Das Badische Staatstheater erwartet anscheinend ein Wunder. Generalintendant Spuhler verlängert die Unterbrechung des Vorstellungsbetriebs sage und schreibe um zwei Wochen bis zum 3. Mai. Der Bund hat zwar angekündigt, daß Großveranstaltungen bis Ende August nicht stattfinden dürfen, aber anscheinend scheinen die Theaterverantwortlichen bzgl. des Corona-Virus an Hysterie oder Fake-News zu glauben.
Oder geht es nur ums liebe Geld, bekommt der spitzenverdienende Generalintendant eine erfolgsabhängigen Vergütungsanteil, auf den er nicht verzichten mag? Wenn die Theater wieder öffnen, muß man den Zuschauern keine Gelder zurückerstatten, wenn sie aus gesundheitlichen bzw. präventiven Gründen auf eine Vorstellung verzichten. Oder will der Intendant nur kleinformatige Vorstellungen mit wenigen Zuschauern auf Abstand ermöglichen? Doch wieso soll man wetteifern und schnellstmöglich den Infektionsherd Theater wieder öffnen? Will man über Leichen gehen, um eine falsche Normalität herzustellen? Es wirkt nicht zum ersten Mal wie eine Realsatire, wenn die Intendanz aus dem Elfenbeinturm sich ihre eigene Sicht zusammenreimt. Das Lavieren geht weiter, das Rendezvous mit der Realität könnte ein harter Aufprall werden.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
Lieber Honigsammler,
AntwortenLöschenhier tun Sie der Intendanz ausnahmsweise Unrecht. Herr Spuhler tut letztlich auch nichts anderes als seine Kollegen in Heidelberg, Mannheim, Stuttgart, Freiburg, etc - nämlich auf eine verlässliche Aussage der Kunstministerin hinsichtlich der Definition "Großveranstaltung" warten. Derweil muss sich der landesweite Theaterbetrieb von Pressekonferenz zu Pressekonferenz hangeln, da er nicht eigenmächtig die Pforten schließen kann.
Ob Herr Spuhler den Ernst der Lage wirklich begriffen hat, darf man dennoch bezweifeln. In einer Videobotschaft zu Ostern auf der Facebook-Seite des Badischen Staatstheaters stehen er und der kaufmännische Leiter quasselnd nebeneinander als sei die Welt in bester Ordnung. Nach der Vertragsverlängerung bis in alle Ewigkeit amen ist sie das für ihn wohl auch.
Vielen Dank Herr Kaspar, Sie haben recht, der Intendant muß sich an die Vorgaben der zuständigen Ministerin halten und kann nicht die Saison beenden. Aber wie Sie schon richtig bemerkt haben, man scheint noch nicht in der Realität angekommen. Aus der Baumeisterstraße hört man spöötisch, daß der Intendant anscheinend der erste sein will, der das Theater wieder öffnet. Die Proben laufen teilweise schon wieder (virtuell) und der Intendant will nun anscheinend den Probenbetrieb durchsetzen und zumindest eine Art Kleinbetrieb erreichen. Man könnte meinen, die Politiker mit ihren Warnungen ("wir sind erst am Anfang, Fallzahlen könnten schnell wieder steigen") übertreiben. Statt Aktionismus und Ungeduld sollte der Intendant eher Rück(sicht)nahme und Besonnenheit kommunizieren.
LöschenDas Ministerium gibt die Zeit durch,Hr Spuhler gibt das nur weiter.Das Armselige : leere Bühne,Nebel,eine Sängerin erscheint,schmettert eine Arie,verschwindet in der Dunkelheit,zu sehen im Internet,eigentlich mit den Vorschriften kein Problem,nur _ die Marketing Abteilung und Kreativköpfe mal wieder null Plan,gerade jetzt wäre eigentlich die Stunde, Kreativität auszuleben,oder ? (natürlich nur im Internet ,aber selbst da geht ja live stream)
AntwortenLöschenVielen Dank, die Kreativität kopiert man sich von anderen, originell ist bei dieser Intendanz meines Erachtens gar nichts. Aber die Kreativköpfe anderswo scheinen von dieser Situation bisher überwiegend überrascht und planlos. Haben die Originellen keine Ideen, fristen die Kopisten ein trostloses Dasein.
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