Tosca - zum 70. & letzten Mal, so lautete die Ankündung des Badischen Staatstheaters, die manchen wie eine Drohung vorkam. "Zum letzten Mal"? Mit was will man denn in den kommenden Jahren das Programm bestreiten? Oder wie weit will Intendant Spuhler das Programm der Oper noch herabwirtschaften? Was hat man denn in den vergangenen knapp sechs Jahren fürs alltägliche und Abo-fähige Wiederaufnahmen-Repertoire geschaffen? Wer traut der Intendanz zu, daß sie eine Produktion verantwortet, die man noch 2030++ gerne zeigen wird?
Keine andere Sängerin hat die Tosca in dieser Inszenierung öfters verkörpert als die großartige Barabara Dobrzanska, die ihrer Figur so viel Ausdruck und Tragik verleihen kann. BRAVA!
In den vergangenen Jahren hatte man drei große Scarpias im Ensemble: Hartmut Welker, Walter Donati und den gestern erkrankten Jaco Venter, den Tuomas Pursio als Einspringer weder szenisch noch stimmlich ersetzen konnte. Seine Stimme klang matt, nur beim Forcieren hinterließ er Eindruck, er steigerte sich etwas im Verlauf des Abends. Deutlich steigerte sich auch Rodrigo Porras Garulo, der zu Beginn noch stimmlich unfokussiert wirkte und dann einen sehr schönen dritten Akt sang.
Auch beim 70. Mal spielt sich Tosca nicht von allein, orchestral war eine sehr gute Leistung zu hören, doch Daniele Squeo dirigierte nicht mit dem Spannungsbogen, mit dem GMD-Kandidat Robert Trevino vor wenigen Wochen so starken Endruck hinterließ.
Tosca - zum 70. Mal im 17. Jahr und erneut ausverkauft. Viel Begeisterung und Applaus belohnten die gute Vorstellung.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.