Montag, 8. Mai 2023

Zur Abschiedssaison in der Oper

Das Ende von Vielfalt und Leistungsfähigkeit
Die Karlsruher Oper hat seit 2011 skandalös gelitten. Das Abschiedsjahr ist immer auch noch mal ein Beweis der eigenen Leistungsfähigkeit, und wer wissen will, was die Intendanz der Jahre 2011-2021 der Karlsruher Oper angetan hat, der muß nur einen Blick auf die einstige Programmvielfalt werfen. Hier eine Übersicht von drei letzten Spielzeiten und ihres Programmangebots:


Man muß sich in der Direktion des Badischen Staatstheaters fragen lassen, wie man dort die zig Millionen Euro verwendet hat, die man für die Programmgestaltung vom Steuerzahler bekommt?!? Wie konnte die größte, teuerste und publikumswirksamste Sparte so schrumpfen? Wo ist das Geld hin verschwunden, daß der Oper nicht mehr zur Verfügung stand? Welche Personen tragen Verantwortung für diese Mißwirtschaft?

Und auch das Fazit der 2024 scheidenden Operndirektorin Nicole Braunger kann bitterer wohl kaum werden: Den BNN sagte sie"Was ich gerne geleistet hätte, wäre der Aufbau eines Ensembles mit langfristigen Planungshorizonten gewesen. Das war leider nie möglich." Braunger ergriff 2018 eine Chance, sie zeigte Mut, aber sie war schlecht beraten und hatte keinen Erfolg. Der frühere Intendant brüstete sich gerne damit, Talente zu entdecken. Damit schien er aber nur den wahren Grund für diese "Förderung" und den Preis zu kaschieren, den die "Talente" zu zahlen hatten: sie mußten schweigen und folgen und in seinem System funktionieren. Über Mitläuferinnen und Mittäterinnen im System des früheren Intendanten wird hier noch zu schreiben sein. 
Braunger wurde Operndirektorin eines Staatstheaters, obwohl sie zuvor an keinem Opernhaus in vergleichbarer Position war. Sie erkannte schnell ihren Irrtum und hatte genug vom Regime des Generalintendanten: Schon bald konnte mal als Zuschauer erfahren, daß sie ihren Vertrag frühzeitig auflösen wollte. Aber als der Weg als Karlsruher Operndirektorin dann nach der Rebellion der Dramaturgen frei schien, war die Zeit zu knapp. Manch guten Namen mag Braunger nach Karlsruhe gelotst haben, aufbauen konnte sie nichts - ihre Jahre als Operndirektion haben keinen Erinnerungswert. In vielerlei Hinsicht waren es verlorene Jahre ....

5 Kommentare:

  1. Honigsammler09 Mai, 2023 17:08

    @DH
    Ich teile Ihre Entrüstung und in gewisser Weise auch Ihre drakonischen Bestrafungsvorschläge für Theaterverantwortliche, doch zu Ihrer Frage: ich bin kein Journalist, mein Handlungsspielraum beschränkt sich auf die tiefe Nacht, wenn Familie und Beruf ruhen. Leider hat Karlsruhe meines Erachtens weder einen starken Aufsichtsrat noch eine kritische Presse, die selbstständig Fragen stellen kann. Sie kann auf fahrende Züge aufspringen und bleibt beim Ausrollen und auch beim Stillstand sitzen, selber etwas in Gang setzen, ist weniger das Metier der hiesigen Kulturjournalisten.
    Sie haben recht, in diesem Blog wurde Stellung bezogen als sich alle konfliktscheu zurückgehalten haben. Erst als sich durch den prominenten Abgang von Dr. Kehrmann Fragen aufdrängten, fing man in den BNN an, zu hinterfragen. Mein Handlungsspielraum als Zuschauer ist begrenzt, ich spüre schlechtes Theater im Geldbeutel, wen ich hunderte Euro nicht am Badischen Staatstheater ausgebe und es anders investiere. Das habe ich auch in der kommenden Spielzeit vor, ich werde öfters verzichten. Vielleicht ist das der beste Tipp, weniger Vorstellungen zu besuchen, um den Elfenbeinturm der Theaterdirektion so zu treffen. Allerdings sind diese Leute so von Steuergeldern verwöhnt, daß sie sich Ihre Arroganz leisten können. Niemand zieht sie zur Rechenschaft. Ich warte und hoffe auf September 2024 und die Redlichkeit der Intendanz Firmbach.

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    1. Ich bin sehr traurig, dass Frau Braunger geht! Eine sympathische, empathische Kollegin mit viel Herzblut fürs Theater.

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    2. Honigsammler23 Mai, 2023 00:21

      Vielen lieben Dank für Ihre Anmerkung. Ich habe über Braunger als Person viel Gutes gehört und wie so oft: jedes Weggehen ist immer auch menschlich ein Verlust.
      Sie werden Verständnis dafür haben, daß ich als Zuschauer nicht über den Privatmenschen, sondern über die Operndirektorin schreibe. Ich erkenne an, daß es eine unglückliche Wahl war, hier unter dem damaligen Intendanten die Oper zu leiten. Ich respektiere in hohem Maße, daß Braunger sich wehrte und schnell wieder gehen wollte.
      Doch als Zuschauer frage ich mich, was sie der Karlsruher Oper gebracht hat? Welche Herzensangelegenheit wollte sie dem Karlsruher Publikum zu Gehör bringen? Welche Produktion bleibt mit ihren Namen in Erinnerung? Welche Begeisterung hat sie ausgelöst? Ich kann darauf keine Antwort geben. Abschiedsschmerz gibt es bei mir leider keinen.

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  2. Es ist richtig, dass der Spielplan im Vergleich zu früheren Jahren ausgedünnt wurde. Die Gründe hierfür sind vielfältig, und schon hinlänglich
    diskutiert.
    Warum muss denn immer den alten Zeiten nachgetrauert werden und die Schuld beim Badischen Staatstheater gesucht werden. Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Einer Zeit mit vielen Problemen, sei es die Klimakrise, der Krieg in der Ukraine und vielen mehr, die uns alle betreffen. Es ist schwieriger geworden Theater zu machen, qualitativ gutes Theater zu machen… und das ist Karlsruhe immer noch der Fall!!!
    Ich würde Ihnen empfehlen, sich die Spielpläne anderer, vergleichbarer oder grösserer, Opernhäuser anzusehen.
    Auch dort werden sie nicht mehr die Vielfalt wie vor 20 Jahren vorfinden.
    Nicht mehr an jedem Abend einen Weltstar auf der Bühne haben.
    Freuen wir uns, dass wir ins Theater gehen können/ dürfen, geniessen unsere wunderbaren Sänger:innen, die wunderbare Badischen Staatskapelle.
    Nicht immer das Haar in der Suppe suchen, nicht immer das Negative sehen. Sich am Theater erfreuen, das Theater unterstützen, hingehen!
    Es könnte sonst auch noch schlimmer kommen…nämlich die Schliessung der teuren Kultureinrichtung Theater!
    - eine große Theaterfreundin -

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    1. Honigsammler16 Mai, 2023 11:06

      Vielen Dank für Ihren Kommentar. Das Bessere ist der Feind des Guten, und erst recht des Schlechten. Der heutige Zustand des Badischen Staatstheaters ist nicht besser als früher, ich sehe keine Gründe, den Zustand zu relativieren und zu verharmlosen. Wenn man weniger Oper anbietet, verliert man Zuschauer, wenn die Zuschauer fern bleiben, reduziert man das Angebot. Angebot und Nachfrage bedingen sich. Daß man die frühere Vielfalt reduzierte, hat Gründe. Falsche Programm-, Repertoire- und Ensemblepolitik haben aber zu der Verschlechterung beigetragen und ich sehe nicht, wieso man darüber hinwegsehen sollte. Wenn die Theater die Steuermillionen nicht richtig nutzen, dann wird man über Reduzierungen und Schließungen reden müssen. Aktuell kann man schwindende Zuschauerzahlen auf die Folgen der Pandemie schieben, aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Viele gehen weniger ins Staatstheater, auch ich, weil das Angebot nicht stimmt und die Nachfrage nicht geweckt wird. Das schön zu reden, wird dem Theater nicht helfen.

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