Donnerstag, 16. April 2020

Frühzeitiges Spielzeitende

Keine Rückkehr zur Normalität in Sicht
Manch aufmerksamer Theaterbesucher sieht ja die Intendanz von Peter Spuhler als quälend langsame Theaterabwirtschaftung. Dem heruntergespuhlerten Theater kommt das Covid-19 Virus nun zuvor, die Politik untersagt Großveranstaltungen bis Ende August, das Badische Staatstheater sollte nun schnell die Spielzeit offiziell beenden und so bitter das insbesondere für die vielen Angestellten und Mitarbeiter auch ist, die Aussichten für den Beginn der Spielzeit 2020/2021 sind nicht besser. Es gibt noch skeptischere Stimmen, ein Professor der Leopoldina sieht die Öffnung der Theater erst 2022!
  
Wer Corona besiegen will, müßte langfristig (bis zur Verbreitung eines Impfstoffes) die bundesdeutschen Grenzen schließen und weitere Wochen strikte Kontaktsperren verhängen, um Infektionsketten rigoros zu beenden. Die Politik hat sich nun für eine teilweise Lockerung entschieden, Infektionsketten werden bestehen bleiben, das Fahren mit angezogener Handbremse bedeutet bestenfalls ein Einfrieren des Status Quo. Sobald die Ansteckungsquoten wieder steigen, fängt alles von vorne an. Großveranstaltungen, Kinos und Theater bleiben geschlossen. Wer will auf absehbare Zeit mit hunderten anderen Besuchern in eine Theatervorstellung, wenn eine realistische Chance für eine Infektion besteht? Welcher Politiker will das zulassen? Diese Spielzeit ist vorbei, wird die kommende im Herbst überhaupt beginnen können?

Zeit zur Abonnement-Kündigung?
Einige Abonnenten werden demnächst mehr Gutscheine haben, als sie in der kommenden Saison einlösen können. Das Badische Staatstheater muß dringend die Gültigkeitsdauer der Gutscheine verlängern; aktuell sind sie meistens bis zum Ende der kommenden Spielzeit einzulösen, sonst verfallen sie. Wer kein Geld verschenken will, der kommt aktuell nicht an einer Kündigung der Abonnements vorbei. Es wird Zeit, daß das Badische Staatstheater über seinen Schatten springt und die treusten Besucher nicht verscheucht. Gutscheine sollten bis Ende 2023 gültig sein, Abos sollten in der kommenden Saison ruhen, falls der Saisonbeginn im Herbst ausfällt und Gelder dann zurückerstattet werden. Sonst wird nicht nur ein Abo, sondern auch der Vorverkauf zum finanziellen Risiko, auf das man nur mit Verzicht reagieren kann.
NACHTRAG 16.04.20 : Das Badische Staatstheater hat gerade reagiert, Gutscheine werden auf die noch ausstehende Abo-Rate angerechnet. Man zahlt als Abonnent also nicht für ausgefallene Vorstellungen. Allerdings laviert man noch mit dem Spielzeit-Ende und will sich nicht eingestehen, daß es keinen Sinn ergibt, auf weitere Vorstellungen in den nächsten Wochen zu hoffen.

Spielzeit-Vorschau 2020/2021 unter Vorbehalt
Das Problem der Spielpläne wird durch die entfallenen Premieren eine neue Herausforderung für die Saisonplanung werden, wenn der Betrieb wieder startet. Intendant Spuhler hat die Leistungsfähigkeit des Theaters geschwächt, die für die kommende Spielzeit geplante Rossini-Oper Wilhelm Tell  soll die heruntergespuhlerte Karlsruher Oper peinlicherweise nicht stemmen können. Wie man hört, hat man stattdessen anscheinend Rossinis einfacher zu besetzenden Barbier von Seviglia aus einer anderen Stadt eingekauft. Doch angesichts Corona sind alle Programmplanungen offen, manches wird noch entfallen oder verschoben. Man hat sich als Abonnent bereits daran gewöhnt: man kauft die Katze im Sack. Wer sein Abo in die nächste Spielzeit verlängert, sollte zumindest nicht mit weiteren Gutscheinen rechnen müssen, sondern sein Geld zurück bekommen, wenn Vorstellungen virusbedingt ausfallen.

Solidarität - nur mit wem?
Der Staat stellt hunderte Milliarden für die Bewältigung der Corona-Krise zur Verfügung. Der von manchen unaufrichtigen Politikern gerne vermittelte Eindruck der unendlichen Liquidität, die im Zweifelsfall durch einen kleptokratischen Steuerstaat, Ausplünderung von Vermögen und Enteignung der Sparer durch Niedrigzinspolitik aufrecht erhalten werden soll, könnte nun bald an seine Grenzen kommen. Auch die Illusion des deutschen Wohlstands, um die vergemeinschafteten Schulden der EU den Bundesbürgern aufzulasten, wird weiter entlarvt. Solidarität bedeutet gerade nicht, für die Versäumnisse und das Unvermögen anderer verantwortlich zu sein. Wem ist also wie zu helfen? Viele Künstler werden geraume Zeit von sehr wenig leben müssen. Und auch die Theater werden voraussichtlich in den Strudel der bevorstehenden Verteilungskämpfe gezogen. Deutlich weniger neue Produktionen könnten die Folge sein, eine Ausdünnung und mancher Kahlschlag wären die Folgen. Die selbstbeweihräucherte deutsche Wohlstandsillusion könnte enden. Bundesbürger haben ein geringeres Vermögen als bspw. Italiener und Franzosen, 41% der Bundesbürger haben kein nennenswertes Vermögen, denn die deutsche Politik fördert Aktien- und Immobilienbesitz nicht ausreichend, vielmehr wurden aus ökologischen Gründen lange Jahre Bauflächen knapp gehalten, die Preise durch Energieauflagen nach oben getrieben und durch viel zu hohe Zuwanderung der Immobilienmarkt überlastet. Wo wohnen unerschwinglich wird, hat die Politik die Hände als Ursache im Spiel, alles andere sind Symptome. Auch Strompreise und Abgabenquoten sind überteuert und obwohl die Steuereinkünfte sprudelten, reduzierte man nicht die Last der Bundesbürger. Stattdessen spielen sich Politiker als Wohltäter und Gönner auf und kündigen an, noch mehr Vermögen von ihren Bürgern zu fordern bzw. weitere Schulden zu machen oder von anderen zu übernehmen. Der größte Nettozahler der EU, der über diverse Rettungsschirme gigantische Haftungsrisiken trägt, soll noch mehr Last tragen, weil andere Länder ihre Bürger nicht um ihr Vermögen bringen wollen. Die Europa-Illusionen und das Reichtumsmärchen könnten demnächst bruchlanden, im Kulturbereich scheint es frühe Opfer zu geben. Die Politik scheint in dieser Hinsicht keine andere Wahl zu haben als mit angezogener Handbremse die Fahrt fortsetzen zu wollen.