Donnerstag, 9. Juli 2020

Patriarchendämmerung (5)

Enthüllungsskandale noch und nöcher (1)
Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Journalisten, die ihren eigenen Enthüllungsskandal über Intendant Peter Spuhler veröffentlichen wollen, treffen in Karlsruhe auf eine Fundgrube von intendantischem Fehlverhalten, der Personalrat soll 65 gesammelte Zeugenaussagen zu diversen Vorfällen haben. BNN-Redaktuer Andreas Jüttner, der alles ans Licht brachte, kann sich noch einige Zeit mit den besonders schweren Fehlverhalten beschäftigen und berichten. Der technische Direktor Ivica Fulir ist ein guter Kandidat für einen Folgeskandal: er bekam anscheinend seinen Job vom Intendanten ohne Ausschreibung zugeschustert, bessere Kandidaten wurden gar nicht erst gesucht oder konnten sich nicht bewerben. Was sagt dazu die zuständige Anti-Diskriminierungs-/ bzw. Gleichstellungsbeauftragte? Wurde hier gemauschelt?
Und stimmt es, daß der Intendant Frauen diskriminierte, weil sie durch die Wechseljahre bedingt angeblich schlechter leisten könnten und deshalb weniger verdienen? Die Gehaltskürzung ist belegbar, die frauenfeindliche Begründung auch? Bekamen auch Männer weniger Geld, wurden also beide Geschlechter gleichberechtigt gekürzt oder willkürlich? Das wäre ein Skandal, der unabhängig von allen anderen einen Shit-Storm rechtfertigt. Also liebe Journalisten, Sie suchen einen berichtenswerten Skandal? Rund um Intendant Spuhler finden Sie ihn! Und es gibt noch mehr, Boris Kehrmann hat sich erneut zu Wort gemeldet:
 
Enthüllungsskandale noch und nöcher (2)

Auf der Theaterseite Nachtkritik (hier) gibt es zahlreiche Kommentare zu Intendant Spuhler und sein Badisches Schikanetheater, viele davon eine grundsätzliche Diskussion über übergriffiges Theater ohne interessanten Bezug bzw. teilweise abschweifend. Zwei Anmerkungen scheinen jedoch von Boris Kehrmann persönlich zu stammen. Er bezeichnet den Vorgang als "politischen Skandal" und lenkt die Aufmerksamkeit auf vertuschende Politiker:

"Die Vorsitzende und der Stellv. Vorsitzende des Verwaltungsrates des Staatstheaters Karlsruhe, Kunstministerin Theresia Bauer und OB Dr. Frank Mentrup, haben jahrelang zugesehen, wie die MitarbeiterInnen des Staatstheaters Karlsruhe malträtiert wurden, alle Untersuchungen unterdrückt, alle Fälle vertuscht. Die Liste der jährlichen Motionen des Personalrats seit 2012 an die politisch Verantwortlichen ist beim Personalrat des Staatstheaters anzufordern."

OB Dr. Mentrup hat am 6.12.2020 Bürgermeisterwahl. Über die Verfehlungen von Kunstministerin Theresia Bauer unterrichtet Wikipedia. Also muss die Peinlichkeit schnellstmöglich unter den Teppich gekehrt werden. Wie seit 9 Jahren. (...) Ein Appell an Frau Bauer ist also so zielführend wie einer an den Dorfrichter Adam. Die Causa ist ein Lehrstück darüber, "wie man in der Bundesrepublik Präsident wird". Und wenn man sich weiter mit den Vorgängen in Stadt- und Verwaltungsrat beschäftigt, wird's zur Operette.
Das Karlsruher Streichkonzert steht kommenden Herbst an, da die Stadt 200 Mio Minus gemacht hat und dem Staatstheater ein Drittel seiner Jahreseinnahmen weggebrochen ist. Die Schuld am Streichkonzert wird uns DramaturgInnen dann in die Schuhe geschoben werden.
(...) Aber das Interessante daran ist schon gar nicht mehr die Causa Spuhler
Herzliche Grüße
Boris Kehrmann
"

Nun geht es also an noch mehr Eingemachtes. Mentrup und Bauer wußten sehr wohl Bescheid? Hat man den Oberbürgermeister bei einer Lüge ertappt?

Die Rache der Kulturpolitiker
Der Stadt Karlsruhe unter ihrem Oberbürgermeister Mentrup fehlen Millionen, das Theater macht Ärger - man dürfte sich nicht wundern, wenn Spuhlers Abgang mit einer Spartenschließung bestraft wird. Tschüß Schauspiel! Tschüß Volkstheater!, denn Orchester, Chor und Oper werden nicht  angerührt, nur verkleinert und das Ballett ist zu beliebt. Corona wird als Ursache genannt werden, Auslöser wird der Ärger sein, der manche nichtstuende Politiker durch den Enthüllungsskandal hatten, es trifft wie immer die Mitarbeiter, so oder so. Dann wäre die Herunterspuhlerung des Theaters doch noch am Endziel angekommen. Aber das ist nur ein mögliches und sehr düsteres Szenario der zunehmenden Verwahrlosung.

2 Kommentare:

  1. Arbeitsklima :
    Es gibt nach 25 Zugehörigkeitsjahren ein kleines
    Dankeschön inform von Blumenstrauß,Händedruck usw.
    Auch wenn jemand in Rente geht,bekommt man das.
    Fakt ist : die Danksagung findet "oben" statt,also
    bei der Leitung und (wer hätte es geahnt) - da geht
    niemand mehr hin.
    Man macht frei oder ist nicht zu finden,während nach
    einem gesucht wird.
    Mit "oben" möchten die Meisten nichts mehr zu tun haben.
    Aber - trotz dieser jahrelangen Mißhandlungen
    und Ignoranz - alle Mitarbeiter geben bei jeder
    Vorstellung ihr Bestes,dafür hat das Publikum bezahlt.

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    1. Vielen lieben Dank für dieses Stimmungsbild. Das Badische Staatstheater braucht den Klimawandel.

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