Dienstag, 14. Juli 2020

Patriarchendämmerung (8)

Noch mehr Gegenwind für Intendant Spuhler
Das eigene Haus steht bereits gegen ihn, die Enthüllungsskandale sind mehr als nachteilig für seinen Ruf, nun ziehen die Freunde des Badischen Staatstheaters (mehr hier) als größter Unterstützerverein in einer Stellungnahme für den Verwaltungsrat "eine ernüchternde Bilanz aus neun Jahren Intendanz", sprechen "von einer wachsenden Enttäuschung mit der Intendanz Peter Spuhlers. Viele, die eigentlich an einer Mitgliedschaft interessiert wären, äußern ... ihren Unmut und geben offen zu, daß sie unter der derzeitigen Intendanz das Staatstheater nicht fördern möchten" und kommen zu dem Schluß: "Insofern hofft die Gesellschaft der Freunde auf einen Neuanfang, der auch nach außen hin von einem deutlichen Zeichen begleitet werden muß."

Diese Stellungnahme kann man hier als pdf nachlesen.
Beklagt werden auch die seit Jahren bekannten künstlerischen Defizite bei Repertoire und Ensemble, das fehlende Corona-Management und die Zusammenarbeit bilanziert: "Leider stand uns Peter Spuhler in den letzten Jahren nicht für diesbezügliche Gespräche zu Verfügung und es wurde uns keine Möglichkeit gegeben, konstruktive Vorschläge einzubringen. Der ehrenamtlich tätige Vorstand, der ein zahlreiches Publikum vertritt und dem Theater zuverlässig hohe Fördersummen zukommen läßt, vermißt schmerzlich den für seine Arbeit unabdingbaren partnerschaftlichen Austausch auf Augenhöhe".

Intendant Spuhler hat kaum noch Rückhalt mehr, und auch von den Parteien in der Karlsruher Parteienlandschaft  kommen deutliche Aussagen, wie Andreas Jüttner in den BNN (und zwar hier) berichtet. Der CDU-Kreisverband Karlsruhe sieht in einer Pressemitteilung: "schwere Versäumnisse" von Bauer und Mentrup  "in deren Funktion als Führung des Theater-Verwaltungsrats". Statt 'ihrer Fürsorgepflicht für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Staatstheaters nachzukommen', hätten sie 'beide den Personalrat öffentlich an den Pranger gestellt'." "Der Verwaltungsrat hat über Jahre weggeschaut und in seiner Kontrollfunktion völlig versagt", das Staatstheater benötigt "dringend einen Neustart", zitiert die BNN die Gemeinderatsfraktion der Partei Die Linke. Der FDP-Kreisverband Karlsruhe-Stadt geht in die Offensive: "Der Verwaltungsrat muß jetzt umgehend das Heft des Handelns in die Hand nehmen und Bauer und Mentrup das Vertrauen entziehen."

Fazit: Nach diesen Aussagen wird ein fauler Kompromiß unerträglich und kann die Krise nur verschärfen. Worauf wartet Intendant Spuhler noch? Wie will er Mitarbeitern und Zuschauern zukünftig noch in die Augen schauen? Er sollte zum Teil der Lösung werden und auf Führungsverantwortung im personellen und künstlerischen Teil verzichten.

10 Kommentare:

  1. Wahlkampf ... FDP, Linke und CDU sitzen auch im Verwaltungsrat, der Kulturbürgermeister ist von der CDU. Jetzt so zu tun, als seien nur Mentrup und Bauer Schuld, ist sehr durchsichtig. Aber vielleicht nützt es ja dennoch was.

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    1. Da hier die Linke angesprochen wurde: vor acht Tagen habe ich Herrn MdB Brandt über Facebook angeschrieben. Eine Antwort habe ich nicht erhalten.

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    2. Vielen lieben Dank Herr Kaspar für die Info. Ich habe mal Verwaltungsratsmitglieder kontaktiert, zurückgemeldet haben sich ca. 30% und nur wenige wollten eine Diskussion. Es gab auch kaum parteipolitische Unterschiede, nur bei den Grünen und Freien Wählern wollte so gar niemand antworten.
      Aktuell schweigen viele, Anna Bergmann z.B., die anti-patriarchalische Schauspieldirektorin, von der ich enttäuschenderweise keine Solidaritätsbekundung mit den Mitarbeiter des Staatstheaters gelesen habe. Es ist auch niemand Spuhler zur Seite gesprungen, wie auch, die Vorwürfe sind berechtigt. Peter Spuhler hat anscheinend aber wohl auch keine Freunde am Staatstheater, die ihn frühzeitig auf den Boden der Verhaltenstatsachen hätten holen können. Ein Netzwerker und Lobbyist in eigener Sache, manche nennen Spuhler auch einen Narzissten, was erklären kann, wieso er so abgehoben war

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  2. Ihre immer aktuellen Zusammenschauen der Ereignisse sind einmalig gut. Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken. Hoffentlich kommt es am 17.07.20 im Verwaltungsrat zum lange ersehnten Bruch mit GI Spuhler!

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  3. Auch bei der nun abgegeben Stellungnahme der "Freunde des Badischen Staatstheaters" kann man nur fragen: Warum erst jetzt? Auch wir haben letztendlich wegen GI Spuhler (oft sehr schlechte Inszenierungen, Misswirtschaft z,B. in Bezug auf viel zu teure Hochglanz-Spielzeithefte, die Zustände hinter der Bühne, von denen man auch als Theater-Besucher erfuhr) unsere Mitgliedschaft gekündigt, ebenso wie zunächst das Schauspiel-Abo, dann auch das Opern-Abo, nach über 25 Jahren.
    Erst ein aufrechter Mann, der viel zu verlieren hatte und sicher hat, Dr. Kehrmann, ging an die Öffentlichkeit. Wer von den vielen Politikern hätte etwas verloren? Vielleicht hätten sie an Achtung und Vertrauen gewonnen, das sie nun endgültig verspielt haben.
    Und fällt dem CDU-Kreisverband eigentlich auf, dass sowohl Dr. Wolfram Jäger als auch Dr. Käuflein aus ihren Reihen stammen? Sie sind, für jedermann sichtbar, dem GI bei Premieren äusserst herzlich begegnet. Dennoch ist der Vorstoß zu begrüssen!
    Ich wundere mich, dass bisher noch niemand den "Spiegel" auf diese Provinzposse mit so viel unfähigem Politpersonal aufmerksam gemacht hat? Es müsste doch ein "gefundenes Fressen" für ihn sein.
    Hoffen wir, dass nun endlich Konsequenzen folgen:
    Ein neuer Intendant, ein Austauschen von Frau Bauer und des so unfähigen und unwilligen Verwaltungsrats wären das Mindeste! Beate

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    1. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Ohne die Presse als Verbündeten war jede Eskalation zum Scheitern verurteilt. Drei Dramaturgen brachen das Schweigen, die Presse hatte endlich klare Aussagen in den Händen, konnte berichten und löste eine Lawine aus. Daß jezt alle nachziehen, ist genau der richtige Zeitpunkt ;-)
      Bei Politikern ist es doch so: jeder sitzt irgendwo in einem Rat oder hat einen Aufsichtsposten. Da herrscht Waffenstillstand und zwar solange, bis es nicht politisch verwertbar ist. Bei wem es überkocht, hat den Schwarzen Peter.

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    2. Schwarzer Peter ist ein passender Name.

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  4. http://www.scharf-links.de/151.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=74424&tx_ttnews[cat]=39&cHash=b0a66a1464

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    1. Vielen Dank! Der früher am Badischen Staatstheater als Schauspieler und im Personalrat tätige Michel Brandt, der aktuell als Bundestagsabgeordneter der SED-Nachfolgepartei Die Linke in Berlin ist, hat bei obigem Link Stellung bezogen. Allerdings identifiziert er nur aus der zu erwartenden dogmatischen Sicht generell-strukturelle Gründe, erhärtet die Vorwürfe gegen den Verwaltungsrat und ignoriert den dominanten Beitrag des Generalintendanten zur Affäre. Irgendwie ein Mogeltext, rote Farbe bekennen, ohne wirklich Stellung zu beziehen.

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