Es ist bisher (und nicht zum ersten Mal im letzten Jahrzehnt) im Schauspiel die Spielzeit von Timo Tank. Er hatte herausragenden Szenen in My secret Garden, er ist der stärkste Schauspieler in Büchners Dantons Tod und liefert ein großes Rollenporträt als Sala in Schnitzlers Der einsame Weg. Dabei beweist er, daß es gar nicht immer darauf ankommt was gespielt, wenn man nur die richtigen Schauspieler dafür hat und diese ihre Stärken ausspielen dürfen.
Tank ist wahrscheinlich wie kein anderer des Karlsruher Schauspiel-Ensembles beim Publikum bekannt und beliebt; viele Besucher erkennen ihn auch abseits der Bühne. An vielen Erfolgsstücken des letzten Jahrzehnts war er beteiligt und man kann seine großen Auftritte schon lange nicht mehr an den Fingern beider Hände abzählen. Seine Erfolge umfassen tragende Rollen in wichtigen und erfolgreichen Produktionen und auch Nebenrollen werden bei ihm beachtenswert.
Als Truffaldino (Der Diener zweier Herren) machte er sich beim Karlsruher Schauspielpublikum einen Namen und prädestinierte sich beim Publikum als der Mann, der für die gute Stimmung, den Spaß und die Freude am Theater steht. Seine norddeutsche Lakonik und sein Humor machen ihn zum großen Komödianten. In Stücken wie Das Spiel vom Fragen, Was ihr wollt, Ein Sommernachtstraum, Arsen und Spitzenhäubchen u.v.a.m. brachte er durch seine unverwechselbare Art sein Publikum zum Lachen. Dazu kommt seine hohe Musikalität, die ihn für die Hauptrollen in Cabaret und Big Money prädestinierte. Große Auftritte in ernsten Rollen hatte er beispielsweise als Harry Haller im Steppenwolf, Achill in Kleists Penthesilea oder Graf Wetter vom Strahl in Das Kätchen von Heilbronn, als Happy in Tod eines Handlungsreisenden, als Mr. Marmalade oder auch den Insel-Produktion Sommersalon, Der Kissenmann und vielen weiteren.
Immer wieder
fasziniert, wie er mit scheinbar wenig Aufwand seiner Figur einen
Charakter gibt (z.B. in der kleinen Rolle als Prof. Kirschbaum in
Jakob der Lügner). Sogar Nebenrollen werden bei ihm so zur großen Kunst. Er stellt seine Rollen nie motiv- oder motivationslos oder als phantastisch-erdachte Hybride dar, sondern behält immer das menschliche Maß der Charaktere im Auge. Dazu steht er mit perfekter Selbstverständlichkeit und Professionalität auf
der Bühne und ist vielseitig wie nur wenige andere: er kann alles spielen!
Betrachtet man das Phänomen Timo Tank, fällt seine Wandlungsfähigkeit
auf. Große Schauspieler kann man mit einem Chamäleon vergleichen:
verwandelbar und fähig zur Charakter-Metamorphose, aber als Gestalt
unverwechselbar, bieten die besten unter
ihnen einen großen Farbenreichtum oder reflektieren in einigen
wenigen, aber perfekt abgestimmten Farben. Timo Tank gehört zu denen,
die durch Vielfalt und Genauigkeit verblüffen und
begeistern. Wie kein anderer versteht er sich
dazu auf die Kunst der Körpersprache, der Mimik und Gestik
Viele seine Rollen sind mir unvergessen und setzten den Standard für das, was man von einem hervorragenden Schauspieler erwarten kann: ein Chamäleon zu sein, das durch seine Wandelbarkeit immer wieder das Publikum in seinen Bann zieht. Timo Tank ist der Glücksfall eines kompletten und charismatischen Schauspielers, den jede Bühne benötigt, um beim Publikum zu punkten und es für sich zu gewinnen: er ist mehr denn je für die Ausstrahlung des Karlsruher Schauspiels unersetzlich.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.