Donnerstag, 19. November 2020

Abrücken aus politischem Kalkül?

Beim SWR kommentiert Marie-Dominique Wetzel kritisch den langen Weg bis zur politischen Einsicht von Ministerin und Oberbürgermeister in die Realität und der Vertragsauflösung mit Peter Spuhler:

"Endlich haben sie verstanden, daß er nicht mehr tragbar ist, daß man auch als Generalintendant keinen Freibrief dafür besitzt, seine Untergebenen zu schikanieren. Endlich haben der Sozialdemokrat Frank Mentrup und die grüne Ministerin die Beschwerden der Theatermitarbeiter erhört und ernst genommen. Aber halt - ist das der wahre Grund, weswegen seine langjährige Fürsprecherin und Vertraute, Kunstministerin Theresia Bauer nun Peter Spuhler die Unterstützung entzieht? Oder hat die Ministerin inzwischen einfach gemerkt, daß die Krise am Badischen Staatstheater auch ihrem Image schadet? Und da hört die Freundschaft in der Politik bekanntlich auf. Da werden auch bisherige Günstlinge geopfert.

Und der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup - was hat ihn zu diesem plötzlichen Sinneswandel bewogen? Hat er nicht immer wieder betont, er sehe nicht, daß die Probleme am Badischen Staatstheater so gravierend seien, daß man den Generalintendanten absetzen müsse? Gerne würde man dem Oberbürgermeister glauben, daß er, wie er gestern sagte, bei den zahlreichen Gesprächen mit Theater-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern erkannt habe, daß Peter Spuhler das Vertrauen im Haus unwiederbringlich verloren habe und deswegen gehen müsse. Aber die Sache hat ein "G‘schmäckle", denn der Karlsruher Oberbürgermeister steht mitten im Wahlkampf und möchte am 6. Dezember wiedergewählt werden. Und sein bisheriges Krisenmanagement kommt bei vielen in der Stadt schlecht an. Die Gegenkandidaten haben in den letzten Tagen keine Gelegenheit ausgelassen, ihn deswegen zu kritisieren und versucht, sich selbst zu profilieren. Die Zeit drängte also, wenn es dem Oberbürgermeister noch etwas nützen sollte, daß er Peter Spuhler fallen läßt.
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Die Entscheidung ist dennoch richtig. Ich hätte mir allerdings gewünscht, daß sich Kunstministerin Theresia Bauer und Oberbürgermeister Frank Mentrup hinstellen und erklären „wir haben uns in Peter Spuhler getäuscht. Er hat seine Macht gegenüber seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausgenutzt. Und deswegen muß er gehen, denn wir nehmen unsere Fürsorgepflicht ernst.“ Doch solche Erkenntnisse und Eingeständnisse sucht man in der Pressemitteilung des Ministeriums und der Stadt vergeblich."

Der lesenswerte Kommentar findet sich hier auf den Seiten des SWR.