Montag, 6. Juni 2022

Donizetti - Roberto Devereux, 05.06.2022

Umjubelte Wiederaufnahme
Abgesehen vom öden Don Pasquale, der am Ende dieser Saison nach einem halben Jahr schnell wieder abgesetzt wird, gab es während der letzten  Intendanz schöne Donizetti-Produktionen, eine ordentliche Regimentstochter, eine spannende Anna Bolena, und wieso es der Liebestrank nicht wieder zurück in den Spielplan geschafft hat, wird vielen unverständlich bleiben. Das gestrige Wiederhören und Wiedersehen mit Harry Fehrs Inszenierung von Roberto Devereux ist auch nach drei Jahren (mehr hier) ein Vergnügen. Für die gestrige fulminante Vorstellung feierte das Publikum Sänger und Musiker mit vielen Bravo-Rufen und stehenden Ovationen.

Für Ina Schlingensiepen ist Elisabeth I. eine Paraderolle, in der sie sängerisch und darstellerisch intensive Momente schafft. Ein umjubelter Triumph für die Sängerin und man kann nur hoffen, daß die Operndirektion es ihr dankt und ihr 2023/24 eine weitere Belcanto-Wunschrolle ermöglicht.
Jennifer Feinstein
verläßt anscheinend am Ende der Spielzeit das Karlsruher Ensemble. Bereits der Abgang ihres Ehemanns Nicholas Brownlee war ein Verlust, mit ihrer erneut hochdramatisch interpretierten Sara wird nun auch Feinstein vermißt werden. Eleazar Rodriguez in der Titelrolle verleiht seiner Figur das erforderliche Zwielicht zwischen Anmaßung und Diskretion und meisterte die szenisch beeindruckendste Arie bravourös. Als Herzog von Nottingham hatte man einen Gast: der junge neuseeländische Bariton Julien Van Mellaerts hatte zu Beginn noch fahle Momente, steigerte sich aber schnell und paßte sich nahtlos ein. Erst Anfang der Woche sprang er kurzfristig ein und hatte nur wenige Tage, um die Inszenierung kennen zu lernen.
Daniele Squeo, inzwischen Generalmusikdirektor am Pfalztheater in Kaiserslautern, ist für die Wiederaufnahme zurückgekehrt und ließ die Badische Staatskapelle mustergültigen Donizetti musizieren. BRAVO an alle!

Früher hätte man kluge Planung vermutet; doch daß nun Donizettis Oper über Elisabeth I. in der Woche wiederaufgenommen wird, in der die britische Königin Elisabeth II. ihr siebzigjähriges Thronjubiläum gefeiert hat, scheint eher Zufall zu sein. Dennoch kann man nur hoffen, daß diese Produktion nicht gleich wieder entsorgt wird, sondern auch 2023/24 erneut zurückkehrt.