Das Personalkarussell dreht sich im Stagnationsmodus
Nicht nur Intendant Peter Spuhler fristet sein wohl viel zu großzügig vergütetes Gnadenbrot am Badischen Staatstheater. Die Operndirektorin bleibt nun also doch, man erwartete den vierten Operndirektor im zehnten Jahr der düsteren Intendanz, doch es fand sich wohl kein Nachfolger, der sich bereit erklärte, kurzfristig die heruntergespuhlerte Karlsruher Oper zu übernehmen. Der Intendant scheint keine andere Wahl gehabt zu haben, als sich mit der Operndirektorin zu einigen, Nicole Braunger bleibt im Amt und kann nun hoffentlich ihre Chance ergreifen, der Karlsruher Oper wieder mehr Leben einzuhauchen. Doch nicht nur Nicholas Brownlee ist weg, auch Rodrigo Porras Garulo gehört nicht mehr zum Ensemble. Man kann den jungen Sängern mit Zukunftsperspektive anscheinend nichts bieten, die Stars kommen in die Jahre und keine Verjüngung ist in Sicht, der Oper fehlen neue Hauptrollensänger und das Programm dazu. Doch das scheint nicht die einzige Auffälligkeit:
Es gibt nun übrigens eine neue stellvertretende Operndirektorin: die kalifornische Sopranistin Rebekah Rota, die zuvor drei Jahre an den Landesbühnen Sachsen Referentin zum Operndirektor war.
Wann gab es am Badischen Staatstheater schon so viele Fluktuationen und
Personalwechsel wie unter dieser Intendanz? Der Intendant hat kein
glückliches Händchen für Personalentscheidungen, die in seinem
Einflußbereich liegen. Und als auch aus dem Theater polemische Gerüchte drangen, daß manche Einstellung weniger der Kompetenz und eher der
sexuellen Orientierung geschuldet sein könnten, schien es, als ob man
die Flucht nach vorne ergriffen hätte, indem man nur noch Frauen in
Führungspositionen einstellte und das medienwirksam aufblähte. Doch auch
das wollte nicht richtig funktionieren. Noch nie wirkte die Ein-Mann-Führung durch einen Generalintendanten so altmodisch, miefig und überkommen wie unter Peter Spuhler.
Neues bei Sängern und Schauspielern
Der Abgang von Nicholas Brownlee und Rodrigo Porras Garulo sind herbe Verluste, auch Agnieszka Tomaszewska, Cameron Becker und Edward Gauntt sind weg. Neu im Ensemble sind der junge Schweizer Bariton Aeneas Humm, Bariton Merlin Wagner, der aus Kiel nach Karlsruhe wechselnde Bariton Tomohiro Takada und Bassist Nathanaël Tavernier. Ansonsten gilt: die Senioren müssen es retten, die Stars der Karlsruher Oper sind fast alle im zweiten oder dritten Jahrzehnt in Karlsruhe. Ein Armutszeugnis für Intendant Spuhler und seine Operneinsparungen.
Neu im Schauspiel sind Frida Österberg anstelle von Anna Gesa-Raija Lappe (schade, daß sie geht) sowie Andrej Agranovski und Caspary Campbell anstelle von Sven Daniel Bühler und Alexander Küsters.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
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@outis: Vielen Dank für die Info. Dann klappt es beim nächsten mal ;-)
AntwortenLöschenEs ist schon ein Irrsinn sondergleichen. Wie soll, wie kann eine Führungskraft nachhaltig wirken, wenn unentwegt Posten neu zugeschnitten und Zuständigkeiten neu verteilt werden? Aber ich fürchte, hinter dieser Methode des "divide et impera" steckt System. Man muss dabei gar nicht einmal an die Polykratie-These von Eberhard Jäckel denken. Ein Blick ins aktuelle Weiße Haus tut es auch. Aber was ist auch von einem künstlerischen Schreibtischtäter denn anderes zu erwarten?
AntwortenLöschenVielen Dank Herr Kaspar. Meines Erachtens haben Präsident Trump und Intendant Spuhler etwas gemeinsam: beide sind für mich Figuren in einer Sittenkomödie, in der sich die Figuren alles so hindrehen, wie es für sie gerade von Vorteil ist. Der Philosoph Peter Sloterdijk beschrieb in diesen Zusammenhang eine Formenreihe des falschen Bewußtseins, die auch hier zur Anwendung kommen könnte: Irrtum - Lüge - Ideologie.
LöschenDas Staatstheater muss vergrößert werden.
AntwortenLöschenDamit Platz geschaffen wird.
Für die Stellenanzeigen.
Wegen der Fluktuation.
Neben Nicholas Brownlee haben Rodrigo Porras Garulo (künftig Ensemblemitglied in Hannover) und Cameron Becker (künftig freischaffend in den USA) gekündigt. Agnieszka Tomaszewska muss leider gehen. Edward Gauntt geht in Rente.
AntwortenLöschenVielen Dank für die Info. Auch Tenor Andrea Shin wechselte 2015 von Karlsruhe nach Hannover. Es ist etwas her, daß ich in Hannover in der Oper war, aber damals waren das eher enttäuschende Eindrücke und die heruntergespuhlerte Karlsruher Oper scheint an Konkurrenzfähigkeit eingebüßt zu haben.
LöschenHinter den Kulissen wird auch gekündigt. Auch innerlich. Früher war Lametta.
AntwortenLöschenDer Fisch stinkt vom Kopf .....
LöschenWarum geben wir so einem stinkenden Fisch, soviel Raum in unserem Leben?
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