Langsam steigt die Vorfreude: Bei der Premiere am 26.01.2013 wird Barbara Dobrzanska als Vestalin die
Titelrolle in Spontinis gleichnamiger Oper interpretieren. Dobrzanska ist ein Glücksfall für die Karlsruher Oper, und mehr
noch - sie ist seit einem Jahrzehnt der Leidenschaftsmaßstab im Karlsruher Opernleben und die Stimme, die in der
Erinnerung und in den Herzen des Publikums bleibt und viele Zuschauer wie keine andere gerührt und getroffen hat.
Das Schönste kann manchmal das Traurigste sein. Könnte man, vergleichbar der Richter-Skala für Erdbeben, tragisch-traurige Emotionsausbrüche messen, so hätte man für Dobrzankas Auftritte als Schwester Angelica an den Meßstationen schwere Erschütterungen in Karlsruhe verzeichnen können. Wer es nicht selber erlebt und beobachtet hat, kann sich kaum vorstellen, wie unmittelbar, echt und verzweifelt die Notrufe an die Mutter Gottes durch das Opernhaus hallten, wie still und betroffen das Publikum war, wie unzählige Taschen nach Taschentücher durchsucht wurden, wie viele Tränen am Ende dieser Puccini Oper vergossen wurden und verlaufene Wimperntusche in der Pause abgeschminkt wurde. Barbara Dobrzanskas Auftritte in dieser Rolle waren Sternstunden und der Beginn der großen Zuneigung, die ihr in Karlsruhe seitdem entgegengebracht wird. Und sie hat ihrem Publikum seither noch viele weitere Glücksmomente geschenkt: ob nun beispielsweise in den großen Puccini Rollen (Tosca, Liu, Manon, Butterfly, Mimi) in Verdi (Desdemona, Elisabetta, Luisa Miller, Amalia, ...), als Maddalena (André Chenier), Marguerite und Elena (Boitos Mefistofele), Dvoraks Rusalka, Tatiana (Eugen Onegin), Maria (Mazeppa), Micaëla (Carmen), Antonia (Hoffmanns Erzählungen), Roxane (Cyrano de Bergerac) oder zuletzt als Donna Anna (Don Giovanni), Katia Kabanova und La Gioconda. Lauter Rolleninterpretationen, die man als Zuschauer als große und besondere Momente in Erinnerung behält.
Jede neue Hauptrolle für Dobrzanska ist eine Spielzeithöhepunkt im Opernhaus und man kann darüber spekulieren, welche Rollen als nächstes kommen könnten: Leonora in Verdis La forza del destino, Nedda in Leoncavallos Pagliacci, Adriana Lecouvreur von Cilea oder Catalanis La Wally wären mögliche Kandidaten. Und zweifellos schuldet die Opernleitung eines Tages dem Publikum und Barbara Dobrzanska eine Karlsruher Norma. Welche zukünftige Rollen es auch sein werden, wer wollte
daran zweifeln, daß sie ihr Publikum zu Ovationen hinreißen wird!
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
Sehr schön und treffend beschrieben!
AntwortenLöschenDanke!
Löschen...schöner kann man´s nicht schreiben, vielen Dank.
AntwortenLöschenSie ist wirklich eine tolle Darstellerin und ein wundervoller Sopran. Auch mir sind viele ihrer Auftritte unvergessen. Zu unserem Glück gibt´s derzeit viele sehr gute Soprane, so dass sie bis heute dem Badischen Staatstheater treu geblieben ist und uns Freude und Glück bereitet....:-)
Dobrzanska hat etwas erreicht, von dem der überwiegende Anteil der Sängerinnen nur träumen kann: sehr viele der schönsten und relevanten Rollen zu verkörpern. Nur wenige haben die Chance und das Glück, so viele Hauptrollen einzustudieren und singen zu können ... und es kommen zu unserem Glück noch mehr dazu. Eine Kontinuität, die im heutigen Opernbetrieb herausragt.
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