

Verdi - Simon Boccanegra, 13.06.2018

Simon Boccanegra mag vielleicht nicht Verdis publikumswirksamste Oper sein, aber tatsächlich schafft die Inszenierung von David Hermann das Kunststück, dieses sprödere Verdi-Werk trotz mancher diskutabler Entscheidungen spannend zu erzählen, das erste Finale mit seiner Verwandlung ist großartig gelungen. Musiziert und gesungen wird auf sehr hohem Niveau, Johannes Willig und die Badische Staatskapelle scheinen sich sehr wohl zu fühlen, auch die x.-te Vorstellung klang mitreißend. Mit Armin Kolarczyk und Seung-Gi Jung hat man zwei besondere Sänger für die Titelrolle. Konstantin Gorny gibt einen monumental gesungenen Jacopo Fiesco, Nicholas Brownlee ist die Verpflichtung der Saison, ob als Paolo Albiani oder als Heinrich VIII. in Anna Bolena - er verleiht seiner Figur imposante Statur. Barbara Dobrzanska überzeugt als Amelia Grimaldi. Nur James Edgar Knight kann als Gabriele Adorno Rodrigo Porras Garulo (noch) nicht ersetzen. Der Verfasser dieser Zeilen wird nicht der einzige sein, der sich jetzt schon auf die Wiederaufnahme und einen weiteren Besuch dieser Oper in der kommenden Saison freut. Und was will man mehr von einer Inszenierung fordern, als daß man ein Wiedersehen nicht scheut und sich auf ein Wiederhören freut? BRAVO! für diese gelungene Produktion.

8 Kommentare:

  1. Es war ein wunderschöner Abend, ich habe diese Produtkion bereits 5 Mal gesehen und gestern Abend war es mit Abstand eines der besten! Deswegen kann ich Ihnen mit ihrem Argument bezüglich James Edgar Knight nicht zustimmen. Ich finde er ist der eindeutig bessere und vorallem authentischere Gabriele. Seine Stimme ist klar und messerscharf und nicht „knödelig“ wie bei manch anderen. Für mich ergibt es keinen Sinn zwei Tenöre mit solch unterschiedlichen Stimme zu vergleichen. Ich habe auch Produktionen mit Herrn Garulo gesehen.
    Beide haben eine einzigartige Stimme die man in keiner Weise gegenüberstellen kann. Des weiteren sollte man beachten dass Herr Knight noch nicht einmal 30 Jahre alt ist. Für mich ist seine Stimme ein Wunder und ein Hochgenuss ihn in solch anspruchsvollen Rollen zu erleben die sicherlich nicht jeder junge Tenor do einfach meistern kann. Ich freue ihn noch in vielen weiteren Rollen erleben zu dürfen und ich bin der Überzeugung dass Herr Knight eines Tages zu den ganz großen Tenören zählen wird!

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    1. Vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich weiß um Herrm Knights Alter, deswegen schrieb ich, er könne Garulo "(noch) nicht ersetzen". Das war ein sehr sanfter Hinweis, daß mir (noch) etwas fehlt, was der junge Australier noch erreichen kann/wird - der Vergleich bezog sich auf meine individuelle Vorliebe. Auf seine weitere Karriere bin ich gespannt.

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    2. Natürlich kann man zwei Sänger vergleichen - erst recht, wenn sie die gleiche Partie in der gleichen Produktion singen. Da "Simon Boccaneggra" einfach nicht meine cup of tea ist, werde ich erstmal keinen zweiten Besuch einplanen - insofern fehlt mir Herr Garulo. Ich habe Herrn Knight jetzt mehrfach gehört, auch als Gabriele und Moritz. Bühnenpräsenz ist gegeben, aber die Stimme klingt für mich noch nicht "fertig", daher gibt es immer wieder Wackler und recht dünne Höhen. Vom "Hochgenuss" kann da in meinen Ohren keine Rede sein. Vielleicht sollte man ihn einfach in leichteren Partien (also weniger heldischen) einsetzen, das wäre für einen so jungen Sänger bestimmt keinen Schaden. Dann könnte er in ein paar Jahren richtig durchstarten. (F.Kaspar)

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    3. Vielen Dank Herr Kaspar für Ihre Klarstellung. Dem stimme ich zu, Herr Knight singt manche Rollen zu früh, auch in der kommenden Saison den Cavaradossi. Ich bin gespannt, wie er sich als Lucio Silla schlägt.

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  2. Lieber Honigsammler,
    bitte kommen Sie und Ihre Leser und Leserinnen zu unserem Mussorgski-Liederabend am Samstag (16.6., 19.30 Uhr).
    Wir hatten eben die Generalprobe. Es wird ein einzigartiger Abend werden, den so zu erleben wohl wenige von uns wieder Gelegenheit haben werden.
    Übertitel ermöglichen, noch tiefer in die Nuancen dieser großartigen Musik einzutauchen.
    Programmheft steht online.
    Herzliche Grüße
    Ihr Boris Kehrmann

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    1. Vielen Dank Herr Dr. Kehrmann für den Hinweis auf diesen spannenden Liederabend, der mich leider erst heute erreicht. Ich war über ein langes Wochenende verreist und weder physisch in Karlsruhe noch irgendwie digital erreichbar. Vielen lieben Dank für die Mühe, die sich stets mit den Programmheften geben.

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  3. Hier noch ein anonymer Kommentar, der geschrieben wurde, nachdem der Kommentarbereich zu diesem Beitrag bereits geschlossen war:

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    Der nachfolgende Beitrag ist eigentlich für den Artikel zu Simon Boccanegra ( 13.06.18) bestimmt, jedoch konnte ich dort aus irgendwelchen Gründen kein Kommentar hinzufügen.

    Gewiss kann man zwei Tenöre, die beide die selbe Partie gesungen haben gegenüber stellen, aber unterschreiben würde ich die Aussage dass man sie vergleichen kann nicht. Jedoch ist dies nur meine eigene persönliche Meinung dazu. Ich finde man sollte die Schuld nicht immer bei den Sängern suchen. Herr Knight eignet sich hierfür als perfektes Beispiel. Er ist ein festes Mitglied im Ensemble am Theater und somit obliegt ihm nicht die Freiheit sich die Rollen „auszusuchen“ die er bevorzugt singen würde oder die für ihn besonders leicht von der Hand gehen. Gewiss ist es Herr Knight der am Ende auf der Bühne steht und mit der ihm aufgetragenen Rolle wortwörtlich zurecht kommen muss, ob diese nun zu 100% stimmlich passt oder nicht . Und ich finde hier kann man ein Lob aussprechen für diese Anpassungsfähigkeit, denn dieser junge Tenor gibt bei jedem seiner Auftritte 100% und verlor dabei noch nie die Fassung. Wenn man eine Kritik aussprechen möchte dann sollte diese auch begründet sein, denn nur dann kann der zu Kritisierende daraus etwas lernen und nur dann ergibt eine Kritik Sinn. Zeilen von vergangenen Vorstellungen wo die Presse oftmals gerne zu sich wiederholenden Sätzen wie „ mal wieder nicht überzeugend...“ griff, finde ich eine unbegründete Aussage und weckt in mir den Verdacht dass diese Person, die den Pressetext verfasst hat entweder nicht während der Vorstellung anwesend war, oder schlichtweg keinerlei Ahnung von Stimmen hat! Dies ist nur meine persönliche Vermutung. Und umso bedauernswerter finde ich es dass so etwas dann publik gemacht wird.
    Ich möchte nicht zu tief in die Materie Pressetext eingehen, aber wer Herr Knight einmal live erlebt hat der weiß ganz genau wie großzügig der Applaus und die „Bravo“ Rufe am Ende aus dem Publikum für ihn ausfallen. Gewiss obliegt das Verfassen des Pressetextes der Zeitung, jedoch sollte der Verfasser sich die Zeit nehmen und beim nächsten Mal hierzu auch die Meinung des Publikums mit einholen.

    Ich freue mich schon sehr auf die bevorstehende Premiere von Lucio Silla und bin überzeugt davon dass Herr Knight in dieser Rolle überzeugt und eine perfekte Performance abliefern wird.
    Ich zitiere ungern, aber ein Philosoph sagte: „Wenn sie DICH nur kritisieren dann möchten sie DIR eigentlich damit zeigen wie sehr sie DICH bewundern, können es aber nicht in die passenden Worte fassen“.

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    1. @anonym
      Vielen Dank für Ihren Kommentar. Die Presse scheint es nicht immer gut mit Herrn Knight zu meinen. Mir scheint es, als ob manche Rolle noch ein wenig zu früh für ihn kommt. Aber man wächst nur durch (Über-)Forderung und gerade die deutschen Opernhäuser bieten ja ideale Voraussetzungen, um sich Rollen und Berufserfahrung zu erarbeiten. Das Engagement, der Wille und die Disziplin scheint mir bei Knight stets vorhanden - der Rest entwickelt sich über Jahre und die Antwort auf Kritik kann der junge Tenor zukünftig auf der Bühne geben. Wie ich oben schrieb - auf seine Entwicklung bin ich gespannt, Lucio Silla ist der nächste Schritt.

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